Juli – September 1942

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[Blatt 239] 

1. Juli 1942

Regenwetter. – Walter Biedendiek ist verwundet. Granatsplittermunition. – Zwei Franzosen sind fort von Stögemann und Gohl. – Die vier von neulich, die fortmachten, sind wieder eingefangen. An der holländischen Grenze.

2. Juli 1942

Wetter schön. – Große Freude: Sewastopol genommen. – Militär kam durch Glandorf nach Iburg runter. WL [?]. – Die beiden Franzosen sind wieder gefaßt in Sarbeck[sic]1 auf der Kanalbrücke. – Karl Dälken ist verwundet. Granatsplitter im Rücken und Lunge verletzt. – Gestern kamen fünf Ukrainer ([zum] Krankenhaus, Oßege, Buller in Averfehrden und Hülsmann Averfehrden). –

3. Juli 1942

Gestern nach Osnabrück, plötzlich mit Upmann. Augustin soll K40-Führer (Kinderlandverschickung) werden. Habe mit dem Klassenlehrer Rücksprache genommen. In Osnabrück ist doch mehr zerstört als man erst sah. Es sieht dort stellenweise wüst aus. – Letzte Nacht war der Engländer da. Abwehr im Westen und Norden.

4. Juli 1942

Franz Pues Laudik verwundet. Schuß rechter Arm. – Wetter schön. Jos. Drüker Lazarett. Lungenentzündung.

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  1. Saerbeck.

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[Blatt 240] 

6. Juli 1942

Montag sehr warm, schön. – Alles ruhig die letzten Nächte. – In Glandorf wohnen viele Flüchtlinge aus den Städten. – In Bremen haben die Engländer Phosphorpräparate (Bälle, Puppen, Zigarettenschachteln) abgeworfen. Gemeinheiten. – Heute werden Kartoffeln in Glandorf gesammelt und bezahlt für Bremen, da dort die Lagerbestände durch Phosphor vergiftet sind. – Unsere Ortsgruppe haben wir überprüft, wenn Flüchtlinge aus Osnabrück kommen. 750 sind für Glandorf vorgesehen. Zwei Motorräder und ein Transportführer (W. Kahle) sind bestimmt, um die Leute abzuholen. Saal Herbermann bleibt für besondere Fälle frei. – Heute habe ich Plakate verteilen lassen, daß alle Fremde und Kurgäste innerhalb [von] 24 Stunden Glandorf verlassen müssen, wenn Flüchtlinge aus Osnabrück kommen sollten. – Alle Gefangenen, die in letzte Zeit von hier ausgerückt sind, wurden festgenommen. Gestern ersten jungen Kartoffeln gegessen. Im Felde steht alles recht gut. –

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[Blatt 241] 

Es sind zurzeit doch allerlei Urlauber hier.

7. Juli 1942

Vorgestern (Sonntag) wer der neue Gauleiter P. Wegener im Kreis. Ortsgruppenleiter Pg. Walker war hier. –

8. Juli 1942

Mutter gestern nach Osnabrück (einkaufen mit Upmann). War gut zu kaufen, die Leute haben scheinbar mehr hervorgeholt. – Große Freude wegen der Sondermeldungen. – Gestern Gewitter, Regen. – Wir ordnen die Unterbringung bei Katastrophen. Gesamt Glandorf hat 780 unterzubringen. Karl Maag bekam die rumänische Tapferkeitsmedaille II. Klasse. – Jos. Brinkmann (gefallen) bekam das EK II2. –

9. Juli 1942

Gestern Gewitter mit leichtem Regen. – Jos. Schliehe steht vor Kairo. – Militär kam durch Glandorf nach Münster (Wagen).

11. Juli 1942

Heute Regen, gestern Gewitter. – Gestern Leistungsprüfungen des vierten Jahrganges. In Schwege: L. Sicking. – In Glandorf (Schierloh und Glandorf): Hauptleiter Steinborn. – In Averfehrden (Averfehrden und Sudendorf): Hauptleiter Beckmann. – Gestern kamen acht Ferienkinder aus Bremen. – Franz Ahmann (Schwege) bekam Panzersturmabzeichen. Nahm russischen Unteroffizier gefangen.

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  1. Eisernes Kreuz II. Klasse.

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[Blatt 242] 

13. Juli 1942

Gestern hat es stark geregnet, verbunden mit heftigen Weststürmen. Viel Schaden, alles liegt platt.  – Hermann Mennemann bekam das Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern. – Jos. Schliehe bekam in Afrika die Hand in die Teichmaschine. – Auf dem Donnerbrink wurde eine Uhr gestohlen (Taschenuhr). Gestern Rote Kreuz Sammlung. – Bei Engelen haben die Russen ein ganzes Beet Erbsen aufgegessen. Dallmöller bekam von den gefaßten Gefangenen zwei Fahrräder wieder. Gefangene wurden geschnappt (vorne). –

14. Juli 1942

Paula Klein, Osnabrück kam bis heute (sehr nervös von dem Bombenangriff). – Aug. Bußmann ist verwundet (Fuß und Arm). Aug. Frese Granatsplitter (Auge, Bein). Die Franzosen haben heute nationalen Feiertag. Arbeiten bis 16 Uhr. –

15. Juli 1942

Gestern Film „Komödianten." – Noch immer Regenschauer. – Heute gibt es Zeugnisse. – Unsere Seidenraupen haben wir, da sie nicht mehr zu füttern sind (Mangel), nach Dissen gebracht.

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[Blatt 243] 

20. Juli 1942

Heute beginnen die Ferien bis Freitag, den 14. August [(erster Schultag)]. – Die Nachtwachen sind neu eingeteilt. Ich habe heute Abend mit Upmann und Stapel. Aug. Obermeyer hat das EK II, Verwundetenabzeichen und Infanteriesturmabzeichen.

22. Juli 1942

Mittwoch. Noch immer Regenwetter in Schauern. [Westwind]. (16. Juli) Wache. – Neueinteilung. Die Feuerwehr steht nicht mehr. Vom 7. Mai - 1. Juli war alles eingeschlafen. – Da beim großen Angriff in Osnabrück die Wache von dort angerufen wurde um Unterstützung, kam der Schwindel heraus. (17. Juli) Regenwetter. Hafer, Korn liegt. Kartoffeln gut. – Ich habe den Katastropheneinsatz für Osnabrück organisiert. (18. Juli) Heute fanden Kinder einen Brandsatz, der sicher vom feindlichen Flugzeug abgeworfen wurde. Röhre, 3,5cm dick, qualmte und brannte unter Rauchentwicklung. Warf ihn ins Wasser, färbte sich sofort grün, roch stark nach Schwefelwasserstoff. War noch 10cm lang. Der Kreisleitung gemeldet: Noch unbekannt. – Die Kollekten in der Kirche brachten im letzten Jahr 8800 RM, 3500 RM mehr als Vorjahr. Im Kreis Glandorf erste Stelle, Diözese achte Stelle. – Während der letzten Tage waren am Tage öfters englische Aufklärer da.

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[Blatt 244] 

26. Juli 1942

Sonntag. Seit gestern trocken, aber bedeckt. [Westwind]. (23. Juli) Luftschutzversammlung bei Herbermann. Von den Brandsätzen sind noch mehrere gefunden. (24. Juli) Zwei Franzosen sind ausgerückt. – Wachtmannschaften werden gewechselt. – Es gab Schapps 0,33 Liter pro Kopf (Ausweis. Abschnitt für Nahr[ungs]mittelkarten). – Auch in den Wirtschaften war ein keines Kontingent. – 25. Juli Letzte Nacht war der Engländer da. – Tagsüber mehrmals Fliegeralarm. 25. Juli Gestern bei Warendorf warf der Engländer Bomben bei Westkirchen. Nachmittags Alarm. – 26. Juli Anna. Große Feiern bei uns wegen Mutters Namenstag. Alles bunt. – Heute [bekam] Toni Urlaub bis nächsten Sonntag. – Letzte Nacht bis nach 3 Uhr schwere Schießerei. Tommy. –

30. Juli 1942

Wetter heute schön, gestern wieder Regen. Brachten gestern Bernhardt nach Oesede (Bergmanns). Ferien. Dort Alarm. Gestern tagsüber dreimal Alarm, kam hier aber nichts. Heute Gerücht, daß Lehmkuhl Sattler durch Bombe gefallen sei (am 5. August kam wieder Post von ihm).

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[Blatt 245] 

8. August 1942

Sonnabend. Am 1. August, Sonnabend, war ich nach Münster. Zweimal Alarm. Über[flogen] in sehr größer Höhe die Stadt. Schwere Abwehr, keine Bomben, wohl andere Städte. Am Tage vorher war dreimal Alarm. – Überhaupt sind in den letzten Tagen dauernd Aufklärer da. Gestern, 7. August, kam ein Tommy in Osnabrück bis auf 30 m herunter. Das Postauto hatte sehr starke Verspätung. Nachts ist es ziemlich ruhig. Am 5. August fielen nachts bei Ostbevern Brook mehrere Bomben in eine Weide. Erschütterung hier stark. Eisenbahn sollte getroffen werden. Zehn Kühe und Pferde getötet. – Roggenernte hat begonnen. Das Wetter ist noch nicht günstig. [Westwind]. Ab und zu Regen, letzten beiden Tage besser. Hafer wächst auf dem Felde aus. Kann noch alles gut werden. – Am 1. August gab es neue Raucherkarten. Zigaretten und Zigarren zurzeit knapp. – Beckings Arnold hat sich mit dem Selbstbinder ins Bein geschnitten. Maag erhält einen Waggon Altkleider aus der Spinnstoffsammlung zum Reinigen. – Am 4. August [musste] Augustin nach Osnabrück zur Musterung,

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[Blatt 246] 

ist KO. – Vorgemerkt für Flieger, technische Personal oder erste Flak. – Gestern waren die Glandorfer, Jahrgang [19]25, nach Iburg zur Musterung. – Die NSV3  schickt wieder Kinder nach Laer zum Baden. – Gestern hatte ich die Glandorfer zur Einteilung des Katastrophendienstes nach Herbermann eingeladen. Sechs Trupps je 12–15 Mann und zwei Melder. Alles da. Klappte recht gut. Nächste Woche Probealarm. Gesamtleitung soll Sicking haben. Truppführer: Maag, W. Erpenbeck, Ferd. Brinckmann, Bernh. Papenbrock, Bauer Mennemann und Stapel.

10. August 1942

Montag. Letzte Nacht Großangriff auf Osnabrück. Von 3–4 Uhr. Es war nicht mehr schön. Eine schwere Bombenerschütterung nach der anderen. Fenster, Türen und alles bebte. Sehr viele Großflugzeuge kamen über Glandorf. Schießereien ringsum. Sehr viel Feuerwerk in der Luft. Licht wurde (scheinbar von Ibbenbüren) ausgedreht. Leute alles auf. Nervös. Um 430 Uhr wurde Glandorfer Feuerwehr über Münster alarmiert. Nach Osnabrück besteht keine Verbindung. Post-

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  1. Nationalsozialistische Volkswohlfahrt.

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[Blatt 247] 

auto fährt nicht. 40 Feuerwehren kamen durch Glandorf. Viele Gerüchte. 12 Uhr. (Bahnhöfe, Heinrichstr., Leffers, Dom, Fledder, Bahnhof Hasbergen, Lengerich, Bauernhöfe bei Lünen sollen zerstört sein). Tecklenburg, Ibbenbüren, Münster usw. sollen auch bedacht sein. 15 Uhr. Soeben kommt Augustin von Osnabrück wieder. War heute Morgen hier. Es brennt noch an allen Ecken. Zerstört: Herz-Jesu-Kirche, Post, Germania Leffers, [am] Dom nichts, Güterbahnhof, Universum, Eklöh, Realgymnasium, Landratswohnung, Rosenplatz, Schillerstraße, Heinrichstr. und Umgebung und überall viele Dachstuhlbrände. Neben Vaters Geburtshaus, Gottsmauer 7/8, das große Gebäude. – Die Feuerwehren sind noch nicht zurück. In der Post sollen vier Tote sein, in einem Hause acht, im Ganzen über 20. – In Iburg insgesamt müssen die Pensionen in 14 Stunden geräumt sein (Gerücht nicht wahr, nur bei Belegungen).

12. August 1942

War gestern über Rothenfelde nach Osnabrück. Es ist traurig, wie es dort aussieht. So schlimm wie in Köln. An mehreren Stellen war es noch am Brennen. [An] einer Stelle 13 verschüttet, lebten bis jetzt noch, konnte nicht heran. Alle tot. Im Keller [einer] ertrunken usw. Man schätzt die Todesopfer bis jetzt auf 70 bis 80. – Heute morgen ging in

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[Blatt 248] 

Westendorf ein deutscher Fesselballon nieder. Ohne Benennung. Papiere usw. geborgen, Behörden benachrichtigt. Wind: [Westen]. Wetter bedeckt.

14. August 1942

Schulanfang. Freitag. – Joseph Schliehe kam von Afrika nach Italien ins Lazarett (Hand [in] Teichmaschine). – Karl Maag bekam die Ostmedaille. – Heinr. Ströer kam nach Neapel. – Bei Flake im Roggen landete ein feindlicher Ballon. 4–5 m Durchmesser. Nach einigen Minuten stieg er wieder auf. – Heinr. Scheckelhoff Schwege bekam EK II. – Franz Borgmeyer, unser Berliner Schüler, brach in den Ferien das linke Bein. Stelzenlaufen. – Willi Landwehr Anstreicher bekam das Infanteriesturmabzeichen, Verwundetenabzeichen, Panzersturmabzeichen, Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern, EK I und II (Panzer abgeschossen). – Heinr. Landwehr bekam das Kriegsverdienstkreuz. – Vor 14 Tagen wurden drei Glocken abgegeben, die Schwedenglocke und die Große bleiben noch. – Gestern Film: „Immer nur du".

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[Blatt 249] 

15. August 1942

Alles ruhig. Viele Bombenbeschädigte wohnen in Glandorf. – Wetter: bedeckt, trocken, einzelne Schauer. – Ernte im vollen Gang. Gut. – Das Zeug von den Franzosen, die ausgekniffen sind (sechs Mann), hat man wiedergefunden in Averfehrden im Roggen. – (Am 25. Juni ausgerückt). Lager bei Phillipskötter. Noch keinen gefaßt. – Maler Middelberg verwundet. Schuß Arm, Ellbogen. –

17. August 1942

Gestern Lebensmittelkarten, – Cl. Gülker kam auf Urlaub, da seine Frau schwer krank ist (Wochenbett). – Zwei Franzosen, die mit fort waren, kamen wieder (gefaßt). – Cl. Gülker wurde Oberbäcker.

18. August 1942

Wetter schön. – Gestern haben wir am Neubau in Opas Schuppen die Pfannen aufgehangen. – Tagsüber ist in Osnabrück-Münster und überall oft Alarm. Wir machen uns in Glandorf nichts daraus. Gestern Morgen fiel in Osnabrück im Stahlwerk noch eine Bombe. Ein Toter, eine Anzahl verschüttet. Sind aber noch lebend herausgekommen. Viele Fremde und Bombenbeschädigte wohnen in Glandorf. ______________________________________________________________

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[Blatt 250] 

Dritter Bombenangriff auf Osnabrück. In letzter Nacht um 030 Uhr gings los. Starke Schießerei in Osnabrück. Der Himmel stark erhellt und gerötet (Brand). Nur wenige Sprengbomben. Abwehr hielt bis 2 Uhr an, dann Ruhe. Himmel über Osnabrück immer heller. Kurze Abwehr in Münster. Füchtorfer Flak (2 cm) ballert lustig auf Flieger, die unseren Ort überqueren. Von 215 Uhr an fahren schon Feuerwehren von Münster kommend durch den Ort. Hier [um] 230 Uhr Feueralarm. Alles nach Osnabrück. – Der Himmel bleibt hell. Alles ist auf. Auf dem Thie sehr viele Menschen. Bei Wesler im Garten brannte es auch (Brandplättchen). Bevölkerung: ruhig, traurig. – Morgens 8 Uhr Schule. In Osnabrück soll Großfeuer sein. Hafen soll brennen, Öllager, Kupfer- und Drahtwerk. Die Stadt soll nicht so viel brennen wie beim letzten Mal. Eine Gummifabrik soll brennen. Es sollen viele Phosphorkanister geworfen sein. In den Straßen sollen viele Dächer brennen. Unsere Wehr kam nicht zum Einsatz, war 8 Uhr

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[Blatt 251] 

wieder da. – Gestern sind bei Kellinghausen zwei Franzosen ausgerissen. Feuerwehr erzählt: 9 Uhr. In Osnabrück ist der Hafen getroffen und Kupfer- und Drahtwerk. Ein altes Gummilager brannte gewaltig. Bramscherstr. ist viel zerstört. Brandbomben. Hinterm Berg muß ein Kötter oder sonst niedergebrannt sein. „Otto“ hinter Iburg, am Urberg, durch Brandbomben. Am Urberg viele Brandplättchen gefallen. Hinter dem Forsthaus im Kornfelde 70 und mehr große Phosphorbrandbomben. Alles ringsum vergiftet. Die Bomben sind bis 1,5 m tief in die Erde gedrungen.

19. August 1942

Gestern war ich nach Iburg. Besprechung mit Rat wegen der Heimschule und Hauptschule in Iburg. Unsere Kinder kommen [wegen] des weiten Weges für Iburg (Hauptschule) nicht in Frage. – In Schwege sind fünf Franzosen davongemacht. Vier wurden in Kattenvenne am Bahnhof geschnappt. Die zwei, die vorgestern fortmachten, sind auch in Kattenvenne, im Roggen, gestellt worden. – In Osnabrück wurde als Neuestes eine Luftmine an einem Fallschirm abgeworfen.

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[Blatt 252] 

21. August 1942

Gestern Namenstag. Große Feier. Feiertag der Jugend. Sehr warm. 11 Uhr hitzefrei. – Tagsüber bis vier-fünfmal Alarm. – Große Freude über Sondermeldung. Angriff bei Dieppe abgeschlagen. – Abends Schmittie Upmann bei mir, tagsüber mit Besuch. – Abends von 23–3 Uhr Flugwache. Alles ruhig. – Gestern gingen die Ferienkinder (Bremen – zweite Gruppe) wieder fort. – Haferernte noch im vollen Gang. –

22. August 1942

Vor den Ferien lieferten wir 277 kg trockene Heilkräuter ab, viel ist noch auf dem Boden. Unsere Seidenraupen erbrachten 1,080 kg Kokons. Es gab 5,30 Pf. Im Vorjahr das Doppelte. – Wetter: schön und warm. – Gestern unsere Frühkartoffeln herausgemacht. – August Pues hat Urlaub. Hat das EK II4, Verdienstkreuz mit Schwertern, Verwundetenabzeichen und Winterabzeichen. [Zwei Splitter noch, Kopf und Nacken]. – Heinr. Böckenholt, Mersch Brok ist verwundet. Granatsplitter übers Auge. – Kontrolle der Brandteiche ergab, daß diese stark versandet sind. Reinigen. – Morgen letzter Plakettenverkauf (Margeritenblüten). – Alles ruhig.

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  1. Eisernes Kreuz II. Klasse.

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[Blatt 253] 

24. August 1942

Montag. Johannes Nachtigall aus Schwege ist in Rußland gefallen bei Leningrad. 3. August. War nur acht Tage an der Front. Während des Weltkrieges [19]14-[19]18 aus Rußland als Auslandsdeutscher nach hier gekommen, bei Lackmann groß geworden. – Augustin heute wieder fort. Schule in Osnabrück beginnt heute. – Gestern Plakettenverkauf. Vier neue Franzosen kamen. – Bei Schönhoff in Schwege fielen gestern am Tage drei Brandbomben in die Wiese. Bei Lackmann wurde ein Kasten gefunden, wo die Brandbomben drinsaßen. –

25. August 1942

Schönes Wetter, alles ruhig. Wir befürchten den Engländer. August Bäumer ist verwundet. Granatsplitter am Oberarm. Linke Seite und Schulter. – Anton Nieße Mersch hat Granatsplitter in linker Seite. Beide [in] Rußland.

26. August 1942

Gestern Film: Leichte Muse. Für unter 18 Jahren verboten. Trotzdem guter Besuch. – Heute morgen 4 Uhr Mondfinsternis. Sehr klares Wetter, Nacht war ruhig. Der Tommy war anderswo. – Acht Monate altes Kind, Gustav Birkemeyer, ist nachmittags plötzlich gestorben. Erstickt aufgefunden. – Auf Oedingberge

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[Blatt 254] 

starb ein Russe, gestern Abend beerdigt. – Heinr. Dettemeyer bekam des Winterabzeichen. – Flugblätter G39 und G42 kamen an. – Zwei neue Franzosen kommen wieder zur Arbeit. –

27. August 1942

Karl Biedendieck starb gestern. – Gegen 12 Uhr Abwehrfeuer im Westen. Der Tommy ließ sich hier auch hören. – Wetter: warm, sehr schön.

28. August 1942

Sehr warm. – Letzte Nacht große Fliegertätigkeit. Um 2345 bis 030 Uhr überflogen die Engländer ohne Unterbrechung unseren Ort nach Osten. Starke Abwehr in Münster, Osnabrück und Füchtorf (Scheinflughafen). Alles war auf. Auf den Straßen. Dann wurde es für zehn Minuten ruhiger, dann bis 2 Uhr noch überall. Es waren Einzelgänger, dauernd und überall. Die aus dem Osten Zurückkehrenden waren aber an Zahl nur, oder weniger als die vorher Hinfliegenden (abgeschossen oder anderen Weg). – Paul Middelberg ist [auf] Urlaub. Kugel durch linkes Armgelenk. – Bei Lemper, Westendorf wurde von einem Kerl [aus] Köln, der in Laer in Erholung ist, gestohlen. 6 Pfd. Fleisch. Hatte außerdem 60 Eier bei sich. Karl Dallmöller

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[Blatt 255] 

hat ihn gefaßt. –

29. August 1942

Vorletzte Nacht war der Tommy in Kassel (35 [?] abgeschossen). In Osnabrück war starke Abwehr. Vor dem Haderberg fielen viele Brandbomben. Osthoff Gut ist abgebrannt, noch ein Bauernhof, Oeseder Weghaus. Nach Kattenvenne [hin] fiel eine schwere Bombe, vor Osnabrück soll noch eine Luftmine (Blindgänger), 2,50 [m] lang, 60 cm dick, liegen. – Viele Flugblätter fielen hier in Glandorf (G. 27). – Wetter sehr warm. – Bei Rulle einer abgeschossen.

31. August 1942

Noch immer sehr warm. Gestern nach Oesede mit den Auto. Tagung der Kreisabschnittswarte des Reichsbundes. – Deutsche Familien bekamen das Familienbuch. – Am 20. September ist Ausgabe der Ehrenbücher. Auslesebescheinigung. Familie Recker und wir von Glandorf. Gestern Nachmittag Schulung vom Luftschutz bei Herbermann Schwege [bis] [20?] Uhr. – Wir sammeln für NSV5-Einkochen. Da wir keine Dosen bekommen, schicken wir Gemüse nach Osnabrück. – Jos. Papenbrock Sudendorf bekam die Ostmedaille. – Mutter: Mandelentzündung. – Augustin war gestern hier.

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  1. Nationalsozialistische Volkswohlfahrt.

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[Blatt 256] 

1. September 1942

Alles ruhig. – Wetter warm. – Unsere Mutter liegt zu Bett, hat Angina. – Heinr. Schliehe wurde Gefreiter. Heute haben wir drei Jahre Krieg.

3. September 1942

Mutter liegt noch immer, wird aber besser. – Heute fährt Josepha. Hatte sie zwei Tage nachbehalten. Wetter sehr schön. Ernte recht gut. – Gestern Abend sind wieder zwei Franzosen ausgerissen. Der von Krümpelmann und der von Lackmann. – Antonius Landwehr bei Lohmeier (Hardensetten) ist gefallen. – Militär kam durchs Dorf. Richtung Füchtorf. – Alles ruhig. – Wilh. Stockhoff wurde in Telgte das Rad gestohlen.

4. September 1942

Nachmittags 17 Uhr großer Brand in Laer. Entstehung unbekannt. Gerüchte groß. Bücker und Aschenberg, Tovar und Knemeyers Scheune im Dorfe brannten. Alle Feuerwehren der Umgebung waren da, wurden aber nicht mehr eingesetzt. Sogar ein Zug aus Osnabrück war gekommen. – Der Rat war hier und die Zeugnisse für Hauptschulreife wurden unterschrieben. – Flieger waren am Tage da. Vorgestern um 2130 Uhr überflog abends

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[Blatt 257] 

ein Engländer Glandorf und warf in Wellendorf vier Bomben ins Freie. – Die Bevölkerung achtet jetzt besser auf die Verdunklung. – Josepha fuhr gestern Nachmittag wieder nach Nenndorf. Mutter gehts besser. – Wetter weiterhin recht schön, warm. – Heuernte gut. – In Laer wurde eine Person schwer verletzt. [Es] fiel ein Giebel um und verletzte ihn. –

5. September 1942

Letzte Nacht 3 Uhr war der Tommy da. Abwehr in Osnabrück. Aug. Brockmeyer wurde Fuhrman im Reichsarbeitsdienst. Wir schicken Frontbriefe des Kreisleiters von August an unsere Soldaten. – Unser Kreisleiter kommt nach Oldenburg. Nachfolger: Burdorf. Ortsgruppenleiter. –

7. September 1942

Montag. Alles ruhig. Gestern etwas Regen, sonst schönes Wetter. Es wird Herbst. – Der Brand in Laer soll von einem Lehrjungen angelegt sein bei Ascheberg, 15 Jahre, als Rache für Schläge. – Wir schreiben in jeder Woche einen Feldpostbrief an unsere Freunde, Brüder usw.

8. September 1942

Morgen ist Mauleselabnahme. – Fräulein Attermeyer Schwege, Frauenschaftsleiterin, ist nach Westfalen Meschede? Oberschule versetzt. Wir suchen eine neue Frauenschaftsleiterin. Frau Pukall soll's werden, wehrt sich noch.

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[Blatt 258] 

Heute werden die Franzosen entlaust.

10. September 1942

Gestern Nachmittag und besonders 21 Uhr abends etliche Engländer da. Starke Schießerei in Münster und Osnabrück. Mehrere kamen über Glandorf. Sehr hoch. – [A]n den letzten Abenden Scheinwerferübungen [in] Osnabrück und Münster. – Heute Sonnenfinsternis. – Heute Film: Liebe ist zollfrei. – In Glane wurden gestern Abend zwei [vor] Bomben geflüchtete Damen aus dem Ruhrgebiet von einer niedergehenden Flakgranate (beim Spaziergang) tödlich getroffen. – In Osnabrück fielen Bomben. Verluste: zwei Straßen zerstört. –

11. September 1942

Letzte Nacht wer der Tommy da. Abwehr in Münster und Osnabrück. Heute ist Mauleselabnahme. – August Baumann Averfehrden ist gefallen (amtliche Nachricht fehlt).

12. September 1942

Gestern haben wir für die NSV6 eingekocht. Die Kinder brachten in den Schulen Gemüse und Obst mit. Bei Herbermann. Die großen Mädchen helfen. 300 Dosen müssen gefüllt werden. – Scheinwerferübungen gestern Abend. – Tagsüber in den Stunden mehrfach Alarm. Nacht hier ruhig.

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  1. Nationalsozialistische Volkswohlfahrt.

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[Blatt 259] 

14. September 1942

Montag. Letzte Nacht [waren] Engländer da, von 3–4 Uhr. Starke Abwehr in Osnabrück und Münster. – Vorgestern Abend Gewitter, Regen. Wetter sehr gut. Ostwind. Ernte vorzüglich. – Joseph Rosenbusch ist schwer verwundet. Bauchschuß. – Anton Nieße ist vermißt gemeldet. – Höveland aus Schwege ist gefallen. – Gestern gabs Lebensmittelmarken. – 15 Uhr bei Herbermann Versammlung der 13 bis 16-Jährigen. HJ-Vortrag über Berufsberatung. – Am Freitag haben wir eingekocht für NSV. Meine Mädchen bei A. Herbermann. 143 Dosen, 200 Pfd. Äpfel zum Vermosten. 176 Flaschen sind geliefert beziehungsweise fertig. Die Arbeit geht weiter.

15. September 1942

Heute morgen Gewitterregen, trotzdem war der Tommy noch um 7 Uhr da. Starke Schießerei in Münster und Osnabrück. – August Jankrift aus Averfehrden fiel. –

17. September 1942

Flugblätter wurden gefunden. G50. Sonst alles ruhig. Seit gestern Gewitter-Regenschauer. Es wird Herbst.

19. September 1942

Gestern Turnkonferenz in Glane. Vorgestern war in Dissen. In Glane waren Bezirk Iburg und Glandorf. Erst Turnsportfest der Jugend (Herbstbesichtigung). Laufen Springen, Werfern, Spiele. – Dann Turnhalle: Hallenturnen.

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[Blatt 260] 

Schule. Berechnung der Punkte. Daraufhin Schulbesprechung mit dem Rat. – Wetter wieder schön, aber kühl. – Flugblatt G48 kam. – Die Kupferdrähte der Hochspannung wurden in Westendorf durch andere ersetzt. – Kartoffelernte ist schon in vollem Gang.

21. September 1942

Vorgestern Nachmittag Engländer hier. – In Münster Abwehr. – Gestern die Verleihung der Auslesebestätigung des Reichsbundes [an?] deutsche Familie[n]. In Georgsmarienhütte[s] HJ-Jugendheim. – 62 Familien. – Glandorf: Recker und wir, Beckmann, Urkunde usw., sehr nett. – Gestern Abend Gewitter. – Viele Flugzettel schwirren herum. – Sammlung war Sammlung. WHW7. – Autowagen mußten noch abgeliefert werden fürs Heer: Hannewinkel[s] Wagen, Hartlage in Schwege. – Heute von 12–18 [Uhr] und morgen und übermorgen ist Licht. Kupferauswechslung. –

22. September 1942

Mehrere Tage brennt nachmittags das Elektrische nicht. Es werden von Leuten der Wehrmacht und Niki im Dorfe die Kupferdrähte ersetzt. Gestern Abend bei Herbermann Ortsgruppendienstbesprechung. – Nachts Regen, alles ruhig.

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  1. Winterhilfswerk.

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[Blatt 261] 

23. September 1942

Ein Franzose (bei Bauer Mennemann) ist ausgerückt. Joseph Rosenbusch, verheiratet in Ostercappeln, ist gefallen. Beim Abtransport ins Lazarett gestorben.

24. September 1942

Heute gibt [es] Ferien bis 19. Oktober. Morgen Obstverkauf an den Straßen. – Letzte Nacht Wache. – Starker Regen. Heute Film: Der Strom. 2015 Uhr. –

30. September 1942

Mittwoch. Alles ruhig. – Herbstwetter, schön, gute Ernte. – Heute spricht der Führer. – Theo Melle war vorgestern hier. Heute seine beiden Kinder in Münster nicht mitbekommen. – Abends um 1 Uhr noch mit Wagen nach Münster, Polizei hatte sich ihrer angenommen. – Abends üben die Scheinwerfer. Aufklärer kommen ab und zu. – In der Nacht zum Sonntag, 27. September, brannte das Büro von Pg. Walker. Er hats selber gelöscht. Akten usw. vernichtet. Viel Arbeit. Habe zurzeit die Ortsgruppe als Vertretung. In dieser Woche NSV8-Versammlungen der einzelnen Zellen zwecks Werbung.

[Fortsetzung Blatt 261 folgendes Kapitel]

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  1. Nationalsozialistische Volkswohlfahrt.