September – Dezember 1915

______________________________________________________________

TBBpr33-a_204.jpg

[Fortsetzung Blatt 204] 

2. September 1915 

Gut zufrieden. In den letzten Tagen waren wir nicht so sehr im Gefecht. Soeben habe ich dein erstes Paketchen bekommen. Schicke mir keine Zigaretten und Kaffee, bekommen alles geliefert. Aber Strümpfe, die kann man gebrauchen. Ich habe mich recht über das Paketchen gefreut.

4. September 1915  

Bin gut zufrieden. Erhielt soeben eine Namenstagkarte von Gescher, kann leider nicht wieder schreiben, da ich diese Karte schon geliehen habe. Wir haben in der letzten Zeit viel laufen müssen. Sind jetzt nicht weit von Grodno. In den nächsten Tagen Ersatzmannschaften. Von dem Stand der Dinge hören wir wenig. Die Zeitungen kommen erst einen halben Monat später. Wir hoffen aber, daß bald Schluß ist. Wenn du mir Paketchen schickst, bitte nur Fettigkeiten. Gewaschen habe ich mich seit drei Wochen nicht mehr. Jeden Tag fange ich 50 bis 60 Läuse.

10. September 1915 

Jetzt bin ich bald zwei Monate im Felde, was geht doch die Zeit hin. Abends freut man sich immer, daß wieder ein Tag herum ist und hofft zugleich auf baldigen Frieden. Es wird nachts schon kalt. Ich habe eine gute wollene Decke, die wärmt gut durch. Wir schlafen
______________________________________________________________

TBBpr33-a_205.jpg

[Blatt 205] 

stets draußen unter freiem Himmel. Man gräbt sich ein Loch, deckt sich zu und schläft ein paar Stunden. Überhaupt kann man so ziemlich ohne Schlaf zu. Der Krieg ist doch eine Zeit der Entbehrungen, wie man sich nicht vorstellen kann. Ich wundere mich, daß ich das alle so abkann. Hoffentlich bleibt das so. Wenn es kälter wird, mußt du mir noch Sachen schicken. Ich schreibe noch vorher, was. Strümpfe kann ich jetzt gut gebrauchen. Sonst hab ich wohl alles.

11. September 1915  

Rußland. 23 Uhr abends. Bin gut zufrieden. Was soll ich lange schreiben. Post wird eingesammelt. Grüße usw.

14. September 1915 

Schicke soeben 15 Mk ab. Heute Morgen bekam ich das Schokoladenpaketchen von Tante Marie. Habe mich recht gefreut. Wir müssen in letzter Zeit tüchtig marschieren. Bald wird wohl der Stellungskrieg eröffnet werden. Das Wetter geht. Nachts wird es aber schon kalt und die Läuse und Flöhe lassen uns nicht schlafen. Hoffentlich ist bald Schluß.

16. September 1915 

Immer gut zufrieden, hoffentlich bleibt es so und ist bald Schluß. Liegen augenblicklich im Schützengraben. Der Russe hat sich sehr stark verschanzt. Was das noch alles werden soll, mag der liebe Himmel wissen. Von der Politik hören wir wenig. Hunger ist sehr stark. Essen knappt. Vielleicht kommen wir bald von hier fort. Läuse und Flöhe lassen einen nicht mehr schlafen. Zweimal habe ich in der ganzen Zeit unter Dach auf Stroh geschlafen. Sonst immer unter freiem Himmel.
______________________________________________________________

TBBpr33-a_206.jpg

[Blatt 206] 

Das ist der Krieg. Viele, viele Grüße und baldiges Wiedersehen. – Drei Tage lagen wir hier im schwersten Kampfe. Mit einem Freund teilte ich Freud und Leid. Essen konnte nicht nachkommen. Wir lebten von [unleserliches Wort] auf dem Felde (roh) und rohen Kartoffeln. Fünfmal hatten wir angegriffen. Immer nur wenig weiter. So lagen wir am Abend des 16. September 1915 etwa 200 [m?] vor dem feindlichen Graben. 20 m Drahtverhau. Im Dorfe Kamionka war ich nachts noch los gewesen zum Honigholen. Jetzt kam Befehl, noch am Abend zu stürmen. Wir wollten nicht.
Hinter uns waren 4000 Sack Post für die Division angekommen. Konnten nicht verteilt werden. Dann kam Befehl, noch näher heranzuarbeiten. Wurde gemacht. Eingegraben. Ich bis an den feindlichen Draht auf Horchposten, Tretminen. Habe dort geschlafen. Morgengrauen zog ich mich zurück. Mein Freund und ich losen, wer zurück soll. Ihn trifft das Los. Geschirr voll Kartoffeln gepreßt. Lagen im Kartoffelfeld. Er loß, unheimliches Maschinengewehrfeuer auf ihn. Erreicht nach langer Zeit doch den Wald. Um 11 Uhr sollte alles wieder da sein. Er kam nicht. Um 1115 Uhr soll Sturm sein. Ich bekomme Drahtschere. Habe Ahnung, daß ich was weg bekomme. Schneide Toten die Rockknöpfe ab, nähe mir an. Esse mein letztes Brot. Schwere 2 Ztr.-Minen machen Stellung sturmreif. Einen Russen sehe ich mir gegenüber 20–30 m hoch durch die Luft sausen. 1115 Uhr Sturm. Schweres Flankenfeuer. Ich bekomme 6 m vom Graben Schlag gegen die Seite,
______________________________________________________________

TBBpr33-a_207.jpg

[Blatt 207] 

schieße kopfüber, Gewehr fort. Greife unteren Rock. Blut. Tornister lag vor mir. Will einbuddeln. Geht nicht mehr. Reiße den Mantel herunter. Greife Tornister, Mantel, sechs Schritt zurück, denselben Augenblick über mir Schrapnell. Kugeln durchschlagen meinen Mantel. Die schwere Hülse schlägt bei meinem Einsprung auf die gegenüberliegende Grabenwand, springt zurück nur zwischen die Beine. Werde verbunden. Zweite, dritte Linie geht vor. Unsere sind durch. Kompanie über 170 Mann Verluste. Werde noch mehrmals verbunden. Gehe im tollsten Feuer zurück. Rufe im Wald nach meinem Freund. Keine Antwort, bekomme Essen bei der Artillerie. Erbensuppe. Vorher Prinz Eitel Friedrich gesprochen. Verbandsstelle. Honig gesucht. Dann gings auf Wagen zurück. Im Pferdestall, irgendwo übernachten. Am andern Morgen opfere ich meinen ganzen Rauchvorrat und der Schaffner eines leeren Offiziersautos nimmt mich mit nach Grodno. Dort sehr gute Verpflegung. Schlafen auf dem Boden. Am andern Morgen mit Lastauto bis Augustowo, dort in der Kirche. Viele Schmerzen bei den Fahrten. Läuse plagen. Treffe hier zufällig meinen Freund wieder. Dem war beim Kartoffelkochen der linke Arm zerschlagen. Kaufe Salzhering. Anderen morgen fährt Lazarettzug. Ich muß mit. Auto schon voll, das uns zur Bahn bringen soll. Ich vorne auf dem Schutzblech. Schmerzen. Ist ein Wunder, daß ich da nicht abfiel.
______________________________________________________________

TBBpr33-a_208.jpg

[Blatt 208] 

Aufnahme im Lazarettzug. Neue Wäsche. Schöner Platz, oben am Fenster. Schöne Zeit. Meine Kleider befördert man nach draußen, wegen der Läuse (durch Schlachten bei Skidel [sic]13 und Bartosze zur Lebioda). Für den 8. September war der Angriff auf die Linie Kotra-Kochowo-Kowce14 befohlen. Der Feind wurde zurückgedrängt, konnte sich aber, durch frische Truppen verstärkt, in der Linie Lawna-Vorwerk[sic]-Lawna [sic] (3 km südlich Lawna [sic])15 wieder festsetzen. Am 9. September Fortsetzung des Angriffes. Stellung war stark ausgebaut, Gegner hatte außerordentlich viele, gute und starke Artillerie. Am 10. näher heran. Am 11. 4 Uhr vormittags gestürmt. Fünf Offiziere, 600 Mann, fünf Maschinengewehre gefangen. Feind machte viele Gegenangriffe. Mühelos mit starken Verlusten abgewiesen.
Zahlreiche Gefangene, zwei Maschinengewehre. In der Nacht vom 12. [auf den] 13. September ging der Feind zurück. Patrouillen fanden am Abend des 13. Kamionka noch besetzt. Am 14. morgens von der Nachbar-Division gesäubert. Der Gegner leistete aber bei Zylicki-Bartosze16 starken Widerstand. Seine Sicherungen drängte J. R. 8417 zurück und nun lagen wir vor der Hauptstellung. Die sich nun um die Stellung bei Bartosze entwickelten Kämpfe gehören zu den schwersten, die bisher die Division auf französischem und russischem Kriegsschauplatz zu bestehen hatte. – Sanft ansteigendes Gelände, keinen Schutz gegen Sicht und Feuer. Feind sehr starke schwere und leichte Artillerie. Und ausgezeichnete sibirische Truppen. Am 15. arbeitete sich die Infanterie der
______________________________________________________________

  1. Skidzyel?

  2. Vermutlich eine Ortsbezeichnung. Welchen Ort Beckmann meint, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.

  3. Plawna?

  4. Vermutlich eine Ortsbezeichnung. Welchen Ort Beckmann meint, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.

  5. Vermutlich für Jäger-Regiment 84.

TBBpr33-a_209.jpg

[Blatt 209] 

Division unter wirksamster Unterstützung der Artillerie auf 200 m heran. Die Nacht wurden schwere Artillerie und Minenwerfer eingebaut. Infolge verspäteten Eintreffens der Minenwerfer wurde der Angriff vom 16. auf den 17. verschoben. Am 17. begann um Hellwerden das Einschießen. 9 Uhr beendet. Um 915 Uhr begann das Wirkungsschießen. 940-1010 Uhr Pause. Es wurde noch nicht genügend Wirkung festgestellt. 1015-1115 Uhr erhöhtes Wirkungsschießen. Die Infanterie geht auf Sturmstellung heran (wir lagen ja vorn). 1115 Uhr Sturm. 1115-1118 Uhr war das Feuer auf rückwärtige Stellungen verlegt. Der Sturm, der Durchbruch gelang. Der Feind große Verluste, aber auch wir. Der Durchbruch der Division hatte den anderen Nachbardivisionen den Weg freigemacht. Der Feind wurde noch verfolgt. Am 19. September wurde die Division abgelöst und kam wieder nach Frankreich.

17. September 1915 

Rußland. Karte, geschrieben von einem Kameraden. Liebe Mutter! Bin heute Morgen beim Angriff am rechten Oberarm leicht verwundet. Mach dir keine unnützen Sorgen, es ist ein Heimatschuß. Es grüßt usw.

19. September 1915 

Grodno. Selber geschrieben. L[iebe?] M[utter?]. Bin auf der Reise nach Deutschland. Habe Schuß durch rechten Oberarm. Heilt bald. Freu dich. Schick vorläufig keine Pakete. Schreibe den anderen sonst – und Kuß – Bernhard. – (Schuß ging Brustseite ein, quetschte sich zwischen Schlagader und Hauptnerv durch. Ausschuß am Oberarm. Flankenfeuer).

21. September 1915 

Lazarettzug. Thorn. Zurzeit im Lazarettzug.
______________________________________________________________

TBBpr33-a_210.jpg

[Blatt 210] 

Von hier die besten Grüße an alle. Mir gehts sehr gut. Verpflegung sehr gut. Schmerzen habe ich keine. Komme nach Frankfurt am Main. Sind jetzt einen Tag am Fahren. Grüße. – N[ota] B[ene] Wenn diese Karte eher kommen sollte, bin am rechten Oberarm verwundet. Ganz oben, Fleischschuß.

24. September 1915 

Gestern hatte ich eben den Brief fortgeschickt, als uns der Unteroffizier sagte, daß wir uns nach acht Tagen in die Heimat überschreiben lassen könnten usw. Bitte an Mutter, die Papiere (Gesuch, Bescheinigung vom Heimatlazarett, daß Platz vorhanden) mir zu schicken usw. Das Schreiben fällt schwer. Muß den rechten Oberarm immer steif anlegen. Die Fahrt im Lazarettzug war wunderschön. Als wir in Frankfurt ankamen, großer Empfang. Meine Weste lag draußen. Da hatten sich so viele Läuse versammelt, daß die ganze Geschichte ins Feuer kam. In einer großen Halle verpflegt, mit Zwieback und Kakao.
Waren die ersten Verwundeten aus Rußland. Die Damen interessierten sich besonders für Läuse. Dann gings (Frankfurt Niederrad) zum Lazarett (Hesterberg), andere Seite des Mainz [sic]. Kleines Mädchen schenkt mir unterwegs eine Tafel Schokolade. Im Lazarett gebadet, reine Wäsche, schönes Leben. Außer unseren Portionen konnten wir so viel Kartoffel essen, bis wir satt waren. Unheimliche Mengen. Als ich ins Lazarett kam, wog ich nur mehr 100 Pfd. In kurzer Zeit aber wurde ich aufgedunsen dick. Dann machte sich das Herz bemerkbar. Konnte keine Treppe mehr steigen, ohne erst auszuruhen. Ebenfalls Blasenerkältung. Sonst guter Dinge.
______________________________________________________________

TBBpr33-a_211.jpg

[Blatt 211] 

Mit meinem Freund, der auch mitgekommen war, zog ich durch Frankfurt. Er den linken Arm in der Binde, ich den rechten. Die Leute wollten sich umbringen vor Freundlichkeit.

28. September 1915 

Frankfurt. Mutter war mit nach Telgte (Frauen von Osnabrück). Mir gehts gut. Besten Dank für dein Paket. Ich denke, daß ich dort eine vierwöchentliche Kur durchmachen kann. Hoffe Sonntag in Osnabrück zu sein. – Dann kamen die Scheine. Ich müßte noch zum Generalarzt, mich vorstellen, dann ging es im Schnellzug am Rhein herunter, zweite Klasse. Sanitäter im Wagen der Heimat zu. Wunderbar. In Essen übernachtet. Am anderen Morgen weiter nach Osnabrück. Mutter war an der Bahn. Freudiges Wiedersehen. Ich war wieder bei Muttern in der Heimat. In Osnabrück komme ich in das Reserve-Lazarett der Gasfabrik Kromschröder, finde gute Aufnahme, kann jeden Tag nach Hause zur Mutter gehen. Die Wunde heilt viel zu schnell. In Osnabrück bleibe ich etwa vier Wochen. Nicht allein der Wunde wegen, ich war mit meiner Gesundheit derart herunter, daß ich Erholung nötig habe. Dann kam ich zur Genesenden-Kompanie meines Regiments in Schleswig.

4. November 1915 

Heute zum Arzt gewesen. Muß erst im Lazarett pendeln, daß der Arm wieder gelenkig wird, morgens und nachmittags.

5. November 1915 

War (auf der Fahrt von Osnabrück [nach] Schleswig) von Montagabend bis Sonntag in Hamburg. Viel Freude gehabt. Gehe jetzt zum Pendeln. Von meinen Kameraden, die mit mir ausrückten, sind wohl alle wieder hier (verwundet oder tot), befördert ist keiner.

6. November 1915 

Gestern wieder
______________________________________________________________

TBBpr33-a_212.jpg

[Blatt 212] 

bei[m] Arzt. Muß noch 14 Tage pendeln. Dann bekomme ich Urlaub. Bin guter Dinge. Dienst mache ich nicht. Faules Leben.

7. November 1915 

Schade, daß ich so weit von Osnabrück bin, könnte sonst jeden Sonntag auf Urlaub fahren. Jeden Tag kommt eine Anzahl Verwundeter aus den Lazaretten hier an. Die Wunden von Rußland heilen. Die Genesenden-Kompanien sind überfüllt. Heute geht auch ein großer Transport ab. Ich habe noch Zeit.

9. November 1915 

Sobald ich mit dem Pendeln auf dem Hesterberg (Idiotenanstalt) fertig bin, bekomme ich 14 Tage Urlaub. Freie Fahrt, Löhnung geht weiter, täglich 1,10 Mk Verpflegungsgeld. Liege in der Kaserne, habe es gut, kann auch ins Bürgerquartier kommen. 630 Uhr stehen wir auf, 730 Uhr antreten, 1030 Uhr gehe ich eine Viertelstunde pendeln, 1115 Uhr Essen, 1445 Uhr antreten, 1630 Uhr pendeln, 1815 Uhr antreten, Abendessen, 21 Uhr zu Bett. Essen ist sehr gut.

10. November 1915 

Gestern mit einem Kameraden ins Bürgerquartier gekommen. Wohnen Husumer Baum 9. – Ist eine halbe Stunde von der Kaserne. Den ganzen Tag laufen. Dienst mache ich ja nicht, aber dreimal antreten, einmal Essen holen, zweimal pendeln, einmal Brot. Wetter ist schlecht.

11. November 1915 

Traf heute meinen Freund Barth, der von Leipzig schrieb, und mit mir im Lazarette war. Große Freude. Täglich trifft man neue Bekannte.

12. November 1915 

Paket von Mutter. Pulswärmer kann ich gut gebrauchen. Es wird kälter und wir haben keinen Ofen auf der Bude. Schlechtes Wetter.

13. November 1915 

Sonntag. Morgen muß ich wieder zum Arzt.

16. November 1915 

Schlechtes Wetter. Heute haben wir einen verwundeten

______________________________________________________________

TBBpr33-a_213.jpg

[Blatt 213] 

Kameraden zur letzten Ruhe geleitet und welch ein Unterschied mit dem Begräbnis im Felde. Bürgerquartier ist gut. Wann Urlaub, weiß ich noch nicht. Wer länger als sechs Monate im Felde war, bekommt drei Wochen, sonst 14 Tage.

18. November 1915 

Es ist kalt. Mir geht es gut. In diesen Tagen kommen wieder viele fort. Wir hoffen alle auf baldigen Kriegsschluß. Schreibe viel, an alle Bekannte. Ich habe doch von allen Seiten viele Pakete ins Feld bekommen, aber leider nicht erhalten. Rußland und die Verwundung machte einen Strich durch die Rechnung.

20. November 1915 

Sonntag. Die meisten sind auf Sonntagsurlaub gefahren. In den letzten Tagen kamen 550 Mann ins Feld. Meine Hauptbeschäftigung ist "schreiben".

21. November 1915 

Paket von Mutter. Meine letzte Feldlöhnung bekam Mutter zugeschickt, ich bekam sie in Schleswig auch. Also doppelt. Bitte Mutter um etwas Geld. Ist alles teuer.

22. November 1915 

Viele von meinen Kameraden, die mit mir eingekleidet sind, wurden schon wieder umgekleidet. Ich pendele noch. Heute kamen wieder 60 Mann von uns zur Kompanie. Können dann jeden Tag wieder ins Feld kommen.

23. November 1915 

Mir geht's gut. Mein Quartier ist gut. Sitze abends mit der Familie zusammen. Morgens und abends gibts Kaffee, gute Betten.

24. November 1915 

Es wird Winter. Die mit mir vom Lazarett kamen, haben ihren Heimaturlaub schon längst hinter sich.

25. November 1915 

Geld erhalten von Mutter. Meine Papiere sind mir überall nachgereist. Erst nach

______________________________________________________________

TBBpr33-a_214.jpg

[Blatt 214] 

Frankreich – Rußland – Frankfurt am Main, Osnabrück. Hier hat man sie Mutter zugestellt. – Gestern sind viele Bekannte ins Feld gekommen.

30. November 1915 

Bin heute einen Monat aus dem Lazarett. Wetter kalt und schlecht. Komme vorläufig noch nicht ins Feld.

2. Dezember 1915 

Wäsche gebe ich zum Waschen fort. Pendele noch immer. Gestern feierten hier die Eltern meiner Logierwirtin goldene Hochzeit.

4. Dezember 1915

Mir gehts immer gut. Meine Papiere sind nun bei der Kompanie. Mit meiner Verwundung habe ich Pech und Glück gehabt. Wäre ich nicht verwundet, wäre ich befördert und hätte das EK bekommen (alle, die die Offensive mitgemacht, sind so ausgezeichnet worden). Von unserem Bataillon in Stärke von 1200 Mann sind nur 35 Mann übriggeblieben. Und ich bekam im letzten Gefecht eine verpaßt. – Aber so ists auch gut. Wäre wohlmöglich [sic] längst unter der Erde.

7. Dezember 1915

In den letzten Tagen kommt die Post mit Verzögerung. Ob Postsperre ist? Hier oben ists nicht ganz geheuer. Engländer. Zu Weihnachten habe ich Urlaub eingereicht. Vom 22. [bis zum] 27. Werde also noch pendeln. Mein Arm wird immer besser. Nur wenns anderes Wetter gibt, kann mans merken. Dienst machen wir nur leichten (Freiübungen).

9. Dezember 1915 

Gestern von Mutter Paket. Haben viel Dienst, keinen schweren. Nur herumstehen und frieren.

11. Dezember 1915 

Immer dasselbe.

13. Dezember 1915 

Heute kommt der Generaloberarzt.

12. November 1915 [sic]18

Tante Maria schr[ie]b (Paketchen), daß sie Oma besuchen will.

______________________________________________________________

  1. Vermutlich meint Beckmann den 14. Dezember 1915.

TBBpr33-a_215.jpg

[Blatt 215] 

Habe nun gutes Unterzeug. Eine dicke wollene Weste und zwei Paar wollene Strümpfe habe ich gestern von der Kammer geholt. Alles neu.

15. Dezember 1915 

Morgen ist wieder Untersuchung, Wenn ich dann nicht mehr pendeln brauche, bekomme ich sofort 14 Tage Urlaub. Wollte sonst erst noch sechs Tage Weihnachtsurlaub mitnehmen.

16. Dezember 1915 

Heute zum Arzt. Brauche nicht mehr pendeln. Bekomme somit meinen Erholungsurlaub. Werde wohl heute abends abfahren. Bin dann gegen 5 Uhr morgens dort. –

17. Dezember 1915 

Wollte heute fahren, müßte dann aber schon am 31. wieder hier sein. Meinte der Feldwebel, ich solle bis zum 21. warten. Brauche dann erst nach Neujahr wieder da zu sein. Also bis dahin. – – Und dann fuhr ich auf Urlaub bis zum 3. Januar 1916 bei Muttern. Schöne Zeit.

[Fortsetzung Blatt 215 folgendes Kapitel]

______________________________________________________________