März – Mai 1945
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[Blatt 61]
März 1945
1. März 1945
Donnerstag. Wind: West. Klar bis halbbedeckt. Matrose Hermann Damann (evakuiert) vermißt. Gefreiter Heinrich Ludger, Westendorf, vermißt. Bei Recker Sudendorf hausierte gestern ein Soldat mit einer Panzerfaust, die losging und vor Schnüpke-Recker auf der Straße einschlug. Mehrere Soldaten verletzt. 930 Uhr Voralarm. 935 Uhr Entwarnung. 1130-12 Uhr Voralarm. Kalter Westwind mit Schauern. Die eine Frau, die bei Fischers Wagen angeschossen wurde (Bauchschuß, 24. Februar), ist im Dissener Krankenhause gestorben. 15 Uhr Vollalarm. 1530 Uhr Vorentwarnung. — 16 Uhr Entwarnung. — 17 Uhr Voralarm. 18 Uhr Entwarnung. — 1930 Uhr Vollalarm. Starker Verband schneller Kampfflugzeuge in [Richtung Osten] in aufgelockerter Form. Nachts um 2430 Uhr starke Bomben in der Nähe.
2. März 1945
Nachts kälter, morgens klar. 8 Uhr Voralarm. 830 Uhr Vollalarm. Starke Verbände fliegen ein. Mehrere kommen über Glandorf. 1030 Uhr Vorentwarnung. Feindtätigkeit im Südwesten. — 1045 Uhr Entwarnung. — 11 Uhr Vollalarm. Einzelne Flugzeuge [in] verschiedene Richtungen. Aprilwetter, Sonnenschein mit Schneeschauer. 1145 Uhr starker Jagdverband [aus dem Osten kommend]. — Bordbeschuß. Abwehr. 1230 Uhr Vorentwarnung. — 1320 Uhr Entwarnung. — 1415 Uhr Voralarm bis 15 Uhr. 1630 Uhr Voralarm. — 18 Uhr Entwarnung. 1945 Uhr starker Verband bis 20 Uhr [aus Westen kommend] über Glandorf. — Schneeschauer. 2020 Uhr Voralarm. 2025 Uhr Entwarnung. — Noch einige Fernnachtjäger. 2130 Uhr Vollalarm. — Etliche Rückflüge [aus dem Osten]. 2145 Uhr Vorentwarnung. 2230 Uhr Entwarnung. Nacht ruhig.
3. März 1945
Sonnabend. 7 Uhr Voralarm. — Nachts kalter Nordwind, etwas Schnee. — 830 Uhr Vollalarm. 10 Vorentwarnung. 1045 Uhr Vollalarm. Dauernd einzelne Flugzeuge. — Silberstreifen fallen. 1315 Uhr Entwarnung. 14 Uhr Voralarm. 1430 Uhr Entwarnung. 1530 Uhr Voralarm. 1615 Uhr Entwarnung. Abends [um] 20 Uhr Versammlung [der] Partei bei Herbermann. Volkssturm tritt geschlossen an. Saal gefüllt. Redner kommt nicht. 1850 Uhr kommen Kreisleiter Münzer und Pg. Jansen Polz. Leiter tagen noch bis 20 Uhr. Bombentrichter sollen beseitigt werden. — 1930 Uhr einige Flugzeugen [aus Westen kommend]. 2055 Uhr Entwarnung.
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[Blatt 62]
2130 Uhr Großangriff auf Kanal. Sicher 1000 Leuchtkugeln erhellen in Richtung Kattenvenne die Gegend. Ziehen dann weiter auf Münster [zu]. Dann viele Leuchtbomben (Blitzlichtbomben). Unsere Jäger dazwischen. Mehrere Aufschlagbrände [der] Fernnachtjäger. — 2215 Uhr Abflug, nachts Ruhe. Einzelne Flugzeuge in verschiedenen Richtungen. 2235 Uhr Vorentwarnung. 23 Uhr, Ununterbrochen explodieren die Zeitzünder, viele ganz schwere Brocken.
4. März 1945
Sonntag. Die ganze Nacht gehen die Zeitzünder hoch. Wind: Nordwest. — Morgens Schneeregen. 905 Uhr Voralarm. Heute müssen 30 Pferde zur Musterung nach Laer. Einige Flugzeuge über den Wolken. 1330 Uhr Voralarm und Entwarnung. 14 [?] bis 15 Uhr Voralarm. Regnerisch.
5. März 1945
Montag. Nachts Regen. Einzelne Flugzeuge. 330 Uhr fallen mehrere Bomben. Heinr. Niehaus, Milchkontrolleur im Kreise, oft in Glandorf, wurde in Salzbergen im Zuge beim Tieffliegerangriff getötet. 830 Uhr Voralarm. Einzelne Verbände über den Wolken [aus Westen kommend], andere [aus Norden kommend] Richtung [Süden]. 1045 Uhr Vollalarm. 1230 Uhr Entwarnung. 14 Uhr Vollalarm. 1430 Uhr Vorentwarnung. Einzelne Jäger. — 15 bis 1530 Uhr Voralarm. 1620 Uhr Voralarm. 1750 Uhr Entwarnung. 1930 Uhr Vollalarm. Einzelne Flugzeuge in verschiedenen Richtungen. 21–2130 Uhr starke Rückflüge [aus dem Osten]. — 22 Uhr Vorentwarnung. —
6. März 1945
Dienstag. Nachts Ruhe. Bedeckt. Schauer. 12 Uhr Vollalarm. Fernab Feuertätigkeit. 1230 Uhr Vorentwarnung. 1245 Uhr Entwarnung. 14 Uhr Voralarm. 1515 Uhr Vollalarm. 1615 Uhr Vorentwarnung. 1655 Uhr Vollalarm. 1715-1730 Uhr Entwarnung. 2030 Uhr Vollalarm. Mehrere starke (1940 bis 20 Uhr) Moskito-Verbände [aus Norden kommend Richtung Osten] über Glandorf. 2030 Uhr Vorentwarnung. 22 Uhr Rückflüge. 2230 Uhr Entwarnung.
7. März 1945
Mittwoch. Clemens Imhorst Averfehrden vermißt. 945 Uhr Voralarm. 1020 Uhr Vollalarm. Mehrere Verbände über den Wolken. 1030-11 Uhr etliche Verbände je 10–20 Stück. Etwa zehn fliegen in kurzen Abständen über Glandorf. In Bielefeld Angriffszeichen, ebenfalls Dortmund. Andere Verbände folgen.
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[Blatt 63]
13 Uhr Voralarm. 1315 Uhr Entwarnung. 14 Uhr Voralarm. Ein Verband nördlich von Glandorf in [Richtung Osten]. 1545 Uhr Entwarnung. 2015 Uhr Vollalarm. In Richtung Dortmund alles hell. Feindtätigkeit. — Mehrere Flugzeuge stürzen brennend ab. Dann über Münster etliche Trauben roter Leuchtkugeln. Mehrere hundert Kugeln, dann grünliche Flakabwehr. Einzelne Maschinen über Glandorf [aus Westen Richtung Osten]. — 2030 Uhr ein wunderschönes Bild. Dazwischen Scheinwerfer, rote und grüne Leuchtkugeln vom Scheinflugplatz Füchtorf. Trauben unserer Jäger usw.
Morgen fahren Jos. Freye und Heinr. Bultemeyer als Unterführer vom Volkssturm, erste Kompanie, nach Osnabrück zur zehntägigen Kurtur [?]. — Auch die zweite Kompanie Averfehrden stellt zwei Mann. 22 Uhr Rückflüge. 23 Uhr Vorentwarnung.
8. März 1945
Donnerstag. W. Greshake aus Westendorf ist gefallen. August Brinker, Averfehrden ist im Lazarett gestorben. — Morgens Nebel. In Münster sollen gestern Massen von Brandbomben und Kanistern (Phosphor) geworfen sein.
13 Uhr Vollalarm. Starke Verbände ziehen nördlich Osnabrücks [mit] Ost-Kurs. 1440 Uhr Voralarm. 15 Uhr Entwarnung. Bedeckt, naß. 1905 Uhr Vollalarm. 2045 bis 2115 Uhr sehr starke Verbände ziehen über Glandorf [Richtung Osten]. — Einzelne Flugzeuge in verschiedenen Richtungen. 2105 Uhr Vorentwarnung. 2210 Uhr Vollalarm. Noch Rückflüge. Nacht ruhig. —
9. März 1945
Freitag. Wind: Nord. — Wetter: klar, schön. Morgens 845 Uhr Vollalarm. 9 Uhr kam Verband. Aufgelöst, [aus Westen] über Glandorf. — 930 Uhr dauernd Überflüge. 950 Uhr etwa zehn Angriffszeichen über Münster. Dauernd Verbände und Jäger über Glandorf.
Großangriff1 10 Uhr Angriff auf Osnabrück. Viele Angriffszeichen. Starke Bombenteppiche. Verband fliegt [Richtung Süden] über Glandorf. — Auch über Rheine Angriffszeichen. Über Münster stürzt ein Bomber brennend ab. 1130 Uhr Vorentwarnung. — 14 Uhr wieder Vollalarm. 1430 Uhr Vorentwarnung. — Dauernd einzelne Überflüge. 1615 Uhr Vollalarm. — 1815 Uhr Entwarnung. 1815 Uhr starke Erschütterungen (Zeitzünder?).
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Das Wort ist augenscheinlich nachträglich eingefügt worden und steht versetzt vor der nächsten Zeile nach "Angriffszei-" und vor "chen".↩
[Blatt 64]
20 Uhr Vollalarm. Bedeckter Himmel. 2130 Uhr Vorentwarnung. 2215 Uhr Entwarnung.
10. März 1945
Sonnabend. Nacht ruhig. Bedeckt, feucht. Wind: Westnordwest. 100 Evakuierte sollen noch aus dem Osten nach Glandorf kommen. Die Männer vom Schanzen2 sollen heute wiederkommen. Zwei Mann mußten [zum] Ersatz vor drei Tagen gestellt werden. (Weber, Borgmeyer (kranker Fuß) und einer von Schwege waren zurückgekommen). ¼ [Stundenangabe fehlt] Uhr Vollalarm. 1130 Uhr Vorentwarnung. 1145 Uhr Vollalarm. 1345 Uhr Entwarnung. 1415-15 Uhr Voralarm. 1535 Uhr Voralarm. 1630-1645 Uhr Vollalarm. 1715 Uhr Voralarm. — 1710 Uhr [sic] Entwarnung. 1945 Uhr Voralarm (Kleinalarm, wie es jetzt heißt). 2030 Uhr Vollalarm. Feindtätigkeit über Münster. — Leichter Regen. Überflüge erst [aus Westen kommend], dann [aus Osten kommend].
11. März 1945
Sonntag. Bedeckt, feucht. 12 Uhr Voralarm. 1230 Uhr Hauptalarm. Bis 14 Uhr starke Fronttätigkeit. Einzelne Maschinen in verschiedenen Richtungen. Abends 1940 Uhr Hauptalarm. Heute Heldengedenktag. Wir haben keine besondere Feier.
12. März 1945
Montag. Wetter mild, bedeckt. 1045 Uhr Voralarm. Starke Feindtätigkeit im Westen. 1125 Uhr Vollalarm. 1130 Uhr Verband über den Wolken [aus Westen] über Glandorf. 1330 Uhr Vorentwarnung. 14 Uhr Entwarnung. 1410 Uhr Voralarm. 1415 Uhr Entwarnung. 15 Uhr Voralarm. 1630 Uhr Entwarnung. Einzelne Jäger über Glandorf. — Bordbeschuß auf Laer zu [sic]. 1945 Uhr Vollalarm. 21 Uhr Voralarm. 22 Uhr Entwarnung. Die Männer kommen vom Schanzen zurück.
13. März 1945
Dienstag. Wind: West. — Bedeckt. — 8–820 Uhr Voralarm. 11 Uhr Voralarm. — 1145 Uhr Vollalarm. 1205 Uhr schwarzer Verband nördlich [von] Glandorf. — Bombenwürfe nördlich, nicht weit. Mehrere Flugzeuge kreisen hoch. [unleserliche Zeitangabe] Uhr starke Bombendetonationen nördlich [von] Glandorf in Abständen. Das Licht ist aus. — 14 Uhr Entwarnung. 1530 Uhr Vollalarm
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Schanzen bezeichnet in der Militärsprache das Anlegen von Schanzen, also von (nicht-permanenten) Befestigungsanlagen.↩
[Blatt 65]
Lengerich wurde heute Mittag schwer getroffen. Ein Munitionszug ging auch in die Luft. 19 Uhr Sitzung der Führer des Volkssturms bei Middelberg. Einteilung und Aufgaben des Volkssturms. 20 Uhr Voralarm. — 2030 Uhr Hauptalarm. Einzelne Flugzeuge über Glandorf. Etliche schwere Einschläge. — 2110 Uhr Voralarm. 22 Uhr einzelne Rückflüge. 2215 Uhr Entwarnung.
14. März 1945
Mittwoch. Nacht ruhig. — — — — (nicht leserlich) [sic]. 11 Uhr Voralarm. 1230 Uhr Vollalarm. 1320 Uhr ein Verband (Jäger, 14 Stück) [aus Westen] über Glandorf. — 1440 Uhr starke Feindtätigkeit nördlich von Glandorf. Osnabrück desgleichen im Südwesten. Einzelne Flugzeuge über Glandorf. — 1515 Uhr starke Feindtätigkeit Osnabrück. Jäger über Glandorf. 1530 Uhr einzelne Gruppen Jäger, vier bis sechs kommen in kurzen Abständen von Osnabrück über Glandorf nach Süden. — Starke Detonationen. Drei Angriffe auf Osnabrück. Bei Paul Herbermann Laudiek kamen gestern vier Benzintanks herunter, bei Hohnerkamp zwei, einer bei Strohr, desgleichen bei Recker Sudendorf einer. 20 Uhr Vollalarm. Einzelne Flugzeuge [aus Westen], später Rückflüge. 22 Uhr Voralarm und dann Entwarnung.
15. März 1945
Donnerstag. Heute Morgen stellt der Volkssturm, erste Kompanie, 15 Männer, die um 9 Uhr bei Schierhölter einen Transport fremdlicher Arbeiter weiterbringen sollen. Morgens starker Nebel. 1045 Uhr Voralarm. 1245 Uhr Vollalarm. 1530 Uhr Vorentwarnung. 1630 Uhr Vollalarm. Einzelne Geschwader, hoch, auf dem Rückflug aus dem Osten. 1715 Uhr Vorentwarnung. 18 Uhr Entwarnung. 20 Uhr Voralarm. 2015 Uhr Vollalarm. Einzelne Überflüge. Abwehr Münster. 21 Uhr Rückflüge.
16. März 1945
Freitag. Nacht ruhig. Die Italiener von Riestenpatt kommen nach Upmann und Lefken in Sudendorf. Nach Riese solle dafür Militär kommen. Der Volkssturm stand gestern vergeblich, die Fremdländer kamen noch nicht. Jetzt stellt die zweite Kompanie die Männer. 13–14 Uhr Voralarm. — 1430-15 Uhr Voralarm, dann Vollalarm. 1630 Uhr Entwarnung. — Es regnet. 20 Uhr Vollalarm. — 2130 Uhr Vorentwarnung. Vorher einzelne Flugzeuge [aus Westen].
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[Blatt 66]
17. März 1945
Sonnabend. Kalter Westwind. Bedeckt. 1045 Uhr Voralarm. Obergefreiter Friedr. Witzik, Frau in Schwege, evakuiert, ist gefallen. — 1340 Uhr Vollalarm. Einzelne Verbände [aus Westen]. 15 Uhr Entwarnung. — 1650 Uhr Voralarm. 17 Uhr Vollalarm. 1710 Uhr Vorentwarnung. 2325 [sic] Uhr Vollalarm. 21 Uhr Vorentwarnung. 2230 Uhr Entwarnung. Einzelne Rückflüge.
18. März 1945
Sonntag. 930 Uhr Voralarm. 10 Vollalarm. 1145 Uhr Vorentwarnung. Naßkalt. 13 Uhr Vollalarm. Starke Rückflüge. Bedeckt. 1415 Uhr Voralarm. 1430 Uhr Entwarnung. 15 Uhr Voralarm. 1530 Uhr zwei Tiefflieger. Tief, kreisen lange über Glandorf. 1930 Uhr Vollalarm. 21 Uhr Vorentwarnung. 2205 Uhr Vollalarm. Etliche Flugzeuge [im] Rückflug [aus Osten]. — 2230 Uhr Vorentwarnung.
19. März 1945
Montag. Nachts 1 Uhr Vollalarm, später noch zweimal Überflüge. — 645 Uhr Voralarm. 7 Uhr Entwarnung. — Einzelne Flugzeuge. Gestern bei Herbermann Versammlung der Selbstschützer. Jede Familie einer. Rektor Wagner Düren sprach über Luftschutz. Heute Wetter klar, Wind: West. Am Donnerstag, Freitag und Sonnabend wurde Münster angegriffen.
830 Uhr Vollalarm. — Jäger im Tiefflug brausen über Glandorf. 1110 Uhr Vorentwarnung. 13 Uhr Vollalarm. — Einzelne Jägerverbände. Vier bis acht kreisen über unserer Gegend. — Starker Tieffliegerbeschuß [im] Nordwesten. Richtung Kattenvenne. — 1445-15 [?] Uhr Vorentwarnung. 1520 Uhr Vollalarm. 1525 Uhr starke Bombenerschütterungen im Westen. — 16–1620 Uhr: viele Tiefflieger kreisen, dauernd Beschuß. — 1730 Uhr: dauernd kreisen Tiefflieger, bis acht Stück und dauernder Bordbeschuß. 1830 Uhr Entwarnung.
20. März 1945
Dienstag. Nacht ruhig. Wind: West. Windig, halb bedeckt. — 9 Voralarm. Einzelne Jägergruppen in verschiedenen Richtungen. 1230 Uhr Vollalarm. 1320 Uhr Vorentwarnung. — Einzelne Überflüge. 15 Uhr Tiefflieger Bordbeschuß. — 1530 Uhr Vollalarm. Einzelne Überflüge. 18 Uhr Entwarnung. 2015 Uhr Vollalarm. 2115 Uhr Vorentwarnung. 2130 Uhr Entwarnung.
21. März 1945
Mittwoch. Nacht ruhig. Morgens klar, schön. 8 Uhr Voralarm. Einzelne Jäger kreisen. — 9 Uhr Tieffliegerangriffe. Starke und langandauernde, scheinbar auf Kattenvenne. Dann schwere Bomberverbände. Großangriff.
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[Blatt 67]
Fliegen von Norden Münster an, drehen auf Glandorf zu, im Bogen um Osnabrück zurück. Ein Angriffszeichen nach dem anderen über Münster. Schwere Teppichwürfe ununterbrochen, später starke Flakabwehr.
930 Uhr starke Teppichwürfe [im] Norden. — 940 Uhr scheinbar Osnabrück. Überall Jäger. Schwere Erschütterungen. 945 Uhr viele Angriffszeichen über Osnabrück. Schwere Bombenteppiche. Fliegen [aus Westen Richtung Osten]. — Dann etwa 20 Jäger, kreisen westlich [von] Glandorf. — 10 Uhr noch immer starke Fliegertätigkeit und Bomben. Es rüttelt und schüttelt sich alles. 1010 Uhr Angriffszeichen Richtung Kanal. 1025 Uhr starke Bombenteppiche [im] Norden. — 1110 Uhr Vorentwarnung. 1230 Uhr Vollentwarnung. — 13 Uhr Feindtätigkeit über Münster. Schwere Erschütterungen. 14 Uhr Vorentwarnung. 15 Uhr Entwarnung. 16 Uhr Voralarm. 1620 Uhr Vollalarm. Jäger in verschiedenen Richtungen. Karl Borgelt, Lettenbrink sandte von einer Insel im Agäischen Meere Grüße seinen Eltern im Rundfunk. 1850 Uhr Vorentwarnung.
Grenadier [?] Clemens Niermann Averfehrden ist am Gran3-Brückenkopf gefallen. 1725 Uhr Vollalarm. Starke Feuertätigkeit im Nordwesten. 18 Uhr Voralarm. 2015 Uhr Vollalarm. Abwehr in Münster. 21 Uhr Vorentwarnung. — Morgen kommen Evakuierte (aus dem Osten?) nach Glandorf. Nach Glandorf: 175. Westendorf: 35 usw. Die Schulkinder sammeln morgen Lebensmittel für den ersten Empfang. 20 Uhr Rückflüge.
22. März 1945
Donnerstag. Nacht ruhig, klar. 745 Uhr Voralarm. Jäger. 815 Uhr Entwarnung. — 830 Uhr Voralarm. Einzelne Jägerverbände in verschiedenen Richtungen. 1630 Uhr bis jetzt dauernd Vollalarm mit Vorentwarnung abwechselnd. Mehrere Male ziehen Jägerverbände [vorbei], hoch. Im Westen Feindtätigkeit. — 1730 Uhr Vollalarm. 1830 Uhr Voralarm. 1845 Uhr Entwarnung. 21 Uhr Voralarm. Verband überfliegt Glandorf [aus Westen]. — 2230 Uhr Vollalarm. Einzelnes Flugzeug [aus Osten].
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"Gran" ist der deutsche Name für den ungarischen Fluss "Hron" sowie für die an diesem Fluss gelegene Stadt "Esztergom".↩
[Blatt 68]
23. März 1945
Freitag. Nacht klar. Morgens schön, sonnig. Wind: Süd. 9 Uhr Vollalarm. 11 Uhr fliegen Verbände aus dem Raum Rheine Osnabrück an. Viele Angriffszeichen, dann im Bogen auf Münster vom Süden herkommend. Großangriff. Viele Angriffszeichen. Sehr starke Bombenteppiche. Zwei Flugzeuge kommen brennend nieder. Scheinbar wurden die Flugplätze beworfen.
1130 Uhr [?] Uhr Vorentwarnung. 1245 Uhr Vollalarm, dauernd Betrieb. 14 Uhr starker Verband [aus Osten] über Glandorf. 1530 Uhr Tiefflieger. Angriff über Sudendorf. —
1545 Uhr Vollalarm. 1730 Uhr Vollalarm. 18 Uhr Vorentwarnung. 1915 Uhr Entwarnung.
Wummern der Front. Viele Flüchtlinge kommen aus dem Westen. Die Flüchtlinge aus dem Osten (Kolberg, Königsberg) kamen erst spät in Kattenvenne an. Alles war bereit. Es kamen etwa 200 (die Hälfte). Wagen holten sie ab, meist alte Leute. Waren sieben Wochen unterwegs. Bei Herbermann Glandorf, etwa 70 verpflegt. Dann in die [unleserliches Wort]. Es gibt viel Ungemach. Alle haben Sorgen. 20–2030 Uhr Vollalarm. 2210 Uhr Voralarm.
24. März 1945
Sonnabend. 7 Uhr Voralarm. 8 Uhr Vollalarm. Dauernd Jäger. 10 Uhr Tieffliegerangriff auf Glandorf. ———— Mehrere Bomben. ———— Schulentlassungsfeier. 41 Kinder. Zehn Angriffszeichen stehen im Norden.
Beim Tieffliegerangriff sind (945 Uhr) vier Soldaten im Graben Laudiek erschossen. (Die Flugzeuge flogen vom Süden her die Ausgangsstraße Iburg an, wo mehrere Wagen mit Soldaten und Flüchtlingen standen. Über dem Dorfe begann die Schießerei. Schulkinder [der] Oberklasse unter den Bänken. Wagen zerschossen.)
1110 Uhr dauernd Verbände. Jäger (bis 20 Stück) in verschiedenen Richtungen über Glandorf. 1045 Uhr Vorentwarnung. Etliche Flugzeuge wurden abgeschossen. 1145 Uhr Vollalarm. Noch dauernd Jägerverbände über Glandorf in Richtung Ostwesten. 1330 Uhr Vorentwarnung. 1345 Uhr Tieffliegerangriff östlich von Glandorf nach Laer zu. Jeder Wagen, der sich sehen läßt, wird angegriffen. Starke Schießerei. 1430 Uhr Vollalarm. — Mehrere Jägerverbände [auf] Ost-Kurs. 16 Uhr großer Tieffliegerangriff
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[Blatt 69]
auf Glandorf. Etliche kreisen niedrig, dann Straße nach Iburg Bordwaffenbeschuß. Die Kugeln schlagen die Straße auf. — 1630 Uhr noch dauernd Jägerverbände [aus] verschiedenen Richtungen. Wieder Tieffliegerangriff Glandorf — Iburg. Bordbeschuß, desgleichen Tieffliegerangriff Straße Sudendorf — Vinnenberg. 17 Uhr starker Tieffliegerangriff über Glandorf. Immer und immer wieder im Tiefflug bis 50 m Höhe über die Häuser. Starker Beschuß mit Kanonen und Maschinengewehr. Hülsen fallen aus der Luft. — Hinter Mennemans Haus kommt ein Benzinkanister herunter. Auf der Iburger Straße liegen jetzt drei Wagen zerstört. Zwei bei Borgmeier, einer bei Ossegen-Kreuz. Dort auch fünf Tote (drei Soldaten, ein O[rganisation] T[odt]-Mann [?], eine Frau, 71 Jahre).
[Ende des ersten Teils von Blatt 69]4
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An dieser Stelle verweist Beckmann auf einen Nachtrag aus Blatt 70. Um die chronologische Lektüre der Aufschreibungen Beckmanns zu erleichtern, wurde im Folgenden die chronologische Reihenfolge der Einträge aus den Blättern 69 und 70 dargestellt.↩
[Beginn des Nachtrags aus Blatt 70]
Die Soldaten werden von den Kameraden, die mit dabei waren, heute begraben. 1710 Uhr Vollalarm. — Bei Borgmeier wurde ein gut gezeichnetes Sanitätsauto beschossen und getroffen. Soeben bei Bauer Lefken ein Militärauto zerschossen. 18 Uhr Vorentwarnung. — 19 Uhr Entwarnung. — Der Volkssturm baut heute Panzersperren an der Füchtorfer- und Laerscher Brücke [?]. 2040 Uhr Vollalarm. — 21 Uhr Vorentwarnung. — Die sechs Personen (schwerverwundeter Soldat heute hier im Krankenhaus verstorben [sic] — Noch mehrere sind schwerverletzt. 2130 Uhr Entwarnung.
25. März 1945
Sonntag. Nacht ruhig, klar. Frühling. Wind: Südost. 7 Uhr Voralarm. 830 Uhr Vollalarm. Starker Verband viermotoriger Bomber Richtung [Norden]. über Glandorf. — 1010 Uhr schwerer Angriff auf Münster und Osnabrück. 1020 Uhr Jäger [Süd]-Kurs über Glandorf. Großangriff in Osnabrück. Noch immer Anflüge auf Richtung Münster. — 1130 Uhr Vorentwarnung. In der Ferne das Wummern der Front. Nachmittags ruhig. Um 18 Uhr wurden drei Gefallene von gestern von den Kameraden bestattet. — (Fünf Menschen sind tot, vier Soldaten und die Frau).
[Ende des Nachtrags aus Blatt 70]
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[Fortsetzung von Blatt 69]
Unsere Feuerwehr mußte um 1 Uhr nach Osnabrück. Viele Phosphorbrandbomben fielen. Die ganze Stadt brennt. Auch Johanniskirche und Marienkirche. Auch Münster soll einen schweren Angriff gehabt haben. 1930 Uhr Entwarnung. 20 Uhr Vollalarm. Einzelne Flugzeuge. 2115 Uhr Vorentwarnung. 22 Uhr Entwarnung. Nachts einzelne Flugzeuge
26. März 1945
Montag. Wind auf Süd. Dunstig. Morgens 730 Uhr Voralarm bis 745 Uhr. Wir sammeln mit den Schulkindern Ostereier für das Lazarett Rothenfelde. Flugblatt WG 45. — Bei Papenbrock Westendorf kamen zwei Benzintanks herunter. Karl Landwehr Kramer schrieb aus der Gefangenschaft aus Amerika. Auf dem Brok und Laudiek gestern mehrere Benzintanks (je zwei). Letzte Nacht 4 Uhr Bordbeschuß über Glandorf. Bei Weber Westendorf fielen gestern zwei Splitterbomben. 11 Uhr einzelne Jäger. Überflug. — Bombenteppiche in der Ferne. Westen. — Tagsüber immer einzelne Jäger über Glandorf. — Letzte Nacht bei Schmidt Auf der Lage Averfehrden ins Fenster geschossen. Heute Nachmittag wurden vier Personen begraben. Ein 69-jähriger Mann, [eine] 71-jährige Frau, eine 76-jährige Frau aus dem letzten Transport, die hier starb, und erstere, die schon im Zuge verstorben war. Trauerfeier auf dem Krahhof, [Entweihung?]. Pastor aus Iburg. Partei mit. Ferner soll von den Soldaten, die nach Rothenfelde ins Krankenhaus gebracht wurden, einer verstorben sein.
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[Fortsetzung von Blatt 70]
Auch in Sudendorf ein Soldat schwer verletzt vorgestern, soll auch in Rothenfelde verstorben sein. 19 Uhr Voralarm. 1920 Uhr Vollalarm. Rückflüge. 2 Uhr Entwarnung.
27. März 1945
Dienstag. Wind: West. — Bedeckt. 1230 Uhr Vollalarm. 1345 Uhr Entwarnung. Heute Ferien. Schulanfang: nächster Mittwoch (28. März bis 03. April [?]). 17 Vollalarm. 18 Uhr Voralarm. 1830 Uhr Entwarnung. Starker Durchgangsverkehr von Flüchtlingen. Nervosität überall.
28. März 1945
Mittwoch. Wind: West. — 11 Uhr Vollalarm. Wetter klar. Starker Verband kommt [aus Osten] zurück, viele Kondensstreifen. 1115 Uhr zwei Tiefflieger kreisen über Glandorf. —— 1215 Uhr Vorentwarnung. 1345 Uhr Tiefflieger über Glandorf. Beschuß über Schierloh (Flugplatz?). 1630 Uhr sechs englische Jagdbomber über Glandorf, unsere dazwischen. Über Schierloh langanhaltender Luftkampf. Einer kam brennend herunter. Fünf englische Flieger zurück. 19 Uhr noch immer Voralarm. In Füchtorf wurde heute ein 10-jähriger Junge vom Tiefflieger auf dem Felde erschossen (Pfui). Heute mal wieder die tollsten Gerüchte (wahrscheinlich von Feindseite).
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[Blatt 71]
Der Führer hatte Nacht 3 Uhr gesprochen. Der deutsche Schlag ging los usw. — Stalin wäre abgestürzt und hoffnungslos. Alles Parolen. Letzte Nacht kamen viele Rücktransporte durch Glandorf. Stimmung dumpf und nervös.
29. März 1945
Donnerstag. Nebel. Regen. In Glandorf ist der Deubel los. Truppendurchzüge, meist zu Fuß, ununterbrochen. Dazwischen Flüchtlinge. Gerüchte. In Münster soll der Tommy sein. Nichts von wehr. Abends ruhiger. Nachmittags einmal Vollalarm, sonst Ruhe. Überall liegen Truppen.
30. März 1945
Freitag. Karfreitag. Morgens erst Regen, mittags klart [es] auf. Die Sperren werden besetzt. Durchzüge. Alles guckt und vergräbt. Keiner will fort. Panzer sollen bei Paderborn abgeschnitten sein. 12 Uhr sechs Tiefflieger. Längerer Angriff auf vollbesetzter Straße. Münster-Osnabrück Bordbeschuß. 1245 Uhr Vollalarm. — Bei Lienkamp Averfehrden wurde einem Soldaten [der] Fuß abgeschossen. Auf Sudendorfer Straße ein Auto entzweigeschossen. 1430 Uhr Tieffliegerangriffe. Rücktransport der Gefangenen in großen Trecks durch Glandorf. Volkssturm Glandorf besetzt mit 20 Mann Straße nach Iburg und Laer. Von Kattenvenne kommt ein Treck Kinder und Frauen. Werden hier verpflegt, dann zum Durchgangslager Dissen [geschickt]. Desgleichen ist eine Kompanie Volkssturm angemeldet.
31. März 1945
Karsamstag. Durchzüge, Durchzüge, alles dran. Richtung Laer. — Gestern Abend 23 Uhr gewaltige Sprengungen (Flugplatz Münster, Brücken, Kanal). Erst gewaltiges Aufblitzen, dann eine Minute später Detonation. Alles wackelt ununterbrochen. Flüchtlingstransporte. Abholen [von] Frauen und Kinder aus Bockholt von Kattenvenne. 30 Wagen nach Dissen. Viele Gespanne und Wagen müssen gestellt werden. Volkssturm stellt Leute zur Begleitung. Nachts 1 Uhr höchste Alarmbereitschaft. Gerüchte. Durchzüge, Durchzüge, sonst Ruhe. Sperren doppelt besetzt. Heute Morgen Volkssturm. Mehrere Mann nach Iburg stellen andere Gefangene, sammeln und rückführen (Gefangene, die hier beschäftigt waren). Jostes und Schierhölter müssen [unter] Hochdruck arbeiten (Jostes 5000 Liter heute). Bäckereien Hochbetrieb. Alles kauft Brot auf Vorrat. Durchzüge. 9 Uhr Vollalarm. Im Westen schwere Sprengungen.
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[Blatt 72]
Lage nicht bekannt. Abends soll Feind durchgebrochen sein bei Bielefeld. 15 Uhr Wir warten in ruhiger Nervosität. Parolen, Parolen. Münster ergeben? Stehen in Ostbevern? In zwei Stunden hier usw. Alles Parolen.
Fünf Mann nach Iburg vom Volkssturm. 20 Mann hier für Gefangene (unsere Fremdländischen). Zusammenholen und wegbringen. (Mancher Gefangene versteckt sich und will bleiben). (Immer erste Kompanie). 15 Mann stehen heute Abend in Iburg [beim] Landratsamt zur Transportbegleitung.
Wir leben weiter. Straßen werden gefegt, alles sauber.
Nur daß heute der Tag vor Ostern ist, merkt keiner. Und immer wieder Durchzüge. Viel Gerät bleibt stehen. Kein Fahrrad ist mehr sicher.
1. April 1945
Ostersonntag. Straßen ruhiger. Letzte Nacht kam viel Artillerie, schwere und leichte, durch. Etliche von Münsterstr[aße] bis Füchtorfer Straße in Stellung. Brücke [in] Glane zur Sprengung vorbereitet. — Feindtätigkeit Richtung Rheine Kanal. Gestern Abend Panzer durch Warendorf ab zum Osten.
2. April
Ostermontag. Nacht ruhig. Artillerie rückt ab. Stimmung gedrückt. Sie kommen. Um 2 Uhr werden die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Wir warten vertrauensvoll ab. Hier sind keine Unmenschlichkeiten begangen und die Bevölkerung ist friedlich.
1115 Uhr Aufregung, Gerüchte. Bei Suren sollen sie sein, von Milte her. Suren telephonierte das Dorf an, ehe dort eine amerikanische Panzerspitze hielt. Im Dorfe sieht man einzeln weiße Flaggen. Das ist gefährlich, da die SS und Soldaten jedes Haus anstecken wollen, wo Flaggen zu sehen sind.
So geht es, daß Flaggen ausgehängt werden, sobald deutsche Soldaten sich sehen lassen, werden sie wieder eingezogen. In Füchtorf mußten so alle Flaggen wieder eingezogen werden. Auf der Straße Glandorf-Vinnenberg Maschinengewehrfeuer. — Ruhe. — Waren einige feindliche Panzerschuhwagen. Leute eilen in die Keller. — Und immer Ruhe. — 1120 Uhr Voralarm. — 1130 Uhr Schießereien Sudendorfer Straße. — Flak haut ab. — Es wird lebhafter. Sie kommen. ———
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[Blatt 73]
[Beginn der Aufzeichnungen auf Blatt 73]
Aufzeichnungen:5
Janpötter brennt, Peters auch. Ruhe. 1 Uhr Artilleriebeschuß. 105 bei Jostes Brand. Börgers Schuppen brennt. 230 Uhr schießen Panzer am Ausgang des Dorfes. Flake brennt, erst Scheune, dann Wohnhaus. Desgleichen Wördemann und [Lahmantt] Scheune. Alles mit Brandmunition von den Panzern in Brand geschossen. Bei Wibbelsmanns Garten machen die Panzer wieder Halt und schiessen Jostes in Brand. Horstkamps Scheune bekam Treffer, Erpenbecks Haus wurde von Maschinengewehrtreffern durchsiebt. Etliche Granaten platzten in den Gärten hinter Erpenbeck. Unsere Feuerwehr war sofort bei Jostes und arbeitete mußterhaft. Der Amerikaner ließ sie weiterlöschen, schoß aber
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In der Tagebuchführung liegt hier eine chronologische Unordnung vor. Der Tagebucheintrag zum 06. April befindet sich vor dem Eintrag zum 03. April, dazwischen schiebt Beckmann noch "Aufzeichnungen" ein. Um die chronologische Lektüre der Aufschreibungen Beckmanns zu erleichtern, werden im Folgenden die Einträge in ihrer chronologischen Reihenfolge dargestellt.↩
[Blatt 74]
rücksichtslos auf jeden Soldaten, der hier und dort sich noch schnell verdrücken wollte. Bürgermeister, Pastor und Maler bei Stoppe gingen mit weißer Flagge dem Amerikaner auf der Füchtorferstraße entgegen und sagten, daß das Dorf nicht verteidigt werde. Darauf wurde das Schießen eingestellt. Die Panzer fuhren zum Thie, von etlichen Bewohnern (wie erbärmlich) als Befreier begrüßt!!!!! Empfingen dafür Schokolade und das Dorf brannte weiter. Die Panzerspitze fuhr Straße Laer weiter.
430 Uhr kommen deutsche Patrouillen von Iburg und suchen den Feind. Zwei Tigerpanzer fahren von Iburg aus durchs Dorf, suchen den Feind und fahren Straße nach Kattenvenne. Der Amerikaner soll 3 km von hier stehen.
Börgers Scheune brennt. Schule Oberklasse Ostseite Spitze Treffer. — Linde Kirchhof Treffer, ein Splitter verwundet Jos. Erpenbeck in Brandes Haus tödlich. Ein Treffer Kirche: Andere Panzer fahren auf der Füchtorfer Straße nach Schlosser Erpenbeck. Horstkamp mehrere Treffer, Jostes Scheune mehrere Treffer.
Jostes brennt. Alle Scheunen brennen lichterloh. Das ganze Dorf verqualmt. Wind: West. Börger Forsthoffs Scheune mit zwei Luftschutzspritzen gelöscht (B. Beckmann, Forsthoff und H. Pöhler). Bei Jostes löscht Feuerwehr, da bei dem starken Westwind Gefahr fürs Dorf bestand.
Bei Flaken standen auch einige Soldaten. Flaken Hof brennt mit Scheunen (bis auf eine Westseite) restlos ab usw. siehe oben. — Dann Ruhe.
[Ende der Aufzeichnungen auf Blatt 74]
3. April 19456
Gestern Abend kam Befehl, daß das Dorf sofort gemannt werden müsse, da Gefahr der Beschießung bestehe (11 Uhr). Alles wanderte daraufhin mit schnell zusammengestelltem Gepäck aus, zu den Bauern der Bauernschaften. (So lagen z. B. bei Schierloh über 70 Mann). Wir nach Karl Knappheide. Doch es blieb ruhig. Viel Militär kam in der Nacht auf dem Rückzug durch Glandorf und Bauerschaften. Alle Gebüsche lagen
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In der Tagebuchführung liegt hier eine chronologische Unordnung vor. Der Tagebucheintrag zum 06. April befindet sich vor dem Eintrag zum 03. April, dazwischen schiebt Beckmann noch "Aufzeichnungen" ein. Um die chronologische Lektüre der Aufschreibungen Beckmanns zu erleichtern, werden im Folgenden die Einträge in ihrer chronologischen Reihenfolge dargestellt.↩
[Blatt 75]
voll Soldaten. Tausende und abertausende suchten auf Feldwegen den Rückmarsch zum Osten. Alle Gebüsche lagen voll Waffen usw. Es war einfach erschütternd. Die Bevölkerung half so gut es ging. Verpflegung usw. Am Morgen gegen 9 Uhr kamen die Amerikaner ohne Schuß. Über 150 schwere und schwerste Panzer. Alle Straßen um und in Glandorf standen voll Panzer. Straßen mußten frei werden. Häuser mit vorgehaltenen Maschinenpistolen durchsucht.
Angeblich nach versteckten Soldaten. Wo Häuser verschlossen, wurden Fenster zertrümmert. Bei Uhrmacher Buller wurden alle hinausgeworfen und dort Kommandantur eingerichtet. Viel gestohlen. Überall. Gefangene deutsche Kameraden stehen an der Kirche, Südseite (dicht an der Kirchenmauer), Hände über den Kopf. Davor Amerikaner mit Maschinenpistole, an der Spitze Ortsgruppenleiter Walker. Ein trauriges Bild. Ab und zu kommen neue, von den kleinen Spähwagen, die die Umgebung abgrasen und billige Gefangene machen, gebracht. Auf Panzern werden die Gefangenen Soldaten von Zeit zu Zeit fortgebracht. Typisch die Angst, wenn z. B. in einem Gebüsch noch Soldaten vermutet werden. Es wagt sich bei Leibe keiner in den Busch. Er wird vom Panzerwegen umfahren und beschossen.
Nach fünf Stunden stehen an der Kirche wurden Walker und der Rest fortgebracht in Richtung Osnabrück. Nachmittags fahren die Wagen weiter in Richtung Osnabrück. Vor Iburg schwere Schießereien. Die Befreier, die Militärregierung, erlassen die ersten Befehle. Waffen abliefern (bei Buller), [oder man?] wird erschossen. Sonst Ruhe.
5. April 1945
Alles ruhig. Panzerspähwägen säubern das Gebüsch. Überall stecken noch versteckte deutsche Truppen, die sich ostwärts durchschlagen wollen. Es hat doch alles keinen Zweck mehr. Viele Gefangenen werden noch mitgebracht. Mit Lastwagen zum Westen, Flugplatz Münster. Fremdländer kehren aus Richtung Osnabrück zurück in Trupps. Herren der Lage. Bekommen alles, Lebensmittel, Schnaps (Jostes). In den Geschäften nehmen [sie] alles, Fahrräder, Wagen Pferde usw. Bollerwagen für Gepäck.
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[Blatt 73]
[Fortsetzung von Blatt 73 – Eintrag zum 6. April]7
6. April 1945
Freitag. Wir haben schlimme Tage hinter uns. Eine Anzahl Soldaten verteidigte den Ort. Bevölkerung im Keller. Die Panzerspitze machte bei Upmann Bauer Halt. Haus Janpötter in Brand geschossen. Laermann Volltreffer. Dort stand Panzerabwehr. Zwei in die Gräben gestürzt. Dann Stille. — Mehrere fahren von der Schule aus los, um bei Janpötter zu retten. Wind: West. — Wurden von Upmann aus mit Maschinengewehr beschossen. Stapel Heiner. bekam Schuß durch die Hand. Dann kamen die Panzer näher. Brümmer Volltreffer Haus. — Dann standen sie bei Gründker Timpen.
Von dort wurde das Dorf beschossen. Geschütz bei Laermann Volltreffer. Bei Sicking ein Toter. — Pferde liefen frei verwundet herum. In Sudendorf zwei Tote. Dann fielen die Schüsse auf Upmann Aug. Dorf.
Volltreffer Borger (Gülker Forsthoff). Schuppen brennt. Schule Beckmann Dach. Im Garten mehrere Treffer. Kirchendach. Übers Dorf hinweg zum Laudiek hinein. In den Kirchenlinden krepieren mehrere Geschosse. Ein Splitter trifft Jos. Erpenbecks (Klierterbü[ch]sen) Kopf bei Brandes an der Theke (stirbt zwei Tage später). Bei Hanewinkel an der Mauer saßen mehrere SS-Leute mit Panzerfaust.
[Ende der Fortsetzung von Blatt 73 – Eintrag 6. April]
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In der Tagebuchführung liegt hier eine chronologische Unordnung vor. Der Tagebucheintrag zum 06. April befindet sich vor dem Eintrag zum 03. April, dazwischen schiebt Beckmann noch "Aufzeichnungen" ein. Um die chronologische Lektüre der Aufschreibungen Beckmanns zu erleichtern, werden im Folgenden die Einträge in ihrer chronologischen Reihenfolge dargestellt.↩
[Blatt 76]
Zwei Teile beherrschen die Lage. Erstens die gewaltigen Truppendurchzüge. Lastwagenkolonnen hinter Kolonnen. Ununterbrochen (die Übermacht kommt uns nun zu Bewußtsein). Zweitens die umgekehrten Durchzüge der Fremdländer (auch ununterbrochen).
8. April 1945
(——— Leider nicht leserlich.)
11. April 1945
Licht wird wohl wiederkommen, zweimal schon kurz da. — Alles ruhig. Viele Fremdländische. Nehmen Fahrräder usw. Am 9. April starke Bomberverbände W-O [aus Westen kommend Richtung Osten]. Gestern Abend 200 Schwarze nach Glandorf. Belegen die Post, Schliehe, Stork, Middelberg, Pues. Schwarzen benehmen sich anständig. Mögen kleine Kinder und Mädchen gern. Geben Schokolade. Mädchen „for Kussen". ——————— Schande den Glandorfer Mädchen, die sich an diese Schwarzen wegwerfen (Schweine). Auf dem Laudiek eine Frau vergewaltigt. Mutter zweier Kinder eingesperrt. —
15. April 1945
Sonntag. Alles ruhig. Überall liegt noch Munition umher, desgleichen Waffen. Ausrüstungsgegenstände in den Wäldern. Ausgang nur von 6 bis 2030 Uhr. Patrouillen gehen, schießen auch, wenn einer später geht. Doppelte Sommerzeit wird eingeführt. Sonst läuft das Leben ruhig. Besonderheiten nicht. Viele Durchzüge, Tag und Nacht, immer W-O [aus Westen kommend Richtung Osten]. Alles motorisiert.
17. April 1945
Durchzüge. Amerikaner und Tommys. Frühling. Alles in Blüte. Nachts starke Fliegertätigkeit
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[Blatt 77]
aus Westen und zurück. Bomberschreck erledigt. Tagsüber viele Maschinen. Transportmaschinen usw. Im Krankenhaus hat sich am Ostermontag auch ein Osnabrücker Ortsgruppenleiter erschossen. Hier still begraben. Gestern Strecke Iburg ein Wagen in Brand. Ein Wagen fuhr gestern Abend in Herbermanns Hof (Thie) gegen das Gitter. Ein Verletzter. Stimmung gespannt, abwartend. Es ist gefährlich, mit dem Rade zu fahren. Gefahr, daß es fortgenommen wird. Russe [hat] im Osten die große Offensive angetreten. Wir bangen um unsere Jungens.
21. April 1945
Sonnabend. Tag und Nacht der Nachschub. Ununterbrochen. Fliegertätigkeit sehr stark. Viele Transporter. Nachschub: Lebensmittel, Munition, Brennstoff (in kleinen Kanistern) usw. Alles Richtung Osnabrück. In Rothenfelde Kommandantur, Amt Iburg. Frühlingswetter. (Laudiek, Frau vergewaltigt, Kinder zwei Stunden eingesperrt) vorne. — Im Krankenhaus gestern ein Verwundeter eingeliefert, wieder abgeholt. Hier ist Sicherheitsdienst eingerichtet, je sechs Mann. Bewaffnung: Spazierstock, Binde. Nach einigen Tagen: Beckmann, Walker, Upmann, Harms, Kahle ausgeschaltet. So feige. Wer sich für die Allgemeinheit aufgeopfert hat, bekommt jetzt von den lieben Volksgenossen als Belohnung einen Tritt. Man lernt Menschen kennen usw. — Frühling, alles blüht. Westwind. Schauer. Es ist Frühling, doch man spürt den seelischen Druck. Nur noch wenig Sender sind zu hören. Alles ist öde. In den Städten Hunger. Ausgang vom Hellwerden bis 2130 Uhr. In Laer nur bis 18 Uhr. Strafe, da bei Versmold ein Kabel durchgeschnitten ist. Bei Dallmöller Marschmann gestern Luftjäger in den Treibräumen, tot.
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[Blatt 78]
In der Nazizeit gestorben:
W. Erpenbeck Anfang des Krieges. War angezeigt wegen Einstellung zum Kriege. Fünf Wochen Osnabrücker Turnerstraße
Seiler Jos. Hälker Anfang des Krieges. War angezeigt wegen desgleichen. später wieder Zellenleiter.
Meyerhoff Anfang des Krieges. War angezeigt wegen desgleichen, war erst Pg., später herausgeflogen. bekannt.
Schreier am Schluß:
ferner: Burbanks. ([Junge]n Anführer in HJ.)
Hörstkamps (selber Blockleiter.)
Künne vom Laudiek. (Im Entnazifizierungs-Ausschuß,
dann machte sich ein Evakuierter breit, ein Meyer Oberham. Im Entnazifizierungs-Ausschuß der Mann, der alles aufschnüffelte und angab.
Ferner von Laer ein Maurer: Im Entnazifizierungs-Ausschuß.
Die Bevölkerung kennt ihre Pappenheimer und verachtet sie.
Mädchen: Borgelts, Erpenbeck, Meyerhoffs und viele Evakuierte Schwegsmanns (Brücke.)
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[Blatt 79]
24. April 1945
Mittwoch. Ununterbrochen fahren die Transporter. Ein Lastzug hinter dem anderen. Lebensmittel, Benzin, Munition. Letzte Nacht kamen 35 Mann zu Buller, Wirt, Münsterstraße, [und] übernachteten dort (Scheune). Bei Schmidt Riese vorgestern 16 Wagen und kochten ab. Eier und Uhr gingen mit, desgleichen Thermosflaschen usw. Wege werden ausgebessert. Um 1930 Uhr darf keiner mehr draußen sein. In Osnabrück sollen zwei Frauen einen Offizier erschossen haben. Unsere Sender schweigen. Nur mit besseren Apparaten kann man noch deutsche Sendungen hören. Die Bevölkerung versteht nicht, warum nicht Schluß gemacht wird. Es ist traurig. Bei Jostes Aufräumungsarbeiten. Fliegertätigkeit groß, Fliegerschreck vorbei. Frühling. Alle Bäume blühen. Nächte kalt.
28. April 1945
———— nicht leserlich. Heute verlangte der Amerikaner eine Liste sämtlicher Parteigenossen der Ortsgruppe vom Bürgermeister. ——— Starke Fliegertätigkeit. — Vorgestern Abend wurde auf der Straße geschossen. Schreckschüsse. Gestern und heute Sammlung für Russenlager in Münster (Kleidung). In erste Linie wurden natürlich Parteigenossen herangezogen. 140 Kopfkissen und 110 Decken aus dem Ort, auch sonstige Wäsche, [dasselbe bei den?] Bauerschaften. Bis 10 Uhr bei Herbermann abliefern. Mit Lastwagen nach Münster. ——— Alle sind seelisch bedrückt. Wer wird noch kommen? Hauptstraße darf mit Fahrrädern nicht befahren werden. Ausländer und Fremde müssen sofort gemeldet werden. Bürgermeister Birkemeyer hat die Verantwortung für ganz Glandorf.
29. April 1945
Sonntag. Wetter schön, aber frisch. — Gestern nehmen durchziehende Wagen bei Rehmkuhe [?] drei Schweine von der Weide an der Straße fort. Viel Material (Pionier) kommt durch. ———— Nicht lesbar.
30. April 1945
Montag. Kalt. Alles blüht, kommt aber nicht weiter. In Schwege unter Ellenbeck Russenbesuch (Sohn vom Militär zurück, schoß. Anzeige, Haussuchungen). Heute mußten sich in Schwege alle zurückgekehrten Soldaten melden. 18 Mann? In Schierloh (Walke[?]) warf man bei Hartlage Schwege Mehlsäcke fort.
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[Blatt 80]
Starker Durchgangsverkehr. Alles Nachschub. Straße Münster-Osnabrück. Kommen von Calais. Stimmung gedrückt. Gestern Mussolini in Mailand umgebracht.
2. Mai 1945
Dienstag. Kalt. Gestern 1. Mai. Alles arbeitet. Die Russen feierten bei Gesang und Schnaps und Liebe. (Evakuierten bei den Bauern). Gestern Meldung: Russen räuberten in Schwege zwei Gehöfte. Amerikaner kamen und schafften Ordnung. Heute steht bei Gründker Doppelposten an. Verlangt Pässe. Man sucht Soldaten und fährt sie ab. Heute Nachricht, daß Adolf tot sei. Döring [sic] soll Nachfolger sein? Viel Fliegertätigkeit. Starke Truppenbewegungen. Durchzüge. Nachts übernachten die Leute viel in Scheunen. Bei Jostes Kommandatur. ——————
4. Mai 1945
Kalt. Nachtfrost. Wind: West. Abends (gestern) Schießereien 2230 Uhr. Stimmung sehr gedrückt. Unsere Sender schweigen (nur noch Trug). Wir merken, daß wir befreit sind. ——— Dann wurde ich geholt.
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