Tagebuch der Zeit Beckmanns in Hamburg - 10. Mai bis 8. Juli 1914
In diesem im originalen Tagebuch als "In Hamburg" betitelten Kapitel beschreibt Beckmann in Einträgen am 'Vorabend' des Ersten Weltkriegs (vom 10. Mai 1914 bis zum 8. Juli 1914) seine Zeit in Hamburg, wo er kurzzeitig als Lehrer arbeitete.
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[Fortsetzung Blatt 51]
10. Mai 1914
Hamburg. Kam mit dem Eilzug [um] 930 Uhr hier an. Kirsch, Feldmann, Amann waren an der Bahn. Nachmittags drei Stunden in Hamburg rund gewesen. Abends mit Kirsch und Vikar Lüfolding zum Arbeiterverein. Vorstellung. Lüfolding Rede "kirchliche Verhältnisse bis jetzt". Abends gemütlich bei Vikar Lüfolding.
11. Mai 1914
Erster Schultag. 745 Uhr Messe. Zuerst 3. Klasse, dann 1. Klasse. Kurze Vorstellung. Bis 13 Uhr Dienst. Dann mit Greve und Kirsch Besprechung über Ordnung in der Schule. 1730 Uhr zusammen nach dem Vorlesungsgebäude. Pater Rede über „die katholische Mission in den deutschen Kolonien" (Statistik). Trafen Lüfolding. Zusammen nach Haus gefahren. Vorortsbahn. Bis Berliner Tor. Von da zu Fuß. Abends mit Kirsch bei mir auf der Bude. 2345 Uhr Schluß. Wohnte ganz oben. Abgeschlossene Etage für mich.
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[Blatt 52]
Großes Zimmer, von der Gemeinde eingerichtet. Großer Flur. Schlafzimmer. Ausblick auf die Bille. Lokus. Daneben Boden. Dritte Etage. In der zweiten wohnten Vikar Lüfolding, Kaplan Schulte und Kirsch. Erste Etage Pastor Wilkens. Hochparterre zwei Schulräume, Konferenzzimmer. Auf der anderen Seite lag das Schwesternhaus, genauso eingerichtet. Auch zwei Klassenzimmer. Zwischen[?] den beiden Häusern die gotische Kirche. Dahinter eine neue große Schule. Dreistöckig, 20 Klassenzimmer, Turnhalle, Kochküche usw. Dahinter die seeartige Bille. Ich bezahlte bei einem Monatslohn von rund 145 Mk 60 Mark Kostgeld beim Pastor (wir aßen zusammen (Pastor, Lüfolding, Schulte, Kirsch und ich)) und 30 Mk Wohnungsgeld. Hatte im Monat 55 Mk über. In Preußen bekamen die Kollegen damals 93 Mk. Die Schulen waren genau den staatlichen Schulen gleichgestellt, hatten also auch dasselbe zu leisten und taten es auch. –
12. Mai 1913 [sic]1
Dienstag. Vormittags von 9 bis 14 Uhr Schule. 1430 Uhr zum Anmeldebüro, dann zur Elbbrücke, zu Feldmann. Amann war auch da. Dann zurück. Von 20–2245 Uhr gearbeitet.
13. Mai 1914
Morgens Schule. Am Nachmittag und abends vorbereitet. 2145 Uhr schlafen.
14. Mai 1914
Donnerstag. Nachmittags waren wir mit mehreren nach Schiffbek herunter. Arbeiter- und Fabrikviertel. Am folgenden Tage, 15. Juni [sic]2 , kamen Feldmann und Amann. Eine Stunde auf der Bille kahnen, war wunderschön. Um 20 Uhr zur Maiandacht. Nach derselben kam Greve. Bei Kirsch saßen wir mit Vikar und Kaplan zusammen bis
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[Blatt 53]
0 Uhr. Nachdem wir Greve noch fortgebracht, war es 030 Uhr geworden.
16. Mai 1914
Bis 13 Uhr Schule, um 1330 Uhr war Essen. Mit Kirsch, Feldmann und Amann ging die Reise heute nach Blankenese (mit der Vorortsbahn). Dort lagen wir hinter Blankenese 1,5 Stunde am Strande. Dann gings zurück nach Blankenese und von dort mit dem Dampfer bis zu den Landungsbrücken. Die Hoch- und Untergrundbahn brachte uns zum Berliner Tor. Von hier zu Fuß. 2030 Uhr im Hause. Von 22–2345 Uhr saßen wir alle beim Vikar, spielten Karten und klönten.
17. Mai 1914
Sonntag um 8 Uhr zur heiligen Messe. Dann ging ich zum kleinen Michel. 930 Uhr. Feierlich. Gehrock, Zylinder, Visitenkarte, zum Primarius Pastor Dinkgreve (Vorstellung). Nachmittags war ich mit Lulu Kirsch an der Alster. 19 Uhr Maiandacht. Abends noch von 21–2230 Uhr spazieren bis zum Steindamm, Hauptbahnhof.
18. Mai 1914
Montag. Bis 13 Uhr Schule, gelesen und geschlafen von 1330-1515 Uhr. Um 16 Uhr kam Grefe. Wir machen um 1630 Uhr Antrittsbesuch bei den Schwestern, dann war ich bis 1830 Uhr mit Grefe zusammen. Lulu und ich brachten ihn fort. Dort vorgestellt. Nach dem Essen im Garten Zeitung gelesen. Abends gearbeitet.
19. Mai 1914
Nachmittags von 1630–18 Uhr Kahnpartie mit Lulu und Lüfolding. 20 Uhr Maiandacht, mit Kirsch und Grefe nach dessen Hause, 2130 Uhr zu Haus.
20. Mai 1914
Nachmittags gelesen. 16–19 Uhr mit Kirsch zum Hafen (Rundfahrt, Elbtunnel, Bismarck-Denkmal). Heute viele Flieger gesehen (Prinz-Heinrich-Flug).
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[Blatt 54]
21. Mai 1914
Donnerstag. Christi Himmelfahrt. 10 Uhr zum Hochamt. Nach dem Essen zu Grefe. Mit dessen Frau, Tochter, Kirsch zum Flugplatz Fußbüttel [sic]3. Station der Vorortsbahn Ohlsdorf. Von 1530–20 Uhr auf dem Flugplatz. Etwa 50–60 Auf- und Abstiege. Mit der Vorortsbahn zurück bis Berliner Tor. Abends mit Vikar und Lulu auf letzteren Bude zusammen bis 0 Uhr.
22. Mai 1914
Abends Maiandacht. Dann mit Grefe nach dessen Hause, dort bis 2230 Uhr. Spazieren mit Lulu. 2345 Uhr zu Bett.
23. Mai 1914
Sehr warm. Nach dem Essen mit Lulu, um 15 Uhr zum Baden. Alster. Als wir dort waren, kam ein furchtbarer Gewittersturm urplötzlich über die Alster gerast. Plötzlich meterhohe Wellen. Sämtliche Segelschiffe kippten. Drei Kähne lagen vor uns, 10–30 m vom Ufer, im Wasser. Aus einem waren drei Personen (ein Matrose, zwei Mädchen) in's Wasser geflogen. Wir holten sie heraus. Etliche Kohlenschuten sackten lautlos ab. Rettungs-Polizeiboote rasten durchs Wasser. Halbe Stunde noch gewartet. Dann zum Berliner Tor. Dort in der Hallenbadeanstalt gebadet. Nach Haus. Vollständig umgezogen. Waren durch und durch naß. Abends zusammen Karten gespielt und gelesen.
24. Mai 1914
Sonntag. 10 Uhr Hochamt, dann Vinzenz-Verein. Mittags im Hause. Abends mit Grefe und Kirsch zum Arbeiterverein. Drittes Stiftungsfest. 015 [?] Uhr nach Haus mit Pastor Wilken.
25. Mai 1914
Nachmittags um 1530 Uhr nach Feldmann mit Kirsch bis 17 Uhr. Danach besuchte ich Fräulein Schierbaum im Marienkrankenhaus. Die ganze Einrichtung gesehen. Abends von 2145-2315 Uhr zwei Partien Schach gespielt.
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Hier könnte Fuhlsbüttel gemeint sein.↩
[Blatt 55]
26. Mai 1914
8–9 [Uhr] Vertretung für die erkrankte Schwester der 7. Klasse. Bei dem Regenwetter bleibt man im Hause. Abends zur Maiandacht. Dann war ich noch bis 2215 Uhr bei Grefe.
27. Mai 1914
Nachmittags mit Vikar, dessen beiden Meßdienern und Kirsch nach Bergedorf. Ganz durch die Wälder. 20 Uhr zurück. Schöner Weg.
28. Mai 1914
Nach dem Essen mit Kirsch zur Kunsthalle. Um 1630 Uhr trafen wir Karl Feldmann. Mit ihm hin und holten unser Geld. Ich bekam für ⅔ Monat 67,65 Mk ausbezahlt (Wohnungsgeld war schon abgezogen). Mit der Elektrischen nach Stans4. Mit Vikar, Kaplan bei Kirsch gemütlich bis 2330 Uhr gesessen.
29. Mai 1914
Freitag bis 12 Uhr Schule. Ferien bis Montag in acht Tagen. Heute um 1830 Uhr fahre ich mit dem Eilzug zur Mutter nach Hause. –
07. Juni 1914
Hamburg. Um 945 Uhr abends mit Kirsch von Osnabrück mit dem Eilzug hier angekommen. Mit der Elektrischen nach Hause. Gefuttert. Dann bis 2315 Uhr beim Vikar und Kaplan. Ausgepackt. 0 Uhr zu Bett.
08. Juni 1914
Montag. Bis 13 Uhr Schule. Mittagsschlaf bis 1515 Uhr. Mit Lulu nach Feldmann bis 1745 Uhr. Kirsch und ich sind dann noch an der Alster spazieren gegangen. Waren zum Abendessen im Hause, dann wurde gearbeitet.
09. Juni 1914
Nachdem ich nachmittags gearbeitet hatte, ging ich um 18 Uhr mit Lulu in die Stadt (Flasche Rum geholt). Abends feierten wir bei Lulu Kirsch. Einführung.
10. Juni 1914
Nach dem Mittag zogen Lulu und ich zum Feldmann. Warteten eine Stunde auf ihn, dann gings zum
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Vermutlich eine Ortsbezeichnung. Steindamm? Strand? Welchen Ort Beckmann meint, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.↩
[Blatt 56]
Botanischen Garten, mit der Elektrischen zurück.
11. Juni 1914
Donnerstag, Fronleichnamsfest. Um 10 Uhr Hochamt. Es regnet. Kirsch und Grefe bei mir. 1245 Uhr gegessen. Sonn- und Festtags gab's alleweil Wein beim Essen. Bis 1515 Uhr geschlafen. Von 1830–1930 Uhr mit Kirsch spazieren. Abends war Fronleichnamsandacht. Bis 2245 Uhr bei Grefe.
12. Juni 1914
Sehr warm. Um 16 Uhr zum Baden (Lübecker Tor). Dann auf dem Steindamm Staffelei gekauft. Nach dem Essen um 20 Uhr nach Feldmann. Von 2130–22 Uhr im Kino. Spelunke. Dann spazieren. Zur Alster bis 2330 Uhr. Waren um 015 Uhr im Hause.
13. Juni 1914
Nachmittags in der Kirche gezeichnet. Abends zur Andacht, später nach Grefe.
14. Juni 1914
Sonntag. 10 Uhr Hochamt, dann Vinzenz-Verein. Waren dann bei Grefe, ebenso nach dem Essen. Fuhren mit dessen Familie und Kirsch nach Barmbek hinaus spazieren.
15. Juni 1914
Nachmittags in der Kirche gemalt. Abends zur Kirche und Grefe.
16. Juni 1914
1130 Uhr Hitzefrei. Danach von 1145–1245 Uhr Konferenz. Nachmittags mit Kirsch zu Feldmann. König kam auch. Zusammen spazieren. Um 18 Uhr im Hause. Gelernt. 1930 Uhr gegessen. 20 Uhr Andacht. Abends alle bei Kirsch auf der Bude. Dann Grefe fortgebracht. 030 Uhr zu Bett.
17. Juni 1914
Nachmittags gemalt, dann Andacht. Greve5 bis Hexentreppen fortgebracht. 2215 Bett.
18. Juni 1914
Donnerstag. Nachmittags gemalt, dann von 16–17 Uhr in der Klasse mit Kirsch. Versuche gemacht. Dann wieder gemalt. Abends Schlußandacht. Mit Greve nach dessen Hause bis 2245 Uhr. –
19. Juni 1914
Freitag. Nach dem Essen
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Vorher oft auch Grefe.↩
[Blatt 57]
mit Kirsch nach Feldmann, von dort mit diesem nach König. Mit der Elektrischen nach Eimsbüttel. Wir blieben bis 18 Uhr, dann brachte uns die Elektrische wieder bis zum Berliner Tor. Nach dem Essen wurde Harmonium gespielt und gearbeitet. Später noch war Kirsch bei mir. Wir spielten zusammen.
20. Juni 1914
Sonnabend. War hier Blumentag (Roter Kreuztag)6. Um 12 Uhr Schulschluß. Nach dem Essen mit Kirsch zum Berliner Tor, wollten dort Greve treffen. Verpaßt. Dann mit der Altonaer Straßenbahn bis Altonaer Rathaus. Schöne Denkmäler. Dann zur Elbe gegangen, um den Segellauf des Riesendampfers „Bismarck“ zu sehen. Der Kaiser war auch eingetroffen. Wir gingen zu den St. Pauli Landungsbrücken. Dort lagen das Torpedoboot 112, ferner ein Kreuzer und die Kaiserjacht Hohenzollern. S[eine?] M[ajestät?] war anwesend. Flieger in der Luft. Als die Bismarck ins Wasser kam, ohrenbetäubender Lärm. Alle Schiffe, das Wasser im Hafen stieg. Wir dann durch den Elbtunnel, die Werften von Voß und Blohm angesehen, den größten Kran. Durch die Kaianlagen gegangen. Nach Hammerbrook übersetzen lassen. Von dort nach Stand zum Abendessen. Im Garten bis 2130 Uhr gesessen.
20. Juni 1914
Sonntag. 8 Uhr zur heiligen Messe. Dann zum Rothenburger Tor Bahnhof mit Kirsch, von dort zum Hauptbahnhof gefahren. Dreiviertelstunde hatte der Zug Verspätung. Zur Alster. War Wettschwimmen, quer durch die Alster.
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Blumentage fanden in verschiedenen deutschen Städten in den Jahren ab 1910 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs statt. Am jeweiligen Tag wurde eine bestimmte Blume als Leitmotiv erwählt und Kunstblumen für wohltätige Zwecke verteilt.↩
[Blatt 58]
Um 11 Uhr zurück mit der Elektrischen. Trafen Greve im Schulhaus. Gingen mit zu dessen Haus, feierten den Namenstag der Frau bei einem Glase Wein zum Essen. 13 Uhr waren wir zurück. Um 16 Uhr fuhren wir mit Greve vom Hannoverschen Bahnhof nach Harburg. Sind dort nach Fleestedt zu Fuß getippelt zum St. Josephs. Männervereins-Sommervergnügen. Allerlei Bekanntschaft gemacht. Abends vom Bahnhof Fleestedt zurückgefahren. Zu Fuß vom Hauptbahnhof nach Haus. 2245 Uhr zu Bett.
22. Juni 1914
Montag. Bis 13 Uhr Schule. Heute ist Kaplan Schulte nach Norwegen gefahren (Sommerreise). Von 1345–15 Uhr gemalt in der Kirche. 1615–1730 Uhr erste Privatstunde gegeben (Vzieminski). Um 18 Uhr besuchte mich Greve und blieb bis 19 Uhr. Nach dem Essen war ich mit Kirsch bei Mader. Blieben dort bis 2330 Uhr. Um 0 Uhr zu Bett.
23. Juni 1914
Dienstag. Bis 14 Uhr Schule. Nach Mittag gemalt, dann zum Baden zum Lübecker Tor. Postkarten gekauft. Überall hingeschrieben. 2230 Uhr zu Bett.
24. Juni 1914
Nach dem Essen bis 15 Uhr geschlafen. Karl Feldmann kam, blieb bis 1730 Uhr auf meinem Bau. Lulu und ich brachten ihn fort. Dann gingen wir beide noch zur Alster. Abends gearbeitet.
25. Juni 1914
Donnerstag bis 13 Uhr Schule, dann gelesen. Nachmittags zwei Stunden gegeben (Geige und Deutsch), gelernt. Abends mit den anderen bei Kirsch auf der Bude.
26. Juni 1914
Nach Mittag gemalt. Von 1615–1715 Uhr mit den Jungens Faustball gespielt. Gemalt bis 19 Uhr. Nach dem Essen bei Kirsch im Garten. Lulu war krank.
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[Blatt 59]
Um 22 Uhr zu Bett, bis 2245 Uhr gelesen.
27. Juni 1914
Sonnabend. Nach dem Essen zum Karl. Mit ihm zum Baden. „Schwanenwik", dann spazieren an der Alster, zum „Pathophon“ (Haus, wo man durch Geldeinwurf sämtliche Grammophone hören konnte. Jeder zwei Kopfhörer) im Innern der Stadt. Zum Essen nach Haus. Abends mit Lulu im Garten und von 21–22 [Uhr] auf der Bille gekahnt.
28. Juni 1914
Sonntag. 10 Uhr zum Hochamt. Danach Vinzenz-Verein. Mit Greve zu dessen Hause. 13 Uhr gegessen. Nachmittags geschlafen. Um 16 Uhr nach Greve. Mit Familie zum Festzug der 25. Fahnenweihe des Arbeitervereins St. Georg. 40 Vereine. Zum Domtor. Dort im Hotel einen Halben getrunken (Münchener 40 Pf). Um 19 Uhr zur Andacht. Nach dem Essen gelernt. Von 22–2345 Uhr bei Kirsch mit Vikar zusammen.
23. Juni 1914
Nach dem Essen gemalt, dann um 16 Uhr mit Kirsch nach Greve. Von dort unser Monatsgehalt geholt. 115 Mk. Mit Greve und Lulu nach Tietz gewesen. Dann Münchener Bräu. Eine Kalbshaxe gegessen. Fein und massig. Abends an der Alster zurück nach Greve. Bis 22 Uhr dortgeblieben, nach Haus, 2230 Uhr zu Bett.
30. Juni 1914
Dienstag. Nach dem Essen los mit Kirsch. Elektrische gefahren bis Rödingsmarkt. Wollten Mandoline und Laute kaufen. Endlich nach langem Suchen bekommen. Um 1730 Uhr wieder im Hause. 18–19 Uhr Privatstunde. Nach dem Essen Mandoline gespielt und gearbeitet.
1. Juli 1914
Mittwoch. Um 11 Uhr Hitzefrei, Mandoline gespielt. Nach dem
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[Blatt 60]
Essen zum Baden (Lübecker Tor) nach Greve. Mit dem um 17 Uhr zur Lehrversammlung „Unterelbe“ am Strohhause. Um 19 Uhr mit Kirsch nach Haus. Nach dem Essen gearbeitet und Mandoline gespielt.
2. Juni 1914
Donnerstag. Um 11 Uhr Hitzefrei. Gemalt. König kam zum Besuch. Um 1430 Uhr zum Haarschneiden, 18 Uhr Privatstunde. Nach dem Essen mit Lulu kleinen Ausgang an der Bille. Abends beim Vikar.
3. Juli 1914
Freitag. Um 10 Uhr Hitzefrei. Von 11–1230 Uhr zum Baden (Hammerbrook). Um 14 Uhr kam Göbel (Stunde). Nachmittags gelesen mit Kirsch im Garten. Abends von 2030–2130 Uhr gekahnt auf der Bille mit Kirsch und Vikar. Dann bis 23 Uhr beim Vikar. Es ziehen schwere Gewitter auf.
4. Juli 1914
Sonnabend. Die Luft ist etwas kühler, sonst unverändert. Nach dem Essen um 15 Uhr zum Bahnhof, wollten Mader abholen. Nicht getroffen. Wir weiter zur Marienkirche St. Georg. Gebeichtet. Dann nach Tiez7. Kragen gekauft. Dann durch die Stadt zum Freihafen. Ertrunkenen gesehen. Nach Haus mit Linie 14. Abends um 21 bis 2330 Uhr bei Mader gewesen.
5. Juli 1914
Sonntag. 8 Uhr zur Messe. Heilige Communion. 10 Uhr zum Hochamt. Vinzenz-Verein, dann Greve, Kirsch, Mader auf meinem Bau. Nach dem Essen geschlafen. Es regnet. Nachmittags gearbeitet. Abends beim Vikar. Namenstag „Otto“ gefeiert. Greve, Pastor, Kirsch Vikar und ich bis 0 Uhr.
6. Juni 1917 [sic]8
Montag. Nachmittag im Hause.
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[Blatt 61]
07. Juli 1914
Dienstag. Geregnet. 16 Uhr Geld geholt. Abends beim Vikar gesessen.
08. Juli 1914
Mittwoch. 11 Uhr Schulschluß. Stunde von 11–12 Uhr gegeben. Von 15–16 Uhr bei Greve, dann bei Karl. Nach Hause. Mit Vikar und Kirsch zum Hauptbahnhof gefahren. Um 1830 Uhr mit dem Eilzug nach Osnabrück. Vom 8. Juli 1914 bis zum 13. August 1914 Sommerferien. –
Dann begann der Weltkrieg. – Hier schließen die Aufzeichnungen. Nach den Sommerferien wurde ich telephonisch zurückgerufen, ich hatte mich in Osnabrück freiwillig gemeldet, konnte aber nicht ankommen, da schon überfüllt. Also fuhr ich mit Freiwilligenzug nach Hamburg. Die Fahrt dauerte 24 Stunden.
Auf jeder Station Verpflegung. Ganze Körbe mit Eiern. In Hamburg lag schon mein Musterungsschein vor, also freiwillig vorbei. Auf der Musterung zurückgestellt für ein Vierteljahr. Dann begann mein Dienst in der Schule. War allein, da Greve und Kirsch fort waren. Als dann Vikar Lüfolding auch noch eingezogen wurde, war es einsam. An der großen Schule war ich der einzige Lehrer. Sonst ein schönes Leben. Fand schöne Unterhaltung in einigen Familien, Mader, Gabriel und Göbel. Es war eine schöne Zeit. König und Dransmann kamen als Leichtverwundete zurück. In der nächsten Musterung wurde ich für Infanterie festgeschrieben, und dann kam der Stellungsbefehl. Alles wurde noch schnell geordnet, dann gings los. Mieze Göbel und Lene Gabriel brachten mich fort. Die schöne Zeit war vorbei. Im St. Joseph Männerverein wurde ich vorher noch wohlernanntes Ehrenmitglied.
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