November – Dezember 1916

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[Fortsetzung Blatt 227] 

1. November 1916 

Morgens Ausgabe. Klappt sehr gut. In der Nacht sind bei I/401 [?] etwa 80 Russen und ein Offizier in acht Kähnen herübergekommen. Zwölf gefangen genommen, mit Schwimmgürtel. Sonst zurückgeschlagen. Die Truppen empfangen bedeutende Mengen Leuchtpistolen und Raketen. Das Wetter ist heute nicht so kalt. Mittags nördlich starkes Geschützfeuer.

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  1. Vermutlich für Infanterieabteilung oder Frontabschnitt.

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[Blatt 228] 

Gegen 1130 Uhr brachte mir ein Gefreiter meiner Kompanie meine Löhnung 5,80 Mk. Alfred Hoppe kam nicht. Den ganzen Tag und die Nacht starkes Geschütz- und Minenfeuer. Abends nach dem Essen mit den Inspektoren beim Glase Kulmbacher gewürfelt. 2230 Uhr zu Bett. Es ist nicht so kalt.

2. November 1916 

Donnerstag. Gestern kamen die 80 Russen in acht Kähnen. Es sollte eine Erkundung sein, ob bei der Truppenverschiebung hier Österreicher eingesetzt waren. Einige Boote sind zerschossen. Zwölf Mann hat unser Regiment gefangen. Drei wurden heute noch angespült. Abends um 16 Uhr kam Alfred Hoppe und noch ein Kamerad. Nachdem ich beide durchgefüttert hatte, zogen beide an der Bahn entlang der Heimat zu. Die Kompanie hat die neu erbauten Baracken bezogen am Nollendorf-Platz. Fertig sind sie noch lange nicht. Abends gabs wunderbaren Kartoffelsalat und Frikadellen.

3. November 1916 

Freitag. Uns gegenüber brennt gegen 7 Uhr ein großes Blockhaus nieder, nettes Feuer. Heute Empfangstag. Lorenz Petersen schreibt Karte, ist noch nach Lockstedt gegangen. Nach Mittag sind wir (zwei aus der Kantine und ich) nach dem abgebrannten Haus gegangen und Moos geholt, um unsere Winterwohnung behaglich zu machen. Abends 1830 Uhr starkes Geschütz- und Minenfeuer am Brückenkopf. Abends bis 22 Uhr beim Glase Bier. In der Nacht starkes [unleserliches Wort] und Geschützfeuer.

4. November 1916 

Morgens 11 Uhr kommt unser neuer Divisionskommandeur, Freiherr von Lüttwitz (alter Teddybär) und hält Besichtigung. Bei uns alles in Ordnung. Abends zum Tisch, gekochten Schinken und wunderbaren Käse. Dann mit den Herren gemütlich zusammen gesessen. Unser Russe Alex spielt viel auf seiner selbstgefertigten Balalaika rußische Lieder. Stimmung in Terz und

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[Blatt 229] 

Quarten. 23 Uhr schlafen.

5. November 1916 

Sonntag. Von Mutter Karte und Brief, und von Mader. Heute Ausgabetag. Ein großer Verpflegungszug ist angekommen und wird ausgeladen bis abends 22 Uhr. Der Tag ruhig.

6. November 1916 

Nichts.

7. November 1916

Ausgabetag. Ein Schweinewetter. In der Nacht hat es geregnet, tagsüber auch. Durch die Kolonnen entsteht ein fußhoher Dreck. Abends um 21 bis 7 Uhr geschlafen.

8. November 1916 

Tag verläuft ohne Bedeutung. Nachmittags kommt vom Staffelstab eine Fuhrkolonne, die für unseren Neubau Bretter fahren sollen. Ich suche den Leuten Ställe. Endlich bei den Pionieren. Nachmittags ziehe ich um in die Markarteinderei [sic], nachdem ich erst Stroh für ein ordentliches Bett geholt habe. Abends sitzen wir bis 21 Uhr im Geschäftszimmer beim Glase Bier zusammen, dann bis 23 Uhr mit Stumpf, Meyer und Weihs in deren Bude. Drei Flaschen Wein für die 5 Mk, die ich fand. Ich hatte genug.

9. November 1916 

Ausgabetag. An der Front scharfe Knallerei. Wir befürchten einen Angriff. Munitionswagen stehen bereit. Handgranaten zur Front. Obs bald was gibt. In unserer Nähe hauen einige schwere Brocken ein. Nachmittags schreibe ich Reinschrift von Oktobereinnahme. Heute Abend gabs Pellkartoffel und Hering, mal eine kleine Abwechselung. Abends geschrieben und dem Russen seine Ballerleika [sic] wiedergebracht, dann mit Meyer zusammen noch gemütlich auf dessen Bude gesessen bis 22 Uhr.

10. November 1916 

Freitag morgens Karte von Mutter. Nachmittags mit Clasen Spaziergang nach Jannce [sic]2 – Leerstehende Dörfer, da noch einige Sachen dort stehen. Wir los um 16 Uhr mit unserem Wagen. Weiß, Clasen, Fahrer und ich. Holen alles weg. Fürchterlicher
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  1. Janiszki.

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[Blatt 230] 

Dreck. Abends beim Bier bis 21 Uhr. Schlafen.

11. November 1916 

Ausgabetag. Thomsen von meiner Kompanie bringt mir meine Löhnung [sowie] Paket mit Butter und Zigarren (ohne Absender, vermute Petersen). Karte von Lorenz Petersen, dann ein Paket von Mutter mit Mütze, Zigarren und Taschentüchern. Unsere Nachbar-Division, Regiment 401 hat 3500 Gefangene. Bei uns sind schwere Minenwerfer und eine schwere Mörserbatterie angekommen. Viel Feuer am Brückenkopf. Abends Skat in der Marketenderei. 23 Uhr zu Bett.

12. November 1916 

Sonntag. In der Nacht viel Regen. Um 11 Uhr fährt Gisselmann nach Neugut, um dort zu helfen. Ich bekomme die Arbeit allein. Nach Mittag mit Clasen nach Nollendorf an der Bahn längs zum Aussichtsturm. Bahnhofswache Sille3 von unserer Kompanie treffe ich dann auf den Aussichtsturm, in der dritten oder zweiten Verteidigungslinie. 42 m hoch. Kolossales Ding, großartig gebaut. Riga konnte man liegen sehen. Um 16 Uhr zurück, gearbeitet. Abends mit Clasen bei unserem Russen. Sind alles Moskauer, vor elf Monaten bei Neugut gefangen (1000 Mann). Bis 2230 Uhr zusammen mit den Inspektoren dunkles Bier abgezapft.

13. November 1916 

Ausgabe, allein, die ganzen schriftlichen Sachen, klappt sehr gut. Nebenan explodiert beim Gerätedepot ein Carbidfuß, alles geht gut. Tagsüber ein scheußliches Regenwetter. An der Front etwas ruhiger. Abends gemütlich zusammen bis 22 Uhr.

14. November 1916 

An der Front Ruhe. Heute Morgen um 10 Uhr kam Exzellenz von Lüttwitz, kommandierender General, zur Besichtigung. Lob bekommen. Mit uns unterhielt er sich sehr eingehend. Von 13–16 Uhr allein auf dem Büro. Die anderen waren

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  1. Silene.

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[Blatt 231] 

reiten. Nachmittags 17 Uhr verschale ich unser Schlafzimmer über meinem Bette besser. Abends wirds scheußlich kalt. Um 17 Uhr schon stockfinster. Nach dem Essen wird auf der Ballaleika [sic] geübt. Von 21–23 Uhr mit nach dem Blockhaus von Stumpf, und Weiß und Meier. War recht gemütlich beim Bier.

15. November 1916 

Mittwoch. Ausgabetag. In der Schreibstube allein, viel Arbeit. Klappt gut. Die Formationen geben Stärken an, ich stelle aus, was sie empfangen. Mit dieser Quittung gehen sie zum Proviantamt. Dort werden die Quittungen abgenommen, die Leute empfangen. Ich bekomme zur Kontrolle die Zettel zurück. Bemogeln konnte nur ich, doch das gabs nicht, wohl habe ich manch Halbverhungerten mal eine Freude gemacht (ein halbes Brot oder Stück Fleisch). Starke Kälte, das Eis ist schon 4 cm dick. Mittags mache ich mir eine Decke aus Säcken, vier Säcke dick. Nachmittags die Karte von unserer Stellung gezeichnet und geschrieben. An der Front starkes Minenfeuer.

16. November 1916 

Nachts 23–0 Uhr starkes Feuer bei 409. Die Russen machten einen Überfall. Abgewiesen. Zwei Tote, zwei schwer Verwundete, ein Offizier bekam einen Nervenchok [sic]. Etwa 20 tote Russen hängen noch in den Drahtverhauen. Bei uns gegen Westen steht ein Fesselballon. Den ganzen Tag. Wird unser sein. In der Nacht sind zwei leichte Batterien hier verladen und zwei schwere gekommen. Um 20 Uhr zog eine schwere 15 cm vorbei, auf Merzendorf4 zu. Es soll eine schwere Beschießung vorbereitet werden. Sonst dasselbe Leben. Eine schwere Kälte herrscht an. Abends bis 21 Uhr mit den anderen im Büro gesessen. An der Front nach Uxküll5 spielen sechs russische Scheinwerfer gegen Flieger.

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  1. Mencendarbe.

  2. Ikskile.

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[Blatt 232] 

17. November 1916

Heute morgen Ausgabe, klappt gut. Unsere Kompanie soll zum Brückenkopf gekommen sein. Dort ist etwas im Gange. Der Fesselballon steht den ganzen Tag. Nachmittags gearbeitet. Abends 2130 Uhr zu Bett.

18. November 1916

Sonnabend. Viel Arbeit. Es werden von der Division Brote für einen Tag empfangen, da gestern auch nur für einen Tag empfangen ist. Ich mache meine Bücher in Ordnung und mache eine Skizze von unserem Proviantamt

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[Blatt 233] 

für die Intendantur. Gegen 830 Uhr geht die Schießerei bös los, schwere Minenwerfer stehen, am Brückenkopf allein zwölf Stück, außer[dem?] schwere Geschütze. Die schweren Geschütze, die vor einigen Tagen beim Regiment 401 mitgeschossen hatten, sind auch bei uns. Die ganze Schießerei soll eine Vergeltung sein für das russische Feuer. Es dauert bis 12 Uhr. Dann ists ganz still. Der Russe rief dauernd herüber: "Germansky, schmeckt sich Eisernes?" Nun hat er wohl erst die Nase voll. Nachmittags war ich mit dem Waffenmeister von der Sammelstelle nach dessen Hause. Es fängt leicht an zu schneien. Sonst viel Arbeit. Um 22 Uhr zu Bett, vorher beim Glase Bier gesessen.

19. November 1916 

Sonntag. Ausgabe. Von 7–12 Uhr auf der Schreibstube. An der Front Ruhe. Ob wir die Brücke entzwei geschossen haben, ist zweifelhaft, wenn nicht, soll durch Flieger bombardiert werden. Um 14 Uhr unter der Unterfahrt neben unserer Scheune. Evangelischer Gottesdienst, halbe Stunde, sehr mäßig. Gegen Abend wirds kälter, scharfer Ostwind. Unsere Minenwerfer-Kompanie hatte gestern einen Toten, sechs Verwundete. Abends bis 2130 Uhr Telephonwache, die anderen waren zum Zahlmeister Beck, holten sich einen fürchterlichen Brand weg.

20. November 1916 

Von 8–12 Uhr gearbeitet, die anderen Katzenjammer. An der Front Ruhe. Vor unser Zimmer packen wir unheimlich viele Hafersäcke, da sonst kein Platz ist und die Bahn frei werden soll. Gegen 15 Uhr Spaziergang bis Waffensammelstelle, bis abends gearbeitet.

21. November 1916  

An der Front Ruhe, Ausgabe, klappt. Nachmittags gearbeitet. Von 15–1545 Uhr mit Clasen spazieren. Unser Haus schreitet rüstig voran. Von der Waffensammelstelle Hülsen von Leuchtraketen geholt für einen anzufertigen Leuchter.
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[Blatt 234] 

Abends gearbeitet. Empfindlich kalt. Etwas Zahnweh. Abends um 21 Uhr mit Meier, Stumpf und Weiß nach dessen Wohnung. Um 22 Uhr stellt sich heraus, daß Weiß Geburtstag hat. Vier Flaschen Rotwein, drei Sekt. 015 Uhr nach Haus. Total krank.

22. November 1916

Mittwoch. Krank. Wenig getan. Verlorener Tag. Bußtag am Bußtag. An der Front Ruhe.

23. November 1916 

Ausgabe. Klappt gut. Um 11 Uhr kommt Nachricht, daß Proviant-Meister Gripp nach Karlsruhe, seiner Heimat, zum dortigen Proviantamt versetzt ist. Ein schmerzlicher Schlag. Arbeitslust ist hin. Mittags von der Feldpost photographiert. Dann für unser neues Speisezimmer einen Kronleuchter gemacht. Abends mit Clasen 1730 Uhr nach Alex, dem Russen, im Ballaleikaspiel [sic] unterrichten lassen.

24. November 1916 

Freitag. Tags viel Arbeit, die Bücher müssen zum Abschluß gebracht werden. Abends mit Clasen bis 2230 Uhr gearbeitet. An der Front lebhaftes Feuer. In der Nacht [von] 2330-0 Uhr unheimliches Feuer, scheint ein Angriff zu sein. Artilleriefeuer hält die ganze Nacht an. Bei der Sanitäter-Kolonne viel Arbeit. Wege werden instandgesetzt. Prinz Leopold von Bayern soll am 28. kommen. Sonnabend.

25. November 1916 

Ausgabe, klappt. Um 11 Uhr kommt Exzellenz vorbei. Nachmittags bis 17 Uhr gearbeitet, dann alles fertig machen, zur Einweihung des neuen Hauses. Um 1930 Uhr solls losgehen. Gegen 2030 Uhr kommen die Herren von der Intendantur, Feldpost, Leutnant Kümmel und Zahlen. Pack. Im Ganzen 16 Personen. Um 20 Uhr versucht ein Tischler vom Arbeitskommando im Magazin einzubrechen. Der Posten nimmt ihn fest. Gemütlich gefeiert, dauerte bis gegen 4 Uhr. Ich um 1 Uhr verdrückt.

26. November 1916 

Sonntag. Im Büro Schweinewirtschaft. Getan wird nichts.

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[Blatt 235] 

Etwas Ordnung geschaffen und geschrieben. Großartiges Frühstück. Da ich im Büro bin, erst 15 Uhr Essen. Gegen Dunkelheit nach Jeince6 gewandert, um Ofentüren zu holen. Die Öfen sind alle zerstört und die Steine anders verwandt. Mit Mühe finde noch eine ganze Tür und einen Rahmen. Abends mit Clasen im Eßzimmer vor unserem Ofen gesessen.

27. November 1916 

Montag. Ausgabe klappt. Gegen Mittag feindlicher Flieger, nachdem er von unserer Artillerie Kartusch[e] bekommen hat, verschwindet er. Nachmittags mit Clasen Stunde spazieren, besuchen Leutnant Kümmel. Nicht zu Hause. Dann später mit Weiß nochmals los. Abends mit Clasen vor unserem Kamin.

28. November 1916

An der Front in der Nacht lebhaftes Artilleriefeuer. Die Russen wollen nach Gefangenenaussagen heute angreifen. Nachdem gestern das reinste Frühlingswetter war, setzte in der Nacht Regen ein bis morgens früh. Abends mit Clasen in unsere Bude eingezogen. Dann noch an Möbeln gezimmert und dann geschrieben.

29. November 1916 

Ausgabe für zwei Monate, doppelte Buchführung, mehr Arbeit. Haben eine Katze bekommen. Nachmittags mit Clasen Birken geholt. Abends Stühle, Tische, Borte [?] gezimmert.

30. November 1916 

Donnerstag. Morgens reiße ich das Telephon herunter. Gearbeitet, nachmittags eine Stunde bei unseren Möbeln, auch abends. Um 22 Uhr in unserer großen Tonne gebadet. War großartig.

1. Dezember 1916 

Ausgabe, klappt gut. An der Front gewöhnliche Tätigkeit. Um 11 Uhr kommt Exzellenz vorbei. Sucht Unterkunftsräume für durchreisende Offiziere. Eine Ordnung unserer Kompanie bringt meine Löhnung. Die Witterung ist kälter, es friert und schneit. Abends in unserem Zimmer geschrieben.

2. Dezember 1916 

Um 11 Uhr fährt Clasen nach Bausk,7

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  1. Janiszki.

  2. Vermutlich eine Ortsbezeichnung. Es könnte sich um „Bauska“ handeln.

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[Blatt 236] 

um Heu einzuholen. Nachmittags zur Waffensammelstelle, Ortskommandantur und Geräte-Depot. Abends geschrieben auf meinem Zimmer.

3. Dezember 1916 

Sonntag. Ausgabe. Katholischer Gottesdienst. Ich kann nicht hin. Proviantmeister und Stumpf fahren nach Neugut und bringen gegen 75000 Mk zur Kriegskasse. Ein deutscher Flieger streift die Front ab. Nachmittags, nachdem die beiden von Neugut wiederkamen, großer Umzug ins neue Haus. Abends Zumbeck und Busch, mit der Marketenderei bei mir Karten gespielt bis 23 Uhr.

4. Dezember 1916 

Arbeite morgens und nachmittags bei mir auf dem Zimmer. Sonst nichts Besonderes. Front Ruhe. Wetter kalt und windig. Zu unserer Armee (der achten) gehören scheinbar 105 JD8 , 202 JD, 203 JD, 1 RD9 , 6 RD, 1 KD10 , 6 KD, K Da, 8 KD, Gen KDO 60. Abends in der Markenderei[sic] mit Zumbeck und Busch Grog getrunken.

5. Dezember 1916 

Ausgabe. Kaltes Wetter, nichts von Bedeutung. Proviantmeister ist nach Neugut, die sind bei einer Besichtigung schwer aufgefallen. Brief von meinen Kameraden bekommen.

6. Dezember 1916 

Mittwoch. Nachmittags komm[en] Hoppe und sein Kamerad. Bei einer Flasche Wein machen wir es uns gemütlich. Alfred raucht die erste Pfeife und wird natürlich. – – Wir beide lassen uns photographieren. Um 18 Uhr kommt dann Clasen (Schulmeister von Hamburg), bringt Mandoline von Mitau mit und schöne Bilder. Abends wir beide gemütlich auf unserer Bude, die anderen waren zum Nollendorf-Platz. Heute Telegramm, daß die Reklamation um Rückgängigmachung der Versetzung abgelehnt ist. 0 Uhr schlafen.

7. Dezember 1916 

Ausgabe, klappt gut. Nachmittags erst Ofenbrand auf dem Flur (die dicken Stämme waren in den großen Backsteinofen mit eingebaut). Gelöscht. Abends zusammen gefeiert den Abschied (sieben Leutnants[?], Inspektoren und ich). Ganz
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  1. Jägerdivision.

  2. Reservedivision.

  3. Kavalleriedivision.

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[Blatt 237] 

gemütlich. Der zweite Ofen bei Köhler richtet Schaden an. Geht gut. Bis 130 Uhr gefeiert. Die drei Leutnants[?] von 401 fahren nach Haus. Mahler war bös fertig. Am andern Morgen bis 830 Uhr schlafen.

8. Dezember 1916 

Gearbeitet. Clasen fährt wieder nach Bauck11 zum Heu einfahren. Bin wieder allein, schade. Abends gelesen. Ludw[ig] Thoma "das Kälbchen".

9. Dezember 1916 

Ausgabe. Morgens mit Köhler Krach (dem Kerl war ich ein Dorn im Auge. Er der Herr Inspektor, ich nicht und doch dieselben Rechte. Hampelmann. Eine kleine, aufgeblasene, nichtssagende Größe). Front Ruhe. Abends bringen die Leute von Leutnant Kümmel bei uns de[n] Prov[iant?]. Meister ein Abschiedsstündchen. Nette Kapelle. Abends gelesen und geschrieben.

10. Dezember 1916 

Sonntag. Schändlich kalt und schneidender Wind. Tags gearbeitet. Nach dem Essen zur Waffenstelle spazieren. Im Hause ist es besser. Abends meine Sachen fertig gemacht und gelesen, dann bei Zumbeck in der Marketenderei. Mein Ofen in der neuen Bude brennt unterdessen, ebenso bei Salung, im Burschenzimmer.

11. Dezember 1916 

Ausgabe. Bei Rohaus im alten Proviantmeisterzimmer, bis mittags dort. Dann nur einen Feldofen besorgt. Nach dem Essen Bücher fertig gemacht. Um 1730 Uhr zum Nollendorf-Platz, meine Kameraden besucht. Mit Ronnikat [?] im Telephonunterstand gesessen. Nachts 2 Uhr eingeschlafen. Läuse, denn am anderen Tag fand ich die ersten. Bei uns unterdessen große Abschiedsfeier.

12. Dezember 1916 

Um 630 Uhr auf. Um 8 Uhr zurück über die Landstraße. Bin um 9 Uhr dort. Gegen 1115 Uhr fährt der Proviantmeister Gripp ab (schade, denn ich hatte eine gute Nummer, während ich beim Nachfolger sofort schlecht gemacht wurde, natürlich von dem Köhler).
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  1. Vermutlich eine Ortsbezeichnung. Es könnte sich um „Bauska“ handeln.

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[Blatt 238] 

Es schneit. Finde die ersten Läuse. Koche auf meinem Feldofen die ganze Wäsche. Wird gut. Übern Ofen getrocknet. Abends ists fertig. Gelesen.

13. Dezember 1916 

Mittwoch. Ausgabe. Friedensgerüchte überall, da der Kaiser den Frieden angeboten hat. Hoffentlich wirds mehr. Tagsüber gearbeitet und geträumt von Frieden. 21 Uhr schlafen.

14. Dezember 1916 

Die Division will gern Frieden haben. Um 15 Uhr kommt Alfred Hoppe und Dapler, lassen uns beide photographieren, da die erste Aufnahme beim Trocknen der Platte geschmolzen ist. Die Russen stecken schon seit Tagen weiße Flaggen aus den Gräben. Für unser Regiment sind 3300 Weihnachtspakete gekommen von Schleswig. Regiments-Kommandeur ließ ein Brett mit ausgestochenen Buchstaben "Bukarest" und Lampe dahinter auf den Graben stecken, dazu ein Gramophon spielen. Der Senator, der die Pakete brachte, bekam aus der Feldküche sein Essen mit. An der Front sonst Ruhe. Morgen ist Volkszählung. Abends gearbeitet.

15. Dezember 1916 

Ausgabe. Die Artillerie kommt erst mittags, da der Weg wegen Übungsschießen gesperrt war. Die Vertreter der Staaten sollen in Stockholm zusammengekommen sein, nach einem Funkspruch. Obs wahr ist?

16. Dezember 1916 

Die Zeitungen melden man flau. Nach Mitteilungen aus Mitau sollen Italien und Rußland abgelehnt haben. Bei uns sonst nur Arbeit. Mittags Gewehr umgetauscht. Abends kommen 25 Russen. "Der Mohr [?] hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen.". Er geht gern. Ich melde mich zur Kompanie zurück. Die Fresserei mit diesen Proviantsamtbrüdern ist eine Zeit lang interessant, aber bei der Kompanie ists besser. 200 Dosenschinken, die
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[Blatt 239] 

ankamen zu[r] Hälfte für die Truppe, [ein] Drittel fürs Lazarett und [ein] Drittel für Offiziere usw. bestimmt, hat diese Gesellschaft mit der Division allein aufgefressen. Etappe, 5 km hinter der Front. Es schneit und draußen ist's düster. Gemischt sind die Gefühle.

17. Dezember 1916 

Sonntag. Prinz Leopold von Bayern besuchte uns gestern. Es schneit. Ausgabe. Wohl meine letzte. Die Zeitungen melden mit großem Geschrei über unser Friedensangebot. Von Fräulein Petersen bekomme [ich] mein erstes Weihnachtspaket. Zigaretten und Honigkuchen. Nachmittags nicht viel getan und abends Weihnachtsbriefe geschrieben.

18. Dezember 1916 

Montag. Um 730 Uhr kommt Freund Clasen wieder. Wir beide machen die Bude rein und unser Zimmer schön. Mittags wir beide durch den dicken Schnee in den Wald, um Birkenrinde zu holen. Finden keine passende. Von Tante Maria Weihnachtspaket erhalten. Plätzchen und Schokolade. Nach Mutter zwei kleine Paketchen geschickt mit Weihnachtssachen. Es schneit noch immer.

19. Dezember 1916 

Ausgabe. Clasen macht die Eintragung. Ich helfe. In der Division sonst nichts Neues. Machen beide unser Zimmer nett. Wanns losgeht, ist noch nicht bestimmt. Bekomme ein kleines Paket mit Zigaretten von Freund Lorenz. Nachmitttags mit Clasen zur Pionier-Kompanie und zu Geräte-Depot. Dann gearbeitet, abends geschrieben. Jetzt können wir wöchentlich Pakete fortschicken, bis 10 kg, gut verpackt. Der Zug, ein Sammelwagen, bringt sie nach Schaulen, dann an das Paketamt Tilsit und unmittelbar Berlin. 0.17.[?]
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[Blatt 240] 

Von dort erfolgt die postalische Absendung. Bis Berlin dauerts zwei Tage. Auf Paket und Paketadresse der von einem Offizier unterschriebene Vermerk „Beförderung zugelassen". Die einzelnen Formationen geschlossen abzuliefern mit doppeltem Aufgabenachweis. Einen erhält man zurück. Besondere Paketkarte. Nachweis: N[umme]r / Name / Absender / Name des Empfängers / Bestimmungspost Anschrift / Anz[zahl] der Pakete / Unterschr[ift?] des Abnahmebeamten [?]. Porto wird in der Heimat erhoben. In Skarbe12 ist eine Güterabfertigung am Bahnhof eingerichtet. Pakete können täglich abgegeben werden, werden dann der Güterabfertigung Neugut überwiesen. Diese sammelt. Jeden Samstag ein Zug nach Mitau und weiter. In Neugut spätestens Freitag vormittags 10 Uhr sein.

20. Dezember 1916 

Clasen soll wieder nach Mitau. Wir arbeiten zusammen. Nachmittags kommt Alfred Hoppe und ein Kamerad. Um 19 Uhr fährt Clasen fort. Es ist Winter und kalt. Unser Steinofen ist fertig gemacht und brennt. Im Magazin dürfen nur mehr neun Portionen und Rationen liegen. Balalaika von Rußki Alex gekauft. 3 Mk.

21. Dezember 1916 

Donnerstag. Ein neuer Schreiber, Nordhausen, macht die Ausgabe, ich helfe. Thomsen von meiner Kompanie bringt meine Löhnung, soll mal wieder meinen Lebenslauf schreiben (Offizier-Kursus). Man weiß hier nicht, wo man dran ist. Esse in der Küche. Kopfweh. Arbeite für Stumpf. Abends kann man wieder beim Kerzenlicht sitzen, denn das elektrische Licht versagt.

22. Dezember 1916 

Freitag. Am Tage wenig zu tun. Besorge für unsere Kompanie noch Rum usw. Abends mächtiges Schneegestöber und tagsüber scheußliche Kälte. Gestern an der
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  1. Skurbeniesi.

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[Blatt 241] 

Front große Knallerei, heute etwas ruhiger. Balalaika gespielt, auch abends. Die neue elektrische Zentrale wird morgen in Betrieb gesetzt.

23. Dezember 1916 

Sonnabend. Ausgabe für drei Tage. Ich habe nichts mehr zu tun. Großes Schneegestöber. Mittags komm[en] Alfred Hoppe und Jürgensen. Mache einige Abschriften. Abends schläft Zahlmeister Peck in meinem Bett, ich in Rehlings. Heute Paket von der Kompanie bekommen für Haase und mich.

24. Dezember 1916 

Sonntag. Mittags kommt Alfred Hoppe. Wir beide marschieren um 14 Uhr nach Nollendorf-Platz zur Kompanie. Nehmen meine Kiste und Balalaika mit. Bei der Kompanie im Telephonunterstand Weihnachtsbaum fertig gemacht. Um 1715 Uhr hat die Kompanie Weihnachtsfeier im Pferdestall. Schöner Baum. Major kommt auch. Nachdem unser Hauptmann eine kurze, markige Ansprache hielt, und nach dem mehrst[immigen?] Gesang "Stille Nacht" wurden die Geschenke verteilt. Dann das Lied "Es ist ein Ros entsprungen" und "O, du Selige“. [Danach] brechen wir zum Unterstand auf.

Hier erst gefuttert und wir feiern unter uns. Nach ernstem Gesang folgt fröhlicher Teil. Guter Punsch trägt zur Gemütlichkeit bei. War so ganz nett, feiern bis 0 Uhr. Unseren kleinen Baum hatten wir mit Patronenhülsen usw. geschmückt. Lichter hatte ich mitgebracht. An der Front lebhafteres Feuer, nur am Abend gings ziemlich. Schlafe auf einer Bank, da sonst kein Platz in der Herberge.

25. Dezember 1916 

Montag. Weihnachten, aber ein Dreckwetter. Es schneit. Um 9 Uhr geh ich zum katholischen Gottesdienst. Hochamt mit Predigt, im offenen Pferdestall.
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[Blatt 242] 

Dann besuche ich noch einige Kompanie-Kameraden. Mittags Essen "Erbensuppe". Jeder zweite Mann eine Flasche Selters. Alfred Hoppe bekommt zwei Pakete, woran sich etliche nun guttun. Um 15 Uhr marschieren wir beide nach Merzendorf13, um Deßler abzuholen. Es schneit und friert wieder. Das Schloß ist hell erleuchtet. An der Front lebhafte Tätigkeit. Man munkelt, wir sollen am 28. abgelöst werden. Nachmittags und abends sitzen wir gemütlich zusammen beim brennenden Tannenbaum. Um 23 Uhr nehmen wir den Heeresbericht auf. Schlafe auf der Bank bis 645 Uhr. Meine Kiste l[ie]ß ich bei den Handwerkern und Alfred Hoppe, ein Telephonist und ich schieben los. Nach Sille14.

26. Dezember 1916

Es ist sehr glatt. In Sille15 auf dem Friedhof ein wunderschöner Kranz von 410. In Sille16 kehren beide um, ich schiebe nach Skarbe17, [komme um] 11 Uhr an. An der Front lebhaftere Tätigkeit. Nach dem Essen schlaf ich bis 1545 Uhr und arbeite bis Clasen kommt. Er bleibt nur bis morgen Mittag. Abends gearbeitet und geschrieben.

27. Dezember 1916 

Mittwoch. Um 11 Uhr fährt Clasen wieder. Es schneit unheimlich. An der Front Ruhe. Von H. Paulsen bekomme ich ein Paketchen mit Zigarren. Der Tag verläuft ohne Sang und Klang. Es schneit ebenso wie am 28. Dezember 1916. Nach Mittag besuche ich nochmal die Kameraden von der Waffensammelstelle. Ausgabe. Alles Schlitten. Abends gelesen.

29. Dezember 1916 

Es schneit noch immer mit wenig Unterbrechung. Gegen Abend nach dem Forstoffizier Leutnant Bornemann, um für die Ausgabebücher quittieren zu lassen. An der Front Ruhe. Abends wie in den letzten Tagen gelaust und gelesen.

30. Dezember 1916 

Es ist sehr kalt und schneit.
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  1. Mencendarbe.

  2. Silene.

  3. Silene.

  4. Silene.

  5. Skurbeniesi.

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[Blatt 243] 

Das Wetter an und für sich ist schön. Sitze den ganzen Tag auf meiner Bude und bin nur um 17 Uhr mit Canert zur Sanitäter-Kompanie. An der Front zeitweise Minen- und Artilleriefeuer. Abends bin ich in der Kantine bei Busch und Zumbeck. Es ist -20 bis -21 °C kalt. Abends gelesen.

31. Dezember 1916 

Sonntag. Heute ist wohl Sylvester? Von Muttern bekomme ich mein Weihnachtspaketchen. Sehr nett, habe mich riesig gefreut. Ausgabe. Lasse vom November die Rückständigen quittieren. Nachmittags auf meiner Bude gearbeitet und gelesen. Abends um 20 Uhr nach Zumbeck und Busch, Huntemann und Heine kommen. Fein gefeiert, mit Sekt kommen wir ins neue Jahr. Dann noch die ganze Umgebung herausgetrommelt, zuletzt bei Leutnant Kümmel. An der Front, Punkt 23 Uhr und 0 Uhr, scheinbar von unserer Seite, ein furchtbarer Feuerüberfall. Alles miteinander. Die ganze Nacht ist infolgedessen auch sehr lebhaft. Es ist mächtig kalt.

[Fortsetzung Blatt 243 folgendes Kapitel]
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