9. April – Mai 1940

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[Blatt 1] 

9. April 1940

Gestern nach Osnabrück. Auto immer zu voll. Wetter gut. Neun Flieger waren über Glandorf, wahrscheinlich Engländer. Deutsche Jäger waren hinterher. – Grünen Donnerstag hat sich ein deutscher Flieger im Nebel bei Iburg (Straße Hagen) verflogen. Abgestürzt. Fünf Mann tot. – Erst am Ostermontag gefunden. – Die Straße zur Flakstellung ist nunmehr fertig. Die Westwallarbeiter ziehen weiter. Zum Bau der Bunker kommen andere. – Zahlreiche Einberufungen. Jahrgang 1921 zur Musterung aufgerufen. – Tischler und Maurer gehen fort. Tischler kommen nach Liebenau bei Nienburg/Weser. Es sollen nochmals 20 Tischler fort, in die Nähe. Die Maurer in Georgsmarienhütte bauen einen Kalkstickstofflagerschuppen. – Urlauber sind meist telegraphisch abberufen (Engländer hat in norwegischen Gewässern Minen gelegt). Heute morgen kamen 23 Raupenschlepper, Richtung Osnabrück, durch Glandorf.

Die Wege- und Abzweigschilder an den Straßen sind verbessert.

10. April 1940

Alles hört Radio. – Dänemark und Schweden besetzt. Flak (leichte) kommt durch Glandorf (Münster hin). Wenig Flieger.

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[Blatt 2] 

11. April 1940

Sauwetter. Hagel-Schnee – April – kalt.

Die Straße auf dem Esch ist nunmehr bald fertig. Die Mehrzahl der Arbeiter kommt ins Lager am Harderberg. Die einzelnen Arbeiten sind immer an verschiedene Unternehmer vergeben. Es herrscht im Lager eine stramme Organisation. Wer nicht pariert, kommt fort. Alles nette Kerle. Auf der Baustelle wird fleißig gearbeitet. Stimmung im Dorfe wegen Norwegen und Dänemark ist ganz groß. – Über 50 Ztr. sind bis jetzt an Kupfer und Messing gesammelt. Viele gute Sachen. Die alte Brandspritze von 1705. – Pumpen, Kessel, Rohre, Zinnsachen in großer Zahl, Nickelgeld. – Ich habe bis jetzt abgeliefert: 13 Pfd. Blei, 7 Pfd. Messing, 2,5 Pfd. Zinn, 9 Pfd. Kupfer, 4 Pfd. Nickel und 1 Pfd. Stanniol.

12. April 1940

Immer noch große Begeisterung ob der großen Erfolge. Gestern erhielten wieder etliche ihren Stellungsbefehl. Auch Rinsche und Iburg müssen wieder fort.

Heute Abend kommt der Kreisleiter Esser zu den Westwallarbeitern und hält einen Betriebsappell. Geschenk: Adolf Hitler Bild und zwei Fußbälle. – Dann gehen diese fort ins andere Lager. – Morgen kommen neue.

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[Blatt 3] 

In Bezug der Adolf-Hitler-Spende steht Glandorf bis jetzt noch im Kreise oben an.

13. April 1940

Maßmann sein Lastwagen wurde gestern in Dülmen beschlagnahmt. Er mußte den Wagen sofort nach Münster zur Kaserne bringen.

15. April 1940 

In Sassenberg hat sich der Mann von Lükings Tochter in Glandorf aufgehangen, weil er zum Militär muß. Iburg und Rinsche müssen sich heute Morgen 8 Uhr in Osnabrück-Klosterkaserne stellen. – Am Sonnabend sind mehrere als überzählig wieder entlassen (so Bußmann, Aug. Bollmann). Sonst alles still. Militär kommt dauernd durch. Wetter: naßkalt. – Keine Fliegertätigkeit. Wir warten auf die Besetzung Hollands.

An der Grenze soll alles bereitstehen. Viele Gerüchte. Alles voll Militär, Holländer hat seine Drahtverhaue entfernt. Truppen führen Busken mit, zum Auffüllen der Gräben. Müssen in vier Stunden in Amsterdam sein. Alles in Gerüchte: Holland schon von deutschen Truppen in anderen Uniformen besetzt. Der Prinzregent arbeitet mit Deutschland. Die Stimmung im Lande ist recht groß.

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[Blatt 4] 

18. April 1940

Wetter noch immer kalt, unfreundlich. Gestern sah ich die ersten Schwalben. Das Land ist noch zu naß und zu kalt zum Beackern. – Iburg und Rinsche sind beide wieder hier. Waren mit 35 in Osnabrück – die acht kränkesten wurden behalten, nach Münster zum Einkleiden. Rinsche kam zurück, krankgeschrieben. Soll sich bereithalten. Ich war am 16. April zum Rat wegen Iburg, Vertretung. Abends rief er an, daß er frei war. In Münster nochmal untersucht. Stimmung im Volke ganz groß. – Teils starker Flugverkehr, sonst alles ruhig. – Unser kleiner Norbert hat seit einigen Tagen stark die Grippe. Unsere Sammlung für den Führer (Metallsammlung) hat etwa 60 Ztr. gebracht. Wir haben nun in der Schule eine besondere Sammlung aufgemacht. Heute hatten wir schon zusammen: 35 Pfd. Blei, 48,5 Pfd. Messing, 4 Pfd. Kupfer, 14,5 Pfd. Nickel (8 Pfd. Nickelgeld), 3 Pfd. Zinn und 3,5 Pfd. Stanniol.

20. April 1940

Gestern große Musterung der Glandorfer und Westwallarbeiter.

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[Blatt 5] 

Dauert acht Tage. Etwa 30 Mann hin. Heini Herbermann Put [?], Gerding Karl Arnekolken, Ernst aus dem Krankenhaus, Alf. Mennemann sind untauglich. Alles andere fest. In Milte war vor einigen Tagen Musterung, von 78 wurden bald alle festgeschrieben und 72 bekamen ihren Gestellungsbefehl sofort mit.

Heute Geburtstag des Führers. Gemeinschaftsempfang in Klasse 4c mit vier letzten Jahrgängen. Rudolf Heß sprach. Heute Abend Hitlerjugend bei Brandes Überweisung. Unsere Sammlung ergab bis jetzt: 64,5 Pfd. Blei, 80 Pfd. Messing, 10,5 Pfd. Kupfer, 21 Pfd. Nickel, 5,5 Pfd. Zinn, 11 Pfd. Stanniol, 10 Pfd. Silberpapier, 15 RM altes Silbergeld, etliches anderes.

Heute schönes Sommerwetter, wird auch Zeit. Unsere Schule wird nun an Südseite und Ostseite verputzt (mein Gebäude). Jos. Ossege-Timpen-Job hat die Sache. 

22. April 1940

Gestern und heute schönstes Frühlingswetter. – Alles ruhig. Erste Schwalben – Heute Abend spricht Landrat Pg. Gronewald, Thema: Warum wir siegen! Große Stimmung wegen Norwegen. Karl Knappheide zwei Tage Urlaub.

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[Blatt 6] 

25. April 1940

In Versmold arbeiten die Fleischfabriken mit Hochdruck. Viele Frauen angestellt. Schon dänisches Rind- und Schweinefleisch. – Drei Mann sollen aus Versmold in Norwegen gefallen sein. – Stapenhorst ist endgültig entlassen aus Polen. – Wetter: herrlichstes Frühlingswetter. Die Natur kommt weiter. Pfirsiche fangen an zu blühen. Linden werden grün. Wind: Osten, heute Morgen: Westen, Gewitterstimmung, ein Regenschauer fehlt. – sonst alles ruhig. – Am 22. April sprach Gronewold: Warum wir siegen. Saal voll. 300 Personen. – Musterungen gehen weiter.

26. April 1940

Gestern Abend DRK1 Versammlung. Wir haben die erste Straßensammlung für das DRK verteilt. 16 Mann sind eingezogen, 14 noch da von unserem Zug. Mehrere stehen auf dem Sprung einberufen zu werden. Vorgestern starke Scheinwerfertätigkeit. Der Engländer kam Nacht für Nacht. In vielen Gemeinden Flugblätter. Ziehen nicht. – Man spricht von Verlusten in Dänemark. – Die ersten haben schon geschrieben.

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  1. Deutsches Rotes Kreuz.

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[Blatt 7] 

Erster Gefallener im Kriege von Glandorf.

27. April 1940

Gestern haben Brümmers Nachricht erhalten, ihr zweiter Sohn Wilhelm (ist vor St.meyer [?] vermißt). Schade. Netter Kerl, artig, bescheiden, war zuletzt in Ostpreußen und hatte immer einen Druckposten in der Waffenmeisterei. Von Versmold meldet man nun fünf Todesnachrichten aus Norwegen, aus Osnabrück sogar über 80. – Sind nun zehn. Vier wahrscheinlich mit Transporter versenkt. –

Jahrgang 1904 und 1905. Musterungen gehen weiter. Gestern Averfehrden und Westendorf. Landwirtschaftliche werden im Allgemeinen bis nach der Ernte zurückgestellt. Päule Hanewinkel ist zurzeit auf Urlaub. Ist bei der Fliegerei in Quedlinburg. Bodenpersonal. Auch Stapel und Steinborn sind auf Urlaub. Heute und morgen haben wir unsere erste Sammlung für das DRK.

Ich sammle heute Nachmittag im Dorfe. Listensammlung. – Wetter recht schön. Alles wird grün. Stimmung ganz groß und zuversichtlich. Radfahrkompanie kam durch Glandorf – Richtung nach Iburg. Reichswehr mit Barackeneinrichtungen (neu) kommen oft durch den Ort.

Im Weltkriege waren in Glandorf ohne Schwege bis zum Mai 1915 schon 17 Gefallene.

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[Blatt 8] 

29. April 1940

Gestern ein großes Frühlingsgewitter, um 1445 Uhr gings los, ungeheure Regenmassen kamen herunter. Wind: Nordost. Der Schaden an den Saaten und Verwaschungen wird beträchtlich sein. Auf dem Laudiek ist alles überschwemmt, Wiesen und Gärten, alles verwaschen. Bei Diekriede und Pelke schlug der Blitz in die Leitung (Antenne). Kein Schaden. Westendorf bei Köster und hinten in Westendorf alle Wiesen überschwemmt. Kartoffeln sind meist alle aus dem Lande gespült. Auf dem Mersch steht alles blank. Die Kubankosaken (vier) die sich auf dem Sportplatz zeigen wollten, mußten bis nächsten Sonntag verlegen. Heute Jahrgang 1904 und 1905 zur Musterung – Westendorf. – Gestern war die erste DRK2 Sammlung im Rahmen des Kriegs Sommer Hilfswerks. Ich hatte 54 RM gesammelt. Gesamtresultat das Beste bisher 660 RM.

3. Mai 1940

Der Wolkenbruch am 28. April war rein örtlich. Sonst ist nirgends recht Schaden angerichtet. Der erste Mai war Staatsfeiertag. Auf dem Lande durfte gearbeitet werden. Geflaggt wurde nicht. Es war

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  1. Deutsches Rotes Kreuz.

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[Blatt 9] 

auch nichts im Dorfe los. Am 2. Mai war das Fest Christi Himmelfahrt. Morgens, um 11 Uhr, sprach Kreisleiter Esser auf dem Marktplatz zur deutschen Jugend. – Franz Engelhardt, vom Militär Ostern entlassen, war hier, ebenso ist Steinborn einige Tage auf Urlaub. – Abends lief bei Brandes und gutem Besuch der Film: Die Pfingstorgel. Es wurden die ersten Wochenschauen aus Norwegen gezeigt. –

Stimmung ob der großen Erfolge ganz groß. Es gibt aber noch viele Miesmacher, die eher einen Sieg den Feinden als dem Führer gönnen. Es sind die Alten, die nicht mehr zu bekehren [sind]. Von der Geistlichkeit, wenn auch nicht gerade aufgehetzt, so doch in ihrem Glauben gelassen werden. Man ist mit allem zufrieden, hat aber immer die Ausrede, wenn man nur unsere Religion in Ruhe ließe, wenn wir den Krieg gewinnen, wird es noch viel schlimmer, müßt alle von den Schule fort usw. Dabei hat man der Kirche noch nichts getan. Im Gegenteil geht man mit einer Rücksichtnahme vor, die mir zu bewundern und bedauern ist. P. Köster hetzt oft auf dem Predigtstuhl, Sonntag für Sonntag, immer

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[Blatt 10] 

in versteckter Form, immer so, daß es gut zu merken ist, immer bleibt etwas hängen. Es ist manchmal traurig. Der große Krieg und seine Begleitumstände sind in der Kirche Nebensache. Der Staat und seine Einrichtungen sind Luft. An staatlichen Feiertagen werden Trauerparaden gemacht. Hauptsache ist die staatlich verbotene Jünglingskongregation. Mehrere Tage Exerzietientage mit feierlichem Schluß waren die 100-jährige Gründungsfeier. Die Vereinsfahne, die mal beschlagnahmt werden sollte, angeblich gestohlen war, prangte festlich in der Kirche. Die Geistlichkeit weiß ihre sinkende Macht mit Erfolg mit aller Macht zu heben. Sie kennt nicht den Spruch „Gebet dem Kaiser, was –“. Und doch ist bei den meisten, wenn der Zwang kommt, alles nur äußerer Bluff. Der Glandorfer macht, wenn er den Wachtmeister sieht, die Hosen voll. Das Pharisäertum ekelt aber eine große Zahl von Mitbürgern direkt an.

Am Sonnabend gehen Bernh. Gülker, Laermann, Karl Died. Herbermann, K. Weßler, Kl. Wienker [?], Schwege, Th. Brandes zum

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[Blatt 11] 

Militär. Mehrere sind zum Arbeitsdienst einberufen. Aug. Niermann, Laudik [sic?] wurde entlassen, muß aber zum Arbeitsdienst. K. Peters, Averfehrden ist entlassen. Fräulein Rickers ist seit vier Tagen krank (Blasenleiden). Gestern mit Anne nach Rintsche [?] und Suren zu Besuch. – Sicking hat seine Frau ins Krankenhaus gebracht (Geschwüre am Bein). Wetter schön, aber zu kalt. Die Natur kommt nicht weiter. Der Verputz an der Südseite meines Hauses ist nunmehr fertig. Es geht jetzt an die Ostseite. Augustin war am 1. und 2. Mai zu Besuch.

4. Mai 1940

Gestern kamen neue Westwallarbeiter. Da bei Herbermann der Platz nicht reichte (60), wurden einige in Bürgerquartieren untergebracht, so bei Phillippskötter [?] zwei. Heute bedeckte Luft aber warm. Gestern kam Militär durch Glandorf (nach Münster und Osnabrück). Gestern Fliegerübung, zwei Jäger verfolgten einen Bomber.

6. Mai 1940

Am Montag (6. Mai) morgens 8 Uhr sprach Reichsminister Rust zur deutschen Jugend. – Am 5. Mai nachmittags bei Gülker Monatsversammlung der Partei. – Es soll jetzt die Eisensammelaktion durchgeführt werden. Hauptträger sind hier wieder

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[Blatt 12] 

die Schulen. Bei den Schulen werden Sammelstellen eingerichtet, dort bringen die Kinder mit. Dieses Eisen wird bezahlt. Das Geld verbleibt der Schule. Am Freitag, 3. Mai, ist auch das Metall der letzten Sammlung (Messing usw.) von Eichholz mit Lastwagen abgeholt. Bernh. Börger ist nach Rheine gekommen. Brandes, Glandorf, als Elektriker und Drücker Schwege kamen zurück. Fräulein Rickers und Bürgermeister Birkemeyer sind krank. Gestern Nachmittag gaben bei starkem Besuch vier Kosaken ihre Reiterkunststücke auf dem Sportplatz zum Bestem. Eintritt: Erwachsene 70 Pf., Kinder 30 Pf.

7. Mai 1940

Gestern war ich mit Autobus mal nach Roth[enfelde ?] – Joseph Bökmann war am 2. Mai vom Militär zurückgekommen. – Viel Arbeit. In Roth[enfelde ?] nichts los. Wandelhalle zu. Lazarette dort besetzt, meist Kranke. Drei Ärzte. Dr. Bauer Leitung.

9. Mai 1940

Alles in Erwartung. Politische Hochspannung. Sonst alles ruhig. Glaube, es wird in Holland losgehen. Wetter schön. Mai.

10. Mai 1940

In dieser Nacht kam viel Militär durch Glandorf, zum Westen. Starke Fliegerverbände. Ich fahre

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[Blatt 13] 

um 630 Uhr nach Osnabrück – Heute gibts Ferien – In Osnabrück hört man schon die neuesten Ereignisse, Holland, Belgien. – Auf den Straßen stehen die Leute um Lautsprecher der Radiogeschäfte und hören.

Alles ruhig und ernst und gläubig. Jeder freut sich. Wenig Militär auf den Straßen. Ich war für Ergänzungszuschuß zum Baurat, Landrat, um 14 Uhr zurück. Augustin kam auch in Urlaub (Rad). Josepha kam gestern. Geht ihr gut in Handorf. – Vorgestern waren zwei Feldgendarme hier und stellten fest wieviel Einquartierung Glandorf tragen kann. – Bei uns alles krank. Ansgar hat Grippe und Mundfäule, Bernh. und Marianne husten recht stark, ich auch.

11. Mai 1940

Hier alles ruhig. Gestern bekamen etliche ihren Stellungsbefehl, andere vom Urlaub zurückgerufen. Alles hängt am Lautsprecher und harrt der Lage. Stimmung ganz groß und zuversichtlich. Heute über den Wolken Maschinengewehrfeuer und Flugzeuge. Engländer?

13. Mai 1940

Hier alles ruhig. Ab und zu Transporte, aber wenig. Etliche Urlauber zurückgerufen. Viele müssen sich stellen. Alles wartet auf Berichte. Heute zweiter Pfingsttag, kam sogar Zeitung. Wetter kalt, wolkig, Nordwest[wind], haufenweise Frost.

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[Blatt 14] 

14. Mai 1940

Gestern Abend kam viel Militär durch, auch während der Nacht. Alles per Rad, dazwischen Wagen. Ohne Licht. Einige Flieger. In Münster wurden die Fallschirmjäger, die mit das große Fort bei Lüttich eroberten, festlich empfangen. Hier sonst wenig Neues. Alles ruhig.

16. Mai 1940

Heute Schulanfang. Wetter: kalt, trocken, Wind: Osten. Augustin fährt heute Morgen fort, Josepha fährt erst heute Nachmittag. – In der Kriegslage Spannung. Gestern kam viel Militär durch (Flak, Scheinwerfer usw.). In Münster sollen letzte Nacht feindliche Flieger westlich [von] Münster Bomben geworfen haben auf Baracken. Näheres nicht bekannt. – Mehrere wurden zum Arbeitsdienst einberufen. – In Averfehrden sollte Bauer Hagedorn zum Militär und ist blödsinnig geworden. Gestern regere Fliegertüchtigkeit von unseren Apparaten.

17. Mai 1940

In letzter Nacht kam viel Militär durch Glandorf, ebenfalls Flieger. Am Sonntag ist Muttertag – Glandorf bei Brandes Schwege bei Riesenbeck. – In Glandorf 230. Alle unter

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[Blatt 15] 

60 Jahren bekommen das Mutter-Ehrenkreuz. Ich habe die gesamten Vorbereitungen. Gestern bei den Bäckern Kuchen bestellt (jeder Bäcker für 7,50–8 RM 1,5–2 Platten), da wir keine Marken haben. – Wetter recht schön, aber kalt. Alles erkältungskrank.

18. Mai 1940

Gestern dem Produktenhändler vom unserer Schulsammlung 25 kg Knochen (je 2,5 Pf) 55 kg Zink (je 6 Pf) 135 kg Eisen (je 1,5) abgeliefert. – Viel Militär (auch Sanitäter) kamen durch. Alles ruhig, alles begeistert.

20. Mai 1940

Bei uns alles krank. Grippe. Änne mit Norbert vorgestern ins Krankenhaus, dergleichen Gertrud. – Mutter Mandeln, Fieber. Der Kleine [hat] Mundfäule. – Ich habe auch Grippe – Sonntag zu Bett. – Heute gehts. Gestern Muttertag, bei Brandes und Riesenbeck. August Riese war für mich nach Schwege. Aug. Altenau-Dorfe soll schwer verwundet sein. Brustschuß. – Gresharke ebenfalls verwundet. Vorletzte Nacht englischer Flieger über Glandorf. Alles ruhig. Große Begeisterung. Viel Militär durch Glandorf, Richtung Westen – Leere Wagen zurück.

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[Blatt 16] 

Gestern zweite Rote-Kreuz-Sammlung. Ergebnis: Nachts viele Flugzeuge über Glandorf – Dauernd Militärdurchzug. In den industriellen Orten jede Nacht Fliegeralarm. So auch in Georgsmarienhütte. Letzte Nacht zwei Stunden. An vielen Stellen fielen Bomben. Sehr hoch. Leuchtschirme, auch über Osnabrück. Schade, daß die Flak mit weiter vorgerückt ist. Hier steht nichts. Soll durch Flieger abgewehrt werden.

21. Mai 1940

Viel Militär kommt durch Glandorf – Die Ausrüstungen vom Wagen bis zum Kerl sind nagelneu, zum Teil noch in Fabrikpackung (Fahrräder-Gulaschkanonen). Rege Fliegertätigkeit. – Gestern Nachmittag nach Osnabrück. Kreisleitung. Beratung über Einführung von Vollkornbrot und Heilpflanzensammlung. Durch Bielefeld sollen am Sonntag 800 Militärzüge auf der viergleisigen Strecke durchgekommen sein. Stimmung ganz groß. Heute Morgen wurde Dickrieden Änne mir auch krank, zum Arzt geschickt. Mutter, Norbert Gertrud im Krankenhaus gehts so weit gut.

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[Blatt 17] 

Die zweite Rote-Kreuz-Sammlung am Sonntag 19./20. Mai erbrachte 854,30 RM.

22. Mai 1940

Viel Militär durch – Gestern auch Matrosen. – W[estliche ?] Marine. Sicher auf der Fahrt zur Küste. – Großer Durchbruch zum Meer. Große Stimmung.

23. Mai 1940

Gestern nach Osnabrück die Kriegswochenschau ansehen. Die Pimpfe sammelten Altpapier – Viel Militär kam durch – Bei Brandes war für die Westwallarbeiter gestern Abend bunter Abend. Gegenüberstellung der ersten Haussammlung im KHW (28. April) für das DRK. Mit dem Opfersonntag im KHW 39/40 (Oktober 1939)

Glandorf: Opfersonntag Haussammlung % mehr pro Haushalt
232,2 RM 640 RM 175,18 1,01 RM


Am Muttertag erhielten in Glandorf und Schwege 256 Mütter das Ehrenkreuz, davon 107 das bronzene, 86 das silberne und 63 Mütter das goldene Ehrenkreuz. Die letzten 63 Mütter hatten zusammen 607 Kinder. Das Durchschnittsalter der Mütter des goldenen Ehrenkreuzes war 49,5 Jahre. (Es erhielten nur die Mütter unter 60 Jahren das Ehrenkreuz. Über 60 Jahre erhielten im Jahre 1939)

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[Blatt 18] 

Meine Schule ist nun auch ganz gespritzt, Schornsteine in Ordnung also fertig. – Heute habe ich meine Garage neu aufgetakelt. Teepapper und Paket. Alles wieder rein. – Morgen bekommt meine Klasse die neuen Bänke. Schierloh hat sie schon vor zwei Tagen aufgestellt.

24. Mai 1940

Die Arbeit der Westwallarbeiter wird eingestellt. Die Leute kommen nach Belgien. Die Leute sind gestern nach Ostbevern und Glane abgerückt, um dort letzte Arbeiten zu leisten, dann gehts weiter zur Front. Andere haben Stellungsbefehl bekommen, müssen sich zum 28. Mai bereithalten. Jos. auf der Landwehr, Westendorf ist verwundet, liegt im Lazarett zu Aachen. Ortkamp, Füchtorf ist gefallen. – Krifft, Averfehrden soll (27. Mai widerrufen) schwer verwundet sein, Bernh. Hagedorn; Schwege soll schwer verwundet sein, Wilh. Ewels liegt im Lazarett, ist vom Pferd gefallen.

26. Mai 1940

Sonntag. Heute Fronleichnam, Umgang um die Kirche. Pastor Köster feiert sein 25-jähriges Ortsjubiläum. Gestern hatte das DJ3 sein Sportfest. Die oberen Jahrgänge hatten frei,

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  1. Deutsches Jungvolk.

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[Blatt 19] 

heute kämpfte die HJ. Augustin war hier und machte mit. Bedingungen waren schwer. A. hat 200 Punkte (4,35m Sprung, 35m Keulenwurf, 14,2 Lauf 100m). 180 und mehr war Sieg. – Wetter sehr schön. Er fehlt hier ein Schauer Regen. – Der Feind in Flandern ist eingeschlossen. Alles wartet fieberhaft am Lautsprecher auf Nachrichten. Hier sonst alles ruhig.

27. Mai 1940

Lebensmittelkarten werden ausgegeben. Etliche Stellungsbefehle sind wieder eingelaufen. In letzter Nacht kam wieder viel Militär durch Glandorf – Gewitterregen – Calais gefallen – große Spannung. Sportfest am Sonnabend: 120 Jungen, 40 Sieger. 23 Mädchen, sieben Sieger. – HJ von 40 etwa zehn Sieger. Jahrgang [19]21 muß am 6. Juni 1940 zur Musterung.

28. Mai 1940

Letzte Nacht, 2 Uhr, kurzer Fliegeralarm. Die Leute sind ruhiger und haben keine Angst. Von meiner Klasse, 48 Kinder, sind neun auf gewesen, im Keller war keiner. Holländische und belgische Wagen und Motorräder kamen durch.

29. Mai 1940

Sehr viel Militär kommt durch Glandorf – Den ganzen Tag. – Richtung nach Osnabrück – Meist holländische Wagen.

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[Blatt 20] 

Auch Truppen kamen durch (von der Front). – Lastkolonnen zum Westen – Hubert Hamer wurde angefahren (von Militärwagen). Rippen und Schrammen – Krankenhaus – vier Jahre. Gestern Abend Gewitter – nachts schöner Regen. Etliche Stellungsbefehle – Jahrgänge [19]08 und [19]09 und [19]13. – Auch Arbeitsdienst nach Braunschweig wird wieder eingezogen (Maurer).

30. Mai 1940

Gestern kam dauernd Militär durch. Wagen, alles motorisiert. Diese Truppen hatten z.T. Weihnachten in dieser Gegend gelegen. Viele Wagen mit 15. [?] auf den Wagen waren die kleinen Wagen geladen, die in Flugzeugen transportiert werden. Soll von Hamburg aus ein Flugangriff mit Landung erfolgen? Großes Rätselraten. – Gestern nach Münster mit Upmann und Riese. – Zweite Kriegswochenschau gesehen. Ganz groß. – Gestern kam Anne mit Marianne und Norbert aus dem Krankenhaus wieder. – Jahrgänge 1900–1903 wurden zur Musterung aufgerufen.

31. Mai 1940

Elf mußten sich stellen, zehn kamen wieder – erst beurlaubt. Große Begeisterung wegen des gewaltigen Sieges in Flandern.

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