Januar – Oktober 1916
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[Überschrift nach originalem Inhaltsverzeichnis: 1916]
[Fortsetzung Blatt 215]
4. Januar 1916
Schleswig. Gestern Abend gut angekommen. In Hamburg 1,5 Stunden Aufenthalt. Eine unheimliche Vollheit, alles Urlauber. Traf mehrere Schleswiger Kameraden. Zuerst paßte mir der Dienst nicht, man muß sich wieder einleben. Wohne noch im alten Quartier. Pakete sind für mich da. In nächster Zeit ist Generaluntersuchung. Vorgestern großer Transport fortgekommen. Weihnachtsfeier hier so lala gewesen. Wetter ist stürmisch.
28. Februar 1916
In der Zwischenzeit immer dasselbe. Bin als Schreiber zur Garnisonverwaltung abkommandiert. Wohl viel Arbeit, aber interessant.
11. März 1916
Sonntagsgrüße. Hundewetter, Regen, Ostwind. Die halbe Welt ist
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[Blatt 216]
ist krank, die andere Hälfte erkältet. Dazu gehöre ich.
13. März 1916
Mutter ist in Melle. Alle wundern sich über mein gutes Aussehen.
15. März 1916
Dank für Pakete. Viel Schreibarbeit. Von morgens 7 Uhr bis abends 21, 22, 23 Uhr. Zeit der Abschlüsse.
20. März 1916
Wenig Zeit, man bekommt einen Einblick in das Büroleben. Von den Hamburger Schülern Paket. Viele Transporte ins Feld. Da treibt es einem ja auch. In vierzehn Tagen muß ich wieder zum Arzt. Bin auf go. Wollen sehen, wie es kommt. Brauchst keine Sorge haben, daß ich mich freiwillig melde, wenns sein muß, gehe ich gern.
23. März 1916
Gestern mit drei Mann Geburtstag gefeiert. Gingen damals zusammen ins Feld. Der vierte ist vor einigen Tagen fortgekommen. Das Wetter ist noch kalt.
28. März 1916
Bekomme von Tante Nette ein Dutzend Eier.
3. April 1916
Muß wieder meine Papiere einreichen.
27. April 1916
Hatte kurzen Urlaub nach Osnabrück. Gestern Abend gut hier angekommen (Schleswig). Hatte von Bremen ab Platz. Hier das Leben dasselbe.
28. April 1916
Heute ein anderes Zimmer, besser, bei einem Schmiedemeister. Morgens und abends Kaffee, wöchentlich 2,50 Mk.
29. April 1916
Sonntagsgrüße.
1. Mai 1916
Heute bin ich Reservist geworden. Und heute bin ich felddienstfähig geworden. In nächster Zeit beginnt ein Kursus. Auf den Verwaltungen sollen alle Stellen mit Frauen besetzt werden.
2. Mai 1916
Zum Kursus habe ich eingereicht. Wenn ich in den nächsten Tagen zum Ers[atz?]-Bataillon entlassen werde, gebe ich mein Bürgerquartier auf, es ist dann bequemer.
4. Mai 1916
Komme
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[Blatt 217]
in den nächsten Tagen zur anderen Kompanie. Der Dienst wird bei diesem schönen Wetter Freude machen.
5. Mai 1916
Luegs Tante ist tot. Die Erbschaft macht Freude. Ein silberner Löffel. – Man hat keine große Freude mehr. Möchte gern wieder ins Feld.
6. Mai 1916
Zum Kursus habe ich wenig Aussicht. Die Bestimmungen werden immer toller. Es können jetzt nur mehr Leutnant[?] werden, die ein festes Gehalt von 2400 RM haben. Und ich habe erst 1800. Mit dem nächsten Transport gehts sicher wieder ins Feld. Wetter immer schön.
8. Mai 1916
Immer dasselbe. Gestern Ausflug in die Umgebung. Wunderschön.
9. Mai 1916
Werden wohl am 11. versetzt werden, dann wird das Leben interessanter. Kann leider keinen Urlaub bekommen.
10. Mai 1916
Bin noch nicht versetzt. Unser Oberinspektor wollte mich noch nicht laufen lassen, telephonierte gestern Abend mit dem Feldwebel und so habe ich noch einige Tage Zeit. Vor einigen Tagen Verfügung, daß alle Reserve-Leute[?] abgelöst werden sollen. Ich bleibe wohl noch 14 Tage in der Genesenden-Kompanie. Habe gutes Quartier. Gestern sind hier die Seifenkarten eingeführt. Wie stehts mit der Golzschen Erbschaft. Offizier bin ich noch nicht, also pfeif ich auf alles. Bald gehts dahin, wo die Kanonen stehen. Bumm, bumm!
12. Mai 1916
Mein Freund Lorenz Petersen ist schon wieder verwundet, Gewehrschuß und Oberschenkel.
17. Mai 1916
Immer fidel und munter. Sitze noch auf der G.V.1 Unser Regiment hat vor einigen Tagen
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Steht vermutlich für "garnisonsverwendungsfähig", in diesem Kontext ist die grammatikalische Richtigkeit des Satzes zweifelhaft. Möglich wäre auch die substantivierte Form "Garnisonsverwendungsfähigkeit" oder "Garnisionsverwaltung". Die Bedeutung der Abkürzung kann nur vermutet werden.↩
[Blatt 218]
die Höhe 304 gestürmt. Schade und gut, daß ich nicht dabei war. In den letzten Tagen viel Regen und Sturm.
20. Mai 1916
In der nächsten Woche werden wir wohl versetzt werden. Wetter gut.
22. Mai 1916
Einige Wurstpakete bekommen, nett, denn man kann hier nichts kaufen. Mit der Arbeit geht es jetzt, von 8–12 [Uhr] und 15–18 [Uhr].
23. Mai 1916
Immer dasselbe.
24. Mai 1916
Sind heute zur ersten Kompanie versetzt. Werde auf der G.V.2 auch abgelöst. Sind mit vielen Freunden zusammengekommen. Die 1. Kompanie ist die beste. Der Feldwebel sorgte dafür, daß ich dorthin kam. Meine Adresse: Musketier Beckmann, 1. Kompanie, Ersatz-Bataillon 84, 5. Korporalschaft.
25. Mai 1916
Heute sitze ich noch auf der G.V.3 Der Oberinspektor will mich nicht laufen lassen. Er will mit dem Hauptmann und Feldwebel Rücksprache nehmen. Wird wohl wenig nützen, da im Bataillionsbefehl schon stand, daß ich zur Kompanie zurückkehre. In der 1. Kompanie sind noch zwei Lehrer. Morgen werden wir eingekleidet. Bleibe im alten Bürgerquartier, gefällt mir dort gut. Und müßte sonst im großen Massenquartier wohnen.
27. Mai 1916
Heute den ersten Dienst mitgemacht. Gleich komme ich auf Wache [?]. Dienst erst ungewohnt. Immer putzen. Wetter wunderschön.
28. Mai 1916
Von der Wache herzl[iche?] Sonntagsgrüße. Sind mitten im Walde auf Seuchenwache. Gefangene Russen usw. Um 12 Uhr ist Schluß. Glaube, daß wir bald aufs Feld kommen. Habe mir eine Liste zusammengestellt, was ich alles mitnehme (Meine Adresse ist Schleswig. Friedrichstraße 98).
30. Mai 1916
Pfingstgrüße. Werden ordentlich hergenommen.
3. Juni 1916
Mutter will gerne, ich soll mich nach Osnabrück versetzen lassen. –
3. Juni 1916 [sic]4
Arbeite jetzt mit auf
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Steht vermutlich für "garnisonsverwendungsfähig", in diesem Kontext ist die grammatikalische Richtigkeit des Satzes zweifelhaft. Möglich wäre auch die substantivierte Form: "Garnisonsverwendungsfähigkeit" oder "Garnisionsverwaltung". Die Bedeutung der Abkürzung kann nur vermutet werden.↩
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Steht vermutlich für "garnisonsverwendungsfähig", in diesem Kontext ist die grammatikalische Richtigkeit des Satzes zweifelhaft. Möglich wäre auch die substantivierte Form: "Garnisonsverwendungsfähigkeit" oder "Garnisionsverwaltung". Die Bedeutung der Abkürzung kann nur vermutet werden.↩
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Anscheinend am selben Tag geschrieben oder ein Fehler Beckmanns. ↩
[Blatt 219]
Kammer, da ich bei einer Untersuchung wieder G.V.5 geschrieben bin. Mutter freut, ich nicht. Kompaniedienst brauche ich nicht mitzumachen, [tu es?] aber. Mutter hat Pakete geschickt. Gestern großer Marsch, morgen schießen. Gestern Transporteinteilung.
6. Juni 1916
Dienst ist schon wieder alter Kram, zuerst taten die Knochen weh. Bin zwar noch Muskote, aber die anderen auch alle. Morgen gehen 200 Mann ins Feld. Mittwoch auch. Heute Schießen. Alarm. Die Engländer machten Flugzeugangriffe. In meinen Briefen steht viel Galgenhumor.
7. Juni 1916
Heute Arbeitsdienst auf dem Proviantamt, fünf Stunden Heu geladen, bekamen für die Stunde einen Groschen. Heute auch Probemobilmachung, dann Besichtigung durch einen General, also eingekleidet.
9. Juni 1916
Heute feldmarschmäßig nach Lockstedt gefahren. Sind hier etwa 10000 Mann (Abwehr gegen Dänemark).
10. Juni 1916
Unser Regiment erhält den Namen Altonae. Zweck ist Grenzschutz, können wohlmöglich [sic] hier lange liegen. Gehören zur Nordarmee. Abwehrarmee. Liegen in Baracken, 50 Mann in der Stube. Strohsack auf der Erde. Sind mit vier Lehrern zusammen.
12. Juni 1916
Pfingstgrüße. Gutes Leben. Liegen hier fest, vorläufig sieben bis acht Wochen. Meine Adresse: 3. Bataillon, Infanterie-Regiment Altona, 10. Kompanie, 6. Korporalschaft. Pfingsten verregnet.
15. Juni 1916
Am Pfingsttage mußten wir um 4 Uhr Hufeisen umpacken. Ging mit, habe mich aber bei der Arbeit gedrückt.
16. Juni 1916
Scheinbar Briefsperre. Bei uns gibts nur Sonntagsurlaub, und nur 10 von 250.
19. Juni 1916
Strammen Dienst. Morgen großer Übungsmarsch.
22. Juni 1916
Fronleichnam. Hier wird nichts daraus gemacht.
23. Juni 1916
Große Putzerei.
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garnisionsverwendungsfähig.↩
[Blatt 220]
Morgen Besichtigung vom Major. Impfen.
25. Juni 1916
Keinen guten Dienst. Neuen Hauptmann bekommen. Ein Schwein erster Güte. Im Tornister müssen wir außer Gepäck noch 16 Pfd. Sand tragen. Dann dauernd angeschnauzt werden, ist kein Vergnügen. Um 430 Uhr aufstehen, bis 11 Uhr Dienst, dann von 1430-17 Uhr, 18–19 Uhr Gewehrreinigen, Putzstunde. Essen ist gut. Mit Brot kommt man eben aus. Heute Morgen Feldgottesdienst. Sämtliche Truppen nehmen teil. 10000 Mann. Eine Kapelle spielte Choräle. [Unleserliches Wort] Geistlicher hielt die Andacht (Aller Sinn man lau).
28. Juni 1916
Bin heute ein Vierteljahr garnisondienstfähig geschrieben. Das kam so: War in Schleswig d.g.6 [?] wegen Herzfehler geschrieben. Da ich aber mir immer zeitig g.v.7 auf vier Wochen geschrieben, konnte ich vom Militär nicht frei werden, auch nicht weiterkommen. Dann kam der Offizier-Kursus. Ich wollte mit und ließ mich k.v.8 schreiben. Zum Kursus meldeten sich genug Unteroffiziere und [?] Feldwebel. Ich hatte mit den anderen das Nachsehen. Kam dann zur 1. Kompanie. Tat den Dienst auch gerne. Aber 16 Pfd. Sand schleppen mache ich nicht mit. Ging zum Stabsarzt. Schrieb mich sofort g.v.9 auf ein Vierteljahr. Brauche also keinen Dienst mitmachen.
30. Juni 1916
Über meinen Brief von gestern bist du sicher erstaunt, glaube aber nicht so, wie ich selber. So mit einem Mal aus dem Schwindel heraus, umso mehr als wir das größte Aas der Welt zum Hauptmann haben. 93 Mann von der Kompanie haben sich bisher krankgemeldet, von den anderen Kompanien etwa 20. Ich habe nun ein Herrenleben, anstrengen darf ich mich auch nicht, dann geht die Luft fort.
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[Blatt 221]
Sprach heute mit unserm Feldwebel, wenn ich dauernd g.v.10 geschrieben würde, stünde meiner Entlassung nichts im Wege.
18. Juni 1916
War in Hamburg auf Urlaub. Von 15–17 Uhr. Kaplan Schulte war an der Bahn. Am Bullenhuser Damm guter Empfang. Hatte lange Sitzung beim Pastor und den Schwestern. Kuchen eingepackt. Soll mit Gewalt wiederkommen, den anderen sind sie Leid. In Lockstedt ist alles leer. Vier bis fünf Transporte sind ins Feld. Nur wenig ist mehr hier. (War auch auf Urlaub nach Schleswig, und mehrere Tage nach Hamburg).
20. Juli 1916
Großer Transport. Fünf Musikkapellen. Unser alter Hauptmann ist lange fort, jetzt einen netten Herrn.
24. Juli 1916
Arbeite mit auf Poststube, und auch auf der Kammer.
29. Juli 1916
Gutes Leben, wenig Dienst, viel Schlafen. Gestern kam wieder Ersatz. Überall etwas her.
3. August 1916
Bin heute mit [auf] Wache. Alles geht den alten Gang. Viele bekommen Ernteurlaub. Kann nicht die Knöpfe bekommen, sind noch 28 Gefreite da. Gestern hatten wir Kompaniewaschen. Haben den ganzen Tag geschruppt.
6. August 1916
Gestern gabs dicken Reis.
8. August 1916
Von Mutter Paket. Bin mit meiner Lage nicht mehr zufrieden.
12. August 1916
Hier ist rein nichts mehr zu kaufen, wochenlang keine Butter.
17. August 1916
Wir erwarten mit großer Ironie das Extrablatt vom Frieden.
20. August 1918
In meiner Kompanie ist noch ein Osnabrücker „Schürer“, ist in der Küche. Von Mutter Paketchen zum Namenstag.
24. August 1916
Werden in den nächsten Tagen in die Baracken umquartiert. Hier heute Wohltätigkeitskonzert.
26. August 1916
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garnisionsverwendungsfähig.↩
[Blatt 222]
große Bataillonsübung, machte ohne Tornister mit, 27 km. Die ganze Bagage. Starker Regen.
27. August 1916
Treffe in Itzehoe A. Mader.
29. August 1916
Hatte vor drei Wochen in Hamburg gebeten, von dort meine Entlassung einzureichen. Habe noch keine Antwort.
30. August 1916
Urlaub gibt es nicht, da einige nach Dänemark ausgerückt.
3. September 1916
Muß in den nächsten Tagen wieder zum Arzt.
6. September 1916
Margarine ist schlimmer als Wagenschmiere. Heute baden. Soeben ein Zeppelin überm Lager. Will sicher nach England. Arbeite auf der Kompanie-Kammer, die Bücher in Ordnung bringen. Gestern impfen, bin jetzt zum zweiten Mal durchgeimpft. Kompanie ist aufgefüllt. Wir stehen dauernd mobil. Heute blieb wieder son Lump über. Urlaub. Die ganze Kompanie muß büßen. Bei dem Missetäter kam nachts der Heilige Geist. Aber gründlich.
8. September 1916
Mehr Arbeit. Bücher ordnen.
9. September 1916
Alles auf Sonntagsurlaub.
11. September 1916
Gestern war in Itzehoe Kirmes. Das ganze Lager war hin.
14. September 1916
Vertrete auf acht Tage die Kompanie Post.
15. September 1916
Immer guter Dinge.
16. September 1916
Bin noch auf der Schreibstube. Spielte mit unserm Feldwebel Schach. Von meinen früheren Kameraden sind in letzter Zeit viel gefallen.
17. September 1916
Unser[en] einjährige[n] Verwundungstag mit zwei Kollegen gefeiert. Gegen Dänemark nicht geheuer. Briefsperre, Truppenverschiebungen, Kanonen, Armierungsarbeiten, Telephonsperre, Lazarette geräumt. Alles liegt voll Truppen.
29. September 1916
Gestern Probemobilmachung.
30. September 1916
Heute Winterwäsche (recht gut). Kriegsgarnitur von der Bahn geholt. Uhren sind eine Stunde zurückgestellt. Nachtübung. Alle alten Kerle über 39 kommen fort nach Rußland. Neuen Kompanie-Führer.
6. Oktober 1916
Es geht los. Große Schießübungen. Nachts und bei Tag. Gehe als g.v.-Mann11 mit. Freu mich, wenns los geht.
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garnisionsverwendungsfähig.↩
[Blatt 223]
10. Oktober 1916
Ab [heute] Lockstedter Lager.
11. Oktober 1916
Große Wehrerei. Beim Löhnungsappell Bekanntmachung: Nicht mehr II E/8412, sondern Infanterie-Regiment 410, 10. Kompanie, 405. Brigade, 203. Division. Habe die Kompanie-Post, Urlauber zurückgerufen. –
12. Oktober 1916
Post geordnet. Kammerbücher eingetragen. Der Abschluß muß gemacht werden.
13. Oktober 1916
Auf Kammer. Sachen aus- und abgegeben. Um 15 Uhr Appell, viel Arbeit.
14. Oktober 1916
Sonnabend. Regiments-Appell fällt aus. Regenwetter. Morgens auf Kammer, nachmittags gemütlich auf Stube, Kartenspielen usw. Abends mit Hoppe und Cardor in Hohenzollern Karten gespielt. 22 Uhr Telegramm von Mutter, daß sie kommt.
15. Oktober 1916
Sonntag. 815 Uhr zur Bahn. 845 Uhr kommt Mutter. Um 10 Uhr Appell bis 1115 Uhr feldmarschmäßig. Um 14 Uhr an der Bahn. Gr. Petersen und seine Schwester getroffen. Zusammen bis 1915 Uhr. Mutter um 2030 Uhr gefahren. Sehr starker Betrieb.
16. Oktober 1916
Morgens Regimentsappell bis 11 Uhr. Nachmittags auf Kammer, Bücher geordnet. Abends von 17–21 Uhr los zum Schießen nach beleuchteten Zielen. Das ganze Regiment.
17. Oktober 1916
Auf Kammer Bücher geordnet. Mittags Taschen usw. eingenäht. Nachmittags Kammerbücher geordnet bis 19 Uhr. Abends in Hohenzollern.
18. Oktober 1916
Mittwoch. Morgens und mittags Kammer, Sachen packen, um 18 Uhr steht das Bataillon marschbereit. 1445 Uhr ärztliche Untersuchung, 1615 Uhr Löhnungsappell. 18 Uhr marschbereit, abends Kammer verladen. In Hohenzollern.
19. Oktober 1916
Heute soll's losgehen. Morgens herumgebummelt mit Hoppe. Zur Bahn, Post, Lagerstraße, Einkäufe usw.
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Bezeichnung vermutlich für Infanterieregiment Nr. 84.↩
[Blatt 224]
1530-1630 Uhr Konzert, 1630 Uhr Abmarsch 1. Korporalschaft zur Bahn. Regiments-Post abholen. 18 Uhr verladen. Sechs Mann [sind?] wir, tadellos. 1845 Uhr Abfahrt. Wrist, Neumünster. Zum Schlafen eingerichtet. Ich in zwei Zeltbahnen zwischen den Gepäcknetzen. Um 1 Uhr im Kleinen verpflegt, Wurst und Stück Butter, Kaffee. Nachts kalt, leicht geschneit. Geschlafen bis 6 Uhr. Um 6 Uhr in Neubrandenburg in Mecklenburg.
20. Juni 1916
Um 1130 Uhr in Stettin. Warmes Essen, Kohlsuppe. Divisionsstab fuhr auch an. Stettin schöne Stadt, Industrie, viele Brücken, schöne bergige Umgebung. Nachmittags meine Zeltbahn als Netz ausgespannt. Drin gelegen. Beim Futtern fällt meine Tasse Kaffee um, in die Zeltbahn, merke es erst, als ich durchtränkt bin. 20 Uhr abends in Neustettin verpflegt, Graupensuppe mit Gänsefleisch. Kaffee. Dann alles zum Schlafen eingepackt. Drei Mann Zeltbahnen.
21. Juni 1916
Sonnabend. Gegen 2 Uhr über die Weichsel, dann Marienburg. Um 4 Uhr morgens in Elbing Käse und Kaffee. Um 5 Uhr weiter. Wieder in die Netze eingepackt bis 8 Uhr. Reise über Braunsberg, links die Ostsee. In Königsberg Verpflegung. Nudelsuppe. Um 1130 Uhr weiter über Labiau, Tapiau. Wehlau 1245 Uhr. Die zerstörten Häuser von 1914 sind wieder aufgebaut. Viel dänisches Vieh. 1430 Uhr in Insterburg. Bis 15 Uhr Löhnungsappell. Um 18 Uhr in Tilsit. Industrie, große Brücken. Abends 20 Uhr über die Grenze, um 2130 Uhr in Boscherini13 verpflegt. Reissuppe. Dann geschlafen. Neue Bahnstrecke ab 15. Juli in Betrieb. Strecke über Diwornicki-Schaliny.14
22. Oktober 1916
Sonntag. 845 Uhr in Schulen verpflegt, Nudelsuppe, mehrere
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[Blatt 225]
Transportzüge. Große Verpflegungsstation. Schöne große Kirche. Um 1130 Uhr weiter über Metie nach Janischki [sic],15 dort um 14 Uhr. Große Kirche. 1610 Uhr in Mitau. Verpflegung, Reissuppe und Kaffee. 17 Uhr weiter zur Front über Groß Ekan16. Um 22 Uhr marschbereit. Um 22 Uhr in Merzendorf17 ausgeladen. Nach einer Stunde abmarschiert zur Front. Langer Marsch an der Front entlang. Ohne Unterbrechung bis morgens 5 Uhr. Dann sofort in Stellung, die 122 abgelöst. Tadellos ausgebaute Stellung. Die 122 (Württemberger) lagen hier fünf Wochen.
23. Oktober 1916
Montag. In unserem Unterstand (Villa Stürme-mich-nicht) eingerichtet, geschlafen, Essen und Kaffee geholt um 430[?] Uhr. Alles in Unterständen: Kühe, Bagage und Pferde. Abends Posten eingeteilt. Unsere Gruppe Patrouille zwischen den Horchposten. Ha[n]k und ich zwei. Nummer von sieben bis neun. Freies Feld, schweres Feuer. Erst im Stacheldrahtverhau verirrt. Nach einer halben Stunde am Wasser (Düna) den Horchposten abgelöst. Die Abwechselung kam zwölf Stunden später. Wieder patrouilliert, viel Feuer, total naß, denn ich in Schnürschuhen. Um 21 [?] Uhr zurück. Treffen die Ablösung und bringen sie in Stellung. Brauchen darum morgens von 3–5 Uhr nicht mehr laufen. Dann geschlafen bis 6 [?] Uhr. In der Nacht Melder vom Hauptmann, sollen wieder abgelöst werden. Unsere Kompanie in der Nacht einen Toten und einen Schwerverwundeten, die unmittelbar neben uns gefallen waren.
24. Oktober 1916
Dienstag. Morgens Alfred Hoppe getroffen. Mit ihm durch die Stellung.
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[Blatt 226]
Vormittags dann die Sachen gepackt, da wir noch abgelöst werden sollten. Nachmittags sendet uns russische Artillerie etwa zehn Schrapnells herüber. Gegen 18 Uhr kommt die Ablösung. Regiment 405. Dann Kompanie gesammelt. Gegen 2130 Uhr in Sille18. Einquartiert bei der Artillerie, unsere Gruppe zusammen. Auf der Erde geschlafen.
25. Oktober 1916
Mittwoch. Um 6 Uhr sammelt sich die Kompanie. Abmarsch nach Nollendorf-Platz an der Straße Merzendorf19-Sille20. Dort angekommen gabs Kaffee. 4 km westlich von Sille21 liegt das Lager. 10–12 angefangen zum Barackenbau. Zugweise eine Baracke. Um 14 Uhr nach Sille22 zur Beerdigung unseres gefallenen Kameraden. Von jeder Gruppe zwei Mann. Auf dem Ehrenfriedhof stand schon die Kapelle, Regiments-Kommandeur, die drei Bataillions-Kommandeure, und etliche Offiziere. Nachdem die Regiments-Kapelle gespielt hatte, hielt unser Hauptmann Spaete eine recht nette Ansprache. Noch ein Lied und jeder deckte den Toten (den ersten der Division) mit einer Hand Erde und wir traten den Rückweg an. Unser zweiter Kamerad ist nun auch an der schweren Verwundung gestorben. – Im Lager angekommen, Empfang von Butter-Kaffee, wurden im Pferde-Unterstand untergebracht und legen uns schon um 18 Uhr zur Ruhe. Seppel Baldischweiler und ich machen es uns gemütlich.
26. Oktober 1916
Um 6 Uhr heraus. 7 Uhr antreten zur Übung. Von unserer Kompanie werden drei Mann ausgesucht, ich auch (da ich als garnisonsdienstfähiger freiwillig wieder ins Feld gegangen war). Sofort fertig machen, nach Sille23, beim Regiment melden. Von dort mit
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[Blatt 227]
zehn Mann nach Skarbe24 zum Feldproviantamt. Um 13 Uhr dort an. Komme sofort aufs Büro. Nachdem wir einquartiert sind, zur Arbeit. 16–19 Uhr Büro, gegessen, abends geschrieben. 21 Uhr zu Bett.
27. Oktober 1916
Freitag. 6–12 Uhr und 13–19 Uhr Büro. Abends zusammen gesessen beim Glase Bier. 21 Uhr zu Bett.
28. Oktober 1916
7–12 Uhr Büro, heute Ausgabetag. Viel Arbeit. Mittags halbe Stunde geschlafen. Bis 21 Uhr Büro, zu Bett.
29. Oktober 1916
Morgens und nachmittags gearbeitet bis abends 20 Uhr. Mittags tadellos gelebt, überhaupt wie an den anderen Tagen. Abends gabs Boeffstück25 und Bratkartoffeln, Brot mit Hackfleisch. Nach Haus und zum Feldwebel geschrieben. 2130 Uhr zu Bett.
30. Oktober 1916
Um 18 Uhr nachmittags machten die Russen eine Angriffsbewegung. Starkes Artilleriefeuer. Bald Schluß. Morgens viel Betrieb auf dem Amt. In zwei Büchern eintragen, für zweiten [?] Monat. Heute erste Karte von Mutter. Nachmittags gegen 17 Uhr starkes Artilleriefeuer an der Front. Letzte Nacht Schnee und Regen. Viel Dreck. Divisions-Kommandeur von Auwerder versetzt.
31. Oktober 1916
7–13 [Uhr] Büro. An der Front Ruhe. Abends um 19 Uhr telephoniert Alfred Hoppe an. Will morgen kommen. Das Wetter ist sehr stürmisch. 1930 Uhr Abendessen, 2130 Uhr zu Bett. Nachts viele Mäuse. Eine mir übers Gesicht.
[Fortsetzung Blatt 227 nächstes Kapitel]
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