Januar – Juni 1940


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[Fortsetzung Blatt 50]

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1940

2. Januar 1940

Die Kälte hält an. Der Schnee liegt 20 cm. Die Straßen sind glatt. Am 30. Dezember war Kabarett für die Soldaten. Am 30. Dezember feiern die Soldaten Sylvester. Es verlief alles recht nett. – Am 29. Dezember wurde Aug. Upmann vom Militärauto angefahren, nachdem er erst einen unbeleuchteten Ackerwagen zwischen Münster und Telgte zerfahren hatte. Er trug keine Verletzungen davon. Sonst wenig Neues. 4. Januar Sehr kalt! Tagsüber bis -10 °C. Die Schneelage gibt guten Wintersport. Starkes Glatteis. Unsere Einquartierung zeiht ab. Man spricht von München-Gladbeck. – Gestern fuhren schon große Kolonnen durch den Ort, alle Richtung Münster. Alles ist gepackt und marschbereit. Die Quartiermacher gingen gestern fort. Vorgestern waren vier bis acht Flieger (Engländer?) hier in sehr großer Höhe. – Hauptlehrer Beckmann filmte von den Soldaten einen Laienfilm. Lehrer Steinborn ist auf Urlaub. – Sonst alles ruhig.
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[Blatt 51] 

6. Januar 1940

Wir haben einen strengen Winter. Glatteis. Tagsüber ist das Wetter schön. Gestern Nacht 24 Uhr zog die Einquartierung ab. Den ganzen Tag fanden starke Truppendurchzüge nach Münster und weiter statt. Ab 24 Uhr war Alkoholverbot. Allen viel der Abschied schwer. Ein so gutes Quartier werden die Berliner (Bäcker und Fleischer) wohl nicht wiederbekommen. Viele Soldaten bekamen noch Pakete mit. – Es wurden mehrmals Flieger in sehr großer Höhe gesichtet. – Der Film von der Truppe, der Film den Hauptlehrer Beckmann drehte, ist recht gut. Bei dem
Hause des Hauptlehrers Beckmann fuhr ein Militärwagen gegen die Schulmauer. Schutzblech und Lampe demoliert. Der Fahrer stand unter Alkohol. – Die Kinder sind zum Eis nach Sudendorf.

10. Januar 1940

Immer noch sehr kalt. Am 8. begann der Unterricht wieder. – Zwischen Brock-Ostbevern und Kattenvenne sollen zwei Güterzüge zusammengestoßen sein. Hier nichts bekannt. Sonst herrscht große Ruhe. Flieger wurden in sehr großer Höhe gesichtet. – Vom Roten Kreuz schicken wir am 9. Januar "neun" Paketchen an die Kameraden.

9. Januar 1940

Heute Konferenz mit Averfehrden, Sudendorf und Glandorf. Wir haben Stundenpläne festgesetzt. Es gibt viel Arbeit. Sicking geht zwölf Stunden, Rintsche sechs Stunden nach Averfehrden. – In Westendorf fiel Aenne Vogelpohl. Sie brach das Bein und lag zwei Stunden, ehe Hilfe kam. Sie ist 15 Jahre alt. – In Osnabrück wurden Engländer beschossen. Sie waren über den Wolken.

15. Januar 1940

Das Postauto fährt wegen Glätte nicht. – Das Wetter: Am 14. Januar Umschlag. – Eiseln, glatt. Wind Nordost-Ost. Nachts zum 15. Januar auf Westwind -2 °C. Wir liefern große Mengen Heu für das Militär. Verladung auf Bahnhof Laer. Am 23. Januar ist wieder Pferdemusterung. – Es finden noch laufend Einberufungen zum Militär und Arbeitsdienst statt. Jahrgang 1906 und 07. – Bei Nostheide-Schwege (Nostheiden Settchen) wurde eingebrochen. Über 100 RM sind gestohlen. – Ab und zu sieht man in sehr großer Höhe Flieger (Engländer?). Wir erleiden viel Frostschäden. – Wildgänse und Holztauben kamen bis ins Dorf. Für das Militär wurden an Heu abgeliefert:
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[Blatt 52] 

Glandorf:                                     2.200 Ztr.

Averfehrden:                           2.400 Ztr.

Schwege:                                    2.205 Ztr.

Sudendorf:                                 1.194 Ztr.

Westendorf:                                 835 Ztr.

Schierloh:                                       507 Ztr.

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Insgesamt         9.461 Ztr.

Das ganze Heu wurde an zwei Tagen auf Bahnhof Laer verladen. Es gab rund 100 Eisenbahnwagen zu je 5 t. – Es muss auch noch so viel Hafer abgeliefert werden. Der Termin dafür wird noch bekannt gegeben. Die Verteilung haben die Bauernführer.

19. Januar 1940

Es ist sehr kalt., und es kam noch eine neue Schneelage zu der alten in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar. 

20. Januar 1940

Witterungsumschlag. Des morgens haben wir nur mehr 5 °C, abends ist es wieder kälter.

23. Januar 1940

Gestern Abend -15 °C, Wind Nordwest. – es schneit. Nachts fiel etwa 10–20 cm Neuschnee. – Gestern in Glandorf, heute in Sudendorf war auf dem Marktplatz Pferdemusterung. – Gestern kam das Kind Herbermann (16 Jahre) mit dem linken Arm in die elektrische Wurstmaschine. Es kam ins Krankenhaus.

24. Januar 1940

Abends war Luftschutzversammlung bei Brandes. – Abends wurde es wieder kälter. Alle Gebäude sind weiß.

29. Januar 1940

Das Wetter ist seit drei Tagen immer auf -4–5 °C. Himmel bedeckt, Wind: Ost. – Der Schnee liegt und es will kein Tauwetter werden, eher ist die Neigung zum Schneien da. Jahrgang 08 und 09 sind zur Musterung aufgerufen für heute in acht Tagen, nach Iburg. Gestern fuhr ein Militär-Lieferwagen bei Herbermann am Tie [sic], von Osnabrück kommend, gegen das Haus. Die ganze Wand (10 m) bis zur 2. Tür wurde um 15 cm weggeschoben. Alles ist gerissen. Personenschaden war nicht eingetreten.

27. Januar 1940

Der Vater von Schüler Hermann-Josef Schomacker, Lehrer Lambert Schomacker, Oberleutnant und Kolonnenführer der L.J.K. 278 ist im W[esten?] gefallen.

31. Januar 1940

Gestern Abend sprach der Führer. Darob große Begeisterung. Piepmeyer aus Laer ist mit einem Wagen in Laer in den Bach gefahren. Er ist abgeglitten und hat schwere Rippenbrüche davon getragen. Er liegt schlecht. Das Postauto ist gestern im Schnee stecken geblieben. Schipperkolonnen der Strassenbauverwaltung arbeiten den ganzen
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[Blatt 53] 

Tag an der Reinigung der Strassen. Viele Autos blieben stecken. Man hört von etlichen Erfrierungen von Gliedmaßen, als da sind: Ohren, Backen, Finger. Zum Teil mussten sich die Leute in ärztliche Behandlung begeben. Heute finden wieder Heuablieferungen statt.

3. Februar 1940

Es ist noch immer Winter. – Morgen ist Versammlung der Männer von Jahrgang 1901–1912 um 1515 Uhr bei Brandes. – Die Aufnahme in die Adolf Hitler Standarte wird bekannt gegeben. Es sind gestern abend noch 700 Flugzettel gedreht worden.

5. Februar 1940

Es herrscht Glatteis und Regen.

6. Februar 1940

Tauwetter. Gestern war Musterung der Jahrgänge 1908 und 09 von hier in Iburg. Zwei Mann kamen auf Grund von Reklamationen frei, fünf bekamen sofort den Stellungsbefehl. – Gestern wurden Lebensmittelkarten ausgegeben.

9. Februar 1940

Am 7.-8. war starkes Tauwetter eingetreten. Es gab viele Frostschäden und Überschwemmungen. Die Straßen sind vom Schnee frei. Heute morgen wieder -6 °C Kälte. Nachts leichter Frost. Wind steht auf Osten. Bei Heuger in Westendorf ist am 7. Januar ein Auto WL in den Graben gefahren. Es wurde leicht beschädigt. Auf dem Tie [sic] lief gestern von einem Lastauto ein Rad ab. Es hat gut gegangen. Gestern waren wieder Heuablieferungen. Upmann muss wieder Polenschweine liefern. 

8. Januar [sic] 1940

Abends lief bei Brandes der Film: "13 Mann und 1 Kanone".

10. Februar 1940

Kalte Nacht. Gestern fuhr wieder ein Militär-Lieferwagen gegen Herbermanns Haus am Tie [sic], aber nur leicht. Er flog dann an Everwins Ecke. 11. Januar. Der gefallene Polarschnee macht das Eis trügerisch. Es geschehen durch das Glatteis viele Unfälle. In den Niederungen ist alles unter Eis. Die Straße Sudendorf von Lefken bis Recker steht unter Wasser. Auf der Laerer Straße steht das Wasser auch mit der Straße gleich. Jetzt ist aber alles gefroren. Heute morgen (Sonntag) sind es wieder 8 °C. Jeden Tag finden in Iburg Musterungen statt. Jetzt kommt Jahrgang 3 und 4 dran.
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[Blatt 54] 

Lebensmittel auf Karten gibt es genug. Wir essen noch unsere schönen Brötchen. Familien mit vielen Kindern kommen sehr gut aus. Leberwurst ist ohne Marken zu haben. Die Stimmung im Lande ist recht gut. – Im allgemeinen wissen die Leute gar nicht, daß Krieg ist. Das einzige sind eben die Lebensmittelkarten und, dass die Leute eingezogen sind. Daran, dass der Krieg mal andere Formen nehmen kann, denkt keiner. Die große Frage ist immer: "Wann und wo geht es los?". Radio wird fleißig gehört. Das Englandlied ist Trumpf. – Die Verdunkelung ist in den dunkelen Nächten sehr unangenehm. Taschenlampen sind kaum zu haben, denn ihr Verbrauch ist zu groß. Kohlen sind genügend da. Nur das Heranschaffen der Kohlen macht Schwierigkeiten. In Schwege hat die Schule kohlenfrei. Alles erwartet die Sonne und den Frühling. Bis jetzt ist noch keiner aus der Samtgemeinde Glandorf verwundet oder gefallen. – Die Nordwindfenster werden nicht tau.

14. Februar 1940

Heute geht die 7. Sendung Polenschweine (240 Stück) nach Polen ab. Upmann hat Hochbetrieb. Die Sudendorfer Straße zwischen den beiden Reckern war ½ m überschwemmt und mit Eis belegt. Für 54 RM Kainit aufgestreut, hatte keine Wirkung. Jetzt haben Kolonnen mit Hacke und Beil die Straße freigemacht. Die Jahrgänge 08 und 09 mussten zur Musterung. Gestern Schierloh und heute Schwege. Die Einziehungen erfolgen täglich. – Beim Krankenhaus führen zwei Reichswehrautos fest. Ein drittes Auto befreite sie. Sie hatten sich verfahren. – 

15. Februar 1940

Der Winter geht weiter. Heute morgen waren -10 °C, der Wind kam aus Norden. Schneetreiben. – Die Bauern haben gestern ihre Parole von Hermann Göring bekommen. Doch wird von vielen gekauft, was man eben bekommen kann. Krützkamp hat einen ganzen Waggon Porzellan mit Goldrand bekommen. Am nächsten Tag war alles verkauft. Ein Bauer in Westendorf kaufte sich für 800 RM. einen Teppich, nur um sein Geld anzulegen. – Das sind aber Ausnahmen. Geld ist genug da. Allgemein ist das Vertrauen recht groß. Morgenfrüh 4 Uhr kommen die Polen fort. Sie werden umgetauscht. – Der Schnaps kostet von gestern an auch in Glan-
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[Blatt 55] 

dorf 11 Pf. – Nächste Woche müssen die Kartoffeln abgeliefert werden. Geheizte Wagen sind dafür vorgesehen. (Aus Westendorf 80 Ztr.)

19. Februar 1940

Heute haben wir Schulleiter-Besprechung mit dem Rat in Dissen. In den letzten Tagen sind wieder etliche eingezogen. – Zur Untersuchung für die SS Totenkopfstandarte sind am 24. Februar Bernhard Gülker und Julius Landwehr aufgefordert. – In der nächsten Woche müssen wieder Heu und Hafer abgeliefert werden. August Upmann hat nun rund 1000 Polenschweine und sieben Kühe geliefert. – 16. Februar waren abends Leuchtkugeln über Münster. Am 17. Februar um 18 Uhr fuhr wieder ein Wehrmachtsauto gegen Herbermanns Haus.

19. Februar 1940

Wir haben jetzt eine große Tonne für Knochen aufgestellt. Wilh. Ohmann, Rohprodukten Handlung in Dissen, Tel. Dissen 156 holt die Sachen ab. Gestern kamen große Truppentransporte in Richtung Osnabrück durch. – Gestern war auch
Schulleiter-Konferenz in Averfehrden (Mittelschule, Rat). Vom Reichsnährstand bei Brandes war Versammlung der Bauern. Sieben Pferde aus Glandorf, vier Pferde aus Westendorf wurden am 19. Februar eingezogen. In Schierloh und Westendorf sind Kartoffeln abgeliefert. – Große Kohlentransporte kamen durch.

21. Februar 1940

Heute starke Fliegertätigkeit. Scheinwerfer und Leuchtkugeln über Münster.

22. Februar 1940

Heute hatten wir frühmorgens schon die Flieger. Der Dörenberg blinkt. Gestern morgen wurde geschossen in der Richtung Münster. – Morgen ist wieder Heuablieferung. Leuchtkugeln standen über Münster. 

23. Februar 1940

Gestern Abend kamen die neuen Gefangenen. Starke Fliegertätigkeit. – Glandorf muss noch 3000 Ztr. Heu abliefern. Das geht alles nach Polen.

26. Februar 1940

Große Überschwemmungen: Mersch, Schwege, Füchtorfer Straße. Frühlingswetter. Laudiek lieferte 160 Ztr. Heu ab. Auch im Dorfe. Englische  Flugzeuge waren in letzter Woche über Gmhütte. Am Sonnabend 24. war der Schulrat zur Besichtigung hier. Bei Herrn Hauptlehrer Beckmann, Lehrer Sicking und Frl. Rickers. Es
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[Blatt 56] 

Hat alles gut geklappt. Gestern Abend spielten die Scheinwerfer wieder über Münster. Die Westwallarbeiter sollen nun am Mittwoch kommen.

28. Februar 1940

Gestern wurde der 2. Frontbrief der Partei fertiggestellt. Vorgestern Abend war Partei-Versammlung.  Gülker von Glandorf war gestern in Schwege. – Frühlingswetter. Der Schnee ist allgemein fort. Eis ist nur noch stellenweise. – Alles ist ruhig. Die Stare sind wieder da. Einziehungen dauern fort. Heute mussten B. Gründker, Ostendorf und Peters fort.

1. März 1940

Schön Wetter, kein Frost. Aber die Wege sind recht dreckig. Der Frost sitzt noch im Boden. Gestern waren wieder Heuablieferungen. Es geht erst nach Osnabrück zur Presse. 2.

2. März 

Gestern Nachmittag kam Wehrmacht durch Glandorf, auf der Fahrt nach Münster (Flak).

4. März 1940

Die Strecke Glandorf-Münster ist wieder eingelegt. Es herrscht starker Betrieb. Das Militär aus Ostbevern und Telgte ist seit langem verschwunden. Die Geschäfte sind in Osnabrück nur von 14–17 Uhr geöffnet. Blinkverkehr vom Dörenberg. Es werden wieder Polenschweine abgeliefert. Ganze Züge mit Heu kommen von der Preßstelle Osnabrück über Kattenvenne zur Front. – Gestern war Lebensmittelkartenausgabe. – Es fand eine WHW1 – Sammlung durch den Luftschutz statt. Heute muss Hermann Stork fort und der Urlaub von Karl Knappheide ist zu Ende.

5. März 1940

Gestern nachmittag kam ein Teil der Westwallarbeiter. Am 4. Mätz hatten wir starken Nord West-Sturm. Bei Gülker auf dem Laudiek ist eine alte Scheune umgeweht. Die Fliegertätigkeit ist gering. Alles ist in Erwartung der Dinge, die da kommen sollen. Die Westwallarbeiter bauen erst an der Straße zum Averfehrdener Esch. Am Montag, den 4. März, kamen 17 Mann, Dienstag 10 Mann. Die Fortbildungsschule   schließt am Freitag, den 8. März. Offizieller Schluss ist am 12. März. Am 5. März war bei Brandes Film: "Männer müssen so sein."

9. März 1940

Gestern morgen, heute morgen wieder Schneeschicht. Taut aber tagsüber wieder fort.
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  1. Winterhilfswerk.

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[Blatt 57] 

Die Gefangenen sollen schon wieder eingetauscht werden (Gerücht). Am 8. März war die letzte Fortbildungsstunde. – Gestern nachmittag kamen zusammen 32 Messerschmidt-Maschinen über Glandorf. – Zehn Mann werden wieder  eingezogen.

11. März 1940

Viele Einberufungen (auch Aug. Schmidt-Rieses Sohn August). A. Schulke-Schierloh kam wieder. Gestern Heldengedenktag. Wir marschierten vom Marktplatz zum Kriegerdenkmal. Dort erfolgte Kranzniederlegung, darauf marschierten wir nach Brandes. Walker ist krank. Die Feier verlief in folgender Weise:"Marsch, Gedicht, Lied: 'Heilig Vaterland', Dr. Wippern-Rede Gedicht, Bernd Börger sprach für Walker, Engellandlied, Schlusswort, Ausmarsch." Die Sache gut geklappt. Heute kommt eine Kommission von der NSV Osnabrück nach hier zwecks Berufsberatung der zur Entlassung kommenden Mädchen. – Die Westwallarbeiter sind am Werk. Auf dem Averfehrdener Esch wird eine feste Straße gebaut. Glandorfer Bauern leisten Spanndienste. Auch auf dem  Donnerbrinke und vor Iburg wird von den Leuten bei Herbermann gebaut. Es herrscht gute Disziplin. – Die Maurer hatten heute in Osnabrück eine Innungsversammlung. Alle Bauten werden eingestellt. Die Maurer bis 50 Jahre  sollen nach Braunschweig für größere Bauten. Über 60 Jahre alte bleiben hier. Auch in Osnabrück soll noch viel gebaut werden. Osnabrück sucht 2500 Maurer. – Heute war Vortrag einer NS.-Schwester für die zur Schulentlassung kommenden Mädchen über Berufsfragen.

15. März 1940

Alles still. Gestern war der Schulrat hier, er besuchte die Klassen von Frl. Hagedorn und Lehrer Schmidt.

18. März 1940

Gestern war Palmsonntag. Es erfolgen jeden Tag Einberufungen. Die jungen Männer werden weniger. Alte Leute kommen zurück. G. Schulke-Schwege. Uhrmacher Buller soll krank sein. Der einzigste Verwundete war bisher in Averfehrden gemeldet. Im Polenfeldzug hatte W. Greshake einen Granatensplitter in den Rü-
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[Blatt 58] 

cken bekommen, ist aber inzwischen wieder hergestellt. Karl Hanewinkel muss jetzt auch los, als Sanitäter. August Schmidt-Riese hat seinen Ältesten freibekommen. – Am 1. April müssen alle Maurer bis 50 Jahre nach Quedlinburg, alle Tischler müssen nach Georgsmarienhütte. – Gestern war Versammlung bei Brandes. Es sprach Kreisredner Pg. Wiemann, Bad Rothenfelde über das Thema: "Plutokratismus und Judentum" mit Lichtbildern. – Am Freitag war der Kreisleiter da. Hauptlehrer Pg. Beckmann war mit ihm bei Walker. Sie haben vier Stunden konferiert. Walker ist krank. Er hat schwere Grippe.- Gestern verkaufte die Wehrmacht Plaketten. (Fahnen).- Es kam die Nachricht vom Flugangriff auf Scapa Flow. – Große Begeisterung löste die Nachricht aus. Am Donnerstag sind wieder drei Waggon Heu per Bahn abgeliefert. – Die polnischen Gefangenen sollen zurück ins Lager (Moore usw.). Polnische Civilarbeiter sind hier und dort schon eingesetzt.

21. März 1940

Frühlingsanfang bei Sprühregen. Am 19. März Ueberschwemmung: Mersch. 19. März Bullenkörung. Aug. Riese junior Sudendorf und Ant. Schnüpke-Recker werden je von Bullen angegriffen und verletzt. Schmidt hat Blutergüsse: Rücken, Arme, Beine, Recker hat das Knie aufgeschlagen. Beide liegen im Krankenhaus. Es ist aber nicht schlimm.

20. März 1940

Es gibt Ferien bis Donnerstag dem 28. März. Gestern morgen war große Schulabschiedsfeier  von 8–10 Uhr in der Klasse von Hauptleiter Beckmann. (Zwei Zeitungen, Vorträge, Theater). 1030 Uhr fand die eigentliche Entlassungsfeier statt mit Zeugnissen, Du und Dein Volk, Buch der Wehrmacht. Da Lehrpersonal da war, Birkemeyer und Hälker. Riestenpatt entschuldigt, Walker: krank. In Glandorf ist ein neuer Wachtmeister,  älterer Mann. Wegen der Verdunkelung zahlten etliche 1 Mk.2 Strafe. Bei der 2. Verwarnung wird die Strafe erhöht.

23. März 1940

Frau Knemeyers Bruder (Füchtorf) ist im Westen tötlich verunglückt. – Die Abschiedsfeier hat gut geklappt.

26. März 1940

Ostern ist vorbei. Autos sah man keine. Ostern hörte man die ganze Nacht starkes Schießen. Es waren Engländer da. Am 2. Osterabend spielten die Scheinwerfer über
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  1. "Mk" war die Abkürzung für die bis 1923 in Deutschland geltende Währung "Mark" (oft auch "Goldmark" genannte). Beckmann meint hier wahrscheinlich Reichsmark.

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[Blatt 59] 

Münster. – Die neue Strasse zum Averfehrd. Esch (Flakstellungen) ist zur Hälfte fertig. Die andere Hälfte liegt in der Packlage. 40 Westwallarbeiter  wohnen bei Herbermann. 20 “ kommen jeden Tag aus dem Lager bei Einen. Gearbeitet wird hier und bei Glane. Die Bauern müssen Fuhrmann und Fuhrwerk stellen. Anton Thiemann hat bis 30. Juni Urlaub.

29. März 1940

Gestern war Schulanfang. Bis jetzt haben wir 38 Neulinge (nur Glandorf?)

3. April 1940

Die Einführung der neuen Sommerzeit läuft ganz automatisch und selbstverständlich. Am 1. April lief bei Brandes der "Polenfeldzug". Der Film war gut besucht.
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[Blatt 60] 

9. April 1940

Der Postautobus ist nach Osnabrück immer zu voll. Neun Flieger waren über Glandorf., wahrscheinlich waren es Engländer. Deutsche Jäger waren hinterher. Gründonnerstag hat sich ein Deutscher Flieger im Nebel bei Iburg (Strasse Hagen) verflogen. Er stürzte ab und 5 Mann Besatzung waren tot. Man fand sie erst am Ostermontag. – Die Straße zur Flakstellung ist nunmehr fertig. Die Westwallarbeiter ziehen weiter. Zum Bau der Bunker kommen andere. – Es finden zahlreiche Einberufungen statt. Der Jahrgang 1921 ist zur Musterung aufgerufen. – Tischler und Maurer  gehen fort. Die Tischler kommen nach Liebenau b/Nienburg/Weser. Es sollen nochmals 20 Tischler fort, die kommen aber in die Nähe. Die Maurer in Georgsmarienhütte bauen einen Kalkstickstofflagerschuppen. – Die Urlauber sind meist telegrafisch abberufen. (England hat in norwegischen Gewässern Minen gelegt.) Heute morgen kamen 23 Raupenschlepper in Richtung Osnabrück furch Glandorf. – Die Wege- und Abzweigschilder an den Straßen sind verbessert.

10. April 1940

Alles hört Radio. Dänemark und Schweden sind besetzt. Flak (leichte) kommt durch Glandorf, Richtung Münster. – Wenig Flieger.

11. April 1940

Sauwetter. Kalt – Hagel – Schnee – April! Die Strasse auf dem Esch ist nunmehr bald fertig. Die Mehrzahl der Arbeiter kommt ins Lager am Harderberg. Die einzelnen Arbeiten sind immer an verschiedene Unternehmer vergeben. Es herrscht im Lager eine stramme Organisation. Wer nicht pariert, kommt fort. Alles nette Kerle. Auf der Baustelle wird fleißig gearbeitet. – Die Stimmung im Dorfe, wegen Norwegen-Dänemark ist ganz groß. – Ueber 50 Ztr. Messing und Kupfer sind bis jetzt gesammelt. Viele gute Sachen sind dabei: Die alte Brandspritze von 1705, Pumpen, Kessel, Rohre, Zinns achen in großer Zahl, Nickelgeld. – Hauptleiter Beckmann lieferte bis jetzt ab: 13 Pfd. Blei, 7 Pfd. Messing, 2 ½ Pfd. Zinn, 9 Pfd. Kupfer, 4 Pfd. Nickel und 1 Pfd. Staniol.
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[Blatt 61] 

12. April 1940

Es herrscht immer noch große Begeisterung ob der großen Erfolge. Gestern erhielten wieder etliche ihren Stellungsbefehl. Auch Rintsche und Iburg müssen wieder fort. – Heute abend kommt der Kreisleiter Esser zu den Westwallarbeitern und hält einen Betriebsappell (Geschenk: Adolf Hitler Bild und zwei Fußbälle) – Dann gehen diese fort ins andere Lager. – Morgen kommen neue. In Bezug der Adolf-Hitler-Spende steht Glandorf bis jetzt noch im Kreise obenan. Maßmann sein Lastwagen wurde am 13. April in Dülmen beschlagnahmt. Er musste den Wagen sofort nach Münster zur Kaserne bringen.

15. April 1940

In Sassenberg hat sich der Mann von Lückings Tochter in Glandorf aufgehangen, weil er zum Militär muss. – Iburg und Rintsche müssen sich heute morgen 8 Uhr in Osnabrück-Klosterkaserne stellen. Am Sonnabend sind mehrere als überzählig wieder entlassen. (Aug. Bußmann, – Bollmann). Sonst alles still. Militär kommt dauernd durch. Wetter naßkalt. Keine Fliegertätigkeit. – Wir warten auf die Besetzung Hollands. An der Grenze soll alles bereitstehen. Es laufen viele Gerüchte. Alles sitzt voll Militär. Holländer haben ihre Drahtverhaue entfernt. Truppen führen Busken mit, zum Ausfüllen der Gräben. Sie müssen in vier Stunden in Amsterdam sein. Alles Gerüchte. Holland sei schon von deutschen Truppen in anderen Uniformen besetzt. Der Prinzregent arbeite mit Deutschland (?) Die Stimmung im Lande ist sehr groß.

18. April 1940

Gestern sah man die ersten Schwalben. Das Land ist noch zu naß und zu kalt zum beackern. – Iburg und Rintsche   sind beide wieder hier. Sie waren mit 35 in Osnabrück. Die acht kränkesten wurden behalten. Sie mussten nach Münster zum Einkleiden. Rintsche kam zurück. Er soll sich aber bereit halten. Hauptlehrer Beckmann war am 16. Zum Rat wegen Vertretung für Iburg. Abends rief Iburg an, dass er frei sei. Er wurd in Münster noch einmal untersucht.
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[Blatt 62] 

Die Stimmung im Volke ist ganz groß. Teils herrscht starker Flugverkehr. Die Metallsammlung brachte etwa 60 Ztr. – Wir haben in der Schule eine besondere Sammlung aufgemacht. Bis heute haben wir schon: 35 Pfd. Blei, 48 ½ Pfd. Messing, 4 Pfd. Kupfer, 14 ½ Pfd. Nickel (8 Pfd. Nickelgeld), 3 Pfd. Zinn und 3 ½ Pfd. Staniol.

20. April 1940

Gestern war große Musterung der Glandorfer und Westwallarbeiter. Etwa 30 Mann waren hin. Heini Herbermann, tub., Karl Gerding, Ernst aus dem Krankenhaus und Alfred Mennemann sind untauglich. Alles andere wurde festgeschrieben. In Milte war vor einigen Tagen Musterung. Von 78 wurden bald alle festgeschrieben und 72 bekamen ihren Gestellungsbefehl sofort mit. Heute Geburtstag des Führers. Wir hatten in Klasse Vc mit den vier letzten Jahrgängen Radio-Gemeinschaftsempfang. Rudolf Heß sprach. Heute abend ist die Hitler-Jugend bei Brandes. Überweisung. – Unsere Sammlung ergab bis jetzt: 64 ½ Pfd. Blei, 80 Pfd. Messing, 10 ½ Pfd. Kupfer, 21 Pfd. Nickel, 5 ½ Pfd. Zinn, 11 Pfd. Staniol, 10 Pfd. Silberpapier, 15 RM. altes Silbergeld und etliches anderes. – Heute schönes Sommerwetter. Es wird auch Zeit dazu! Unsere Schule wird nun an Süd- und Ostseite verputzt.

22. April 1940

Heute abend spricht Landrat Pg. Gronewald. Thema: "Warum wir siegen!" Es herrscht große Stimmung wegen Norwegen. Karl Knappheide hat zwei Tage Urlaub.

25. April 1940

In Versmold arbeiten die Fleischfabriken mit Hochdruck. Viele Frauen sind eingestellt. Es wird schon dänisches Rind- und Schweinefleisch verarbeitet. Drei Mann sollen aus Versmold in Norwegen gefallen sein. – Stapenhorst ist entgültig aus Polen entlassen. Am 22. April  sprach Pg. Gronewald: "Warum wir siegen!" Der Saal war voll. Ca. 300 Personen. Die Musterungen gehen weiter.

26. April 1940

Gestern abend DRK3-Versammlung. Wir haben die erste Strassensammlung für das DRK. – 16 Mann sind eingezogen, 14 sind von unserem Zuge noch da. Mehrere stehen auf dem Sprung einberufen zu werden. Vorgestern herrschte
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  1. Deutsches Rotes Kreuz.

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[Blatt 63] 

starke Scheinwerfertätigkeit. Der Engländer kommt Nacht für Nacht. In vielen Gemeinden wirft er Flugblätter. Sie ziehen aber nicht. – Man spricht von Verlusten in Dänemark. – Die ersten haben schon geschrieben. Der erste Gefallene von Glandorf im Kriege.

27. April 1940

Gestern haben Brümmer Nachricht erhalten, ihr 2. Sohn Wilhelm (ist vor Stavanger?) vermißt. Schade! Er war ein netter Kerl, artig und bescheiden. – Er war zuletzt in Ostpreussen und hatte immer einen Druckposten in der Waffenmeisterei.- Von Versmold meldete man nun fünf Todesnachrichten aus Norwegen. Aus Osnabrück sogar über 80. Sind am 10. April wahrscheinlich mit einem Transporter versenkt. – Die Musterungen, Jahrgang 04 und 05 gehen weiter. Gestern Averfehrden und Westendorf. Die landwirtschaftlichen werden im allgemeinen bis zur Ernte zurückgestellt. Päule Hanewinkel ist zurzeit auf Urlaub. Er ist bei der Fliegerei in Quedlinburg beim Bodenpersonal. Auch Stapel und Steinborn sind auf Urlaub. – Heute und morgen haben wir unsere  1. Sammlung für das DRK.4 Pg. Beckmann sammelt heute nachmittag im Dorfe. Listensammlung. Stimmung: ganz groß und zuversichtlich. – Eine Radfahrkompanie kam durch Glandorf. Richtung Iburg. Reichswehr mit Barackeneinrichtungen (neue) kommen oft durch unseren Ort. – Im Weltkriege waren in Glandorf ohne Schwege bis zum 1. Mai 1915 schon 17 gefallen.

29. April 1940

Gestern war ein schweres Frühlingsgewitter. Um 1415 Uhr ging‘s los. Ungeheure Regenmassen kamen herunter, Wind: Nordost. Der Schaden an den Saaten und Verwaschungen wird beträchtlich sein. Auf dem Laudiek ist alles überschwemmt. Wiesen und Gärten stehen unter Wasser, alles ist verwaschen. Bei Diekriede und Pelke schlug der Blitz in die Leitung (Antenne). Es entstand kein Schaden. In Westendorf bei Köster und hinten in Westendorf sind alle Wiesen überschwemmt. Die Kartoffeln sind meist alle aus dem Lande gespült. Auf dem Mersch steht alles blank. – Die vier Kubankosaken, die sich auf dem Sportplatz zeigen wollten, mussten
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  1. Deutsches Rotes Kreuz.

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[Blatt 64] 

auf nächsten Sonntag verlegen. Gestern war die erste Rotes Kreuz-Sammlung im Rahmen des Kriegs-Sommer-Hilfswerkes. Pg. Beckmann hatte 54 RM. gesammelt. Gesamtresultat: das beste bisher: 660 RM.

3. Mai 1940

Der Wolkenbruch am 18. April war rein örtlich. Sonst ist nirgends recht Schaden angerichtet. Der 1. Mai war Staatsfeiertag. Auf dem Lande durfte gearbeitet werden. Geflaggt wurde nicht. Es war auch nichts im Dorfe los. Am 2. Mai, morgens um 11 Uhr sprach Kreisleiter Esser auf dem Marktplatz zur Deutschen Jugend. Franz Engelhard, vom Militär Ostern entlassen, war hier, ebenso ist Steinborn einige Tage auf Urlaub. Abends lief bei Brandes und gutem Besuch der Film: "Die Pfingstorgel".  Es wurden auch die ersten Wochenschauen aus Norwegen gezeigt. – Die Stimmung ob der große Erfolg ist ganz groß. – Es gibt aber immer noch viele Miesmacher, die eher einen Sieg den Feinden als dem Führer gönnen. Es sind die Alten, die nicht mehr zu bekehren sind.
Von der Geistlichkeit werden sie, wenn auch nicht gerade aufgehetzt, so doch in ihrem Glauben belassen. Man ist mit allem zufrieden, hat aber immer die Ausrede, wenn man nur unsere in Ruhe ließe. Wenn wir den Krieg gewinnen,  wird es noch viel schlimmer. Dann müssten alle von der Schule fort usw. Dabei hat man der Kirche noch nichts getan. Im Gegenteil: Man geht mit einer Rücksichtnahme vor, die nur zu bewundern und zu bedauern  ist. Pastor Köster hetzt oft auf dem Predigtstuhl, Sonntag für Sonntag, immer in versteckter Form, immer so, dass es gut zu merken ist, immer bleibt etwas hängen. Es ist manchmal traurig. Der große Krieg und seine Begleitumstände sind in der Kirche Nebensache. Der Staat und seine Einrichtungen sind Luft. An staatlichen Feiertagen werden Trauerparaden gemacht. Hauptsache ist die staatlich verbotene Jünglingskongregation. Mehrere Tage Exerzitien mit feierlichem Schluss waren die 100 jährige Gründungsfeier. Die Vereinsfahne, die mal beschlagnahmt werden sollte, angeblich gestohlen war, prangte festlich in der Kir-
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che. Die Geistlichkeit weiß ihre sinkende Macht mit Erfolg mit aller Macht zu heben. Sie kennt nicht den Spruch: "Gebt dem Kaiser, was – ". Und doch ist bei den meisten, wenn der Zwang kommt, alles nur äusserer Bluff. Der Glandorfer macht, wenn er den Wachmeister sieht, die Hosen voll. Das Pharisäertum ekelt aber eine große Anzahl von Mitbürgern direkt an. – Am Sonnabend gehen Bernh. Gülker, Laermann, Karl Died. Herbermann, K. Wessler, Kl. Wienker-Schwege, Th. Brandes zum Militär. Mehrere sind zum Arbeitsdienst einberufen. – Aug. Niermann, Laudiek, wurde entlassen, muss aber zum Arbeitsdienst. K. Peters Averfehrden ist entlassen. – Frl. Rickers ist seit vier Tagen krank (Blasenleiden). Sicking hat seine Frau ins Krankenhaus gebracht (Geschwüre am Bein). Der Verputz an der Südseite des Hauses von Pg. Beckmann ist nun fertig. Es geht jetzt an die Ostseite.

4. Mai 1940

Gestern kamen neue Westwallarbeiter. Da bei Herbermann der Platz nicht reichte (60), wurden einige in Bürgerquatieren untergebracht, so bei Philippskötters zwei. – Gestern kam Militär durch Glandorf (nach Münster und Osnabrück). – Gestern Fliegerübung: zwei Jäger verfolgten einen Bomber.

6. Mai 1940

Am Montag morgens 8 Uhr sprach Reichsminister Rust zur Deutschen Jugend. – Am 5. nachmittags bei Gülker Monatsversammlung der Partei. – Es soll jetzt die Eisensammelaktion durchgeführt werden. Hauptträger sind hier wieder die Schulen. Bei den Schulen werden Sammelstellen eingerichtet. Dort bringen es die Kinder hin. Das Eisen wird bezahlt. Das Geld verbleibt der Schule. Am Freitag, dem 3. Mai ist auch das Metall der letzten Sammlung (Messing usw) von Eichholz mit Lastwage abgeholt. – Bernhard Börger ist nach Rheine gekommen. Brandes-Glandorf als Elektriker und Drücker-Schwege kamen zurück. Frl. Rickers und Bürgermeister Birkemeyer sind krank. – Gestern nachmittag gaben bei starkem Besuch vier Kosaken ihre Reiterkunststücke auf dem Sportplatz zum besten. Eintritt: Erwachsene 70 Pf, Kinder 30 Pf.

7. Mai 1940

In Rothenfelde ist nichts los. Die Wandelhalle ist zu. Die Lazarette sind meist mit Kranken besetzt. Drei Ärzte. Dr. Bauer hat die Leitung.                    

9. Mai 1940

Alles in Erwartung. Politische Hochspannung. Man glaubt,
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es wird in Holland losgehen.

10 Mai 1940

In dieser Nacht kam viel Militär durch Glandorf, zum Westen. Starke Fliegerverbände. – Heute gibt es  Ferien. In Osnabrück hört man schon die neuesten Ereignisse. Holland, Belgien. Auf den Straßen stehen die Leute um die Lautsprecher der Radiogeschäfte und hören. Alles ist ruhig, ernst und gläubig. Man sieht wenig Militär auf den Straßen. Pg. Beckmann war um Ergänzungszuschuss zum Baurat und Landrat. Er kam um 2 Uhr zurück. – Vorgestern waren zwei Feldgendarme hier und stellten fest, wie viel Einquartierung Glandorf tragen kann.

11. Mai 1940 

Gestern bekamen etliche ihren Stellungsbefehl, andere wurden vom Urlaub zurückgerufen. Alles hängt am Lautsprecher und harrt der Lage. Stimmung ist ganz groß und zuversichtlich. Heute hörte mab über den Wolken Maschinengewehrfeuer und Flugzeuge. Engländer?

13. Mai 1940

Hier alles ruhig. Ab und zu finden Transporte statt. Etliche Urlauber sind zurückgerufen. Viele müssen sich stellen. Alles wartet auf Berichte. Heute, am 2. Pfingsttag, kam sogar die Zeitung.

14. Mai 1940

Gestern Abend kam viel Militär durch, auch während der Nacht. Alles per Rad, dazwischen auch Wagen. Ohne Licht. – Einige Flieger. In Münster wurden die Fallschirmjäger, die mit das große Fort von Lüttich eroberten, festlich empfangen. Hier gibt es wenig Neues. Alles ist ruhig.  

16. Mai 1940 

Heute Schulanfang. In der Kriegslage ist eine Spannung eingetreten. Gestern kam viel Militär durch (Flak, Scheinwerfer usw). In Münster sollen letzte Nacht feindliche Flieger westlich Münsters Bomben geworfen haben auf Baracken. Näheres nicht bekannt. – Mehrere wurden zum Arbeitsdienst einberufen. – In Averfehrden sollte Bauer Hagedorn zum Militär und ist blödsinnig geworden. – Gestern regere Fliegertätigkeit von unseren Fliegern. In letzter Nacht kam viel Militär durch Glandorf, desgleichen viel Flieger. – Am Sonntag ist Muttertag, für Glandorf bei Brandes, für Schwege bei Riesenbeck.
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[Blatt 67] 

In Glandorf sind 230 Mütter. Alle unter 60 Jahre bekommen das Mutter-Ehrenkreuz. Pg. Beckmann hatte die gesamten Vorbereitungen. Gestern bestellte er bei den Bäckern Kuchen. (Jeder Bäcker liefert für 7,50 – 8 RM 1 ½ Platten). Wetter recht schön, aber kalt. Alles ist erkältungskrank.

18. Mai 1940

Gestern lieferten wir dem Produktenhändler von unserer Schulsammlung 25 kg Knochen (je 2,5 Pf), 55 kg Zink (je 6 Pf), 135 kg Eisen (je 1,5 Pf). – Viel Militär (auch Sanitäter) kamen durch. – Alles ruhig – alles begeistert.

20. Mai 1940

August Riese war für Pg. Beckmann nach Schwege (Muttertag) – Aug. Altenau im Dorf soll schwer verwundet sein. Brustschuss. Gresharke ebenfalls. Vorletzte Nacht war ein englischer Flieger über Glandorf. Gestern fand die 2. Rote Kreuz-Sammlung statt. Nachts waren viele Flugzeuge über Glandorf. Dauernd Militärdurchzug. In den industriellen Orten ist jede Nacht Fliegeralarm, so auch letzte Nacht in Georgsmarienhütte. Zwei Stunden lang. An vielen Stellen fielen Bomben. Sie waren sehr hoch. Leuchtschirme waren auch über Osnabrück. Schade, dass die Flak mit weiter vorgerückt ist. Hier steht nichts.

21. Mai 1940

Viel Militär kommt durch Glandorf. Die Ausrüstungen vom Wagen bis zum Kerl sind nagelneu, zum Teil noch in Fabrikpackung. (Fahrräder, Gulaschkanonen). Es herrscht rege Fliegertätigkeit. Pg. Beckmann war gestern nach Osnabrück zur Kreisleitung. Dort fand eine Beratung über Einführung von Vollkornbrot und Heilplanzensammlung statt. – Durch Bielefeld sollen am Sonntag  800 Militärzüge auf der 4-gleisigen Strecke durchgekommen sein. Stimmung: ganz groß. Die 2. Rote Kreuz-Sammlung am Sonntag dem 19./20. Mai erbrachte 854,30 RM.

22. Mai 1940

Gestern kamen auch Matrosen (W. Marine) durch, die sicher auf der Fahrt zur Küste waren. – Großer Durchbruch zum Maas, große Stimmung.

23. Mai 1940

Die Pimpfe sammelten Altpapier. – Viel Militär kam durch. – Bei Brandes war gestern bunter Abend für die Westwallarbeiter.
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[Blatt 68] 

Gegenüberstellung der 1. Haussammlung im KHW für das DRK5 mit dem Opfersonntag im KHW 39/40 (Oktober 1939) Glandorf. Opfersonntag Haussamllung % mehr pro Haushalt 232,57 RM. 640 RM. 175,18 1.01 RM. .Am Muttertag erhielten in Glandorf und Schwege 256 Mütter das Ehrenkreuz, davon 107 das bronzene, 86 das silberne und 63 Mütter das goldene Ehrenkreuz. Die letzten 63 Mütter hatten zusammen 607 Kinder. Das Durchschnittsalter der Mütter der goldenen Ehrenkreuze war 49 ½ Jahre. Es erhielten nur die Mütter unter 60 Jahren das Ehrenkreuz. Die über 60 Jahre alten erhielten das Ehrenkreuz im Jahre 1939. Morgen bekommt die Klasse von Pg. Beckmann neue Bänke. Schierloh hat sie schon vor zwei Tagen aufgestellt.

24. Mai 1940

Die Arbeit der Westwallarbeiter wird eingestellt. Die Leute kommen nach Belgien. Gestern sind sie nach Ostbevern und Glane abgerückt, um dort letzte Arbeit zu leisten, dann geht es wieder zur Front. Andere haben Stellungsbefehl bekommen. Sie müssen sich zum 28. Mai bereit halten. Jos. auf der Landwehr, Westendorf, ist verwundet. Er liegt im Lazarett zu Aachen. Ortkamp Füchtorf ist gefallen, aber die Meldung wurde am 27. Mai widerrufen. Krifft- Averfehrden soll schwer verwundet sein; Bernhard Hagedorn-Schwege soll schwer verwundet sein. Wilh. Ewels liegt im Lazarett. Er ist vom Pferd gefallen.

26. Mai 1940

Pastor Köster feiert sein 25-jähriges Ortsjubiläum. Gestern hatte sein Sportfest. Die oberen Jahrgänge hatten frei. Heute kämpfte die HJ. Die Bedingungen waren schwer (4,25m Sprung, 35m Keulenwurf, 14,2 Lauf 100m) 180 und mehr war Sieg. – Wetter: sehr schön.  Es fehlt hier ein Schauer Regen. Der Feind in Flandern ist eingeschlossen. Alles wartet fieberhaft am Lautsprecher auf Nachrichten. Hier alles ruhig.

27. Mai 1940

Lebensmittelkarten werden ausgegeben. Etliche Stellungsbefehle sind wieder eingelaufen. In letzter Nacht kam wieder viel Militär durch Glandorf. – Gewitterregen. – Calais ist gefallen. Es herrscht große Spannung. Sportfest am Sonnabend: 120 Jungen: 40 Sieger. 23 Mädchen: 7 Sieger. – HJ von 40 etwa 10 Sieger. – Jahrgang 21  muss am 6. Juni zur Musterung.
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  1. Deutsches Rotes Kreuz.

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[Blatt 69] 

28. Mai 1940

Letzte Nacht 2 Uhr kurzer Fliegeralarm. Die Leute sind ruhiger und haben keine Angst. Von 48 Schulkindern der Klasse des Pg. Beckmann sind neun aufgewesen. Im Keller war keines. Holländische und Belgische Wagen und Motorräder kamen durch.

19. Mai 1940

Es kommt sehr viel Militär durch Glandorf. Den ganzen Tag. Richtung: Osnabrück. Meist holländische Wagen. Auch Truppen von der Front kamen durch. – Lastkolonnen zum Westen. – Hubert Hamer wurde vom Militärwagen angefahren. Er ist 4 Jahre alt und trug Rippenbrüche und Schrammen davon. Er kam ins Krankenhaus. – Gestern Abend Gewitter. Nachts schöner Regen. Etliche Stellungsbefehle. Jahrgang 08, 09 und 13. Auch Arbeitsdienst (Maurer) nach Braunschweig wird wieder eingezogen.

31. Mai 1940

Elf mussten sich stellen, zehn kamen wieder. Sie sind erst beurlaubt. – Es herrscht große Begeisterung wegen des gewaltigen Sieges in Flandern.

[Fortsetzung Blatt 69 folgendes Kapitel]

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