Ausbildungszeit

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[Überschrift nach originalem Inhaltsverzeichnis: Ausbildungszeit]

[Fortsetzung Blatt 48] 

Bei der Prüfung zur Aufnahme der Präparandie waren wir über 100 Prüflinge. Mit 30 kamen wir in den Hauptkursus. Die nächsten 30 kamen in den Nebenkursus, der drei Jahre Präparandie in Osnabrück, drei Jahre Seminar in Deutsch-Krone im Osten arbeite. Dann mußten sich die Zöglinge noch fünf Jahre im Osten verpflichten, sind aber nach dem Kriege schon wieder

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[Blatt 49] 

nach Osnabrück gekommen. – Im ersten Jahr der Präparandie starb mein Vater. Abends Schlaganfall. Tine und ich zum Arzt, dann zum Domkaplan. Am anderen Morgen starb er, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Das Begräbnis war schön. Auch der Gesellenverein mit Fahne war mit. – Sein Freund Domkapitular Rothert tat die Seelenmesse. – Mutter mußte sich nun allein durchschlagen. Sie hielt Schüler in Kost. – Tine hatte nach dem Schulbesuch Privatstunden in Englisch und Französisch, ging dann zur Ursulinenschule bis zur 1. Klasse. Dann machte sie einen fröb[e?]lschen Kindergartenkursus bei Fräulein Beyer mit und machte ihr Examen als Kindergärtnerin. Dann bekam sie eine Stelle auf einem Gute in [Lücke]1 bei Mühlheim am Rhein. Hatte es dort gut und war recht gelitten. – Sie kam weit herum. War immer eine große Freude, wenn sie auf Urlaub kam, dann zog sie sich eine schwere Erkältung zu. Vom vielen Husten sprang eine Ader. Bluthusten. Zur Erholung ging sie dann nach Iburg und wohnte erst in der Pension Eichholz am Freden. Später war sie ein Vierteljahr im Iburger Krankenhaus. Doch alles nutzte nichts. Mit dem Rade (Radfahren lernte ich bei meinen Ferienbesuchen in Gescher) hab ich sie mehrmals besucht. Es wurde immer schlimmer. Sie wurde bettlägerig. Am 28. Dezember 1913 starb meine liebe Schwester. Mutter mußte viel mitmachen. Ich stand zwei Monate vor meiner Lehrerprüfung.

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  1. Vermutlich sollte hier eine genaue Ortsbezeichnung erfolgen, die Beckmann vergessen hat einzufügen.

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[Blatt 50] 

Das Leben auf der Präparandie verlief eintönig. In jedem Sommer wurden gemeinschaftliche Ausflüge gemacht. Nach Tecklenburg, Weser, Hermann. Die Prüfung zum Seminar bestand ich gut. Auf dem Seminar feierten wir nach 1,5 Jahren in Eversburg "Goldene Mitte“. Die Karten hatte ich entworfen, ebenso die Abgangskarten von der Präparandie. Für das Fest der "Goldenen Mitte" hatte ich auch eine "Hobelbank" gefertigt. Sehr nett. Auf dem Seminar machte ich die Programme, für Kaiser Geburtstagsfeiern, dem Alten „Direktor Degen“ 25[-jähriges] Jubiläum usw. Bei der Anfertigung der Bierzeitung für den Kursus vor mir fiel ich schwer herein. Alle Zeitungen wurden beschlagnahmt. Man hatte viel auszustehen. Dann kam unser Abitur. Drei fielen durch. 14 Tage liefen wir mit dem Zylinder. Wir hatten eine recht schwere Prüfung. Dr. Kreuzberg von Hannover. Alles Zettelprüfung. Alle schriftlichen Arbeiten wurden nach Hannover eingeschickt. Dann kam die Feier. Offizieller Kommers. Alles eingeladen. Karten, Bierzeitung, Hobelbank, Vereinsbilder schaffte ich. An der Feier machte ich nicht viel mit. Schwester war zwei Monate tot. Ich war auch mächtig herunter. – Im Sommer bin ich dann gewöhnlich mit nach Telgte gewesen. Siebenmal war ich bis 1914 mit. Oft habe ich eine Fahne getragen. Einmal das „Herz" aus dem „Glaube, Hoffnung und Liebe“. In den Sommerferien ging es dann in die Bickbeeren und Kronsbeeren. Tine und Mutter und ich hatten am Abend immer unsere Körbe voll, zum Neid der vielen

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[Blatt 51] 

anderen. Nach meinem Examen hatte ich erst bis Ostern Erholung. Dann bekam ich für zehn Tage eine Vertretung nach Hasbergen (eine kleine Schule). Der Lehrer Grafe machte einen Kursus mit. Ich fuhr morgens von Osnabrück und kam nachmittags wieder. Täglich 3 Mk. War sonst recht nett. Hawighorst hatte die Pfarrstelle (später Osnabrück) und war der Ortsschulinspektor. – Als meine Zeit um war, ging ich zu Dr. Degen und dieser schickte mich nach Hamburg. Eine schöne Sache. Große Freude. Mein Dienst begann an der Gemeindeschule St. Joseph, Hamburg, Bullenhuser Damm 35, am 10. Mai. Im ersten Vierteljahr habe ich dort ein Tagebuch geführt. Also weiter:

[Fortsetzung Blatt 51 folgendes Kapitel]

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