April – Juni 1917

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[Fortsetzung Blatt 261] 

2. April 1917 

Gestern war ich los mit Löhnung, Urlaubsscheinen usw. Es war großes Tauwetter, sodaß am Abend die Straßen Hand hoch voll Wasser standen, naße Füße. 35 km Marsch, da wird man müde. Zuerst ging es nach Sille1 über Bondomeier, Bataillons-Stab und weiter den Rennsteig nach Nollendorf-Lager. Wegen der Wölfe immer mit Gewehr gehen. Zweimal habe ich einen Wolf gesehen. In Merzendorf2 traf ich den General und in Skarbe3 werden das Soldatenheim und alle Bekannte besucht. Um 14 Uhr bin ich wieder in Sille4. In der Hindenburghalle ist bis 16 Uhr Konzert und nachdem ich noch bei Alfred Hoppe vorspreche, bin ich um 17 Uhr wieder im Hause.
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  1. Silene.

  2. Mencendarbe.

  3. Skurbeniesi.

  4. Silene.

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[Blatt 262] 

Und es regnet. Um 19 Uhr schlafen. Morgens gegen 8 Uhr greift Rußki beim Klemplatz an. 409. Schweres Feuer. Eine Stunde lang, denn Ruhe. Alle Bereitschafts-Kompanien sind alarmiert. Daß Rußki angreifen wollte, wußten unsere schon einige Tage vorher. Abgehorcht. In Skarbe5 und überall große Latrinenparolen. 30000–50000 Russen sollen am Staroczsee6 übergelaufen sein. In Kiel großer Krawall? Obs wahr ist? Nachmittags in Stellung. Auf der Düna ist schon blankes Wasser. Der Schnee schmilzt rasend schnell, der Dreck auf den Straßen steht hoch, doch nicht nur das blanke Wasser. Im Graben ist es nicht so schlimm. Wasser wird sofort ausgepumpt und Wege zum Abziehen werden gegraben. Die Unterstände lecken teilweise durch. Der Mond hat einen großen Ring, genau wie damals die Sonne. Die ersten Lerchen sind eingetroffen. Es ist wunderschönes Frühlingswetter.

3. April 1917 

Gegen 830 Uhr geht eine böse Knallerei los. Unsere Maschinengewehre, Rußki seine. Die Nachtposten, alles ist blödsinnig. Unsere schreien: "Rußki kaputt“, der schreit: "Germansky kaputt". Fünf Granaten setzt er uns herüber, vier sind Blindgänger. Hat sicher in die falsche Kiste gegriffen. Das Ende vom Lied, wir haben einen Schwerverwundeten und die 11. [Kompanie?] einen Toten.
Heute Morgen setzt dann ein mächtiges Schneetreiben ein, sämtliche Gefechtstätigkeit ruht. Ein Dreckwetter sondergleichen. Heute kommt meine Sache zum Klappen. Behrens schickt mich zum Hauptmann, der spricht wieder mit Behrens und ich darf als g.v.7 im Graben mit Dienst tun. Gefährlicher ists hier auch nicht, denn bisher lag
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  1. Skurbeniesi.

  2. Vermutlich die Bezeichnung eines Gewässers. Welches Gewässer Beckmann meint, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.

  3. Garnisionsverwendungsfähiger.

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[Blatt 263] 

ich 200 m hinter dem ersten Graben. Meine Aussichten sind gut, die Vorgesetzten sind mir freundlich gesinnt, ich geh zu Dammann im 1. Zug. Abends wird noch Klamau [sic] auf der Bude gemacht, die Nacht ist ruhig und es friert etwas.

4. April 1917

Los zum Graben. Komme zum 1. Zug, 3. Gruppe. Der beste Unterstand. Habe es dem Feldwebel zu danken. – Hurra – 10000 Russen gefangen. Sicher übergelaufen. Am Nachmittag wird gearbeitet, doch es setzt Regen- und Schneewetter ein, dann ists immer ungemütlich. Gegen Mittag setzt uns Rußki mehrere Granaten ins Gelände, doch man ist ja Kummer gewohnt. Habe mächtig Kohldampf und um 17 Uhr gibts erst Brot. Abends um 1830 Uhr gehts auf Posten. Doch die Nacht ist ruhig, es fällt Schuß. Im Schneegestöber ist der Graben bald matschig und stellenweise voll Wasser.

5. April 1917 

Nachmittags gibts bös Artilleriefeuer von Rußki. Wir sitzen zeitweise im Stollen, denn im Umkreis von 20 m sitzen nicht weniger als zehn Granaten. Schaden wenig. Mit einigen Unterbrechungen hält die gegenseitige Beschießung bis zum Dunkelwerden an. Abends kommt die Meldung. Österreich hätte den Russen den Frieden angeboten. Bei mondheller Nacht gehts auf Horchposten, es ist rechts und links etwas lebhaft, sonst sehr schön.

6. April 1917 

Karfreitag. Das wunderbarste Frühlingswetter, der reinste Karfreitagszauber; nur morgens und nachmittags Arbeitsdienst. Artillerie-Beschießung am Mittag, feindlicher Flieger, sonst nichts Neues. Abends auch Grabenpatrouille. Rechts ist Rußki ziemlich unruhig. Auf der Düna große Sprengungen, scheinbar von Rußki. Daß wir abends um 22 Uhr mit
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[Blatt 264] 

acht Mann mehrere Salven abgeben, unseren und Rußkis großen Schreck einjagen, fällt weiter nicht auf.

7. April 1917 

Arbeitsdienst und naßkaltes Wetter. Abends Grabenposten. Scheinwerfer. Auf der Düna große Eissprengungen, ebenso am 8. April 1917, am ersten Ostertag. Wir haben Tagesposten. Auf der Düna an der Ogermündung8 ist Treibeis, spült Rußkis Drahthindernisse mit weg. Da Rußki rechts an der Biegung noch mehrmals sprengt, gerät das Eis in Bewegung. Viel spült bis 2 m dick über bei Rußki an den Strand, wo die meterdicken Eisschollen sich aufeinandertürmen. Nach zehn Minuten ruht die Bewegung wieder und bleibt bis zum 9. April so.
Beim 1. Zug sind stellenweise die Gräben zusammengestürzt. Viel Arbeit den ganzen Morgen. Morgens arbeitet alles im Nebel auf Deckung. Munki, der Schrecken des Urwaldes, findet einen Totenkopf, setzt dem natürlich eine alte Soldatenmütze auf und pflanzt ihn am Eingang unseres Unterstandes auf, bis ihn ein Vernünftiger über Deckung befördert. Als wir abends die Horchpostenglocke nachsehen, bekommt meine Hose mehrere Löcher, doch Rußki ist ruhig. Die Nacht ist recht dunkel und schön.

10. April 1917 

Heute 24 Jahre. Den ganzen Tag arbeiten und abends auf Deckung. Rußki hat scheinbar seine erste Stellung auf Solen geräumt. Auf der Düna großes Eistreiben. Unheimlich schnell gurgelt das Wasser weiter. Die Ogerausbuchtung9 ist vollständig, viele Meter hoch, mit Eisschollen, die über [einen] Meter dick sind, verstopft. Unser erstes Bataillon hat seine Stellungen räumen müssen, das Wasser hatte in zehn Minuten alles überschwemmt. Abends kommt
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  1. Ogremündung.

  2. Ogreausbuchtung.

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[Blatt 265] 

Befehl, nicht mehr zu schießen, nur bei einem russischen Angriff. Dann schicken wir auch mit einem Granatwerfer Flugblätter über die Düna. Drei Granaten fallen ins Wasser, drei sind scheinbar übergekommen.

12. April 1917 

Der Hauptmann hält uns eine gehörige Pauke wegen der Zeichnung zur Kriegsanleihe. Es hilft, wir bekommen über 15000 Mk zusammen. Nun ist er außer sich, er will's wieder gut machen. Im Graben viel Arbeit an den Rückenwehren. Fliegerbeschießung. Weniger Brot, Flugblätter hinüber geschossen, die meist in die Düna gehen. Rußki tagsüber ziemlich ruhig, nachts das Gegenteil. Auf der Düna wunderbares Eistreiben. Heimweh, Läuse, Probealarm, abends auf Deckung, schönes Wasser, nachts noch kalt. Bin heute Abend recht blödsinnig, ich glaube, sehr nervös.

14. April 1917 

Die Zeit läuft. Gestern brachte ich an Dreck Löhnung fort, aber ein Dreck, unheimlich, unterwegs überrascht mich das erste Gewitter, in der Hindenburghalle in Sille10 ists gut. Um 19 Uhr bin ich zurück. Abends um 2015 Uhr Alarm. Der Horchposten hatte etwas gesehen, wo nichts war. In der Nacht haben wir Ruhe, von 6–8 Uhr wird der Graben gereinigt. Unsere Artillerie sendet Rußki mal einige wieder hinüber, ob wir auch bald wieder schießen dürfen? Rußki hat in der Ogermündung11 mehrere Boote zu Wasser gelassen (die Posten im Graben schießen mit Zielfernrohr-Gewehren).

15. April 1917

Rußki ist still. Er auf Deckung, wir auch, sind mit mehreren Mann bei hellem Tage am Ufer der Düna, kein Schuß fällt. Nur gegenseitige Artillerie-Ballerei, ebenso bei Nacht. Morgens holen wir eine dicke Birke als Brennholz vor unserer Stellung weg. Um 8 Uhr gehts zum Bataillons-Stab-Quartier zum

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  1. Silene.

  2. Ogremündung.

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[Blatt 266] 

Gasmasken prüfen. Als wir wiederkommen, ist alles auf Deckung. Rußki und wir, weiße Flaggen gegenseitig. Wir versuchen, einen Drachen steigen zu lassen, bis ein Schuß fällt, alle Illusion futsch. Fliegerbeschießung und wunderbares Eistreiben, doch hoffentlich ist bald Schluß. Wer hat kein Heimweh?

16. April 1917 

Gestern Abend Horchposten. Zuerst ists ruhig, nur das schönste Feuerwerk. Rußki hat nun auch französische Leuchtkugeln. Wir haben die erste Nachtwache[?]. Gleich darauf setzt er mit Maschinengewehrfeuer ein. Immerzu. Die Nacht ist stockfinster. Mittags ziehe ich um zur vierten Gruppe. Paßt mir erst nicht, aber man gewöhnt sich dran. Morgen soll ich den Gefreiten Eck nach Merzendorf12 zum Kriegsgericht bringen.

15. April 1917 [sic]13 

Um 530 Uhr gehts los. Unteroffizier Schwarz und ich bringen den Kerl (der vom Urlaub nicht wiedergekommen war) zur Sitzung. Diese war um 8 Uhr. Nach 1,5-stündiger Verhandlung (Verteidiger war der Divisions-Pfarrer) wurde er zu einem Jahr und sieben Monaten verdonnert, er sollte fünf Jahre [und] drei Monate haben. Dann gings zurück. Die Wege sind teilweise wieder recht gut, es ist das schönste Frühlingswetter. Zwischen Merzendorf14 und Nollendorf, bei einer Rast, greift mich eine Kreuzotter an. Wir erschlagen sie, ich schleppe das Biest mit.
In Sille15 wird Rast gemacht und gegen 16 Uhr sind wir wieder im Graben. Kohldampf. Abends auf Patrouille. Rußki setzt uns noch mit Maschinengewehren zu. Es ist nur schade, daß wir nicht schießen dürfen. Die Finger zucken oft. Die Nacht ist sehr dunkel, gegen 4 Uhr wirds aber allmählich, rückweise Tag. Eigentlich ist 6 [Uhr] ja erst 3 Uhr, denn wir haben doch wieder die Sommerzeit eingeführt.

18. April 1917

Heute morgens Arbeitsdienst. Allgemeine Ruhe. Rußki läuft viel über Deckung.
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  1. Mencendarbe.

  2. Vermutlich meint Beckmann den 17. April 1917.

  3. Mencendarbe.

  4. Silene.

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[Blatt 267] 

22. April 1917 

In den letzten Tagen ist nicht viel los gewesen, feindliche Artillerie, Flieger usw. Bin inzwischen zu den Knöpfen eingereicht. Nachts gewöhnlich Maschinengewehrfeuer. Gestern auf Horchposten. Sehr dunkel und still. Rußki war anscheinend besoffen. Er prölte die ganze Nacht herüber. Wir schießen noch nicht. Seit vorgestern große Latrinenparolen, sollen weg. Heute schon mehr, sollen nach links, nach 409. In der Kantine ist wieder Fleisch zu kaufen, aber recht teuer. Gestern den ganzen Tag Regen, heute das schönste Frühlingswetter. Und Ruhetag. Dienstag sollen wir fort. Die Landurlauber fahren in drei Parteien.

23. Mai 1917 

Heute gehts Schießen wieder los, morgen werden wir abgelöst. Das Wetter ist ungemütlich und auf Deckung darf sich keiner mehr sehen lassen. Da ich als Quartiermacher eher fort muß, werde ich mein Gepäck fahren lassen. Wir sollen in die reinste Sumpfgegend. Hoffentlich ist bald Schluß. Es ist unser einziges Tagesgespräch mit.

25. April 1917 

Morgens, nachdem ich noch mit auf Tagesposten stand, wir ein kleines Wettschießen machten, geh ich mit U[nteroffizier] Zimmer nach ordentlichem Spachteln nach dem Anhalter Bahnhof zum Quartiermachen. Große Mißstimmung, denn die Stellung ist zu naß, die meisten Unterstände sind halbversoffen. Die Kompanie[n] kommen erst 3 Uhr nachts. Ich hole noch Kaffee, dann wird gepennt. Tagsüber im Bunker. Man wünscht nur sehnlichst den Frieden, oder ich möchte gerne auf Urlaub.

26. Mai 1917

Arbeitsdienst und Gewehrappell. Aber unsere Bude haben wir schön gemacht. Und Holz, mindestens für 14 Tage geschlagen. Doch es wird nachts wieder kalt, denn wir haben zunehmenden Mond. Abends kommen nicht schöne Gefühle
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[Blatt 268] 

hoch, doch Musik vertreibt Grillen und bringt frohe Stimmung.

27. April 1917 

Bei uns ist ein Mann (Cants) verschwunden. Wo geblieben (Überläufer)? Nachmittags kommt Parole mit Rußland Sonderfrieden. Wers glaubt. Heute Morgen exerzieren, von morgen ab Arbeitsdienst.

1. Mai 1917

In den letzten Tagen Arbeitsdienst, Bäume schlagen für Schanzarbeit, die einen arbeiten vom Abend bis nachts, die zweite Partie bis zum Morgen. Das Wetter ist wieder winterlich, jeden Morgen Schnee und Eis, es ist morgens empfindlich kalt. Die Schneelast betrug gestern Morgen bis 15 cm. Doch am Abend ist alles geschmolzen und dreckig sind die Wege. Wieder Friedensgerüchte. Latrinenparolen, sollen fort usw. Die 6. K[avallerie] D[ivision?] rückt ab. Nun ist seit einigen Tagen Briefsperre bis zum 3. Mai, schade. Die Post kommt auch unregelmäßig an. Heute Morgen wunderbares Wetter, Flieger, Beschießung usw. Bekam gestern noch Kartoffeln aus dem geräumten Keller des Bataillons.

2. Mai 1917 

Nun bin ich ja Gefreiter, hat auch lange genug gedauert. Das reinste Aprilwetter. Andauernd nasse Füße, da wir immer im Sumpf arbeiten. Gestern Abend war Rußki mit seinen Maschinengewehren verrückt. Der Regiments-Kommandeur[?] hielt uns eine mächtige Standpauke, daß ein Mann übergelaufen sei.

3. Mai 1917

Exerzieren, denn um 17 soll Besichtigung sein. Parademarsch usw. wird gebimst. Von jedem Bataillon eine Kompanie. Das Wetter ist schöner. Führe die Essenholer. Kohldampf. Heute wird hoffentlich die Briefsperre aufgehoben. Bald soll's in Stellung gehen.

5. Mai 1917 

Kohldampf. – Kohldampf. Alles ist los, um zu fangen, zu jagen. Spechte, Krähen und Frösche, alles muß da-
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[Blatt 269] 

ran glauben. Auch Katzen und Hunde sind nicht sicher. In der Diga[sic?]16 sind scheinbar keine Fische. Im Sonnenschein läßt es sich schön liegen, gestern und heute, nur ab und zu einen Wagen voll Holz aufladen.

6. Mai 1917 

Sonntag. Wunderschön ist der Abend im Freien. Ein Gesumm und Gebrumm in der Luft. Alle möglichen Leute. Ein Käfer macht Töne wie eine meckernde Ziege. Bin heute Unteroffizier von Dienst. Es ist halber Ruhetag in der Kompanie.

7. Mai 1917 

Das Wetter schlägt um, es wird recht stürmisch. Ein großer Baum bricht krachend über dem Nachbarunterstand zusammen. Rußki schießt in den letzten Tagen oft mit Artillerie, bekommt aber von unserer Artillerie entsprechende Gegenantwort.

9. Mai 1917 

Gestern den ganzen Tag links schweres Feuer. Heute bei wunderschönem Frühlingswetter lebhafte Fliegertätigkeit. Die 12. Kompanie hatte heute Schlußbesichtigung. Post bleibt noch immer aus. Bekomme heute durch Zufall eine neue Hose. Es tat aber auch not, ein großes Loch riß ich noch eben im Drahtverhau. Heute Morgen fand ich nach längerem Suchen zwei Fasaneneier, schmeckten als Spiegeleier mit geräucherten Bratkartoffeln vorzüglich. Wir haben ja immer Hunger. Sonst immer dasselbe. Latrinenparolen jeden Tag und keiner glaubt sie mehr. Das Schreiben macht keine Freude mehr, wenn gar keine Post mehr ankommt. Urlauber fahren mehr wöchentlich drei. Wann ich wohl drankomme?

11. Mai 1917 

Hurra, heute gibts Geld, habs auch nötig, denn durch die Zeichnungen bin ich mächtig knapp geworden. Schönes Frühlingswetter. Gestern und heute eifrige Fliegertätigkeit. Brechen jetzt die alten Unterstände ab. Das
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  1. Möglicherweise ein Flüchtigkeitsfehler. Vermutlich meint Beckmann die Düna.

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[Blatt 270] 

Holz wird am Reiherstieg verw[endet]. Gestern auf erfolglose Hexenjagd. Vorgestern Abend Patrouille von der G[enesenden-]K[ompanie?] nach Rußki, um Flugblätter zu überbringen. Der inzwischen abgelöst. Folge: mit Handgranaten, Gewehr und Artillerie empfangen. Einer leicht verwundet. Noch keine Post. Gleich zum katholischen Gottesdienst. – Heute morgen soll Rußki unserem Drahtverhau einen Zettel herübergebracht haben, daß der Überläufer Cants infolge Augenschuß tot sei. Obs wahr ist? Gestern Abend ratterte auf der Düna dauernd ein Motorboot, von der Elsterstellung gut zu sehen.

12. Mai 1917 

Heute bekomme ich ein lang erwartetes Butterpaket und von Mutter die erste Karte mit der neuen Adresse. Viel Fliegerbeschießerei und uns werden Nachmittags- und Frühstücksgrüße vom Rußki eingeschenkt. Gestern beim Löhnungsappell alles bei der Schreibstube. Papa hält uns lange auf. Der Hunger ist so groß.

13. Mai 1917 

Heute Sonntag und Ruhetag. Habe meine Uhr reparieren lassen und hole sie von Borkowitz ab. Sonst vergeht der Tag in großer Gleichmäßigkeit. Starke Fliegerbeschießung. Die Sprengstücke sausen uns immer um die Ohren.

14. Mai 1917 

Wir bleiben vorläufig noch Arbeitskompanie, liegen 100–200 m hinter der ersten Linie. Die 12. geht heute Nacht in Stellung. Dort ist alles ruhig. Beim 1. Bataillon kommt alle paar Tage ein russischer Feldwebel und zwei Mann herüber. Gestern war er auch dort. Sonst immer dasselbe. Morgen solls ja mehr Brot geben. War heute auf Jagd. Nichts zu machen.

15. Mai 1917

Morgen ist regnerisch. Wir bauen Posten [?] und haben Akkord. Da sind wir bald fertig. Das Revier wird sauber gemacht. Die 12. Kompanie

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[Blatt 271] 

ging heute, 16., in Stellung. Es sollte mehr Brot geben. Essig. Latrinenparolen überall. Sollen nach Mazedonien, sechs Tage Verpflegung usw. – Der Tag stürmisch. Sonst überall ziemlich Ruhe. Morgen ist Christi Himmelfahrt.

17. Mai 1917 

Arbeitsfrei. Um den Hunger zu vertreiben, schläft Schulwitz den ganzen Morgen. Am Morgen Fliegerbeschießung. Tagsüber spuckt er uns allerlei mit seiner Artillerie ein. Nachmittags beim Lebensmittel holen kann er meine Kolonne scheinbar einsehen, er setzt uns einige Schrapnells hin, daß uns Hören und Sehen vergeht. Die russische Artillerie will mit Gewalt scheinbar Unterhaltungen der Infanterie mit uns unterbinden. Gestern, als Leutnant Meyer am russischen Graben sich mit Rußki unterhielt, leuchtete die russische Artillerie ihn [mit] Schrapnells heim. Morgens Konzert auf dem Wittenbergplatz, nachmittags war evangelischer Gottesdienst.

19. Mai 1917 

In den beiden letzten Tagen tadelloses Wetter. Eifrige Fliegertätigkeit. Früh morgens streift Rußki die Front ab, mittags und nachmittags läßt er sich nicht sehen, während unsere Flieger viel und zahlreich die russische Front und drüber weg aufsuchen. Heute Morgen kreiste er mit seinen Schrapnells einen unserer Flieger ein, ein Aufblitzen, langer, krummer Rauchstreif, steiler Absturz, richtete sich nach mächtigem Sturzflug nochmal auf, dann verloren wir ihn aus den Augen. Scheint den Russen in die Hände gefallen zu sein, da er weit jenseits der Front flog. Gestern ist von der 9. Kompanie ein Mann übergelaufen. Die Maschinengewehr-[Kompanie?] und 12. Kompanie je einen Verwundeten. Heute ist unser Hauptmann plötzlich perdu17 [?]. Man munkelt allerlei von dem.
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  1. Vermutlich für "per Du" oder aus dem Französischen für "verloren".

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[Blatt 272] 

Schwein (homosexuell).

20. Mai 1917 

Gestern war Ruhetag, das Wetter kühl und windig. Bekommen Leutnant Meyer als Kompanieführer und heute ging das Exerzieren los. Latrinenparolen, die wohl wahr werden? Innerhalb [von] drei Tagen solls fort. 405 soll hierbleiben. Entweder sollen wir nach Mitau oder weiter rechts in Stellung. Beim Russen ist gestern eine Veränderung gemeldet. Standen die Nacht über in Alarm. Meldete wohl die Abhorchstation. Flieger. Glimmholz.

22. Mai 1917 

Nun sitzen wir wieder in Nollendorf. Die Sache kam schnell. Wird nur Marschquartier sein. Letzte Nacht um 3 Uhr wurden wir abgelöst. Die beiden anderen Bataillone auch. Eins liegt in Salit18, das andere wohl in Skarbe19. 40920 [?] löste uns ab. Hier soll Landsturm hin. Hier in Nollendorf haben wir die alten Quartiere. Sollen nach den Parolen nach Gr. Eckan21 innerhalb drei Tagen. Müssen sehen, was wird.

23. Mai 1917 

Gestern Nachmittag eine Stunde Griffe kloppen. Appell. Abends bin ich bei den Leib-Garde-Husaren. Besuche die alten Freunde. An großen Feuern werden dann noch die verausgabten Kartoffeln gekocht. Um 23 Uhr kommt Marschbereitschaft, um 0 Uhr sogar erhöhte. Gegen 130 Uhr können wir uns zwar schlafen legen, die Alarm-Bereitschaft bleibt bestehen. Nach Meldung sollte Rußki gestern Abend angreifen, die Soldaten weigerten sich aber. Die Ablösung, Landsturm, trifft schon am Vormittag ein, meist erst Bagage. Eifrige Fliegertätigkeit. Der Russe wirft in Charlowitz22 drei Bomben. In den letzten Tagen hatte er mächtig gearbeitet. Bei der Elsterinsel schlug er eine Brücke. Die Division, die uns
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  1. Vermutlich eine Ortsbezeichnung. Welchen Ort Beckmann meint, konnte noch nicht abschließend geklärt.

  2. Skurbeniesi.

  3. Möglicherweise Infanteriedivision 409.

  4. Vermutlich eine Ortsbezeichnung. Welchen Ort Beckmann meint, konnte noch nicht abschließend geklärt.

  5. Vermutlich eine Ortsbezeichnung. Welchen Ort Beckmann meint, konnte noch nicht abschließend geklärt.

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[Blatt 273] 

angreifen sollte, ist schon zurückgezogen. Seit heute Nachmittag ist die Alarmbereitschaft vorläufig aufgehoben. Landsturm Bataillon 3 kommt. Alles in Bewegung.

25. Mai 1917 

Sonnige Tage in Nollendorf. Die Lage ist noch nicht geklärt. Abends bekommt der Russe von uns viel Kartusch[e]. Vorletzte Nacht sandte er den 13. Dragonern, die in unserer Bondomeierstellung liegen, 65 Granaten. An der Elster bekam unsere Ablösung 409 einen Volltreffer in den Graben. Ein bis zwei Tote, mehrere Schwerverwundete. Wir exerzieren, doch der Dienst ist nicht lang. Heute Vormittag 1,5 Stunden. Gestern Mittag entstand in unserm Lager ein Waldbrand. Hohe Heide. Das Bataillon griff von allen Seiten mit den kurzen Spaten das Feuer an, so schlugen wir es bald tot. Es hätte sonst schlimm werden können.

26. Mai 1917

Wundervoller Pfingstabend. Allenthalben holen wir Pfingstweiden, doch die Blätter sind erst oben heraus. Morgens ist dienstfrei, wie schön, wenn wir Pfingsten im Frieden feiern könnten. Ein russischer Kampfflieger besucht uns in großer Höhe noch am späten Abend und bekommt von unserer Artillerie viel Kartusch[e].

29. Mai 1917 

Pfingsten, das liebliche der Feste, ist nun vorüber, und es war es auch wirklich. An beiden Tagen dienstfrei, nur am zweiten mehrere Appelle. Nachdem wir unsere Unterstände mit frischem Grün geschmückt, kam das Fest näher. Schönstes Wetter, doch die Blätter der schmückenden Bäume sind erst Fingernagelgroß. Am ersten Tag ist Gottesdienst und ich habe Gelegenheit, meinen Osteon [?] zu halten. Flieger besuchen
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[Blatt 274] 

uns an allen Tagen, russische und deutsche. Unsere Abwehrgeschütze schießen jetzt auch mehr. Lorenzen wird V[izefeldwebel] und am folgenden Tag zum Offizier gewählt. Glück muß einer haben. Hauptmann Ebel, unser augenblicklicher Bataillons-Kommandeur, kennt seinen Vater gut. Abends gibts noch Suppe, tadellos. Die Mücken treten schon stark auf. Die Stiche häufen sich, und mancher, der im Hemd draußen saß, hat den Rücken voll. Heute Morgen hatten wir Ausmarsch, 15 km, nach Eser zu heraus, war sehr nett und mächtig staubig. Nachmittags wurde die Kompanie geimpft.

31. Mai 1917 

Das Leben dasselbe. Der Feldwebel macht mir Hoffnungen. Heute begann ein Einjährigen[?]-Kursus beim Oberleutnant Ratje. Gestern Abend war Probealarm mit Sturmgepäck. Wir besetzten die zweite Stellung. Vorher spielte ich beim Singen den Kapellmeister. Die ganze Kompanie im Halbkreis. Heute entlaust. Schade, daß wir nicht auch baden gingen im Esersee, wie angesagt.

1. Juni 1917 

Was läuft die Zeit? Morgens um 330 Uhr aus den Betten, um 430 Uhr steht alles auf dem Appellplatz. Marsch über Merzendorf23, rechts aber über die Höhen. Schöne Gegend, blühende Kirschbäume und der Roggen steht schon 10–20 cm hoch. Im Eserlager werden wir von Rußki beschossen. Eine schwere Granate setzt er gerade vor uns auch den Weg. Keine Verluste. Der Weg war nicht so staubig wie das letzte Mal.

3. Juni 1917 

Es ist mächtig warm, man wird schläferig [sic]. Wetter sonst schön. Gestern Abend Unterricht, heute dienstfrei. Mücken und Flieger. Nachmittags ein gelindes Gewitter.

4. Juni 1917 
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  1. Mencendarbe.

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[Blatt 275] 

Morgens um 4 Uhr hoch, zum Schießen auf der Uxküllschneise24. 150 m, Kopfscheiben, spiele den Schreiber. Es regnet die ganze Zeit und wir werden klatschnaß. Lernen für den Unterricht. Sonst nichts Neues.

6. Juni 1917 

Nach dem Unterricht um 16 gehts, wie allabendlich, mit Freund Hoppe spazieren. Gestern Morgen zum Handgranatenübungsplatz, dort führe ich einen Zug vor. Nachmittags ist Impfen. [Zweite] Typhus[-Impfung]. Dann hab ich beim Gefechtsexerzieren eine Gruppe. Hoffentlich bald mehr. Vom Impfen haben wir alle viel Beschwerden. Heute Morgen ein schweres Gewitter und starken Regen. Nachmittags gingen wir im Unterricht zum Vorpostenaufstellen nach Merzendorf25.

9. Juni 1917 

Vom 7–8. mittags war [ich?] auf Wache an der Tauentzienstraße. Wir insofern Druck, als das Regiment in Skarbe26 Besichtigung hatte, vor dem Divisions-Kommandeur. Morgens um 5 Uhr gings schon los. Hat gut geklappt, nur unsere 10. fiel auf. Steht noch in schlechten Ruf, der Lehmkuhlenreiniger hat den Rest gegeben. Dann gings gestern Abend noch zum Handgranatenplatz zur Übung. Heute Morgen hatten wir Besichtigung vom Regiments-Kommandeur. Klappte gut. Urteil lautete recht gut. Zum Dank sollen wir aus der Kantine jeder fünf Eier bekommen und heute ist noch dienstfrei. Schürer (aus Osnabrück) fuhr heute auf Urlaub. Hoffentlich komme ich auch balde dran.

12. Juni 1917 

In den letzten Tagen nicht viel Neues. Das Wetter ist warm. Sonntag, den 10., war dienstfrei. Gestern hatten wir Ausbildung im Gefechtsdienst, werfen mit scharfen
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  1. Ikskileschneise.

  2. Mencendarbe.

  3. Skurbeniesi.

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[Blatt 276] 

Handgranaten. Sonntagabend war ich mit mehreren Freunden auf dem Aussichtsturm. In der untergehenden Sonne lag wunderschön die Stadt Riga mit all den Häusern, Türmen und Schornsteinen, ein herrliches Bild. Sonnabendnachmittag machten wir im Unterricht eine schriftliche Arbeit.
Denke, daß ich sie gut gemacht habe. Heute Morgen war Besichtigung der Einj[ährigen?] durch den Mayor, Hauptmann, Kompanieführer, Leutnant Bauer, vom Regiment. – Leutnant Meyer ließ uns einen Zug vorher noch mal vorführen, eine gute Vorübung. Dann kam bei der Besichtigung jeder dran, ungefähr zehn Minuten. Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Hoffentlich die Herren auch und man kommt weiter. Die Sache dauerte bis Mittag. Den Zug stellte meine Kompanie und nach 11 Uhr die 11. Kompanie. Es ist wieder unheimlich warm und mit dem Stahlhelm war das lange Stehen nicht angenehm.

14. Juni 1917 

Mächtige Wärme. Gestern waren wir morgens und nachmittags zum Handgranatenplatz. Nachmittags Besichtigung durch den Regiments-Kommandeur. Fiel sehr gut aus. Die Fliegen treten plötzlich recht stark auf, die Maden fallen von den Decken, rein schlimm. Heute den ganzen Tag Dienst, immer in Bewegung, da kam man bei dem Drittel Brot nicht mit aus, da das Essen auch dünn ist. Heute zum Baden, wunderschön warmes Wasser im Esersee. Als Rußki uns einige Granaten hineinsetzt, verschwinden wir schleunigst. Heute Abend noch Nachtschießen. Fortsetzung S. 125.

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[Blatt 125] 

Fortsetzung von S. 276. Krieg: Beginn: S. 182

17. Juni 1917 

Heute ist Sonntag, mächtige Wärme, schwül, kein Regen. Da muß der Kohlgarten, den wir in den letzten Tagen beim Kompanieführer anlegten, gut begossen werden. Man spricht von großer Trockenheit in Deutschland. Hoffentlich gibts gute Ernte. Die Hitze macht schlapp. Dumpfer Druck lagert vor der Stirn, man kann nicht viel ab. Dazu die alltäglichen großen Ausmärsche. Am 15. großer Alarm, die ganze Division. Mit ganzem Gepäck gehts nach Eser, vormittags, bei starker Hitze.
Gestern stellten wir markierten Feind nach Kaussee [sic]27 zu, besetzten eine alte russische Stellung und ließen das zweite Bataillon einstürmen. Die Flieger sind wieder eifrig tätig. Einer der unseren bekam heute anscheinend einen Motordefekt und schoß mit kilometerlangem Schweif ab, der Flugstation zu. Gestern baden.

19. Juni 1917 

Latrinenparolen allenthalben, über Truppenverschiebungen. Wir sollen auch fort. Nach Baldon28 oder Reckan [sic]29 oder Tuckum. Gestern großer Aufmarsch nach Baldon-Skarbe30, war schön, aber staubig und warm. An 40 °C. In Skarbe31 beim Proviantamt nichts zu haben. Gestern Abend war ich in Eser zum Soldatenheim und kurz zum Baden. Heute auch so warm. Major Fromm ist perdu [?] Deutschland. Soll jeder Kompanie 500 Mk. hinterlassen haben, dafür sollen nun Lebensmittel eingekauft werden.

22. Juni 1917 

Unerträgliche Hitze. Gegen Abend im Schatten noch 35 °C. Es ist zu schwül. Hoffentlich kommen keine Waldbrände, es ist zu trocken. Viele Anfangsbrände werden gelöscht. Die Flieger sind wieder

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  1. Chaussee.

  2. Baldone.

  3. Reckahn.

  4. Baldone-Skurbeniesi.

  5. Skurbeniesi.

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[Blatt 126] 

viele da, eifrig beschossen. Gestern große Bataillon-Gefechtsübung. Mächtig geschwitzt. Morgen Nachmittag ist großes Bataillon-Fest. Alles übt dazu. Ich war auch mit ausersehen mitzumachen. Kam aber glücklich frei, da ich zum Einjährigen[?]-Unterricht muß, der jetzt noch zweimal in der Woche gehalten wird. Sonst nichts Neues. Zum Baden gehen ist verboten, aber unerlaubte Früchte schmecken gut. Hoffentlich fahren wir bald auf Urlaub.

25. Juni 1917 

Sonnabend, den 23., war Bataillon-Fest. Das ganze Bataillon, Offiziere [?], Chor war anwesend. Das Fest wurde durch einen wunderbaren Platzregen eingeleitet. Nachher wurde das Wetter aber gut, das Fest verlief glänzend. Abends blieb die Ratskapelle noch im Lager, doch wir hatten schon um 22 Uhr Zapfenstreich, denn am frühen Morgen wars schon losgegangen, denn die Hitze steigt immer sehr hoch am Tage. Sonntag Kirchgang, Baden und 21 Uhr schlafen. Heute Morgen um 230 Uhr wecken. Das Bataillon hatte Besichtigung vor Exzellenz. Erst um 10 Uhr kamen wir wieder. Die Gefechtsbesichtigung fiel für uns sehr gut aus. Dann wurde gepennt. Von morgen ab sind wie für eine Woche Arbeitskompanie. Es geht nach Kaussee[sic]32 zum Bahnbau.

27. Juni 1917 

Vorgestern Abend schwere Gewitter. Da ging es los in den Unterständen, tipp, tipp, bis zum regelrechten Platzregen. Überall regnet es durch und mancher ist naß geworden. Um 21 Uhr Zapfenstreich. 030 Uhr werden wir wieder herausgeworfen. Um 210 Uhr gehts los, fahren mit der Kleinbahn nach Sille33, von dort gehts nach Kaussee[sic]34, bis 10 Uhr gearbeitet, zurück zu Fuß, um 1130 Uhr sind wir im Lager. Nachmittags gepennt und abends mit Hoppe zum Soldatenheim in Eser.

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  1. Chaussee.

  2. Silene.

  3. Chausse.

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[Blatt 127] 

30. Juni 1917

Von mittags bis abends Arbeitsdienst. Um 14 Uhr gehts mit der Bahn los, um 22 Uhr sind wir zurück. Es wird bei der Arbeit viel getrieben und viel geschafft. Gestern Abend wurden wir von einem schweren Gewitter überrascht. Gingen deshalb früher fort, blieben bis 2130 Uhr in der Hindenburghalle, dann gings bei strömendem Regen los mit der Bahn nach Nollendorf. Letzte Nacht wurde wieder viel geschossen. Vorletzte Nacht war zwischen 2 Uhr und 330 Uhr morgens links von uns ein kolossales Trommelfeuer. Wir wurden aber nicht alarmiert.

[Fortsetzung Blatt 127 nächstes Kapitel]
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