September – Dezember 1939
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[Fortsetzung von Blatt 34]
1. September 1939
Der Einmarsch in Polen findet statt Radio bringt Musik und wenige, aber gute Nachrichten. Gute Stimmung jedoch ernst. Es laufen viele Gerüchte. Dem Ausland glaubt keiner. Die Gräuellügen werden belacht. Alle vertrauen dem Führer. Die Miesmacher hüten sich. Die Schulkinder haben frei. Ab und zu kommt Militär durch.
5. September 1939
Alles wie sonst, ernst und würdig. Das Ausland lügt weiter. Man glaubt unseren Sendern. Viele Sender ruhen. Sonst gibt es im Radio Musik und weniger Nachrichten. Großer Glaube. Es erfolgen keine Einberufungen. Alles ist ruhig. Abends ist alles dunkel. Die Lebensmittelkarten haben sich eingeführt.
6. September 1939
Gestern fand ein Fliegerangriff auf Wilhelmshafen statt. Es herrscht Freude über 12 abgeschossene Flieger. – In Münster, Osnabrück und Gmhütte mussten die Bewohner schon mehrere Male in den Keller. Hier ist große Ruhe. Die Verdunkelung wird gut geführt. – Gestern kam wieder Flak von Münster nach Osnabrück durch. Benzin für Privatautos gesperrt.
6. und 7. September 1939
In Osnabrück liegt viel Flak, an Luftschutzkellern wird gearbeitet. – Unsere Truppen gehen
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[Blatt 35]
nach Polen zur Besetzung. Wir haben ruhige Nächte. Der Franzmann rührt sich nicht, der Engländer kommt auch nicht. Alles ist zu seinem Empfang bereit. In der Kirche findet vor der Messe eine sehr stark besuchte Kriegsandacht statt. – Die ins Feld rückenden Glandorfer kommen noch schnell für ein paar Stunden nach hier, andere nach Osnabrück, zum Abschied nehmen. Benzin für Private gibt es nicht. Hauderer und Ärzte haben 100 Liter bekommen, die müssen bis 31. Oktober reichen. Es ist zu wenig. Die Verpflegung auf Karten ist reichlich.
9. September 1939
In der Nacht vom 8. auf 9. September morgens 215 Uhr erster Fliegeralarm. Es war nichts los. Die Hörner sind zu schwach. Viele Leute sind etwas reichlich nervös. 245 Uhr Ende. In der Nacht kam viel Abwehr von Münster nach Osnabrück durch Glandorf.
10. September 1939
Heute Rede Hermann Göring. Es herrscht großes Vertrauen und viel Begeisterung im Volke. Auf der Füchtorferstraße fuhr W. Greive in der Dunkelheit mit seinem Motorrad gegen einen Baum. Er starb. – Ferner fand ein Generalappell der Partei in Iburg statt. Kreisleiter Münzer sprach für Esser, der im Feld ist.
11. September 1939
Die Nacht verlief ruhig. Heute fangen wir wieder in der Schule an. Das schöne Wetter ist umgeschlagen. Wir haben Westwind und Regen.
12. September 1939
Heute großer Tankwagenverkehr. Die Bevölkerung ist ruhig und sonst ist auch alles still. Große Freude herrscht über die Erfolge in Polen. Die alten Krieger erzählen von 1914/18. Zigarren gibt es nur noch einzeln bis zu fünf Stück. Keine Kistchen mehr. Auf Bier, Schnaps und Zigaretten ruht Aufschlag. Letzterer kosten statt 20 Pf jetzt 24 Pf. Bier kostet jetzt 23 Pf und Schnaps 10 Pf, ist aber etwas weniger als sonst.
15. September 1939
Am 13. September wurden Mennemann-Averfehrden, Wilh. Erpenbeck, Meyerhoff und Kohlenhälker von der Gestapo mitgenommen wegen Miesmacherei. Recht so. Bruder des verunglückten Greiwe am selben Tage in Polen gefallen. Abdunkelung ist jetzt gut und es ist hier alles ruhig.
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[Blatt 36]
16. September 1939
Das Leben läuft weiter. Da Volk besitzt großes Vertrauen. Lebensmittel- und sonstige Karten spielen sich ein. Jeder hat genug. Die Feldpostbriefe berichten günstig und fröhlich. 45 Säcke mit Heilkräutern haben wir gepackt. Sie sollen nun mit der Bahn (Everwin nimmt sie mit bis Kattenvenne) nach Leipzig.
18. September 1939
Die Kartoffelkäfer-Sucherei geht weiter. Jeder Kolonnenführer (Glandorf besitzt 18) bekommt 4–5 Schulkinder mit, da die Großen wenig Zeit haben. – Etliche Soldaten bekommen Sonntagsurlaub.
17. September 1939
Rußland dringt in Polen ein. Die Stimmung ist im Dorfe ganz groß. 20. September August Riese-Schmidt schreibt einen Brief aus Polen an die Schule. Er berichtet von den ersten Gefangenen, die seine Kompanie gemacht hat. – Heute ist mit Autofahren Schluß. Jeder muss einen Winkel haben. – Große Führerrede von Danzig, darob herrscht große Begeisterung. Heute schicken wir die 45 Sack Heilkräuter ab.
21. September 1939
Das Wetter ist herbstlich. Tagsüber schön, nachts klar und kalt.
Polen Schluss. Wir haben sehr viel Gefangene gemacht.
22. September 1939
Alles ist ruhig. Der Apfelverkauf beginnt.
26. September 1939
Alle läuft in Ruhe und Ordnung weiter. Heute beginnen die Herbstferien vom 26. September – 16. Oktober (verlängert wegen Erntearbeiten). Jahrgänge 1911 und 12 müssen zur Musterung. Sonst merkt man vom Kriege wenig. In Füchtorf ist schon der 3. gefallen. In Glandorf noch nichts gemeldet. Gestern war Besprechung wegen Fliegeralarm. Autoreifen werden beschlagnahmt. Deren Ablieferung erfolgt bei Kahle. – Nur Erpenbeck an der Kattenvennerstraße hat Benzinstation frei. Hauderer Wesler (großer sechssitziger Wagen), H. Erpenbeck und Erpenbeck (Kattenv. Str.), später Wessler und Recker. Neue Neue Brot- und Lebensmittelkarten sind eingeführt. Es herrscht große Ordnung. Jeder hat genug. Der Kindergarten soll aufgelöst werden. Es erhob sich aber ein starker Protest dagegen. (Morgen, Mittwoch, findet Versammlung
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statt.
29. September 1939
Alles ist ruhig. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag 27./28. sind in Schwege, Kattenvenne, Ostbevern, Telgte englische Flugblätter abgeworfen worden. Ganze Packen fand man. Die Flieger kehrten über Holland zurück. – Lehrer Multhaupt geht am 27. September fort. Er kommt nach Salzgitter. –
28. September 1939
Aepfel für den Kindergarten abgenommen, an der Kattenvenner Straße unsere Jagdflieger kommen vorbei. In Bramsche bei Osnabrück ein Engländer abgeschossen. Dieses wurde auch in Schierloh beobachtet. Von den Sprengstücken wurde ein Anhängerwagen bei Hasbergen getroffen. In der Nacht vom 28. auf 29. um 23 Uhr hörte man über Münster Schießen und Scheinwerfer spielten. Heute wurde Helgoland von sechs englischen Fliegern angegriffen. Fünf Engländer wurden abgeschossen. Alle Leute über 35 Jahre sollen zurück zur Heimat. Etliche kommen schon wieder. Heute wurden Maultiere eingezogen. Sie sollen im Rheinland auf die Weide. – Heute wurde mit Russland der Pakt geschlossen. Die Stimmung ist recht gut. Niemand glaubt, daß England Frieden macht. Jeder glaubt aber, daß der Engländer schwere Schläge bekommt. Es läuft das Gerücht, dass mehrere Glandorfer verwundet seien. 30. Kein Mensch dunkelt vorschriftsmäßig ab. Es ist fünf Tage Bahnsperre. Unsere Truppen kommen vom Osten zurück. In der Nacht vom 28./29. kommen ununterbrochen Flieger aus dem Osten zurück. Viel Obst ist eingemacht worden, auch viel Obst getrocknet. Das Kartensystem ist gut.
2. Oktober 1939
Die Stimmung ist ganz groß. Warschau ist besetzt, der Reichstag wird einberufen. 7 Tage wird geflaggt. Heute Abend ist Flugwache bei Middelberg. – Einige nicht gediente (Gustav Ballmann bei Kneemeier) haben Stellungsbefehl erhalten. – Gestern war Elternabend des Kindergartens; er wird nun wohl laut Bemühungen von Pg. Beckmann, bleiben. Ebenso ist
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sein Gesuch um Postverbindung nach Iburg-Osnabrück durchgegangen. Von heute ab fährt die Post wieder zwei Mal: morgens und abends.
6. Oktober 1939
Der Feldzug in Polen ist abgeschlossen. Heute Friedensrede und letztes Angebot an England durch den Führer. Im Westen ist alles ruhig. In den letzten Tagen haben wir viel Obst abgenommen. Seit vorgestern, 4. Oktober flaggen wir und läuten sieben Tage zum großen Sieg. Die Stimmung im Volke ist ganz groß. Jeder wünscht dem Engländer eine gehörige Niederlage. – Jeder hofft auf Frieden, aber der Engländer muss erst besiegt werden. – Die N.S.F.1 sammelt Liebesgaben für unsere Soldaten. Die Kartoffeln sind meist geerntet. Die Ernte war recht gut. Die besten Aepfel kosten beim Händler 12 RM, im Vorjahre dagegen 32 RM.
8. Oktober 1939
Heute morgen nach dem Hochamt war Luftschutzübung in der Kirche. Es hat gut geklappt. Die Kirche war schnell geräumt. – Am 15. Oktober beginnt wieder der Kindergarten. Bis dahin sollen noch Verbesserungen vorgenommen werden. – In der kommenden Woche sollen die ersten Gefangenen nach hier kommen. 60 Mann landwirtschaftliche Arbeiter. Sie sollen in Kellinghausens Saal untergebracht werden. – Mennemann-Averfehrden, der aus der Untersuchungshaft entlassen war, ist wiedergeholt. Die drei anderen werden in den nächsten Tagen vor dem Schnellrichter in Hannover kommen. – Heute gab es Kohlenkarten (Verbrauchsmeldung). Sie sind beim Händler abzuliefern. Die Flugnachtwachen haben seit dem 4. Oktober aufgehört. Jetzt bekommt der Bürgermeister Nachricht, der gibt die Meldung weiter an die Feuerwehr und an das Rote Kreuz. Letzteres befindet sich im Wachtlokal bei Gülker-Forsthoff. – Heute findet die Versammlung der Partei bei Herbermann (Verwendungsverfügung ausgegeben) statt. Gestern holten wir den Mais aus dem Schulgarten. Die Stimmung nach der Rede des Führers ist groß. Doch glaubt keiner, dass die Engländer und Franzosen Schluss machen.
12. Oktober 1939
Die N.S.F. führte eine Sammlung für die Soldaten durch. Eine
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Nationalsozialistische Frauenschaft.↩
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2. Sammlung von Lebensmitteln für die verwundeten und kranken Soldaten in Rothenfelde brachte recht gute Ergebnisse. Hauptlehrer Pg. Beckmann erhielt seine Verwendungsverfügung von der Kreisleitung der NSDAP., die anderen Amtsträger von der Ortsgruppe. Der Nußbaum brachte reiche Ernte. Lehrer a.D. Suren wird den Dienst für Schmidt in der ländl. Berufsschule übernehmen. Gestern sprach der Führer zur Eröffnung des Winterhilfswerkes. – Hier ist alles ruhig. Es herrscht großes Vertrauen. Die Feldpost kommt regelmäßig. – Das Wetter ist naßkalt.
16. Oktober 1939
Die Soldaten vom Westwall kommen einige Tage auf Urlaub. Herbermanns Saal ist für den Arbeitsdienst (Westwallarbeiter) beschlagnahmt. In Averfehrden, Schwege, sollen Flakstände, Bahnlinie Osnabrück-Münster, diesseits Bunker ausgebaut werden. Von Schützengräben gehen auch schon Parolen. Es sollen weniger Bezugsscheine ausgestellt werden, etwa 1/5, aber das ist zu wenig. In einzelnen Gemeinden wird pro Monat und Kopf 1 Schein ausgegeben. Für Schuhe gibt es zurzeit gar keine Bezugsscheine. Es soll keine Margarine mehr geben. Für Teppiche usw. wird die Fabrikation ganz eingestellt. Die Schüler bekommen keine Herbstferien. Alle Welt ist wütend auf den Engländer, der den Friedensvorschlag Adolf Hitlers abgelehnt hat. Keiner glaubt den Engländern mehr. Es herrscht großes Vertrauen. – Letzte Nacht, etwa 4 Uhr, kreiste ein Flieger über Glandorf.
16. Oktober 1939
Paul Biedendieck feiert seine Heimatprimiz. Es war schön. – Gestern morgen 4–5 und abends 20–22 Uhr war starke Scheinwerfertätigkeit. Der Feind flog erst Osnabrück an, dann nach Münster und weiter. Zeitweise hörte man Schießerei. Mehrere feindliche Flugzeuge waren zu hören. Ältere Leute werden neu einberufen. August Riese soll (einberufen) durch Kattenvenne gekommen sein, auf der Fahrt vom Osten zum Westen. (Parole ?). Für Kolonisation im Weichselbogen werden Bauernstätten von 20–100 ha
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ausgeschrieben. Dem Kreis stehen 200 (?) Stätten zu. Glandorf 30 ? 4 Haben sich schon gemeldet. Heute Schulanfang.
18. Oktober 1939
Vorgestern wurde über Schwege ein Engländer von einem deutschen Jäger gejagt. (nachmittags), später ist er bei Lingen abgeschossen. Vorgestern Nachmittag war der Schulrat hier. Er wollte nach Averfehrden. Dort arbeitet ein junger Lehrer (Hühnermann). Abends kam August Schmidt für drei Tage auf Urlaub. Gestern Morgen war er in der Klasse von Hauptlehrer Beckmann. Er erzählte 1 ½ Stunden von Polen. Dann war er noch bei den Kleinen (zusammen in Lehrer Sickings Klasse). In Schwege wurde von der Gestapo Brandwitte festgesetzt. Die Verdunkelung in Glandorf ist zeitweise nicht gut, hauptsächlich nicht bei Einbruch der Dunkelheit und morgens. Grund: Es ist kein Alarm gewesen und die Leute werden mehr gleichgültig. Es gehen aber dauernd Kontrollen. Anzeigen helfen. – Nach Averfehrden muss nun erst Lehrer Rintsche aus Sudendorf, denn der neubestimmte Berufskamerad ist zum Heere eingezogen. Nächste Woche kommt eine Lehrerin.
19. Oktober 1939
In der Kirche selber wird viel gehetzt (Pastor). Immer und immer, aber stets durch die Blume, damit man ihn nicht fassen kann. Schade! Er schlägt soviel kaputt. Gebetet wird nur um Frieden und für die Soldaten. Ein Deutschland und einen Führer kennt man nicht. Kollekten werden gehalten für die Belange der Kirche, Sonntag für Sonntag. Für Aufgaben und Einrichtungen des Staates aber bat man kein Verständnis, es sind Nebensachen! Feste: Erntedanktag, 1. Mai, Totentag sind ebenfalls Nebensache. Hingegen eigene Feste das Höchste der Gefühle. Das Volk geht nicht mit. In den Predigten wird geschlafen. Die Versammlungen der Partei werden wenig besucht. Ruft aber die Kirche, kommt alles. Und doch ist soviel Heuchelei bei der ganzen Geschichte. – Von den Verhafteten sind Hälker und Meyerhoff zurückgekommen. Erpenbeck und Mennemann sitzen noch.
20. Oktober 1939
Mehrere Male mittags kommen Jagdflieger durch. In der Berufsschule fehlten die Hälfte. Alles ist bei der Runkelnernte. Kinder in der Oberklasse bestellen in den Häusern, dass morgen die Lebensmittelkarten abgeholt werden müssen.
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21. Oktober 1939
Lebensmittelkartenausgabe. Es gibt mehr Butter. Jetzt 125 gr. statt 80 gr.
22. Oktober 1939
Viel Militär kommt durch, in Richtung Iburg. Pioniere und Leerkolonnen. Dr. Goebbels sprach im Rundfunk. (Anfrage an Churchill wegen dem Fall der Athenia). Jahrgang 21,22,23 bekommen militärische Ausbildung. (Erste Versammlung bei Brandes). 10 Uhr Einführung von Bürgermeister Birkemeier. – Viele Urlauber sind da.
23. Oktober 1939
Heute wurde der Kindergarten neu eröffnet. Wir haben dafür einen großen Teppich angeschafft und eine Tür ausgebessert. Bei Kellinghausen sind die Gefangenenlager für Polen bis auf den Drahtverhau fertig. Eine Treppe umgebaut und Aborte hergerichtet.
24. Oktober 1939
Alles still. Von der Glandorfer Samtgemeinde ist bis jetzt noch kein Toter oder Verwundeter gemeldet. Alles nur Parolen.
25. Oktober 1939
Gerüchte: In Iburg sei ein englische Flieger gewesen, drei Mann der Besetzung seien abgesprungen. Die oberen Klassen der Rektoratsschule und der Winterschule haben morgens gesucht. Dieses erzählt man in Glandorf. Dagegen erzählt man in Iburg: In Glandorf sei ein englische Flieger brennend abgeschossen. In letzter Woche in Füchtorf (alles Parolen). Unser Wachtmeister ist nun auch einberufen. Wir bekommen Vertretung von Laer aus. – Die Unsitte der Kettenbriefe hat sich auch in Glandorf breit gemacht. Wir suchen schon seit 14 Tagen nach den Urhebern. Viel Militär kam gestern durch. WL und WH. Richtung nach Osnabrück und Bielefeld. – Ribbentrop sprach gestern in Danzig. Abends ist bei Brandes Varieté.
26. Oktober 1939
Etliche Urlauber kamen auf 10–14 Tage. Stapenhorst-Winterberg brachte aus Polen 2000 Gefangene mit nach Sachsen und erhielt mit seinen Kameraden bis 1. November Urlaub. – Heute fiel der erste Schnee.
27. Oktober 1939
Viel Militär kam gestern durch unseren Ort. Bei Recker steht ein Personenwagen zur Reparatur. Er gehört der Wehr-
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macht. Er weist sieben Einschüsse auf. Der Fahrer wurde damals verletzt. – Bei Kahle stehen sieben Wagen, davon ist der eine eine Feldküche.
29. Oktober 1939
Seit gestern ist das Läuten der Kirchenglocken eingestellt. In Füchtorf ist es schon lange eingestellt. Das Verbot ist wegen der Flieger erlassen. Etliche Urlauber sind vom Urlaub zurückgerufen. – Gestern kam wieder stundenlang Militär durch. Alles Flak. Sie zogen in Richtung Osnabrück. Von Telgte an liegt in den Ortschaften sehr viel Militär. In Telgte sollen 3000 Mann liegen. – Ein tolles Stück geschah vorgestern in Iburg. Kommt zum Funkturm Dörenberg ein höherer deutscher Militär. Er besichtigt den Turm und die Einrichtung und sagt, er käme vom Generalkommando, usw. Er fährt ab in Richtung Glandorf-Münster. Eine Stunde später wird beim Generalkommando in Bielefeld angefragt. Man hatte dort keine Ahnung. Spion. Heute kam wieder viel Militär in Richtung Osnabrück-Münster durch. – Die Osnabrück Flak wurde abgelöst.
30. Oktober 1939
In der Nachtvon Sonntag auf Montag kam sehr viel Militär durch, Richtung Osnabr. Füchtorf, Warendorf. – Flak-Scheinwerfer. Die Soldaten waren Bayern und Schwaben. 31. Oktober Wieder kam viel Militär durch Glandorf. Richtung Münster und Warendorf. Nachmittags war ein interessanter Luftkampf über Glandorf zwischen zwei Fliegern zu beobachten. – In Ostbevern liegen 1200 Mann, in Telgte 3000. Um 1830 Uhr ist Münster eine tote Stadt. Alles dunkel. Ostbevern dunkelt sehr schlecht ab. Montag: zwei Flieger über Glandorf. Luftkampf. Später wurde im Emsland ein Engländer abgeschossen. Viel Militär kommt durch. Schwere Waffen. Alles marschiert in Richtung Warendorf weiter.
1. November 1939
Allerheiligen. Schulfrei. Sicking unterrichtet jetzt auch in Averfehrden (acht Stunden), ferner Lehrer Rintsche 12 Stunden und Frl. Mentzen. Die vorgesehene Lehrerin ist noch nicht gekommen.
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Josef Eichholz machte gestern eine Fahrt nach Ostbevern. Abends wurde er in der Heide von einem Militär und einem Zivilisten angehalten. Er öffnete und bekam sofort Schläge ins Gesicht. Man nahm ihm die Brieftasche fort, und ließ ihn in Richtung Glandorf weiterfahren. Die Papiere haben sie ihm gestohlen. Es waren wohl Spione. Die Gestapo arbeitet.
2. November 1939
Lehrer Riese hat sechs Tage Urlaub. – Gestern abend hörte man wieder schießen. – Bei Wiesmanns sind drei Polen (Flüchtlinge) zwei Frauen und ein Mann. Bei Jostes ist ein Pole (16 Jahre). 4. Oktober Gestern Abend 21 Uhr im Norden, Nordosten, Osten und Südosten Scheinwerfertätigkeit. Ältere Leute sind zurückgekommen.
6. November 1939
Heute fährt August Riese wieder fort. Wir wollen sehen, dass er frei wird. Es herrscht immer noch starker Truppenverkehr. Die Fliegertätigkeit war heute sehr groß. Sie waren immer zu dreien. Morgen geht die 2. Sendung Schweine (Upmann, 140 Stück) nach Polen. Zwei weitere Sendungen sind angemeldet, sodass etwa 600 Schweine aus Glandorf fortkommen. Gewicht pro Schwein 40–60 Pfd. Sie sollen zur Aufmästung kommen. – Die Jahrgänge 11 und 12 waren in Iburg [zur] Musterung. Aus der Samtgemeinde waren es über 100 Leute. Am Freitag, 3. November waren aus Glandorf allein 56 Mann. Heute sehr große Fliegertätigkeit, immer Ketten.
7. November 1939
Die Tankstellen (Mutting Erpenbeck) werden entleert.
8. November 1939
Gestern Nachmittag 16 Uhr fand in der Richtung Averfehrden ein
Luftkampf statt, zwischen Jugas und Bomber. Scheinbar ist der Bomber abgestürzt, später suchten 3 Jäger. – Bei Alfred Herbermann sind Betten usw. für die Westwallarbeiter eingetroffen.
9. November 1939
Gestern Abend sprach Adolf Hitler. – Der Bombenanschlag wurde heute morgen bekannt. Darob herrscht große Erschütterung. – Bei Ossege fuhr ein Militärauto in den Graben. Eine Zivilper-
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[Blatt 44]
son verletzt. Sie kam ins Krankenhaus. – Der Saal Brandes wurde mit Bernhard Gülker für den 9. November fertiggemacht. – Bei Herbermann sind 20 Handwerker beschäftigt, die den Saal für die Westwallarbeiter umbauen.
10. November 1939.
Gestern abend war bei Brandes eine kurze, aber schöne Feier. Alles ist in Stimmung. Der Mordanschlag beherrscht die Lage. Armes England!. – Über Osnabrück arbeiten am Abend die Scheinwerfer (9. November). – Bei Alfred Herbermann herrscht großer Einrichtungsbetrieb für die Westwallarbeiter. Heute sollen die Gefangenen kommen. (60), nach Schwege 20. Letztere wohnen in der Lehrerwohnung.
13. November 1939
Am Freitagabend (10. November) kamen die Gefangenen. 40 an der Zahl. Sie waren bis Laer im Güterwagen vom Meppener Sammellager gekommen. Walker holt sie ab und marschierte mit den Bewachern (Ein Unterofffizier und zwei Mann) abends ins Dorf. (Kleine Kerle, nur einige intelligentere Typen, ein Jude (muss rasieren). Sie haben viel Goldgeld bei sich. Sonntag war Lehrer Schmidt ein Tag auf Urlaub (wild). Hauptlehrer Beckmann hat ein Gesuch an den Schulrat um Reklamation eingereicht. – Es wird wieder geläutet. Am Tage vor 8, abends 18 Uhr vor den Gottesdiensten drei Minuten. – Bei Begräbnissen auch drei Minuten, wegen der Flieger.
14. November 1939
Ein schreckliches Unglück trug sich gestern bei dem Transformator in Westendorf zu. Ein Arzt aus Düsseldorf mit zehn jähriges Kind und Kindermädchen stieß mit einem Militär-Sanitätswagen infolge Schleuderns zusammen. Alle drei waren tot. Unsere Sanitäter wurden eingesetzt. Von der Volksschule Glandorf sind 17 Väter im Felde, ferner 39 Brüder der Schulkinder. fünf Kinder haben je zwei Brüder, zwei Kinder je drei Brüder beim Militär.
16. November 1939
Gestern war in Westendorf wieder ein Autounglück. Ein Westendorfer fuhr mit unbeleuchtetem Wagen (Hüls-
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Westendorf) und ein Militär-Auto fuhr auf Hüls auf. Der Wagen wurde beschädigt. Heute Film: Olympia. Pflichtfilm. Alles ruhig. Alle Maurer werden eingezogen (Nordwestwall? Bunker?)
20. November 1939
Am 16. November hat sich Clemens Birkemeier
drei Finger abgesägt. – Unsere Glandorfer DJ (Glandorfer Volksschule) veranstaltete ein Fußballspiel gegen Iburg: 8:0. – Glandorf gegen Laer 4:0.
Pastor Köster fährt einmal in der Woche nach Osnabrück als polnischer Dolmetscher. – Ende der Woche ist wieder große Rattenbekämpfung im ganzen Bezirk. Sie kostet 30 Pf pro Haus. – In der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag 18/19. herrscht ein gewaltiger Sturm. Sehr viel Regen ging nieder.
August Schmidt-Riese kam wieder auf Urlaub. – In den letzten Tagen arbeitete wieder die Flak, hauptsächlich Scheinwerfer. – Über Georgsmarienhütte soll ein feindlicher Flieger gewesen sein. Man macht sich nicht mehr viel draus. Bei Ibbenbüren soll ein deutsches Flugzeug abgestürzt sein. – Die Bevölkerung muss Heu für das Militär abliefern. Am 18. wurden die neuen Lebensmittelkarten ausgegeben. In Schwege fuhr mal wieder ein Reichswehrauto in den Graben. Das Postauto fährt nun auch mittags 1355 Uhr nach Iburg. Bei Brandes hatten die HJ, BDM und JM3 einen Abend (19. November). Deutsche Jugend singt, tanzt und turnt.
21. November 1939.
Die Postpersonenautos sind überfüllt. In Georgsmarienhütte arbeiten die Flaks. Flieger sind im Scheinwerfer.
22. November 1939
Ein großer Ballon treibt in etlicher Höhe aus Südwest über Glandorf in Richtung Schwege. Hauptlehrer Beckmann lässt die Kinder nach draußen. Zuerst glaubt man, es sei ein Fallschirmspringer, doch es ist die schlappe große Hülle eines Ballons. Zwei graue Flieger und drei weiße kommen hinzu. Die schwarzen kommen vom Westen, die weißen vom Osten. Einer will gesehen haben, dass der Ballon erst als kleines Paket von einem Flieger abgeworfen wurde. Dann wurde der Ballon angegriffen. Es fielen Maschinengewehrschüsse. Zuerst ergaben sich schwarze Rauchwolken, dann ein großer, langanhaltender Brand. Der Ballon wurde restlos in der Höhe vernichtet. Wer war´s??
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Jungmädelbund.↩
[Blatt 46]
In Averfehrden sind die Vorbereitungen zum Bunkerbau beendet. (Das Material ist angefahren). Bei Herbermann sind noch keine Arbeiter eingetroffen. – Die Freude über die Festnahme des Münchener Attentat-Täters ist überall sehr groß. – Alles ist in fieberhafter Spannung: Was wird die nächste Zeit bringen? – Es ist kalt. Morgen kommt für einen Tag Einquartierung.
24. November 1939
Der Ballon ist an der Schweger Grenze herabgeschossen. Wird wohl ein abgetriebener Fessel- oder Sperrballon gewesen sein. Gestern Nachmittag kam sehr viel Militär durch. In Glandorf lag eine Batterie und der Stab. – 15cm Kanonen kamen von Ladbergen. Heute morgen um 830 Uhr zogen sie weiter nach Gütersloh. Der Fesselballon, der sich losgerissen hatte, schleppte ein etwa 2000m langes Drahtseil nach. Nach dem Absturz brannte er noch ½ Stunde, 20 m von einem Hause Schimdt, an der Schweger-Kattenvenner Grenze, haushoch. Militär von Münster war sofort zur Stelle. – Viel Militär kommt durch. Heute war auch Flak dabei. – Truppen in Telgte werden in Handorf für Flugzeug-Transport-Besetzungen ausgebildet. Pferde und Wagen, alles fliegt mit.
28. November 1939
Heute haben wir tolles Regenwetter. In Laudiek ist Überschwemmung infolge der Regulierungen. Aber es ist nicht mehr so schlimm, wie vor Jahren. – Bis Iburg fährt nur noch ein kleiner Postpersonenwagen (der andere ist eingezogen), der immer übervoll ist. – Heute abend spricht Pg. Lemke, (Handelskammer Osnabrück) bei Brandes.
1. Dezember 1939
Noch immer Regenwetter. Nichts Neues, alles ruhig. Kleiderkarten werden verteilt. Die große Rattenaktion (Gift wurde überall gelegt) hat stellenweise geholfen. Gestern Russland gegen Finnland. Was wird werden?
2. Dezember 1939
Im Schulgarten und auf dem Turnplatz sind Vorarbeiten für Maulbeerpflanzungen geleistet. Vier Jahrgänge. 110 Kinder. 40–50 Schaufeln und Spaten. Sie haben einen Graben ausgeworfen von 100m Länge, 1m Breite und 40cm Tiefe. Verteilung für Sammlung: Tag der nationalen Solidarität. Es sam-
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[Blatt 47]
melten: Walker, Jostes, Birkemeyer, Vartmann, Pelke, Dr. Wippern, Torbeck und Beckmann im Dorfe über 600 RM. – Die Kartoffelsammlung in Geld brachte über 7500 RM – Rund 1000 RM mehr als im Vorjahre. – Die Polen versuchen Spionage in aller und alter Form. Gegenmaßregeln sind getroffen. Hier war auch ein Geheimbeamter. Ein Pole ist hereingefallen. Er arbeitete bei Dingwerth. – Sonst sind die Leute gut mit den Gefangenen zufrieden. – Heute wieder Einquartierung im Dorf: von der Feldpost. – In den letzten Tagen waren viele Truppendurchzüge. – Einquartierungen gab es in Glandorf und Schwege. Post, Schlachter und Bäcker von einer Panzerdivision. Sie lagen in Polen, dann 6 Wochen in Döberitz. Es sind alles Berliner, die jetzt zum Westen sollen. Sie exerzieren auf dem Marktplatz. – Gestern abend war Film: Heimat, bei Brandes. – Gestern fand Parteigericht in Osnabrück gegen Hälker statt. Es ist noch nicht entschieden.
5. Dezember 1939
Noch immer ist Einquartierung. – Auf der Straße nach Füchtorf fuhr gestern ein Militär-Tankwagen in den Graben. –
7. Dezember 1939
Gestern war Nikolaus. Hauptlehrer Beckmann war mit seiner Klasse nach Kieskemper. Dort befindet sich ein noch nicht geklärter Steinfund. Zwei 1/4 m2 große Deckplatten mit einer Häufung von kleinen Steinen. Am Nachmittag war NSLB-Versammlung in Osnabrück. – Der Jahrgang 1906 muss sich stellen. Die Jahrgänge 7,8 und 9 sind zur Musterung aufgerufen. – In allen Ortschaften liegen Truppen. – Nikolaus kam nicht. Nur die zwei untersten Jahrgänge bekamen wie sonst (von Herbermann) einen großen Kuchenmann. Unsere Jäger flogen fleissig. Auf dem Schulplatz üben die Truppen. Besonderen Eindruck machte ein scharfes Nachexerzieren. Am Morgen einer, mittags drei Mann (sie waren über Urlaub geblieben). – Anton Thiemann war hier von Polen auf Urlaub. 14 Tage. August Schmidt war auch wieder auf Urlaub da. Seine Entlassung ist genehmigt. Er wartet noch auf Ersatz und hofft
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[Blatt 48]
zu Weihnachten wieder hier zu sein. – In Schwege ist wieder die Maul- und Klauenseuche aufgetreten. DJ Glandorf gegen Laer machen ein Fußballspiel. Ergebnis 4:3. Gestern Abend waren 4 Versammlungen der NSDAP. – Zelle Harms bei Brandes, Zelle Sudendorf bei Gülker Forsthoff. Zelle Westendorf bei Buller, Zelle Schwege bei Riesenbeck. Sie waren gut besucht. Redner waren Gauredner. – Morgen kommen noch die Zellen Recker im Ort, Averfehrden und Schierloh an die Reihe.
9. Dezember 1939
Bei Wiesmann-Westendorf fuhr ein Militär-Kraftrad mit Beiwagen auf einem unbeleuchteten Wagen von Wismann. Das Rad wurde beschädigt. Die Scheinwerfer waren gegen 20 Uhr gestern Abend über Bielefeld und südlich Münster tätig. – Etwa 20 (16?) Mann, Jahrgang 06) sind plötzlich eingezogen. Gesamtzahl der Eingezogenen bisher rund 250. Vorgestern hat die Einquartierung den Befehl erhalten, den Leuten bei der Arbeit zu helfen.
15. Dezember 1939
In den Wirtschaften ist nun immer großer Betrieb. Militär übt auf dem Spielplatz und macht kurze Uebungsmärsche. Am 10. Dezember kam ein Engländer (?) vorbei, er vernebelte sich.
18. Dezember 1939
Die Bremen kehrt heim. Darob herrscht große Freude. In Osnabrück herrscht abends und morgens große Finsternis auf der Straße. In den Läden ist ohne Marken nichts zu haben. Es wird stark gekauft. – August Riese kommt vom Militär zurück. – Am 14. Dezember begann er wieder mit dem Unterricht. – Heu und Hafer müssen abgeliefert werden (fürs Militär). – Bei den Soldaten ist große Aufregung. Einer hat seinem Quartiergeber eine Wurst gestohlen, ein anderer seinem Kameraden ein Paar Handschuhe. Die Folge war: verschärfter Dienst, Urlaubssperre usw. Die Genossenschaft (Upmann) hat noch etliche Sendungen Polenschweine gehabt. Jetzt wurden auch tragende Rinder geliefert. In Osnabrück waren am 12. Engländer. Auf dem Kupfer- und Drahtwerk wurde morgens um 5 Uhr geschossen. – Der erste Schnee blieb hier nicht lange liegen. Die Rüben sind gut nach Hause gekommen. Es herrscht große Freude über die Schlacht im
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[Blatt 49]
Atlantischen Ozean (Graf Spee). Ferner sind acht Engländer beim Angriff (Insel Wangerooge) abgeschossen. Heute Verteilung der Weihnachtsplaketten und morgen Verkauf derselben. Die Sammlung brachtw 280 Mark. – Wir sammeln die Adressen unserer Soldaten. Um 10 Uhr ist schulfrei und alle Plaketten sind verkauft.
18. Dezember 1939
Heute morgen kam die Meldung, dass S. Spee auf Befehl des Führers versenkt ist. Große Trauer. Gestern, Sonntagabend, waren die Mütter im Kindergarten. – Alles ist krank. Es herrscht leichte Grippe. – Heute Nachmittag findet bei Brandes Weihnachtsfeier für Soldaten und Vol statt.
20. Dezember 1939
Heute gibt es Ferien. Von den Soldaten fahren nur immer wenig (2) auf Urlaub. Die Bahn ist überfüllt. Vorgestern abend war große Freude. 34 Engländer sind über der Nordsee abgeschossen. Nachmittags war bei Brandes Film, für militär aber auch Civil ist willkommen. Eintrittspreis 30 Pf. 40 RM Garantie muss gestellt werden. Es soll jede Woche Film sein. – Mennemann Averfehrden ist verurteilt (7 Monate?). In Schwege liegen auch 172 Mann Militär. Engelen z. B. hat 40 Mann.
23. Dezember 1939
Am Ferientag machten Hauptlehrer Beckmann mit Lehrer Schmidt und Sicking einen Wintermarsch (nachmittags) nach Schwege (Körling). Militär (Kradschützen) liegen in Schwege. In Glandorf liegen etwa 200 Bäcker, Fahrer und Schlachter. Die Lebensmittel dafür werden aber jetzt von Osnabrück bezogen. Am 21. Dezember fuhr ein Motorrad mit Beiwagen bei Kohlenhändler Hälker an die Mauer. Der Beifahrer hat eine Kniescheibe gebrochen. Er kam ins Lazarett nach Osnabrück – Während die Schlachter schon zwei nach Osnabrück zum Baden waren, fuhren die Bäcker am 22. Dezember hin. – Nur wenig Leute sind im Urlaub. Sie wurden mit eigenem Wagen nach Osnabrück zur Bahn gebracht. – Jeder hat Pakete ins Feld geschickt. Bis 15. Dezember musste alles auf der Post sein. – Von der Ortsgruppe wollten wir jedem ein Paket schicken (kl. Schnapsflasche, Feuerzeug usw.). Kartons sind einfach nicht mehr zu haben. Es wurden aber dennoch
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[Blatt 50]
170 Kartons beorgt. – Junge Mädchen besorgen das Packen im Postpackraum. – Etliche Urlauber sind schon da. – Morgen hat die Einquartierung ihre Weihnachtsfeier, die Bäcker bei Brandes (17 Uhr), Fleischer bei Devermann (19 Uhr). Zuerst findet ein Essen statt, alsdann Feier und Beisammen sein, Hauptlehrer Beckmann sollte Klavierspielen, doch hat er heute (Heilig Abend) abgesagt. Am Mittwoch hatten die Soldaten in unserer Kirche Feldgottesdienst gehalten, von einem evangelischen Divisionspfarrer.
21. Dezember 1939
Heute kam Tischlermeister W. Erpenbeck wieder. – Gestapo: wegen Dr. Wippern und Hamer.
29. Dezember 1939
Es ist immer noch recht kalt. Kein Schnee. Weihnachtsferien waren schön und würdevoll und sind zur Zufriedenheit aller verlaufen.
26./27. Dezember 1939
Es kamen viele Truppen durch in Richtung Warendorf. Unsere Soldaten hier stehen seit dem 28. Dezember marschbereit. – Bei Brandes lief am 2. Feiertag der Film: "Morgenrot". Er war stark besucht. – In Füchtorf schoss ein Soldat einem Kameraden am heiligen Abend bei der Feier im Streit zwei Revolverkugeln in den Arm. Darauf gab es ein allgemeines Alkoholverbot. – Unser Bademeister Karl Herbermann (Bierhalle) starb am 2. Weihnachtstage.
[Fortsetzung Blatt 50 folgendes Kapitel]
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