Mai – Juni 1941
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[Fortsetzung Blatt 126]
2. Mai 1941
Firma Cl. Recker hat bei der Auszeichnung der Betriebe eine lobende Anerkennung erhalten. Ortsgruppenleiter überreichte das Diplom. Mittwoch und Donnerstag, 30. April/1. Mai, kam Militär durch Glandorf (Beutewagen) nach Osnabrück – Gestern am 1. Mai alles ruhig, keine Flaggen, die Landwirtschaft durfte stillschweigend arbeiten, sonst Sonntagsruhe. Der alte Pille (Altbürgermeister) von Averfehrden, wurde gestern zur letzten Ruhe gebracht.
3. Mai 1941
Letzte Nacht hat es gefroren. Die Natur ist recht weit zurück. Die Pfirsiche fangen an zu blühen, sonst kein Obstbaum. Zunehmender Mond. Alles ruhig. Abschlußbesichtigung der SA. – Wehrmannschaften war am Sonntag, 27. April [Wort fehlt?] – Mehrmonatliche Ausbildung unter
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[Blatt 127]
Sturmführer Steinborn. – Jahrgänge 1900-[19]21. SA-Sturmhauptführer Lange nahm als Vertreter des Oberführers die Besichtigung vor.
5. Mai 1941 [?]
Alles ruhig, gestern Reichstag, Rede des Führers – Rechenschaftsbericht Griechenland-Jugoslawien. – Alles hörte, alles begeistert. – Nacht von Sonnabend-Sonntag (3.-4. Mai) hatte ich Nachtwache, Scheinwerfer [Richtung] Nordosten, Nachtjäger, – In Georgsmarienhütte sind die schwere[n] Flak nach Bielefeld-Minden. Hier sollen Nachtjäger arbeiten. In Georgsmarienhütte nur leichte Flak. – Gestern kam wieder Militär (Beutewagen) durch den Ort – Heinr. Sicking wieder krank, Brechdurchfall. –
6. Mai 1941
Gestern Abend Amtswaltertagung bei A. Herbermann. Etwa gut 80 Mann anwesend, ich habe Leitung. Wir tagen jetzt jeden ersten Montag im Monat. Ebenfalls war von der Samtgemeinde Glandorf die Abstimmung über Gemeinschaftsschule. Schwege hat dafür gestimmt, Sudendorf und Averfehrden dagegen. Schierloh und Westendorf kommen noch nach. – Die Ortsbauernführer hatten Besprechung wegen der neu kommenden serbischen Gefangenen. – Sollen [in] Averfehrden [in die] alte Schule, da die polnischen Gefangenen bei den Bauern wohnen.
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[Blatt 128]
Diese Brüder haben in Averfehrden gestreikt. Wollten nicht mehr arbeiten. Der Landrat hat sich schon ihrer angenommen. Fritz Runde, gebürtig aus Laer, wohnte bei Lückener in Westendorf, arbeitete auf der Georgsmarienhütte, hat sich in Füchtorf aufgehangen. 27 Jahr. – Grund noch nicht bekannt. – Nachmittags (gestern) kam bei Wolkenschicht ein Engländer über Glandorf her, Osnabrück war Alarm und Flak, sonst alles ruhig. Am Nachmittag war ich nach Iburg zur Ahnenforschung. (Iburg: Pastor Greis und Glane: Lehrer i[n?] R[uhestand ?]: Stratemeier). –
8. Mai 1941
Es ist alles still und ruhig. – Zurzeit kommt sehr viel Militär durch Glandorf – Richtung Münster oder Füchtorf nach Osnabrück. – Es ist kalt. Man muß noch Feuer haben. Letzte Nacht drei Grad Kälte. Die Pfirsich- und einige Kirschbäume fangen zu blühen an. – Am Sonnabend, 10. Mai, ist nach langer Zeit wieder erster Dienst des DJ1. Führer wird ein Fähnleinführer aus Osnabrück. Die JM2 arbeiten fleißig. Gestern, Mittwoch, 7. Mai, waren etwa 150 Mädel unter Führung
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[Blatt 129]
von Hilde Bergstermann, Glane, Gruppenführerin, angetreten.
9. Mai 1941
In der Heide haben am Sonntag verschiedene (halbwüchsige Schulkinder) die Hütten (Rindfutter usw.) beschädigt. Bei Bauer Ossege 400 Dachziegeln zerstört. Jetzt hat der Wachtmeister die Gesellschaft gestellt. (So Jürgens, elf Jahre, Bültemeyer [?], 13 Jahre, Nauber, 14 Jahre, Karl Heinz Börges, elf Jahre).
10. Mai 1941
Letzte Nacht überflog der Engländer unsere Heimat. In Georgsmarienhütte halbe Stunde Alarm, ebenso in der Nacht darauf. Flak in Münster 2 Uhr.
12. Mai 1941
Letzte Nacht um 1 Uhr zogen Flieger über Glandorf. Es wurde nicht geschossen, nur kein Mensch macht sich etwas daraus. Das Wetter noch immer recht kalt. Die Pfirsiche und Kirschen stehen nunmehr in Blüte. – Gestern war Reichsstraßensammlung, die HJ erhielten die Abzeichen für die Jugendherbergen. In den Schulen hatten wir den Bilderverkauf in Blöcken (zu je 2 RM. auf einem Block). Wir bekamen 91 RM herein. – Gestern Nachmittag kam ein Engländer unheimlich hoch über Glandorf. Konnte ihn im Glase gerade noch beobachten. In Münster und Füchtorf war noch Alarm.
13. Mai 1941
In letzter Nacht brannte unser Aschekasten vor dem
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[Blatt 130]
Küchenfenster. Ich wurde von anderen (Fräulein Rickers) geweckt. Haben fleißig gespritzt. Nach einer halben Stunde war das Kind vollständig aus. – Abends kamen die Nachrichten, daß der Stellvertreter der Führers, Rudolf Heß, vermißt ist. – Auf der Georgsmarienhütte und Osnabrück und Umgebung war gestern Morgen von 11–12 Uhr Alarm. Letzte Nacht hat es gefroren.
15. Mai 1941
Endlich in letzter Nacht etwas Regen. Nun wirds auch wohl wärmer werden. Heute bringen wir mit Upmann unsere Gemeinschaftsarbeit: Unser Dorf im Dienste der Seefahrt nach Osnabrück, Schloß, zur Gauausstellung des NSLB3 . – Gestern kam sehr viel Militär hier durch von Osnabrück über Füchtorf, Marine. –
16. Mai 1941
Gestern war Baurat und Schulrat hier, wir haben beraten, wo Kochküche und Werkraum hinsoll[en]. – Dann war ich mit Anne und Upmann nach Osnabrück, habe unsere Tafel zum Wettbewerb fortgebracht. Militär kam durch Glandorf – Richtung nach Osnabrück – Letzte Nacht Flieger über Glandorf, von 030-230 Uhr. – Keine Schießerei. In weiter Ferne, im Norden, Detonationen. – Direkt über unserem Hause stand gegen 030 Uhr eine
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Nationalsozialistischer Lehrerbund.↩
[Blatt 131]
Leuchtbombe. Mehrere nach Osnabrück zu. Der Engländer zog immer vollständig aus. – In Wellen von drei-fünf Bombern kreuz und quer, dann nach Westen (Hannover). Flakabwehr in Richtung Münster. – Abends 2030 Uhr bei Herbermann, zweiter Schulungsabend. Thema: Kolonien, Raum Weser-Ems in der Kolonialfrage. Redner: – Pg. Bergschneider, Iburg. – Besuch: 75 Mann.
17. Mai 1941
Heute morgen schoß gegen 645 Uhr Flak Richtung Osnabrück. In Georgsmarienhütte ist ein Hochofen geplatzt. (Beim Einfüllen soll eine Granate gewesen sein.) Zwei Mann tot, mehrere verletzt. – Gestern Mittag herrschte ein großer Schneesturm. Die Witterung ist recht kalt. Die Natur kommt nicht weiter.
Tagsüber kommen dauernd Engländer in großer Höhe und überfliegen Glandorf. Man hört sie am Motorengeräusch, im Feldstecher sind die Brüder auszumachen, mit bloßem Auge nicht. Richtung Bielefeld-Münster Flakfeuer. Hier steht keine schwere mehr. Kein Mensch macht sich etwas daraus.
19. Mai 1941
In Füchtorf fuhr ein Reichswehrsoldat gegen einen Baum, sofort tot. – Sonnemann, Warendorf, Weinhändler wurde von der Gestapo geholt. Gestern
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[Blatt 132]
tagsüber in großer Höhe Engländer. In der Nacht vorher nichts gegen 2330 Uhr. Gestern erster schöner Maientag. – Muttertag gestern.
Eine Verteilung der Kreuze für Mütter fand nicht statt, da die Bürgermeister die Sache verbummelt hatten. – Wir sammeln wieder Altmaterial. – Auch in Glandorf müssen die Wirtschaften einen Tag in der Woche geschlossen haben. Die Sache ist geregelt und geht abwechselnd. – Bis zum 20. Mai müssen alle Urlauber zurück sein. Es haben wieder mehrere einen Stellungsbefehl bekommen.
20. Mai 1941
Schönstes Maiwetter. – Wir sammeln in der Schule wieder Altmaterialien. – Sicking ist nach Lauenburg an der Elbe zum Kursus, zehn Tage, Flugmodellbau.
21. Mai 1941
Jetzt ist das Wetter warm und schön. Die Natur ist weit zurück. Die alten Leute erinnern sich nicht ähnlicher Fälle. 1846 soll es auch so gewesen sein. Kirsch- und Pfirsichbäume blühen noch. Apfelblüten kommen langsam. Viele Leute haben noch keine Kartoffeln gepflanzt. Es fehlt auch an Regen. – Wir sammeln wir [sic] Altmaterial. Große Mengen. – Von unserer Schule sind
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[Blatt 133]
zurzeit neun Väter der Kinder und 33 Brüder zur Wehrmacht eingezogen. – Es kommen in letzter Zeit viele Kinder aus den Städten Ruhrgebiet usw., besuchen unsere Schule, wollen bis Herbst bleiben, wegen Fliegergefahr. –
Vor 14 Tagen war Abstimmung in den einzelnen Gemeinden über die Umwandlung der Schule auf Gemeinschaftsschule. In Schwege einstimmig dafür, alle anderen Gemeinden einstimmig abgelehnt. Die Sache spielt nun weiter. Morgen läuft bei Herbermann der Film: Menschen, Tiere, Sensationen mit Harry Piel. – Heute morgen schoß in Osnabrück die Flak – Militär kam durch Glandorf Richtung: nach Füchtorf. –
22. Mai 1941
Heute ist Christi Himmelfahrt. Vor acht Tagen wurde durch Rundfunk und Zeitung bekannt gemacht, daß dieses Fest und Fronleichnam auf den nächsten Sonntag verlegt werden. Die kirchlichen Behörden gaben aber keine Anweisungen und wollten das Fest scheinbar nicht verlegen. Erst Nachmittag bekam Pastor vom Bischof die Nachricht das Hochamt und Nachmittagsandacht verboten, alles also wie am Alltag sei. Die Leute kamen heute feiertagsmäßig und alle. Dann wurde beim Evangelium die Nachricht vom Bischof bekanntgemacht, ebenso daß der
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[Blatt 134]
Kirchenbote verboten sei. – Kampf. – Man will scheinbar hier so eine Art Märtyrerstimmung erzeugen. – Heute ist Schule. –
23. Mai 1941
Gestern war eine Funkstation im Dorfe aufgebaut. Übung. Gestern Morgen schoß um 7 Uhr in Osnabrück die Flak. – Nachts hatte ich mit Piepmeyer und Stapel von 2–5 Uhr Flugwache. Es war nichts los, abends gegen 2230 Uhr Scheinwerfertätigkeit, scheinbar Übung. – 22. Mai lief bei Herbermann der Film: Menschen, Tiere, Sensationen mit Harry Piel. –
26. Mai 1941
Am 24. Mai schulfrei. Wettkampf der Jungmädel und Pimpfe. Die Turnlehrer konnten angefordert werden. – War mit Rintsche nach Münster. Sondermeldungen Fall Kreta. Große Freude. Kacheln gekauft. – Am Sonnabend ging auf dem Tie das Pferd von A. der Landwehr Schwege durch. Der Mann fiel vom Wagen, Rücken, Krankenhaus. – Am Sonntag kämpfte die HJ. – Sonst alles ruhig. – Gestern Nachmittag war bei Herbermann Lichtbildervortrag für die Frauenschaft. Es sprach Frohns über Polen.
27. Mai 1941
Eine wundervolle Pracht in den Gärten. Die Apfelblüte ist selten reich und schön. Tagsüber schön. Roggen steht klein,
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[Blatt 135]
es muß nötig Regen geben. Jahrgang [19]23 wird gemustert. Heute Morgen 545 Uhr waren wieder englische Aufklärer in großer Höhe über Glandorf. – Piepmeyer baut, der Keller ist fertig, morgen wird der Stall hochgebaut. Ebenfalls ist Upmann beim Umbau. Zwei Zimmer im Stall neu.
28. Mai 1941
Letzte Nacht kamen Engländer (3 Uhr) über Glandorf – Unsere Bismarck ist feindlicher Übermacht, nachdem sie die Hood versenkt hat, erlegen. Große Trauer.
29. Mai 1941
Gestern wurde in Füchtorf beim Schwesternhaus ein Blindgänger vom letzten Jahr gesprengt. Jahrgang 1923 ist heute von Glandorf zur Musterung. – Lehrer Sicking ist aus Nauenburg Elbe vom Kursus zurück. Gestern wurden unsere Altmaterialien abgeholt. Wir sind die Besten mit im Kreise.
Abgeliefert gestern:
305 kg Lumpen | = 18,50 | = 1525 P[unkte] |
300 " Papier | = 9,50 | = 600 " |
28 " Zink | = 1,71 | = 56 " |
2068 " Eisen | = 41,38 | = 2068 " |
500 " Blech | = – | = 500 " |
138 " Knochen | 4,14 | 414 " |
30 " Wolle | 9,0 | 150 " |
66 " Gummi | 1,32 | 132 " |
80,35 RM | 5473 |
Pro Kind 25 P[unkte] bei 228 Kindern. Hermann Recker hat nunmehr 2282 Punkte.
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[Blatt 136]
30. Mai 1941
Heute bekommen wir Ferien. Vom Freitag 30. Mai - Mittwoch, 4. Juni einschließlich. – Gestern ist ein Auto verunglückt. Bei Recklers auf der Laerschen Straße (gegen Baum, leicht verletzt der Fahrer, Wagen stark beschädigt.) – Seit gestern Regenwetter. Es wurde auch höchste Zeit.
2. Juni 1941
Am 31. Mai ist in Ostbevern ein deutsches Flugzeug brennend abgestürzt. Insassen tot. – In Münster und sonst werden die Lazarette freigemacht. – In Schwege und Mitte sind Serben. Körperlich kräftige Kerle. Von der Kultur nicht beleckt. Essen mit den Händen, Messer und Gabel kennen die Brüder nicht. In der einen Hand Brot, in der anderen Schwarzbrot. Butter kennen sie nicht. Als ihnen bedeutet wurde, daß sie aufs Brot Butter schmieren müßten, schnitt man sich eine Scheibe Butter ab, aß das Brot rechts und die Butterscheibe links. – Verständigung recht schwer. – Die Franzosen hoffen, daß sie bald frei werden. – Sonst alles ruhig.
4. Juni 1941
Heute Schulanfang, Augustin und Josepha sind heute wieder abgefahren. – Vorletzte Nacht waren die
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[Blatt 137]
Engländer da. – Wetter sehr schön. – Gestern waren etliche von meinen Schülern und [Schüler]innen nach Osnabrück zur Ausstellung. – Am ersten Pfingsttag kamen wieder Stellungsbefehle.
5. Juni 1941
Gestern mit Riese und Frau Upmann und meiner Änne nach Osnabrück zur Ausstellung ‚Seefahrt ist Not.‘ – Dann in Film von Janningh: ‚Ohm Krüger." Gewaltig. – Es kamen wieder Stellungsbefehle. – Gestern Musterung von Averfehrden Jahrgang [19]23. –
6. Juni 1941
Gestern Musterung (Schwege). – Vorgestern kamen von Osnabrück 1000 Franzosen fort. (Neu eingekleidet, jeder neuen Koffer. Ab Heimat. Alle älteren, – besonders Landwirte und Marine fort.) – Alles ruhig, trotzdem schöne, helle Nächte, der Engländer kann scheinbar nicht mehr.
9. Juni 1941
Montag. Gestern sollte hier ein Jungstammtreffen sein, die Iburger und Laerer kamen aber nicht. – Gestern Gewitterregen. – Engländer kam trotz Vollmond nicht.
10. Juni 1941 [?]
Gestern Amtswaltertagung bei Herbermann, Walter war dort, ich leitete. (60 Mann). In Schwege war im letzten Jahre Einquartierung. Panzer. Der Kompanieführer
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[Blatt 138]
hat in Afrika jetzt das Ritterkreuz zum EK4 erhalten. – Militär kommt durch. Glandorf nach beiden Richtungen. Alles ruhig.
11. Juni 1941
Letzte Nacht schoß in Münster die Flak. – In Iburg war Fohlenschau. Unsere Seidenraupen (0,5g) sind ausgekrochen. – Piesmeier hat die Scheune bis zum Dach hoch.
12. Juni 1941
Am 9. Juni wurde ein Engländer bei Borgloh von deutschem Jäger gejagt; dicht über die Baumkronen ging die Fahrt. In einem Gehölz ließ der Tommy drei Bomben fallen, zwei detonierten, ein Blindgänger. Nördlich von Osnabrück wurde er doch abgeschossen. Ein Sprengkommando kam zum Blindgänger bei Borgloh, man ging nochmal zum Wagen, um einen Maßstab zu holen, um die Tiefe und Lage der Bombe festzustellen. Da ging das Biest los. Glück gehabt. Franzosen kommen durch Deutschland. Syrien. – Militär Flak kam durch Glandorf. Richtung: Füchtorf.
13. Juni 1941
Letzte Nacht kam der Engländer in großen Mengen.
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Eisernes Kreuz.↩
[Blatt 139]
Schon kurz nach 23 Uhr begannen die Einschläge. Ich wurde um 130 Uhr aus dem Schlaf geschüttelt und glaubte, daß draußen welche an die Türen schlugen und weckten. Es war nur der Luftdruck, draußen war größter Betrieb.
Flak nur in Bielefeld, aber überall Leuchtbomben, viele zugleich, grelles Aufblitzen der Bomben und Brandbomben, immer mehr Flieger kamen, teils einzeln, teils in Geschwadern. Es schien, als wenn auch Jäger unterwegs waren. Bielefeld, Hamm und Münster bekamen ihren Segen. Nach Füchtorf hin schwere Bombenexplosionen, alles schüttelte sich.
Gegen 3 Uhr verzog sich der Laden. Alles ging aufatmend zu Bett. In vorletzter Nacht wurden Flugblätter abgeworfen. Nr. 2 in Zeitungsberichtform in Westendorf gefunden. In Füchtorf wurden auch Brandplättchen geworfen. (Die Schulen haben gesucht.) Auf dem Laudiek wurden Flugblätter gefunden. Bei Vormund und Deckriede fand man Brandplättchen. In Füchtorf fielen sieben Bomben, darunter drei schwere. Bielefeld soll 80 Bomben erhalten haben, Osnabrück fiel ein
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[Blatt 140]
Lufttorpedo. Haus in 40 m Entfernung wurde weggeblasen. Roggen 100m Durchmesser ist vom Erdboden verschwunden, die Erde ist schwarz.
14. Juni 1941
Letzte Nacht waren die Flieger auch hier, nicht so schlimm. Heute sammelt die HJ für den VDA5.
16. Juni 1941
In Bielefeld sollen vor drei Tagen 27 Tote sein. Erst redete man von mehreren Hunderten, 700. – In Münster wurden viele (27) Leuchtschirme von der leichten Flak abgeschossen. – Gestern nach Schledehausen. NSLB6 mit M. Körling Amtsleitertagung. Auto Kattenvenne, Bahn Os-Belm, Wanderung nach Schledehausen, Tagung, nach Wissingen Bahn – Auto zurück. – In Glandorf lief gestern der Film „Der Fuchs von I[rland"] (Irlandfilm). Guter Besuch. – Heute haben wir Altmaterial gesammelt, mit der ganzen Schule. – ungeheure Mengen – Gestern kam Nachricht, daß Heinr. Wördemann, Westendorf, auf Kreta gefallen ist. Hauptmann schrieb: Wollte einen Verwundeten zurückbringen und fiel dabei. War vor etlicher Zeit schon Unteroffizier, vier Jahre Soldat, alles mitgemacht. – Gestern Fronleichnam, in der Kirche Prozession,
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[Blatt 141]
da Umgang verboten. Der Bischof hat in Rulle wieder zu offen geredet und nun kommt mal wieder die Reaktion. –
7. Juni 1941
Flugblätter fanden wir in den Wiesen. Überschrift: Wer Haß sät, wird Rache ernten! – Heute morgen waren bei sehr warmem Wetter, unendlich hoch, mehrere Engländer hier. In Osnabrück starkes Abwehrfeuer und scheinbar auch Bombeneinschläge. –
18. Juni 1941
Gestern Haushebung von Piepmeyer Stall. – Engländer kamen diese Nacht wieder über Glandorf. – Auf dem Tie machte eine Abteilung mit Pferden länger Rast (von Soest nach Osnabrück). – Flugblätter kamen wieder vom Himmel (Dieselben von gestern).
19. Juni 1941
Gestern Feuerwehrübung in Schwege. – Auto auf dem Laudiek durch Schleudern umgekippt, Menschen nicht verletzt.
20. Juni 1941
Einige Serben kamen, Sonntag kommt der Rest. 25 sollten, 20 kommen, Wohnung: Averfehrden Schule. – Gestern Antrag auf Gemeinschaftshaus fertiggestellt. – Um 3 Uhr nachts schoß die Flak bei Münster. –
21. Juni 1941
Nach Osnabrück. Propaganda, sollen „Fröhlichen Dorfabend“ (Gesang und Kasper, Dosto Osnabrück [?]) veranstalten. Abgeblasen. – Flak kam durch Glandorf nach Osnabrück – Nachts Flugwache 23–3 Uhr. Es steht jetzt nur
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[Blatt 142]
mehr eine Wache, jetzt alle vier Tage dran, vorher doppelt. – Parolen: Stalin soll nach Berlin kommen. Berlin bereitet sich schon auf Empfang vor. – Nacht ruhig. – In weiter Ferne scheint (Rheinland) etwas los zu sein. – Regen fällt. – Man redet jetzt auch von Tanks, die auf dem Wasser fahren können. Die Klöcknerwerke sollen sehr viele Eisenkähne fertigstellen, die je zwei Tanks tragen können. Bei Kreta sollen die Tanks schon ausprobiert sein. –
23. Juni 1941
Montag. Gestern kam wie ein Blitz das Memorandum des Führers, Kriegserklärung an Rußland. Man redete in letzter Zeit viel von Krieg gegen Rußland.
Große Truppenzusammenziehungen im Osten. Eine Kriegserklärung an Deutschland konnte man nicht glauben, daß viel faul war, wußte jeder. Man hatte auf das Gebaren Rußlands Deutschland gegenüber kein Verständnis. Jetzt ist alles klar. Noch in letzter Zeit wurde von einem Besuch Stalins und Molotows in Berlin geredet, mit gewaltigen Vorbereitungen. Man verstand den Laden als Nationalsozialist einfach nicht.
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[Blatt 143]
Die Stimmung hier ist gut und zuverlässig und ruhig. Wetter recht trocken und heiß. –
24. Juni 1941
Gestern nochmal Materialsammlung. Ohman Dissen holte ab (siehe unten.) – Sehr warm, trocken, gießen. – Alles ruhig, nur Berichte der PK7 , sonst nichts. – Aber hohe Stimmung und zuversichtlich. – In Iburg gestern kleiner Brand in Stapenhorsts Scheune. – Flak kam durch Glandorf nach Münster. – Post und Paketsperre für Soldaten. –
25. Juni 1941
Vorletzte Nacht überflogen Engländer Glandorf, alles ruhig, letzte Nacht nichts los. – Gestern hitzefrei, heute auch, nach der dritten Stunde. – Kartoffelkäfersuchkolonnen eingeteilt, gesucht wird in Glandorf jeden Freitag, 16 Kolonnen, von 10–12 Uhr. – Heute nach Osnabrück zur Ortsgruppenleitertagung in der Handwerkskammer. – Unsere Küche und Kinderschlafzimmer tapeziert Landwehr Julius. – Gestern Requiem für den gefallenen Heinr. Wördemann. – Große Trockenheit. – Unsere Altmaterialsammlung erbrachte für den Monat Juni 1941 ganz hervorragende Resultate:
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Propagandakompanie.↩
[Blatt 144]
Wolle | 46 kg | 13,80 | ||
Kupfer | 166 kg | 498 Punkte | 4,98 RM | |
(828 + 46 Wolle) | Lumpen | 674 kg | 3370 " | 37,68 " |
Papier | 812 kg | 1624 " | 12,18 " | |
Buntmetalle | 96 kg | 288 " | 9,60 " | |
(5524 Eisen + 5800 Schrott) | Schrott |
11.324 kg |
11.324 " |
110,48 " |
Sonstige | 208 kg | 416 " | 4,16 " | |
13.280 kg | 17.520 [?] | 192,88 RM |
Bei 228 Schüler im Durchschnitt 76,4 Punkte.
26. Juni 1941
Gestern nach Osnabrück – Ortsgruppenleitertagung in der Handwerkskammer. – sehr warm. – Abends sehr schweres Gewitter, zog rings um Glandorf von Süd-Ost nach Nord. – Hier keinen Regen. – Alles ruhig – Noch keine Ergebnisse aus Rußland. – Engländer überflogen nachts den Ort. – Abends bei Börger RDF8-Versammlung. Habe Erklärungen für das 27. Juni Ehrenbuch NDF9 gegeben. –
27. Juni 1941
Gestern Kommission (Landrat, Kreisleiter, Beirat usw.) hier, um Platz fest[zu]legen für das Gemeinschaftshaus. – Heute erste Kartoffelkäfersucherei. Jeden Freitag von 10–12 Uhr. – Noch kein Regen, etwas kühler. Nachts Flieger in weiter Ferne.
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[Blatt 145]
28. Juni 1941
Warten noch immer auf Bekanntgabe der Erfolge im Osten. Noch kein Regen. – Unsere Gemeinschaftsarbeit: „Unser Dorf im Dienste der Seefahrt“ ist zur Reichsausstellung nach Köln gekommen.
30. Juni 1941
Hier alles ruhig. Gestern war alles am Radio, die Sonderberichte aus Rußland. – Große Freude und Selbstverständlichkeit. Stimmung groß. Vor drei Tagen war Kreisleiter, Landrat, Baurat hier. Gelände angesehen wegen Gemeinschaftshaus. (Vorgesehen: Kellinghausen, unser Spielplatz: neue Schule, rechts Füchtorfer Straße hinter Hörstkamp: Turnhalle und Sportplatz.) – Morgen Impfung. – Gestern Motorrad auf Iburg Str. gestürzt, Huhn ins Rad – gut gegangen – Die Idioten Pues (religiöser Wahn) und Vormund sind tot. Nachricht: Gestorben und verbrannt. Das Volk redet. – Vor Wochen starb Kahle (Sohn). Aus Glandorf nur mehr einer auf Anstalt: Vom Schneider Erpenbeck. – Gestern Rote-Kreuz-Sammlung. Plaketten: Heideröschen. Gesammelt: Arbeitsfront. – Militär kam durch Glandorf (nach Münster, Wagen) – Wetter kühl mit Regenschauer, zu wenig. – Bernh. Horstmann
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[Blatt 146]
ist an der russischen Grenze verwundet. Kopfstreifschuß Auge. Ist im Lazarett – Ostpreußen – Feldlazarett.
[Fortsetzung Blatt 146 folgendes Kapitel]
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