Juni – August 1940
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[Fortsetzung Blatt 69]
1. Juni 1940
Heute fand die Musterung des Jahrganges 21 statt. Jahrgang 02 muss sich melden. Im Felde herrscht augenblicklich eine Entspannung. Die englischen und französischen Armeen sind aufgerieben. Näheres fehlt noch. Freude und Zuversicht ganz groß. – August Schmidt-Rieses Sohn August hat wieder Gestellungsbefehl erhalten. – Es macht große Anstrengung, ihn frei zu bekommen. Er fehlt auf dem Hofe. Er ist nun erst vier Wochen zurückgestellt.
2. Juni 1940
In der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag, 1. zum 2. haben englische Flieger über Georgsmarienhütte Bomben geworfen. Sieben Stück, alles in die Felder. Ein Haus ist beschädigt. Hier war nichts los. Das Gerücht ging um,
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[Blatt 70]
Brümmer wäre in englischer Gefangenschaft – Unsinn! – Gestern Abend kam Militär durch. Es waren Flieger. Sie zogen in Richtung Osnabrück. Gestern war die 3. Rote Kreuz Sammlung. Jahrgang 1900–1903 müssen sich melden zur Eintragung in die Stammrolle. – Heute morgen sprach Gauleiter NSLB1 Wächtler 8 Uhr zur deutschen Jugend. In Münster haben englische Flieger gestern Nacht etliche Bomben ohne Erfolg geworfen. Die 3. Rote Kreuz Sammlung brachte 990 RM. – Heute kam Militär durch Glandorf. – Artillerie. – Richtung: Osnabrück.
4. Juni 1940
Vorletzte Nacht waren die Flieger wieder in Münster. Sie sollen das Elektrizitätswerk getroffen haben. Ganz Münster ist ohne Licht. – Frau Rieses bruder auf dem Brock ist verwundet (Schulter- und Armschuß).
5. Juni 1940
Gestern erhielten wieder zwölf Mann Stellungsbefehl. Sie müssen sich heute um 12 Uhr in Osnabrück stellen. Viele Einberufungen. – Für die Westwallarbeiter lief bei Herbermann die Wochenschau am Sonntag, dem 2. Juni – für Glandorf bei Brandes am 6. Juni. Das Gefangenenlager bei Kellinghausen wurde mit Stacheldraht eingefriedigt. – Es kommt viel Militär durch Glandorf. Alles neue Sachen. Raupenschlepper und Lastwagen. Auch Mannschaftswagen und Mannschaft. – Gestern Musterung in Averfehrden, morgen aus Westendorf (Jahrgang 21). Holländische Zivilpersonen (Männer,- Arbeit?) kamen auf Militärwagen durch Glandorf. In Münster ist von dem Bombenangriff nichts zu merken. – Alles flaggt. – Drei Tage wird geläutet.
6. Juni 1940
Militär kam gestern durch Glandorf. Auch Marine. – Der neue Angriff auf Frankreich macht sich hier sonst nicht bemerkbar. – Ob des großen Sieges in Flandern flaggt die ganze Gemeinde 8 Tage. Von 12–13 Uhr und von 18–1830 Uhr wurde mit allen Glocken geläutet (Drei Tage). Das Läuten ist amtlich von 12–1215 Uhr festgesetzt. Die Fahne an der Kirche wurde auf Veranlassung des Wachtmeisters vom Portal fortgenommen und hängt nun am Schallloch. – Für den Bischofsempfang wird fleissig gekränzt. Opa holte Tannengrün. Die Herren Bauern können das nicht. – Zerstörte belgische Kraftwagen kamen durch den Ort. Laumanns Wilhelm hat einen
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Nationalsozialistischer Lehrerbund.↩
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hat einen neuen Lastwagen aus Wien geholt. – Heute Jahrgang 1921 aus Westendorf zur Musterung. Gestern abend mussten sich etliche stellen. Die Reklamierten kamen meist wieder. – Heute die Sammelhefte für die Sammlung für die Jugendherbergen verteilt. Die Sammlung ist am Sonnabend und Sonntag. –
7. Juni 1940
B. Hagedorn aus Schwege lag verwundet in Schlesien im Lazarett. Er wird dort entlassen.
10. Juni 1940
Am Sonnabend hatte die Schuljugend frei. Verkauf der Plaketten für die Jugendherbergen. Diesesmal hat die HJ. am Sonntag verkauft. Unsere Jungen hatten kleine Hefte mit Marken zu 10 Pf und 20 Pf. – 130 Hefte für unsere Schule. Ertrag 110 RM. Heute große Begeisterung über die Kriegslage. Navik. – Schlacht in Frankreich. Alles hört Radio. – Bernd Gülker hat sieben verwundete deutsche Soldaten aus einem brennenden Hause geholt. – Bravo! – In Schwege ist der Mann der Hebamme, Heinrich Niermann, gebürtig aus Averfehrden, gefallen durch Volltreffer.
11. Juni 1940
Paul Drop, Lehrer, Averfehrden, ist schwer verwundet. Er wurde von einem Panzerwagen angefahren. – Paul Gerding v. Mersch wurde am Oberschenkel verwundet. Bernhard Papenbrock-Laudiek beim Brückenbau durch feindl. Fliegerbombe. Bluterguss am Bein. – Gestern wurden wieder mehrere eingezogen. Gestern kamen wieder viel Militär durch Glandorf, – zum Westen –. Flak. Spangenberg in Osnabrück hat 35 Sonnenschirme zum Verkauf bekommen. Davon waren am 1. Tage schon 24 Stück verkauft. Viele Musterungskerle und Eingezogene mit gelber Binde, Zivil, drauf Wehrmacht, liefen herum. – Vorgestern und gestern viel Stellungsbefehle. Die Leute müssen heute dort. Vorgestern 24 Mann. Von Lille kommen Sanitätswagen durch nach Hamburg. Sie wollten Verbandsmaterial von Hamburg holen. Sie brachten von Mennemann und Bültemeyer Pakete mit. Gestern kam viel Militär durch und fuhr nach Richtung Osnabrück. Dann wieder und wieder Richtung Münster. – Viel Freude ob der Heeresberichte. – Heute an Hehmann Laer, Produktenhändler verkauft: 10 kg. Messing, 2 kg. Staniol, 19 kg. Blei, 280 kg Alt-
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papier, zusammen für 5,25 RM. – Nachmittags ging ein Gewitterregen nieder. – Heute sind viele eingezogen.
14. Juni 1940
Acht Mann bekamen einen Stellungsbefehl. – Jos. Funke kam wieder (2 Mann zuviel). H. Schwöppe bei Knemeyer hatte Pg. Beckmann reklamiert (dringende Klempner- und elektrische Arbeiten im Dorfe). Flak kam durch Glandorf, Richtung Münster. Max Jostes sitzt in Not. Sechs seiner großen verzinkten eisernen Spritfässer, die zur Ablieferung nach Nienburg a.W. geschickt waren, sind bei einem Fliegerangriff vernichtet. Es fiel dort nur eine Bombe, aber mitten in den Betrieb. Ersatz ist heute schlecht zu haben. – Mittags großer Jubel. Paris besetzt. Sondermeldung kam um 1230 Uhr. Sofort wurde mit allen Glocken geläutet. Abends von 18 bis 1830 Uhr läuten die Glocken in ganz Deutschland. Drei Tage flaggen wir. Stimmung ist ganz groß. Adolf Niemerg, früher Anstreicher bei Julius Landwehr, geboren in Füchtorf in einem I.R.2 wurde zum Leutnant befördert. Er hatte vor Jahren als erster mit die hiesige HJ [aufgebaut?] – Gestern kamen wieder Stellungsbefehle zum Sonntag (16. Juni). Kurz darauf wurden sie widerrufen, sie müssen sich schon am 15. Juni stellen (8 Mann).
15. Juni 1940
Heute morgen etliche Flieger über Glandorf, einmal 8, dann 3. Richtung Westen (Ersatz?) – Es regnet. Pflanzwetter. Heute abend kamen die Sondermeldungen, dass Verdun genommen und die Maginotlinie südlich von Saarbrücken in breiter Front durchbrochen ist. Großer Jubel. Welche Zeiten! Die alten Frontkrieger von 1914/18 können es garnicht fassen. Eifrig werden die kleinen Fähnchen auf den Karten umgesteckt. Es gibt aber doch noch Miesmacher hier. Nicht laut. Immer dieselben: Verkalkte und alte Weiber (Frl. Jostpille und ähnliche). Sie fürchten jetzt den Amerikaner und Gott weiß, was. Unsere Jungen von der Front werden es diesen Brüdern, wenn sie wiederkommen, hoffentlich recht machen. Heute abend wird noch an manchen Stellen aus lauter Freude einer gehoben. –
16. Juni 1940
Angriff auf Kassel bis nach Basel. Heeresberichte ganz groß. Heute bekamen 13 Nachricht, mussten sich schon um 12 Uhr in Osnabrück stellen. Wir brauchen Leute zur Besetzung. Die Polen sind hier zum Teil recht erschrocken. Man kann es ihren Gesichtern absehen, daß sie das nicht erwartet haben und
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Infanterie Regiment.↩
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noch eine andere Lösung erwarteten. – Die Polacken haben jetzt Sonntags um 9 Uhr eine Sondermesse, nicht mehr mit der Bevölkerung zusammen. Hans Thomas, unsere treue Einquartierung vom Winter, schrieb heute aus Capanne. Er kann keine Zigarren schicken. Es ist nichts gut. Auch französische Zigaretten sind schlecht. Hier sind Zigaretten nur knapp. Ab und zu bekommen die Wirte ein kleine Kontingent. Wenn man Verbindung hat, dann reicht es schon. Am nächsten Sonntag haben wir von der Sanit. Kolonne wieder den Plakettenverkauf. 1400 sind schon da. Wir sind schon von 32–34 Mann nur mehr neun Mann, alles andere ist eingezogen.
17. Juni 1940
Die Glandorfer Gefangenen sollen ausgetauscht werden (umgewechselt). Viele Truppendurchzüge nach Münster. – Die Westwallarbeiter sind bis auf 15 Mann fort. Sie arbeiten in Glane. Maßmann muss am Mittwoch mit seinem Lastwagen nach Frankreich. – Von den Einberufenen kommen zur Zeit nur einzelne als Überzählige zurück. So Jos. Funke, Lefken-Sudendorf, Jos. Landwehr, Joh. Buller-Sudendorf, Karl Riese.
18. Juni 1940
Gestern kam Militär durch, Richtung Münster. Scheinwerfer, Abwehr. 90 Wagen des Arbeiterdienstes. Jos. Diekriede war bei der Flak, die durch Glandorf kam. Heinz Walke aus Schierloh ist leicht verwundet.. Gestern war die 1. Kartoffelkäfersuche. In Westendorf und Glandorf halfen die Schulkinder der vier obersten Jahrgänge zusätzlich. In Westendorf sind vier Kolonnen, in Glandorf 18 Kolonnen eingeteilt. 80 Kriegsgefangene sind für Glandorf mehr angefordert. In Averfehrden sollen sie in der alten Schule untergebracht werden, ebenso in Schwege. – In letzter Nacht wurden über Münster Fallschirme abgeworfen. Die Flak schoss auch. – Die Soldaten bringen vom Überfluß aus den besetzten Gebieten mit (Kaffee, Schokolade, Wein). Gestern war Versammlung der Bürgermeister und Ortsgruppenleiter in Osnabrück im Reichsadler. Pg. Beckmann für Pg. Walker. Landrat Lemke führte sich ein. Der Kreisleiter und 10 Mann sprachen über die Aufgaben im Kriege. Da schlug wie eine Bombe die
Kapitulation von Frankreich als Sondermeldung ein. Große Begeisterung, alle Aufmerksamkeit war fort. Nur lachende und glückliche Gesichter. Extrablätter! Die Freude und der
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Stolz sind auch zu groß. Freude – Musik – Fahnen. Die Wirtschaften sind voll. – Wir haben nun Birkenblätter gesammelt. Jetzt sind Holunderblüten an der Reihe.
19. Juni 1940
Der Arbeitsdienst fuhr zum Westen. Ueberall steht wieder Flak. Die Stimmung in Dröper ist ganz schlimm. Einer steckt den anderen an. Jedem Miesmacher wird geglaubt. Traurig! Zeitung, Musik, Film, Aufklärung sind verpönt, nur Gerüchten wird Glauben geschenkt. Doch die Ecke war ja immer so konservativ. Hier Stimmung (mit Ausnahmen) ganz groß. – Es kamen wieder Stellungsbefehle. Die Leute müssen heute morgen schon fort. Gestern nachmittag gab die Bahn in Iburg Fliegeralarm. Man sah den Flieger sehr hoch.
20. Juni 1940
Letzte Nacht (Vollmond) kamen Engländer über Glandorf, gegen 230 Uhr. Man hörte weit weg zwei Bombeneinschläge, später einen größeren und näher bei. Flak schoß Richtung Münster. Die Nacht war sehr hell. In Osnabrück war auch von 2–3 Uhr Fliegeralarm. Heute Impfung. Gestern kam viel Marine durch Glandorf. Richtung Münster. – In nächster Woche ist wieder Musterung (ältere). – Am Abend hört man so allerlei. In Münster sollen in der letzten Nacht etliche Bomben eingeschlagen sein. 5–6 Brände. In Laer hat man das Kalkwerk verfehlt und den Steinbruch getroffen. In Rothenfelde soll auch was los sein. – In Osnabrück war von 2–4 Uhr Fliegeralarm.
21. Juni 1940
Heeresbericht: Deutsche Flieger vergelten Bomben. Aber in letzter Nacht war hier der Teufel los. 2–4 Uhr ununterbrochen Flieger. Englische über Glandorf. Einer löste den anderen ab. Es war hell, aber diesig. Man konnte weiter nichts beobachten. Ab und zu Flakfeuer, Richtung Münster. Bombenexplosionen ohne Unterlass. Immer mehrere in allen Richtungen, aber alle weiter weg. Viele Leute waren auf, trotzdem kein Fliegeralarm war. Nervöse Menschen wurden noch nervöser. Von weit weg (Warendorf) ertönte Fliegeralarm (215 Uhr) – Aus der vorletzten Nacht: Die Bomben von Münster waren 6 Pfd. Brandbomben, 5–8 Personen tot, 20 verwundet. An mehreren Stellen (Hansaring) entstanden
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Brände, auch in Osnabrück sollen auf Kasernen Bomben gefalln sein.
22. Juni 1940
Gestern DRK3 Versammlung in Osnabrück. Große Begeisterung wegen der Friedensunterhandlungen in Campignes. Allen steht die Freude auf dem Gesicht. Die Flugangriffe der Engländer bilden ausserdem das Tagesgespräch. In letzter Nacht ging es nun schon um 1 Uhr los. Die Luft war klarer und Vollmond. Überall, besonders W. SW. NW. und O. standen Leuchtschirme der Engländer. Flakfeuer und Bombensegen. Der Tommy warf Flugblätter: "Ob ihr weint oder lacht, wir kommen jede Nacht." – In Herford (Parole) soll der Bahnhof vorletzte Nacht zerstört sein. – In letzter Nacht waren die Einschläge ziemlich nahe. Das ganze Haus bebte. – "Clemens Birkemeyer in Meppen" ist die Bäckerei zerstört. Vennemanns Tochter (Mann: Hildebrand) in Münster am Hauptbahnhof, kommen jeden Abend und fahren morgens wieder fort. Bombensplitter, zum Teil von erheblicher Größe, tauchen überall als gefundene Andenken auf. – Heute morgen kam viel Beutematerial (besonders französische Wagen) durch Glandorf. Friedr. Kuhle aus Münster wohnt jetzt auch in seiner Jagdhütte in Sudendorf. – In Warendorf sollen in letzter Nacht mehrere Häuser zerstört und verbrannt sein. In Münter meldet man keine Erfolge. Die Bomben trafen keine Ziele. Sie gingen in die Wiesen.
23. Juni 1940
Heute ist Rote Kreuz Strassensammlung. Wir hatten vom Roten Kreuz die Sache. Es wurde nach Listen gesammelt. Zum Beispiel lieferte Seiler Peters 69. RM ab, Endergebnis steht noch nicht fest. Die letzte Nacht war ruhig. Überall Gewitter. Über Glandorf zog gegen 19 Uhr ein schweres Gewitter. Es brachte den ersehnten Regen. Der Blitz schlug bei Alfred Herbermann in den Schornstein und warf den oberen Bau herunter. – In Warendorf war gegen 19 Uhr abends, kurz vor dem Gewitter, Fliegeralarm. In Ladbergen sollen in vorletzter Nacht zwei Tote zu beklagen sein. – Große Freude herrscht über die Unterzeichung des Friedensvertrages. Es ist eine stille, stolze Freude, die sich überall bemerkbar macht. Jetzt bekommt es der Engländer. Das ist der Wunsch von allen. – Ein Lauhoff soll am Fuß verwundet sein, auch Gerüchte, dass ein Knapp-
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Deutsches Rotes Kreuz.↩
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heide aus Averfehrden gefallen sei, laufen. – Gerüchte werden viel verbreitet und sofort als wahr hingenommen. – Morgen setzt der erste richtige Kartoffelkäfersuchdienst in der Gemeinde Glandorf ein. Heute Verteilung der Lebensmitterlkarten. Fleischkarten für Schweineschlachter (Selbstversorger) nur mehr das zustehende Teil. Viele sind schon ausgesteuert, die haben bisher zu flott gelebt, müssen also jetzt mit dem eingeschlachteten auskommen. Wir haben auch in den letzten Monaten viel zu viel Fleisch gehabt. Der Arbeitsdienst ist auch gestern fortgezogen. Nach Einen, wo ein großes Lager ist. Er wird auch wohl noch nach Frankreich kommen. – In den Schulen werden eifrig Heilkräuter gesammelt.
24. Juni 1940
Die letzte Nacht verlief ziemlich ruhig. Gegen 3 Uhr kam ein Engländer über Glandorf. Man kann am Motorengeräusch den Feind feststellen (hoher auf- und abschwellender Ton). Bald darauf fiel eine Reihe Bomben. Im Süden und Südwesten war es mächtig am Wummern. – Morgens Nebel. – In Osnabrück sind auf die Klöckner Werke zwei Bomben geworfen (gestern abend). In Münster zwei auf die Schleuse (gegen Abend). Auch über Glandorf kamen sie. Einer oder zwei sollen in Münster abgeschossen sein. Vorgestern ist in Osnabrück die Josephskirche getroffen. Vor Warendorf fielen fünf Bomben in die Wiesen, eine in einen Bauernhof. (In Münster sollen in der Schleuse elf Bomben liegen. Alles Blindgänger. Die Schiffe dürfen nicht fahren.) Die Eisenbahnstrecke Osnabrück-Bremen ist beschädigt in Osnabrück. Gestern fuhr Militär durch Glandorf nach Münster. (Marine). Anton Lienkamp (Averfehrden) ist verwundet.
25. Juni 1940
Letzte Nacht waren die Engländer wieder hier. Viele überflogen Glandorf von 1–3 Uhr in Richtung Münster. Dort wurden sie von Scheinwerfern und Flak in Empfang genommen. Es ballerte viel. Bomben fielen überall. In Oesede fielen 30 kleinere Bomben in Kartoffelfelder. Von überall hört man Bombensegen. Der Engländer hat aber wenig Erfolg. Viele Leute sind reichlich nervös. Die Luftschutzkeller werden aufgesucht. Heute nacht hörte alles am Radio den Waffenstillstand, nachts 135. Große Begeisterung. Zehn Tage flaggen, sieben Tage läuten. Militär kommt durch. Viele belgische und französische Wagen
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(Heereswagen) waren dabei. In Osnabrück war die Bande am hellichten Tage und warfen Bomben. Ein Haus ist zerstört und fünf sind beschädigt. Ost- und Westbevern erhielten Bomben.
Tagesgespräch: Flieger und Bomben. Marineflak kam hierdurch mit schweren Rohren. Sie sollen in Münster eingesetzt sein. In Oesede fielen Flugblätter: "Bis jetzt war es noch Spaß, wir kommen nun mit Gas." Heute morgen Schulfeier, dann schulfrei. Alles flaggt. Heute nachmittag kam wieder ein englischer Flieger über Glandorf. – Nichts! – In Oesede war kurzer Alarm. – Etliche Urlauber aus den überfüllten Garnisonen in Deutschland und Polen sind hier (Walter Biedendieck, Karl Hanewinke, Karl Biedendieck, Auf der Landwehr usw.). In den Orten Iburg, Laer, Rothenfelde sind überviel Kurgäste (Angst vor Fliegern). Die Rote Kreuz Plaketten-Sammlung ergab 668,95 RM. Bravo!
Wilh. Lauhoff ist verwundet (Fuß); Anton Lienkamp verwundet (etliche Granatsplitter ins Bein). Gestern kam ein englisches Auto durch. Feindliche Flieger kamen auch in letzter Nacht. Entfernt hörte man Bombeneinschläge. Engländer sollen in einem deutschen Flugzeug im Tiefflug über Münster und Osnabrück gestern nachmittag Bomben geworfen haben. Gerüchte: In Münster soll ein Flugzeug abgeschossen sein. Einer der Insassen, ein Jude, der früher in Münster gewohnt hat, ist gefangen. Er wurde im Wagen durch die Straßen gefahren (?). Franz Trentmann (Averfehrden) bekam das eiserne Kreuz. – In letzter Nacht wurden in Warendorf wieder zwei Bomben geworfen. Getroffen wurde ein Kükenhaus. 300 Tiere tot. Ebenso wurde die Molkerei in Ostbevern getroffen.
27. Juni 1940
In der Nacht war wieder allerlei los (1–3 Uhr). Detonationen Richtung Georgsmarienhütte-Osnabrück. Etliche Flieger kamen über Glandorf. – 27 polnische Gefangene kamen, davon zehn nach Schwege und drei nach Westendorf. Viel Militär kam durch. Richtung Münster. – Marine. – Es kamen viele Beutewagen durch. Jedes Gespräch dreht sich um die Bombenflieger. Es ist zur Zeit auch ganz toll. In Münster war heute nachmittag drei mal Fliegeralarm. Leute, die mittags nach Osnabrück fuhren, mussten den ganzen Nachmittag im Keller sitzen. Überall fallen die Bomben. In Oesede letzte Nacht von 3–4 Uhr in Quirlls Fischteiche. Dort haben die Schulkinder heute Ferien
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bekommen. Um 5 Uhr waren Flieger über Glandorf, wurden dann aber von Jägern vertrieben. Das Wetter ist auch ideal für Flieger. Kurze Gewitter und überall Wolkenbildung. – In Bissendorf hat der Engländer 32 Bomben geworfen. Alle in die Felder.
28. Juli 1940
Letzte Nacht haben wir geschlafen. Der Engländer war um 24 Uhr nur kurz da. In Georgsmarienhütte wurde ein neues Scheinwerk der Hütte auf freiem Feld aufgebaut, das auch prompt beworfen wurde. In letzter Nacht sollen mehrere Häuser getroffen sein, mehrere Personen verletzt. – In Richtung Hilter soll gestern nachmittag ein Engländer abgeschossen sein. Erbeutetes Material (französische Wagen) kamen durch. Flak fuhr in Richtung Münster. Gestern Nachmittag wurden in Münster Bomben geworfen. Flugblätter fielen auch über Sudendorf: "Kommt ihr mit Stukas4 , kommen wir mit Gas."
29. Juli 1940
Gestern nachmittag kam vom Bürgermeister Nachricht, dass vom Sonnabend (Peter und Paul) 29. Juni bis 20. August Ferien sind. Die feindliche Fliegergefahr ist groß. Tag und Nacht kommen Engländer. Tags in großer Höhe, vertrieben von unseren Jägern; nachts kommen sie von 1–3 Uhr. Viele Kinder sind nachts auf. In den Städten müssen die Kinder Nacht für Nacht in den Luftschutzkeller. In letzter Nacht gab Füchtorf um 115 Uhr Alarm, Laer um 130 Uhr, in Glandorf nicht. Es gehen viel Gerüchte (Parolen) um. Gestern kam Marine durch. Neue Stellungsbefehle kamen. Arbeitsdienst kam durch. Richtung Münster. – In Averfehrden wird die alte Schule für Gefangene ausgebaut. Es sollen Belgier kommen. Englische Flugblätter: Münster, Duisburg, Essen, werden wir nie vergessen. Viel Militär kam durch. Marine. – Kolonnen: fahren nach Osnabrück. In Ostbevern wurden in letzter Nacht drei Bomben geworfen. Eine fiel mitten auf den Friedhof. Alles ist verwüstet. Zwei Bomben sind noch nicht gefunden und explodiert. Heute beginnen die Ferien. Auch die Hülle b/Telgte ist getroffen. In Füchtorf ist der sechste, Paul Hälker gefallen. Er war früher bei Schlachtermeister Erpenbeck in Glandorf. – In letzter Nacht ist bei Münster ein Engländer abgeschossen. Ein Flieger sprang mit Fallschirm ab und ist entkommen.
1. Juli 1940
Gestern fanden viele Truppendurchzüge in Richtung
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Sturmkampfflugzeuge.↩
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Westen. Große Personenwagen (Omnibusse mit Marine Infanterie) kamen durch. Die beiden letzten Nächte waren hier ziemlich ruhig. In Richtung Westen war wieder allerlei Feuerwerk. – Gestern, Sonntag, fiel das sonstige Preisschiessen in Sudendorf aus. – Es macht sich doch stark bemerkbar, dass das junge Volk meist eingezogen ist. Es werden wohl 500 Mann von Glandorf sein. – Auf dem Friedhof werden nun die Eisengitter entfernt. – Heute morgen war in Osnabrück Abwehrfeuer. In Münster war letzte und vorletzte Nacht starkes Abwehrfeuer. Neue Flugzeuge verschiedener Typen waren dauernd in Richtung Westen. Ueber Glandorf waren heute tagsüber, dem Ton nach zu urteilen, Engländer.
27. Juni 1940
Pg. Beckmann berichtet: Gestern war ich mit Upmann nach Osnabrück. Wir fuhren über Kattenvenne-Lengerich. Dort ist die Strasse gesperrt. Bomben und Zeitzünder lagen auf der Strasse. Film: Die Wochenschau, war ganz groß. 1030 Uhr ging es so schnell wie möglich nach Haus (Flieger!). Um 0015 Uhr ging´s los. Starke Abwehr in Münster. Überall im Umkreis stehen Leuchtraketen. Starke Bombenerschütterungen waren wahrnehmbar. Überall hört man Alarm. Hier auch. Alles rennt mit Sack und Pack in Börgers Keller. Die Sanitäter sind auch dort eingerichtet. Wir haben in Glandorf nur noch vier Mann. Direkt über Glandorf steht eine Leuchtrakete. Der Flieger kommt noch mal zurück. Alles schützt sich in Erwartung. Nichts geschieht. Über Münster steht ein grosser Brand. 215 Uhr Entwarnung. – Die Kinder sind vergnügt. Heute haben wir Börgers (Gülker-Forsthoff) Keller gemütlich ausgebaut. Für die Kinder haben wir Schlafstellen (Matratzen) eingerichtet. Es ist gut. Teppich, Sessel, Bilder, Spielzeug usw. Gesprächsthema: Nur Flieger! In Münster fielen viele Bomben. Ein Holzlager brennt. Der Engländer kommt auch im Sturzflug herunter. Frech! Viele Zeitzünder liegen in den Vierteln. Ganze Strassenzüge sind geräumt. Die Feuerwache ist getroffen. Mehrere Tote. Die Bevölkerung ist sehr nervös. Hier in Glandorf sind heute 4 Kinder einer Familie aus Hasbergen, deren Haus von einer Bombe zerstört ist (Ein Kind bei Zemenzw. Pues, eins bei Torbeck, eins bei Biedendieck, eins bei Gülker-Forsthoff). –
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Viele Truppen kommen durch zum Westen. Flak und RL führt in Richtung Osnabrück. Fallschirme von Leuchtbomben sind in Kellinghausens Garten (Teile verbrannt) und in Averfehrden gefunden.
3. Juli 1940
Letzte Nacht wieder Alarm. 0030 bis 230 Uhr. Es war nicht so schlimm, wie in vorletzter Nacht. Alles rannte in den Keller bei Gülkers. Dort war es ganz gemütlich. Am Abend vorher wird alles zurechtgelegt. Der verlorene Schlaf wird am Tage nachgeholt. Überall sehr starkes Abwehrfeuer. Die Bevölkerung ist ruhig und gefasst. Heute mittag 13 Uhr kam plötzlich ein feindlicher Flieger über Warendorf und warf auf den Wilhelmsplatz 3 Bomben. Erfolg: Ein Toter, einem anderen wurde ein Bein abgeschlagen, elf Verletzte. Die Detonationen sind hier noch sehr stark. Der Himmel bedeckt, Westwind. Leichter Regen. – Heute Nachmittag ist im Kindergarten Abschiedsfeier. Frl. Dessin geht fort, Frl. Witt kommt wieder. In Westendorf hat sich der Säufer Heuger aufgehangen.
In Münster brannte gestern Abend noch das große Holzlager am Hafen. Als die Wehr zur Löschung erschienen war, kam der Engländer noch einmal, warf drei Bomben und schoss mit Maschienengewehr. Der Brand war hier gut zu sehen. Der Flieger von Warendorf (siehe vorstehend) soll ein deutsches Flugzeug (Messerschmidt) benutzt haben. Ein Mann, der gerade sein erstes Kind angemeldet hat, ist tot. Das Kind ist ebenfalls tot und der Lehrjunge hat ein Bein ab und starb am anderen Tage. – Traurige Bande!! –
4. Juli 1940
Die Nacht war ruhig. Gestern nachmittag wurden auch in Osnabrück Bomben geworfen. Eine Bombe fiel auf den Hauptbahnhof, Bahnsteig 1, zwei auf die Klöckner-Werke. Vier Tote. In Hamburg-Barmbeck sind elf Kinder tot, 40 schwerverletzt. Der Feind wirft einfach durch den verdeckten Himmel. 1105. Soeben bebten wieder die Fenster. Sicher ist wieder so ein Schweinehund da und wirft in die Gegend. Die Regierung hat hier folgende als unabkömmlich bezeichnet: Schmidt, Ibrug (Schierloh), Körling (Schwege). Pg. Beckmann kommt nicht mehr in Frage. (Er ist Jahrgang 95). Die Partei ist damit einverstanden. – Heute läuft der Film: "Der gestiefelte Kater" für die Kleinen. Neue Wochen-
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schau: große Schlacht in Frankreich. "Der Governeur". Der Film heute nachmittag lief mit Verspätung, da in Osnabrück Fliegeralarm war. Es waren viele von unseren Jägern in der Luft. Der Feind wurde vertrieben. Abends klärt sich der Himmel auf. In Osnabrück waren gestern 5 Tote, 11 schwer Verletzte und viele leicht Verletzte auf dem Stahlwerk. Es war Fliegeralarm gewesen, dann Entwarnung, dann kam der Bursche wieder und war. (Amtliche Verlustliste: 4 Tote, 1 Schwer-, 17 Leichtverletzte)
5. Juli 1940
Pünktlich 0030 Uhr ging es wieder los. Alles in den Keller. Unsere verstärkte Abwehr macht sich bemerkbar. Flak und Nachtjäger. Auch über Glandorf wurde ein Nachtjäger angeleuchtet. Er schoss sofort eine Leuchtkugel. Schluss. Zwei grosse Detonation, Richtung Dörenberg. Heute morgen hörten wir, dass bei Hasbergen ein Bauernhof getroffen, ferner der Blindturm, bei der Georgsmarienhütte aufgebaut, zerstört seien. – In Bielefeld und Gütersloh sollen die Mielewerke mit 32 Bomben bedacht sein.
6. Juli 1940
Letzte Nacht hier ruhig. In Osnabrück schwere Abwehr. Wir bleiben im Hause. Heute Nachmittag 15 Uhr Alarm in Osnabrück und Oesede. Drei Jäger kamen über Glandorf zum Angriff. – Alles hört die Begeisterung der Berliner Menge beim Empfang des Führers in Berlin. Bernd Gülker liegt noch bei Calais. Alle warten auf den Angriff auf England. Unheimliches Material ist an der Küste aufgestapelt.
7. Juli 1940
Alles still. Sonntag. – Regenwetter! Nachts stehen über Münster nur zwei Scheinwerfer senkrecht zum Himmel. – Gestern wurde Heuger (Selbstmord) begraben. Kein kirchliches Begräbnis. Vikar ging in Schwarz mit, betete am Grabe, nachher stille Seelenmesse. Warum macht man bei Selbstmördern Ausnahmen?
9. Juli 1940
Stille vor dem Sturm. Vorletzte Nacht war ein großes Feuerwerk am Himmel. Sehr klare Nacht. Starke Abwehr in W. und NW. Unsere Nachtjäger sperrten ab. Viele Leuchtraketen, Leuchtspur, Flak, Leuchtkugeln und Bomben. Man hatte es scheinbar auf die Bahnlinie Osnabrück-Münster abgesehen. Kein Alarm. – Letzte Nacht ruhig. –
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[Blatt 82]
12. Juli 1940
Alles ruhig. In den letzten Nächten kein Fliegerbesuch. Unsere Flieger waren rege. Alles wartet. Stimmung ruhig und zuversichtlich. Gestern hatten wir die Lehrpersonen zusammen, zwecks Aufstellung der Ortsgruppenkartei. Die letzte RK-Sammlung erbrachte 1016 RM. – Heute kommen Gefangenen nach Averfehrden.
13. Juli 1940
Erwartung. Alles ruhig. Gestern kamen 58 Franzosen (Südfranzosen) nach Kellinghausen. Die Polen wanderten vorher nach Schwege und Averfehrden. Unterkunft im alten Schulgebäude. Pg. Walker hielt den Bauern vorher einen Vortrag, wie die Gefangenen zu behandeln seien. Es sind skandalöse Verhältnisse vorgekommen von zu guter Behandlung. Gärtner Busch, Laudiek, hat das Eiserne Kreuz II erhalten.
14. Juli 1940
Letzte Nacht war wieder Alarm. Starkes Abwehrfeuer über Osnabrück und Gmhütte. Alles wieder in die Keller. Die Bevölkerung wird dickfellig. Aufstehen: schon gut, aber Keller? Nicht nötig. – Heute (Sonntag) wurden tatsächlich die gestern gekommenen Franzosen gemeinschaftlich zur Kirche um 830 Uhr geführt. (Der gutmütige Deutsche!) Traurig, dass man nicht mehr Nachgedanken hat! Dabei stehen gerade in den Zeitungen Aufsätze über die schlechte Behandlung deutscher Gefangener in Frankreich.
15. Juli 1940
1030 Uhr kamen die Engländer wieder in Vielheit. Osnabrück und Georgsmarienhütte starke Abwehr. Besonders wurde die Richtung SO (Bielefeld, Rheda, Wiedenbrück usw.) heimgesucht. Dort standen immer 3–4 Leuchtschirme. Pg. Beckmann zählte in derselben Richtung 27 Leuchtraketen. Von 115 bis 130 Uhr erfolgt der Rückflug. Alle ließen Münster links liegen; sie flogen zwischen Osnabrück und Münster durch zurück. Münster gab gestern und heute keine Lebenszeichen und blieb ganz verschont. In Richtung Rheda war Feuerschein zu sehen. Heute wurde H. Westermann begraben. Wir von der Partei mit Fahne waren mit.
16. Juli 1940
Letzte Nacht war nur wenig Feindflug. Flakfeuer hörte man in Richtung Münster und ringsum. Unsere Nachtjäger schießen rote Erkennungsleuchtkugeln. In Sassenberg (nach Warendorf) wurden wahllos drei Bomben in die Wiesen
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[Blatt 83]
geworfen. Ebenfalls in Wellingholzhausen. – Man spricht von Russland. –? Aktive Divisionen aus Frankreich kommen nach Polen. Die alten werden dort aufgelöst und entlassen.
18. Juli 1940
In den beiden letzten Nächten war hier nichts los. Überall in der
Umgebung wurden vor vier und fünf Nächten Bomben und Brandbomben geworfen. Schaden ist nicht groß angerichtet. – Auf der Scheinhütte müssen die Anwohner jede Nacht von 24–4 Uhr in den Keller, der für 250 Personen eingerichtet ist. In Georgsmarienhütte ist ein großer Unterstand für 500 Personen im Berg. Vier Batterien schwere Flak stehen um die Hütte. Bei (verwandt) fielen 30 Brandbomben. Ebenso beim Forsthaus, angelockt durch Quirlls Fischteiche. Heute allerlei Flugbetrieb, alles [aus] W[esten?]. –
20. Juli 1940
Gestern abend Führerrede im Reichstag. Große Begeisterung. Nachts war es ziemlich stürmisch. Westwind und Regen. Der Engländer war trotzdem da. Vorletzte Nacht etliche Leuchtkugeln. Wenig Abwehr. Letzte Nacht war Vollmond. 230 Uhr gewaltiger Krach. In Füchtorf fielen drei Bomben. Eine hinter dem Schwesternhaus nach Füchtorf hin, 30 m vom Hause ins Haferland. 2 Blindgänger oder Zeitzünder direkt auf den Fußweg von Tönnies Häuschen nach Füchtorf. Die Feuerwehr hat abgesperrt. Die dritte fiel rechts vom Wege in den Obstgarten Korff, hinter Tönnies Häuschen. Großer Sprengtrichter. Viele Obstbäume sind beschädigt. – Heute nachmittag wurde rechts von der Hauptstraße noch ein Blindgänger gefunden. Die ganze Umgebung ist nunmehr gesperrt. Die Leute der bedrohten Gebäude mussten räumen.
23. Juli 1940
Wir warten mit Ungeduld. Heute haben die Engländer erklärt, dass der Krieg weitergehen soll. Es ist Stille vor dem Sturm. Alles ist vorbereitet. Truppenbewegungen sind hier nicht bemerkbar. Wir hatten Sitzung in der Kreisleitung in Osnabrück. Ich war als Pg. Walkers Vertretung mit. Vorbereitungen zum Reichsparteitag sollen getroffen werden.
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[Blatt 84]
Die Polen sollen als Zivilgefangene behandelt werden. In Osnabrück waren gestern zur gleichen Zeit Engländer. Unsere Jäger vertrieben sie. Kein Alarm. Nacht für Nacht ist von 0030- 3 Uhr Betrieb. Starke Abwehr. Die 4. Bombe in Füchtorf hat sich als Teil einer gesprengten herausgestellt. Vorgestern wurde auch hier mal wieder Alarm gegeben. Die Bevölkerung ist unruhig und geht in den Luftschutzkeller. Gestern fand auf der Kreisleitung eine Feier-Abschiedsstunde für die gefallenen Krieger und gestorbenen statt. Würdig und schön. – Wind: immer West, wolkig mit Regenschauern.
24. Juli 1940
Letzte Nacht sehr starke Fliegertätigkeit und Abwehr. Schon um 23 Uhr ging der Betrieb los, bis 3 Uhr. Alarm. Um 230 Uhr fiel ein Flakgeschoss in Rosenbuschs Kuhweide. Trichter 1m Ø und etwa ½ m tief. Kein Schaden. Truppen aus dem Westen kommen mit Blumen beschmückt zurück in die Garnisionen. Frohe Stimmung. Urlauber kommen aus Frankreich. Der junge Mann bei Kreimer, hinter der Kirche, hat das Eiserne Kreuz II. Klasse bekommen.
26. Juli 1940
In Amerika ist Hitzewelle. Es sind allerlei Urlauber hier von der Front. 15 Tage. – In Münster kam die 97er zurück. Großer Jubel. Letzte Nacht haben wir wieder im Keller zugebracht. Sehr starker Betrieb. Um 24 Uhr waren schon acht Flieger über Glandorf. Überall standen Leuchtkugeln, nah und fern. Starke Abwehr in Georgsmarienhütte, Osnabrück und Münster. Viele Scheinwerfer. Nahebei (Richtung Laer), fiel eine kleinere Bombe. Schwere Bomben fielen Richtung W und NW. 3 Uhr Entwarnung. Vorgestern abend bei Kreimer mit der NSV5 die neue Block- und Zelleneinteilung der Ortsgruppe geregelt. Die NSV macht eine starke Propaganda für Mitgliederwerbung. Alle Verdienenden sollen aufgenommen werden. Bis jetzt 160 neue Mitglieder. Im Ganzen hat die NSV gut 600 Mitglieder. Schlecht sind noch Laudiek und Westendorf. Die Roggenernte ist in vollem Gange. Mittelmäßig.
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Nationalsozialistische Volkswohlfahrt.↩
[Blatt 85]
29. Juli 1940
Regenwetter. Die Bauern sind besorgt um ihren Roggen. Viel ist schon geschnitten. Viele Urlauber sind da. Glandorf lieferte vor einem Monat wieder 26 Waggon Heu. In Laer fielen Sprengstücke der Georgsmarienhütteflak nieder. In Osnabrück wurden über 95 Kriegspferde aus Polen verkauft. Zwei kamen nach Glandorf. – In den drei letzten Nächten war kein Fliegeralarm, wenig Flakfeuer. Alles wartet auf den großen Schlag. Jahrgänge 1900–1903, die noch nicht gemustert sind, müssen nun los.
31. Juli 1940
Immer noch Regenwetter. Kein Alarm. Trotzdem war der Engländer hier. Weiter fort starke Abwehr. Vorgestern in Münster war am Tage Alarm. Ein Flieger soll dort abgeschossen sein. Heute morgen starke Abwehr in Osnabrück. Es sind viele Urlauber hier. Gestern war Musterung der Glandorfer.
[Fortsetzung Blatt 85 folgendes Kapitel]
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